Der Kammweg rund um Gohrisch

Gohrisch, na ja, nettes Dorf, und gleich nebenan Gohrischstein und Papststein. Das kennen wir ja. Aber angeregt durch eine Beschreibung im neuen Buch des Stiegenbuchverlages wurde das hier eine wirklich schöne Runde. Und selbst jetzt, in den Herbstferien, waren wir auf derselben fast immer allein. Lediglich auf den Gipfeln der zwei Steine herrschte einiges Begängnis, aber selbst hier konnten wir (fast) immer auf Routen ausweichen, die Ruhe versprachen. Also, wandern wir mal los:

2014-10-28 13.48.35 Es herbstet.

Unser Auto stellen wir am besten auf der Schandauer Straße im Ort Gohrisch ab, dort gibt es kostenlose Parkbuchten. Und sollten die belegt sein, dann ist auch in der Ortsmitte noch ein großer Parkplatz zu finden. Und auf dem ist immer Platz, was man von dem Parkplatz am Fuße der beiden Tafelberge (am Galgen) eher nicht sagen kann. Wir gehen jetzt ein paar Meter auf der Straße ortsauswärts und erspähen sogleich am linken Rand den Waldfriedhof. Der ist wirklich idyllisch, sollte ich eines Tages in den Waldboden beißen, so darf man mich gern hier bestatten. Am Ende des Friedhofs dann ein Wegweiser, der uns den Kammweg anzeigt.

DSCN0894 Hier geht es lang.

Also dem Pfad gefolgt. Der hat eine Besonderheit: man kann Dutzende historische Forstgrenzsteine bewundern. Wirklich: Dutzende. Ich hab nicht gezählt, denn irgendwann hat man eben genug davon gesehen. Ich kenne aber genug Stellen, wo schon ein einzelner dieser Steine eine kleine Attraktion im Wald darstellt. Und hier dann die komplette Überdosis.

DSCN0895 Davon gibt es noch viel mehr.

Der Pfad ist recht bequem und zieht sich in eher ruhiger Steigung bis auf eine Anhöhe namens Großer Spitzhübel. Hier steht sogar eine Bank.

DSCN0897 Erst mal verschnaufen.

Sodann wird der Pfad aber wirklich schmal und ist an einigen Stellen auch ziemlich zugewachsen. Da geht es schon mal durch Farn und Gestrüpp.

DSCN0901 Müsste mal ein wenig freigeschnitten werden.

Obendrein geht es jetzt steil bergab in das Pfluggründel, und aus diesem auch gleich steil wieder heraus. Sodann wieder geruhsam weiter bis zu einem Aussichtspunkt namens Annas Ruhe, der wieder eine Bank und einen eher bescheidenen Ausblick auf Bad Schandau bietet.

DSCN0904 Hier ruhte Anna.

Im weiteren Wegeverlauf, außer den immer gegenwärtigen Forstgrenzsteinen: die Volkssturmlöcher, spärliche Reste von Verteidigungsanlangen aus den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, und der Gohrischer Bloß, ein einstmals vielgenutzter Hohlweg, der heute fast verschwunden ist.

DSCN0908 Kaum noch zu erkennen: Volkssturmloch.

DSCN0916 Gohrischer Bloß.

Schließlich mündet der Kammweg auf einem breiteren Weg mit gelben Punkt, dem Tiergartenweg. Welchen wir nach rechts folgen, bis wieder rechts ein eher unscheinbarer Wegweiser zur Felsenbühne zeigt. Selbige ist eher klein und bescheiden. Angelegt wurde sie wohl in de 50er Jahren. Inwieweit hier tatsächlich Aufführungen stattfanden, weiß ich nicht. Aber das Areal wirkt auch heute noch gepflegt.

DSCN0919 Felsenbühne.

Jetzt heißt es, Obacht geben: mit Blick zur Bühne halten wir uns weiter nach rechts, bis wir ans Ende des kleinen Felskessels kommen. Hier erspähen wir einen Trampelpfad, der uns knackig an den oberen Rand des Kessels und von dort weiter führt. Schon nach wenigen Minuten stehen wir so an einer Aussicht Richtung Lilienstein, die sich sehen lassen kann.

DSCN0921 Blick zum Lilienstein.

Von dieser Aussicht führt ein bequemer Waldweg weg, welcher wieder auf dem Tiergartenweg endet. Dem folgen wir jetzt zurück in den Ort Gohrisch.

Auf der Hauptstraße ein paar Meter nach links, dann zweigt direkt an der nächsten Kreuzung wieder ein Wanderweg ab, markiert mit dem gelben Punkt und zusätzlich mit einem “L” als Lehrpfad. Selbiger Weg bringt uns jetzt sehr bequem bis an den Fuß des Gohrischsteins.

DSCN0924 Wirklich bequem.

Dort angekommen wimmelt es nur so von Wegweisern, so dass wir den Aufstieg gar nicht verfehlen können. Schon auf den ersten Metern gibt es hier wunderbare Felsmurmeln zu sehen.

DSCN0928 Riesenwürfel?

An einer Bank, welche dem Förster Grünewald (kein Wortspiel) gewidmet ist, teilt sich der Weg: nach rechts der “bequeme Aufstieg” (Treppen, eine Minileiter), oder nach links, in die Falkenschlucht. Dieser Weg war mal richtig kribbelig, so mit reichlich Luft unter den Füßen, wurde aber vor rund zwei Jahren “sicherer” ausgebaut. Was nicht jedem gefallen hat. Aber Spaß macht er trotzdem immer noch. Wir zwängen uns also in eine düstere Felsspalte und steigen über mehrere Stahlleitern nach oben.

DSCN0931 In der Falkenschlucht.

