Dieses Wochenende versprach ja wohl, im Elbsandstein alles andere als ruhig zu werden: Ferienbeginn in der halben Republik, dazu Streik bei der Bahn. Also Autochaos vorprogrammiert, und nirgends allein im Wald. Was blieb? Eine Flucht in weniger frequentierte und dennoch wunderbare Ecken. In diesem Fall: auf die Hänge des Weißeritztales rund um Tharandt. Was soll ich sagen? Es wurde eine etwas lange, dafür aber herrlich stille Runde, mit vielen verschwiegen Pfaden, dem einen oder anderen knackigen An- und Abstieg und noch einigen Höhepunkten mehr. Also, mir nach:
Start ist am Ortseingang von Tharandt. Aus Richtung Freital-Hainsberg kommend, erspähen wir zur Linken den Bahnhof und daneben einen kostenlosen P+R-Parkplatz. Einmal die Straße überquert, und dann beginnt, recht unscheinbar am Waldesrand, der Brüderweg. Die Wegemarkierung lag leider vor sich hin gammelnd am Boden, dafür erkennt man den Weg aber an einem recht neuen “Begehen auf eigene Gefahr” Schild. Dafür ist immer Geld da. Also los, es folgt ein kurzer Aufstieg. Oben angekommen, wird der Weg schnell zu einem Pfad, der sich immer an der Hangkante lang zieht. Man schaut ins Tal.
Der Pfad ist wunderschön: kleine Brücken und Stege, natürliche Tritte, immer schmal, immer sehr naturbelassen.
An einer Stelle wird der Weg dann kurzzeitig ein ganz klein wenig ausgesetzt, und schon hat man ihn massiv mit einem Stahlseil gesichert. Das wäre nicht nötig gewesen, denn selbst ich, der ich durchaus immer mal wieder meine Sorgen mit Höhenangst habe, hätte hier keine Sicherung gebraucht. Na, was solls, da war wohl ein Fördermittelchen übrig.
Nach etwa 2,5 Kilometern mündet der Pfad in einen breiten Waldweg, auf dem wir jetzt nach rechts ins Tal absteigen. Unten die Straße überqueren, auf einer Brücke über die Weißeritz und dahinter wieder rechts abbiegen, weiter auf einem breiten Waldweg am Ufer der Flusses lang. Den Weg ziert jetzt ein grüner Punkt. Sonderlich spannend ist der Weg nicht, aber es kann ja schließlich nicht nur Höhepunkte geben, und der Brüderweg war schließlich schon mal ein hervorragender Einstieg.
Schließlich biegt nach links ein Pfad ab, ab jetzt Markierung gelber Strich. Und der geht denn auch ordentlich steil aufwärts. Über allerlei Wurzeln stoppeln wir schnaufend nach oben. Wer bisher noch nicht auf Betriebstemperatur war, jetzt ist er es garantiert. Oben dann, sozusagen als Belohnung: der Sonnentempel, eine kleine Schutzhütte. Auftanken und durchatmen.
Der gelbe Strich biegt hier im rechten Winkel nach links ab, wir aber halten uns weiter geradeaus, unmarkiert und immer an der Hangkante. Wir sind jetzt auf dem Oberleitenweg angekommen. Ein Pfad, wie aus dem Lehrbuch der Pfade. Schmal, naturbelassen, ein wenig geheimnisvoll.
Hin und wieder kreuzen kleine Bächlein, da muss man dann einen großen Schritt drüber machen. Und allerlei Felsklippen ragen links und rechts aus dem Unterholz. Irgendwann kommt sogar noch eine Wegemarkierung, ein roter Punkt, hinzu. Ab jetzt gilt: an allen Wegweisern der Richtung “Edle Krone, Bahnhof” folgen.
Wir entdecken am Wegesrand noch ein geheimnisvolles Grab.
Und kommen zu einer weiteren Schutzhütte mit Aussicht namens Waldblick.
Gleich dahinter geht es von der Felsklippe namens Stille Liebe auf einer gewagten Treppenreihe abwärts. Leider wohl nicht mehr lange, denn wir trafen hier einen Herrn mit Zollstock und Skizzenbuch, der uns erklärte, er messe hier aus, weil die Treppe demnächst mit einer modernen solchen überbaut werden solle. Hmm.
Und noch ein paar Impressionen vom Weg:
Hat man denn nirgends seine Ruhe?
Ab jetzt heißt der Weg Großweg und führt direkt zum Bahnhof der Miniortschaft Edle Krone. Die letzten Meter geht es wieder ziemlich steil ins Tal hinab.
Das einstmals ziemlich heruntergekommene Bahnhofsgebäude ist Dank des Einsatzes eines rührigen Vereins wieder gut in Schuss und bietet sogar einen kleinen Imbiss und Getränke feil. Sehr nett.
Wohl gestärkt überqueren wir nun die Straße im Dorf und dann gleich die Weißeritz auf einer Straßenbrücke. Dahinter sehen wir dann schon die ersten Wegweiser zur Katzentreppe. Auch diese ist Dank des Vereins wieder begehbar, und die Wegweiser sind dabei besonders schön gelungen.
Zunächst ein kleines Stück am Fluss entlang, führt die Treppe dann im Zickzack auf schmalen und uralten Stufen zurück an den Talhang. Ein Aufstieg, der zwar ein wenig in die Knochen geht, aber richtig Spaß macht.
Oben angekommen folgen wir dann dem Pionierweg. Der ist nicht allzu attraktiv, ein breiter Waldweg, der teilweise auch noch von einer ziemlich gerupften Fichten-Monokultur umstanden wird. Na ja, einfach weitergehen.
Schließlich kommen wir an der Talstraße raus, können aber schon nach wenigen Metern wieder nach links in den Wald einbiegen. In den Tiefen Grund, der uns jetzt wieder nach oben führt. Fast schon wieder oben angekommen, biegt nach rechts ein Weg namens Bellmanns Los ab, den nehmen wir. Wieder so ein herrlicher Pfad an der Hangkante, zwischendurch sogar mit einer Aussicht.
Auch dieser Pfad führt wieder ins Tal (so ein elendes Hoch und Runter aber auch), und unten angekommen biegen wir, wie gehabt, gleich wieder links ab, diesmal in den Breiten Grund. Dort finden wir zunächst einen Meilerplatz, wo tatsächlich noch einmal pro Jahr Holzkohle gemacht wird. Und später eine Gedenksäule für ein Mordopfer.
Der Weg steigt jetzt recht bequem an, aber es geht eben mal wieder aufwärts. Kurz hinter einem verknoteten Baum
kommen wir an eine größere Kreuzung mit einer Schutzhütte. Hier folgen wir nach rechts dem Judeichweg. Auch der ist recht bequem. Er führt in einem Bogen am Hang entlang und endet auf einer breiten Forststraße namens Mauerhammer. Auf dieser nur wenige Meter nach rechts, und wir finden gleich mehrere Attraktionen im Wald.
Den Aussichtspunkt Heinrichseck mit Blick auf Tharandt
Die Gräber von Heinrich Cotta und Johann Friedrich Judeich, beides Begründer der Tharandter Forstwissenschaft. Vor allem Cottas Grab wirkt immer ein wenig düster, dieweil bei seinem Ableben im Alter von 80 Jahren, 1844, hier 80 Eichen gepflanzt wurden. Mittlerweile sind die also 170 Jahre alt und spenden einen dauerhaften Schatten. Obendrein befindet sich auf Cottas Grab ein Stück eines versteinerten Baumes.
Cottas Grab inmitten der Eichen
Obendrein gibt es hier noch den kurzen Aufstieg zum Kienberg, oben wieder ein Rastplatz und eine leider etwas beschränkte Aussicht.
Wir sehen uns an allem satt und folgen dann der Ausschilderung 13 Kehren. Genau die geht es jetzt abwärts, und wir stehen vor der Tharandter Burgruine. Die wird natürlich noch besichtigt.
Von der Ruine über ein paar Treppen nach unten, wir kommen auf dem Tharandter Marktplatz an. Hier gibt es ein Eiscafe! Ein paar Meter durch das Dorf zurück, und wir sind wieder auf dem Parkplatz angekommen.
Fazit: herrliche Pfade, viel Ruhe, kaum andere Wanderer im Wald. Mit gut 24 Kilometern aber auch recht lang. Durch das dauernde Hoch und Runter kommen auch fast 2000 Höhenmeter (Auf und Abstiege addiert) zusammen. Ein hörbares Knirschen in den Knochen ist also garantiert. Wer es etwas entspannter angehen will, der lässt den Brüderweg am Anfang einfach weg und spart so rund sechs Kilometer. Aber er verpasst auch was. Ehrlich.
Eine grobe Übersicht:
Praktisches:
Sehr zu empfehlen ist hier Rolf Böhms Wanderkarte “Tharandter Wald”. Der Brüderweg ist dort allerdings außerhalb des Kartenschnitts, aber dort kann man sich eh schwer verlaufen. Ansonsten sind die Beschilderungen im Wald mal so, mal so. Am Brüderweg etwa fehlen sie fast komplett, am Oberleiten- und am Großweg sind sie nur dort vorhanden, wo man falsch abbiegen kann – also ausreichend. Alles in allem sind immer nur die Namen der Wege ausgewiesen, klassische Markierungen (Roter Punkt oder so) gibt es nur selten. Weshalb ich hier auch immer die Wegenamen erwähnt habe.
Ei gucke! Genauso sind wir letztes Jahr gelaufen, nur nicht so weit. Wir hatten gleich in Höhe Meilerplatz die Talseite gewechselt. Das war uns auch lang genug. Die Landschaft ist aber wirklich empfehlenswert und kann ein paar Besucher mehr vertragen. Wer nicht so weit hin und zurück laufen will, der sei erinnert, dass im Tal in beiden Richtungen die Eisenbahn fährt und recht gut in die Wanderplanung einbezogen werden könnte – zwischen den GDL-Streiktagen 🙂
Aber ich fand die Ausschilderung oder Kennzeichnung im Wald etwas dürftig und die besagt Böhmkarte hat mich fast zur Verzweiflung gebracht. Was hat der denn hier gezeichnet, hab ich gedacht und rumgeschimpft, ist zwar alles vorhanden, Bach, Talhang, Wegekreuzung – aber alles verkehrt – bis ich gemerkt habe, dass ich die Oberkante der Karte immer nach Osten gedreht hatte, zum Berghang.
Ich Depp, das stimmte noch auf dem Brüderweg, aber am Oberleitenweg war das dann Osten. Und mit 90° Versatz funktioniert auch eine Böhmkarte nicht mehr.
Wir haben nur leider Cottas Grab und den Aussichtspunkt Heinrichseck verpasst, weil wir vom Weißwangenweg den Aufstieg nicht gefunden haben. Das war auch schon an der Werthersäule so, weshalb wir einen ziemlich großen Bogen gelaufen sind. Nicht, dass keine Wege da gewesen wären, im Gegenteil, es waren wesentlich mehr Wege da, als in der Karte verzeichnet. Das hat irritiert. Offenbar wird der Wald nach Rolfs Begehung wieder mehr bewandert – eigentlich auch kein Wunder 🙂
Den Abzweig an der Werthersäule hatten wir ebenfalls verpasst – oder eben schlicht nicht gefunden.