Das ist eine Tour, die vor allem ganz viel Abwechslung enthält. Wir finden die allermeiste Zeit sehr viel Ruhe im Wald. Dazu kommt eine gesunde Mischung aus bequemen Waldwegen und Pfaden. Hoch und Runter kommt auch nicht zu kurz, wobei es natürlich auch alte Stufen und sogar ein paar Leitern gibt. Nicht zuletzt die eine oder andere wirklich schöne Aussicht, und ein paar nette kleine Entdeckungen. So, wie beschrieben, funktioniert das nur mit dem ÖPNV. Wenn es denn funktioniert, wir hatten auf der Rückfahrt das berüchtigte “S-Bahn-Roulette” und am Ende zwei Stunden Verspätung. Schöner Dreck. Mit dem Auto geht es aber auch, man parkt dann in Leupoldishain. Wobei sich die Tour dann um einige Kilometer verkürzt und um mehrere Höhepunkte ärmer wird. Man sollte also wirklich die Öffis versuchen, auch wenn es schmerzhaft werden könnte. Mit Kindern empfehle ich aber dann eine kürzere Variante mit Auto und einem zusätzlichen Höhepunkt für die Kurzen. Dazu später mehr.
Jetzt genug des Geschwafels, wir laufen los. Start ist die Bushaltestelle “Leupoldishain – Gemeindezentrum”. Von dort laufen wir ein Stück entlang der Dorfstraße aufwärts. Bis wir zur Linken einen Volleyballplatz samt Parkplatz erspähen. Direkt an diesem geht es auf einen Waldweg, dem wir nach rechts folgen. Nur ein paar Meter, dann zweigt auch schon ein Pfad, markiert mit einem schwarzen Pfeil als “Kletterzugang”, nach links ab.
Der führt zum Kletterfelsen “Teichwächter”. Doch weniger dieser ist für uns als Wanderleute interessant, sondern die ihn umgebenden Felsen. Bekannt als das Kleine Labyrinth. Als solches sind sie auch in Rolf Böhms Karte “Nikolsdorfer Wände” eingezeichnet. Auf anderen Karten, auch online, suche man den “Teichwächter”, der ist überall drauf. Und hier wird es schon das erste Mal richtig schön: in der Kreuz und in der Quer kann man hier durch enge Spalten krabbeln und auf Murmeln klettern. Ein paar Eindrücke:
Um wieder raus zu kommen, gibt es gleich einen Sack voll winziger Pfade. Grob orientieren wir uns nach Nordwesten und erreichen so den Schäfersteig, einen gut ausgebauten und bequemen Waldweg. Ein kleines Teich-Biotop grüßt vom Wegesrand.
Wir erreichen den Ortsrand von Langenhennersdorf, überqueren nur die Straße und schlagen uns gleich wieder in den Busch. Links abgebogen und am Waldrand entlang, eine kleine Aussicht – mit Bank – mitgenommen und ein paar Treppen hoch.
Schon stehen wir an der Aussicht am Napoleonstein. Eine Tafel verrät uns, dass der Franzose hier einst einen Truppenaufmarsch beobachtet hat. Ob er dazu auf eine Kiste steigen musste?
An der linken Seite des Aussichtsfelsens, ein paar Meter runter, hat sich dann ein genialer Scherzbold verewigt. Ein Bild des Kaisers, eine goldene Kanonenkugel und eine Tafel berichten eine hanebüchene Story. Nur soviel: die legendäre Vodkafreudigkeit russischer Kanoniere rette Napoleon das Leben. Ist natürlich Quatsch, aber ein wirklich schöner solcher.
Wir gehen zurück Richtung Straße und überqueren die erneut. Parallel geht ein Pfad durch den Wald, der uns zum Hohlen Stein bringt. Dort könne wir eine gediegene Anzahl von Sandstein-Sanduhren bewundern.