Auf dem Gipfel angekommen geht es nach links zur sehr empfehlenswerten Aussicht an der Wetterfahne, die wir diesmal aber weggelassen haben. Dieweil uns der Magen knurrte und wir eine Ecke für die Rast suchten. Also nach rechts gegangen, dort steht dann schon bald eine nette Schutzhütte. Welche aber dicht belegt war, hier hat es sich mit der Einsamkeit erledigt. Kein Problem, kurz vor der Hütte zweigt ein Pfad zur Schwedenhöhle ab. Der ist als “schwierig” gekennzeichnet, was er aber nicht wirklich ist. Es gibt lediglich eine recht hohe Felsstufe, die immer feucht ist, genau wie der schlammige Boden drumherum. Man saut sich also garantiert die Pfoten ein.

Die Höhle selbst diente, wie viele andere in der Region, im 30jährigen Krieg als Versteck vor den schwedischen Truppen. Dafür wurde sogar ein Wassersammelbecken angelegt, welches man heute noch erahnen kann. Und Ruhe hat man hier auch, also erst mal die Bemmen rausgeholt.

DSCN0935 Schwedenhöhle.

Wieder zurück an der Schutzhütte, kann man erst mal die Aussicht auf den Papststein, unser nächstes Ziel, genießen.

DSCN0938 Da wollen wir gleich noch hin.

Wir steigen jetzt den Ostaufstieg hinab. Obacht: hier überqueren wir die allerletzten beiden traditionellen Spreizhölzer, die es im Elbsandstein noch gibt. Ein paar schöne hölzerne Leitern gibt es außerdem.

DSCN0940 Abwärts.

Unten dann der immer volle Wanderparkplatz. Und ein breites Grinsen über die riesige Tafel, welche einerseits erklärt, weshalb der jahrzehntelang kostenlose Parkplatz plötzlich Gebühr kostet, und andererseits eine Skizze zum korrekten Einparken zeigt. Deutschland, deine Bürohengste.

DSCN0942 Wider die Parkplatzanarchie!

Wir könnten jetzt direkt auf der anderen Seite auf dem markierten Weg den Papststein besteigen. Oder aber wir nutzen, damit das Ganze interessanter und auch ruhiger wird, den Förstersteig. Der beginnt ungefähr an der Talstation der Seilbahn, welche die Berggaststätte versorgt und endet auf der oberen Gipfelplattform am Feuerwachturm. Mehr will ich hier nicht beschreiben, wer den Weg finden will, dem wird das auch gelingen.

DSCN0944DSCN0945DSCN0947

Auf dem Förstersteig.

Oben dann wieder deutlich mehr Menschen und das Berggasthaus. Bei Preisen von 3,90 €  für einen halben Liter und knapp 8 Euronen für einen Topf Soljanka ist aus meiner Sicht der Rucksack die bessere Alternative, weshalb wir gleich gegenüber den Abstieg angehen. Der ist jetzt mit einem roten Punkt markiert. Von diesem Weg hat man eine sehr schöne Aussicht auf den Ort Papstdorf.

DSCN0949 Blick hinab.

Wir folgen dem markierten Weg aber nur bis zu einer Art Plateau, ab dort würden dann Treppen ins Tal führen. Zur Linken spähen wir ein wenig in den Wald und finden einen schmalen Pfad. Der führt uns jetzt zu den beiden Kletterfelsen Kleine- und Große Hunskirche und von dort auf vielen hölzernen Treppenstufen auf einen breiten Forstweg namens Rietzschengrund.

DSCN0952 Hunskirche.

Auf diesem breiten Weg nach links, und schon stehen wir wieder auf dem Parkplatz. Scharf nach rechts gespäht, dort beginnt ein unmarkierter Waldweg. Der heißt “Alte Jäke” und bringt uns, immer geradeaus, wieder zurück zum Waldfriedhof in Gohrisch.

DSCN0954 Alte Jäke.

Fazit: knapp 14 Kilometer. Viel Ruhe und ein wirklich schönes Wandern auf dem Kammweg. Der Gohrisch ist immer einen Besuch wert, und den Papstein kann man auf alternativen Routen erkunden, dann ist man auch allein. Hat richtig Spaß gemacht.

Tipp zur Orientierung: auf Rolf Böhms Wanderkarte “Festung Königstein und die Tafelberge” sind alle beschriebenen Wege drauf – mit Ausnahme des Förstersteiges und des Trampelpfades zwischen Felsenbühne und Liliensteinblick. Aber die findet man auch so.

. Zur groben Orientierung.

21030cookie-checkDer Kammweg rund um Gohrisch

3 Gedanken zu „Der Kammweg rund um Gohrisch

  1. Eine wirklich schöne Wanderung. Bin einen Tag vorher so ähnlich gewandert.
    Deine Beschreibungen sind wie immer sehr Informativ. Wenn man will und weiß wo kann man sein Adrinalinkick trotz Umbau der Falkenschlucht zum teil noch haben.
    Also 3, 90 € für ein Bier und dann kein Geld für eine ordentliche Müllentsorgung der Hammer.

  2. Eine schöne Tour, die wir so ähnlich auch schon gemacht haben! Ich würde den kleinen Abstecher zum Kleinhennersdorfer Stein unbedingt noch empfehlen. Dort sind auch kaum Wanderer unterwegs. Der Kammweg war bei unserem Besuch zwar ausgeschildert, aber mit dem Hinweis versehen, dass dieser schon stark zugewachsen sei. Davon sollte man sich aber wirklich nicht abhalten lassen. Den Förstersteig mussten wir tatsächlich trotz guter Kartenwerkzeuge lange suchen und sind dann doch irgendwie querfeldein gelaufen. Aber mit Sicherheit schöner, als die Metalltreppen.

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