Seit knapp zwei Monaten gibt es in Bad Schandau eine Ausstellung, die mein Interesse weckte: “CDFriedrich inspiriert” heißt sie und widmet sich – na ja, wir ahnen es schon. Zum Meister heißt es dazu im Begleittext: “Im Atelier schuf er daraus faszinierende, metaphorische Bildwelten, treu im Detail, frei in der Komposition, intensiv in der Wirkung.” Und ich ergänze im Stillen: Krawel, Krawel, taubtrüber Ginst…”. Es sei eine “immersive” Ausstellung, was ich Banause erst einmal nachschlagen musste. Aha, man wird in die Schau hineingezogen, so die Erklärung. Na, hoffentlich nicht auch gleich wieder hinaus.
Genug der Lästerei im Vorfeld. Denn zum Einen gehören Caspar David Friedrichs Bilder ja zu den absoluten Klassiker des Elbsandstein. Und zum Anderen auch zu meinen Favoriten. Und nicht zuletzt sollte man sein Mundwerk erst aufreißen, wenn man das Ganze auch gesehen hat. Also geschwind hinein.
Was erwartet uns?
Zwei Räume mit Sitzgelegenheiten. Entweder gepflegt auf gepolsterten Hockern, oder entspannt schlumperig auf Sitzsäcken. Leider keine Möglichkeit, sein Wandergerödel (Rucksack, Jacke) irgendwo unterzustellen oder abzugeben. Auf die Wände ringsum werden Videos projiziert. Die zeigen Caspars Werke, seine Skizzen dazu und natürlich die echte Natur. Die Clips gehen dabei gekonnt ineinander über, die Landschaftsaufnahmen sind prächtig. Fürs Ohr gibt es dazu sehr zurückhaltendes Hintergrundgeräusch.
Was hat gefallen?
Das Ganze hat etwas sehr Entspannendes. So man denn im Schlumpersack platzgenommen hat, verbreitet sich eine wohlige Trägheit. Die prächtigen Landschaftsbilder machen Lust auf mehr (Wo ist das? Will ich sehen!) Und die Verbindung echter Landschaft mit Caspars gemalter funktioniert auch.
Was gibt es zu nölen?
In Zeiten, in denen in jedem zweiten Wohnzimmer ein Fernseher von der Größe eines barocken Kirchenaltars steht, und in denen VR-Brillen wirklich atemberaubende Realitäten schaffen, ist eine Projektion auf die Zimmerwände doch ein wenig dünn. So richtig “immersiv” wird es also nicht.
Für den quengelnden Nachwuchs gibt es zwischen den beiden Ausstellungsräumen eine Mitmach-Station. Dort könnten die Kinder dünnes Papier auf einem Monitor befestigen, auf dem ein Friedrich-Bild zu sehen ist. Und sie könnten das Motiv dann durchpausen und nach eigener Fantasie ergänzen. Sie könnten, denn das besagte dünne Papier suchten wir leider vergeblich. Nach knapp zwei Monaten eine schwache Leistung.
Was sagt der Reichsbedenkenträger?
Unsere Eintrittskarten hatten fortlaufende Nummern. Ab 280 weiter. Nach knapp zwei Monaten. Nehme ich einen durchschnittlichen Eintrittspreis und rechne sehr grob über den Daumen, dann macht das Einnahmen von 1500 Euro. Das reicht noch nicht einmal, um den armen Kerl zu entlohnen, der da den ganzen Tag im Halbdunkel sitzen und Tickets verkaufen muss. Im Sommer werden deutlich mehr Besucher kommen, im Winter dann wieder deutlich weniger. Regelmäßige Besucher der Region werden sich das in diesem Jahr anschauen, und dann eben nicht wieder. Für die Einrichtung der Schau dürfte es einige Fördermittel gegeben haben, deren Unterhalt wird aber wohl dauerhaft ein Zuschussgeschäft sein. Mal sehen, ob die Stadt das die angekündigten fünf Jahre durchhält.
Nun zeig doch mal!
Ja, ich hab ein wenig mit dem Handy gewackelt. Hier also ein grober Eindruck.
Noch was?
Ja, man bekommt beim Eintritt noch einen Flyer, dessen eine Seite eine prima Reproduktion des “Felsentores im Uttewalder Grund” ziert. Leider viermal gefaltet und somit zur weiteren Verwendung untauglich.
Fazit?
An Tagen mit Mistwetter eine feine Sache. Bei gutem Wetter lieber die Originale bei Mutter Natur besuchen.
Technische Daten:
Haus des Gastes, Markt 12, 01814 Bad Schandau
im März: 10 – 17 Uhr
ab April: 10 – 18 Uhr
Kinder bis 12: frei
alle anderen: 5,50 Euro
auf Gästekarte: ein Euro Rabatt
Tickets online: HIER
Übrigens sind wir nach dieser kulturellen Erbauung auch noch auf eine nette kleine Tour gegangen. Und da gab es mal ausschließlich Positives zu berichten. Na ja, fast. Mehr dazu demnächst.
Spielerei und kitschig, die 5,50 Euro kann man lieber versaufen und sich die Bilder und Dokumente im Internet angucken, oder in die Natur gehen zu den Originalen.