Schon sind wir in Sichtweite eine Wiese, die wir überqueren. Und dahinter ein Parkplatz, auch geradeaus drüber weg. Und gleich wieder in den Wald. Hier beginnt ein unmarkierter Aufstieg auf den Bernhardstein.
Mal als breiter Weg, mal als Pfad, geht es stetig aufwärts. Wir kommen an eine erste Aussicht, da kann man gern ein Päuschen machen.
Weiter dem Pfad nach, es folgt eine zweite Aussicht. Die ist jetzt richtig mit Geländer ausgebaut. Und unterhalb derselben ein großer Felsüberhang, der Taufstein.
Ab hier ist der Weg wieder markiert, wir steigen über Treppen ab. Die gelbe Markierung des Forststeigs (nur gelbe Kleckse an den Bäumen), kann uns jetzt ein gutes Stück als Orientierung dienen. Zunächst bringt sie uns an den Eingang zum großen Labyrinth. Sind sie mit Kindern da, so nehmen sie das unbedingt mit. Der Weg ist mit Zahlen markiert, es gibt Kriech-, Quetsch- und Kletterstellen. Alles für die Kleinen geeignet.
In jedem besseren Wanderführer wird das als großer Abenteuerspielplatz gepriesen. Und das stimmt auch. Und es geht völlig in Ordnung und sei den Kindern gegönnt. Da dies aber auch mit einem gewissen Geräuschpegel verbunden ist, den man schon vom Waldweg aus hören kann, haben wir (gesetzteren Semesters) den Besuch vermieden.
Am Eingang liegen aber noch ein paar Faltblätter aus. In denen wird angezeigt, wie lange so manch ein Stück Müll im Wald liegt, ehe es verrottet. Scheint bei den vielen Familien hier leider notwendig. Ist aber kein erhobener Zeigefinger drauf, was ich schon wieder gut finde. Und hat auf der Rückseite sogar noch einen praktischen Nutzen: da findet sich ein Lageplan des Labyrinths. Feine Sache.
Nochmal: ich finde so einen Ort, wo sich die Kinder mal austoben können, absolut in Ordnung. Wer eher die Ruhe sucht (ich), der muss da ja nicht hingehen. Und Müll schmeißen wir doch sowieso nicht in die Natur, oder?
Also weiter den gelben Klecksen nach. Mal ziemlich geruhsam, mal etwas pfadiger. Von einem breiten Weg geht dann aber rechts ein nicht markierter Abstecher weg, zur Abgespaltenen Wand. Das ist ein Felsen, den man auf zweierlei Art durchqueren kann: im oberen Teil recht einfach, aber auch recht schön. Im unteren Teil durch eine enge Spalte mit zwei kleinen Klettereinlagen. Wobei es zwischendurch auch mal finster wird wie in einem Bären… Aber nur ganz kurz, eine Handyfunzel reicht da.
Tipp: erst oben rum recht einfach in die eine Richtung, dann erst durch die Spalte zurück. Da sind nämlich die beiden Klettereinlagen aufwärts, was leichter ist.
Zurück auf dem Hauptweg folgt sogleich der nächste Abstecher, diesmal nach links. Wieder ohne Markierung geht es zu den Resten des Wolfsgrundwächters. Dieser Kletterfelsen wurde ein Opfer des Bergbaus der Wismut. (Der geneigte Leser aus den gebrauchten Bundesländern möge googeln.) Ehemals war er dreimal so hoch, ehe die Wismut ihren ganzen Abraum hier rein gekippt hat. Eine Tafel erklärt das.
Vielleicht hat ja der eine oder andere jetzt Bedenken, sich hier im Abraum des Uranbergbaus zu bewegen. So wegen Strahlung oder so. Ich kann beruhigen: es gibt nur minimale Folgen. Und diese sind positiv.
Die wenigen zusätzlich gewachsenen Hände sind äußerst praktisch. Etwa beim Klavierspielen, beim Trösten von Frauen oder beim Aufbau von IKEA-Möbeln. Und das leichte Leuchten erweist sich als genial, wenn mal wieder auf halber Strecke die Treppenhaus-Beleuchtung ausgeht.
Obendrein kann man hier viele Pilze finden. Ein mittelgroßes Exemplar hab ich mal mitgenommen.
Genug der Blödelei, hier strahlt natürlich gar nichts. Wir gehen also (mit normaler Anzahl an Gliedmaßen) zurück zum Hauptwanderweg. Der nächste Abzweig nach links führt dann wieder zu einem Abstecher. Eigentlich zum Abstieg in Richters Grund, den wir aber nur passieren. Am linken Wegesrand geht es dann aber zur Aussicht an der Nikolsdorfer Nadel. Sehr lohnend.
Die Aussicht hat schon im Film Berühmtheit erlangt. In der ARD-Verfilmung von “Schneeweißchen und Rosenrot” (2012) stand Detlev Buck hier oben drauf. Keinen Dunst, wie man ihn da hoch bugsiert hat, eigentlich ist das ein Kletterfelsen.
Der Film ist in der ARD-Mediathek zu finden, da stammen auch die beiden Screenshots her.
Wir laufen wieder zurück zum Hauptweg, und noch ein Stückchen den gelben Klecksen nach. Es geht nach rechts ab und pfadig-steil zu Tal. Unten angekommen in Bärs Grund finden wir gleich eine große Höhle, die Wildbretskammer. Die sieht aus, wie von Menschenhand geschaffen.
Und gleich in Sichtweite die Naturbühne. Die war mal viel, viel größer, wurde dann aber auch ein Opfer der Wismut. Ein Tafel informiert dazu. Und gelegentlich finden hier auch wieder Veranstaltungen statt.
Wovon auch ein Waldklosett zeugt, welches gleich nebenan steht. Das darf aber, so die Beschriftung, nur auf behördliche Genehmigung benutzt werden. Und um dies durchzusetzen, hat man die Tür, nein nicht verschlossen, sondern gleich verschraubt. Zur Sicherheit mit sogenannten “Torch-Schrauben”, für die selbst der gut ausgerüstete Wandersmann kein geeignetes Werkzeug dabei hat.
Hier scheißen sie nicht gut und günstig!
Was solls, seichen wir halt von hinten an das Hüttchen.
Oder auch nicht. Grün markiert geht es weiter durch Bärs Grund, an der nächsten Kreuzung dann blau markiert Richtung Stelzchen. Das ist eine Art Aussichtspunkt. Eine Art, weil der Aufstieg – sogar mit Leiter – wirklich schön ist. Oben ist es aber arg zugewachsen, schade.
Auf halben Weg finden wir noch einen Felsbrocken mit dem passenden Namen Stöpsel. Da kann man auch drunter durchkrabbeln, muss dazu aber über ein Geländer hoppeln.
Zurück von dieser mehr oder weniger aussichtsreichen Aussicht treffen wir auf die Dorfstraße, der wir ein ganzes Stück abwärts folgen. Bis dann rechts die Kiefernleite abzweigt, der wir folgen. Zunächst an ein paar Häusern vorbei, sind wir sogleich wieder im Wald. Zunächst geradeaus, dann nach links eine ganze Menge Treppen hoch. Sodann (Atem holen) wieder nach rechts, der blauen Markierung nach. Es folgt ein wunderbarer Pfad, mal mehr, mal weniger, an der Kante lang.
Der Pfad bring uns zur Aussicht am Spanghorn. Hier hat man schon mal einen Blick zur Festung Königstein. Es werden weitere, bessere, folgen.
Wir steigen erst mal ab. Da geht es über eine Stahltreppe. Schade, denn ehedem stand hier eine der letzten Holzleitern in der ganzen Region. Kann ich ja verstehen, Stahl braucht aller 30 Jahre, Holz aller fünf eine Überholung. Trotzdem…
Wir kommen raus auf einem breiten und sehr bequemen Waldweg namens Hirschstange, dem wir nach links folgen. Eine ganze Weile geht es nur geradeaus, dabei gibt es aber schon wieder einen, besseren, Blick auf die Festung Königstein.
Irgendwann dann Obacht und die Augen links. Da geht ein Pfad ab in den Teufelsgrund. Zunächst tatsächlich nur ein Pfad, am Rande ein nigelnagelneuer Rastplatz. So etwas freut mich immer, zeigt es doch, dass der Wandersmann hier willkommen ist.
Der Pfad wird pfadiger und pfadiger und letztlich ein Gedicht: über ein paar hölzerne Stege und durch dichtes Grün und prächtige Felsmurmeln durch.
Am Ende über einige steile Treppen nach oben und dann nach links zurück zur Hirschstange. Wir sind also eine Runde gelaufen, aber was für eine.
Ab jetzt müssen wir nur noch den Wegweisern folgen, an Kreuzungen immer geradeaus, und wir stehen am Parkhaus der Festung Königstein. Hier sind wir natürlich nicht mehr allein. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten für Einkehr und Imbiss. Wir schwimmen mit dem allgemeinen Gewusel Richtung Festung. Aber noch ehe wir den Platz mit Eingang und Kassen erreichen, biegen wir links ab.
Wir sind jetzt auf dem Patrouillenweg, der uns mit einem Warnschild und einem Gehege empfängt.
Ich hab keinen Plan, wie die Tiere heißen, vielleicht “Korkenzieherziegen”. Und die Warnungen darf man auch getrost in den Wind schlagen, dieweil der Weg in einem hervorragen Zustand ist. In einem viel besseren, als in meiner Erinnerung.
Er zieht sich immer am Fuße der gewaltigen Festungsmauern hin. Und bietet somit ganz neue Ausblicke auf die Anlage.
An einer Stelle gibt es auch eine wunderbare Aussicht auf die Elbe. Diese war einstmals nur eher über einen Knüppelpfad zu erreichen. Jetzt ist sie großartig ausgebaut und mit Geländer versehen. Schön.
Zu guter Letzt kommen wir auch noch am Abratzky-Kamin vorbei. Den hat der gleichnamige Schornsteinfeger 1848 ohne Hilfsmittel durchklettert und damit die als uneinnehmbar geltende Festung bezwungen. Auch heute darf man ihn noch klettern, aber danach nicht, gar nicht, überhaupt nicht, aufs Plateau aufsteigen. Das entsprechende Warnschild ist für Eingeweihte klar, ortsfremden Besuchern dürfte es spanisch vorkommen.
Wir haben die Festung also einmal umrundet und kommen wieder am Kassenhaus raus. Gleich links in den Wald (blaue Markierung) auf den Latzweg. Teilweise recht steil geht es jetzt zu Tal. Dabei passieren wir auch die Palmschänke. Ganz, ganz früher konnte man hier einkehren. Noch etwas früher konnte man an dem schönen Fachwerkhaus vorbei laufen. Dann hat dessen Besitzer den Weg dicht gemacht. Kein Problem, es gibt eine Umgehung von wenigen Metern Länge. Nur kann man das wirklich schöne Haus jetzt nur noch von hinten sehen.
Nochmal steil durch eine hohle Gasse und über ein paar malerische Gässchen im Ort, und wir sind im Ortszentrum von Königstein.
Von hier bringt uns die S-Bahn nach Hause. (Oder auch nicht, siehe Bemerkungen am Anfang.)
Fazit: Na gut, das waren ein paar Kilometer mehr, also fast 19 davon. Aber zu keiner Minute langweilig. Und auch nicht wirklich anstrengend. Wer mit Kindern unterwegs ist, kürzt ab und widmet sich dafür ausführlich dem Labyrinth. Allen anderen: viel Spaß.
Zum Nachwandern: