Ich hatte es schon im letzten Post angedeutet: nach der kulturellen Erbauung in der Caspar-David-Friedrich-Ausstellung in Bad Schandau haben wir noch eine nette kleine Runde gedreht. Ziel war die Altendorfer Dorfbachklamm. Denn dieses überaus attraktive Stück Weg war nach einem Starkregen samt entsprechender Schäden fast drei Jahre offiziell gesperrt. Seit dem vergangenen Spätsommer darf man da wieder wandern. Was auch deshalb erfreulich ist, weil die Klamm ein Teil des Malerweges ist. Hohe Zeit also, das Ganze mal in Augenschein zu nehmen. Soviel vorweg: es wurde ein sehr angenehmer Augenschein. Und nicht nur dieser, auf der Runde habe ich mich noch über so einige Dinge mehr gefreut. Und einmal auch etwas belämmert dreingeschaut. Außerdem noch so manche nette Kleinigkeit am Wege entdeckt. Wie gehabt: wir laufen mal los.
Vom “Haus des Gastes”, wo wir der Kultur huldigten, geht es stur geradeaus in die Marktstraße. Und wo die zu Ende ist, kommt quer die Zaukenstraße hinzu. Dort sehen wir schon diese Treppen.
Es kommen da noch ein ganzes Paar weitere Treppen hinzu. An diesem gewagten Konstrukt…
…dürfen wir mal kurz innehalten und ausschnaufen. Hier gab es mal eine schöne Kletterwand mit künstlichen Griffen zum Üben. Die war irgendwann mal in die Jahre gekommen und dann ganz verschwunden. So etwas kennt man aus dem Ländle ja leider zur Genüge.
Für uns geht es dennoch weiter aufwärts. Endlich oben – denken wir- folgen wir der Ausschilderung zur Schlossruine. Erst ein Stück nach rechts, und dann: weiter nach oben. Mein Gott, das muss doch mal ein Ende haben. Hat es, wir kommen an besagter Ruine an.
Selbige ist schon immer ruinös. Sie wurde 1883 im Sinne der Romantik schon verfallen gebaut. Von der bis etwa 1410 hier tatsächlich vorhandenen Schomburg künden nur noch Reste der Zisterne. Na ja, besser: eine Senke im Boden, ein Loch eben. Auf den Turm der künstlichen Ruin aber kann man hochsteigen, leider ist die Aussicht ziemlich zugewachsen.
Wir gehen weiter geradeaus, der Weg ist recht nett, mit ein paar alten Steintreppen. Und weiter durch eine sehr gepflegte Kleingartenanlage.
An deren Ende zeigt uns schon ein Wegweiser zum Schillerdenkmal. Das hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Direkt darunter liegt auch noch eine kleine künstliche Grotte, die von den unvermeidlichen “Sprühdosenkünstlern” verunziert wurde. Möge ihnen demnächst die Dose in der Hand explodieren.
Dafür erfreut uns hier ein wunderbarer Blick auf die Kette der Schrammsteine samt dem Falkenstein daneben. Und dieser Blick ist auch noch vorbildlich freigeschnitten und mit einer schönen Ruhebank veredelt. Prima.
Gleich daneben steigen wir jetzt im Zickzack ab, durch den Grauen Graben. Wiedermal ein paar Treppen. Und ein rudimentär vorhandenes und wurmstichiges Geländer, welches hier aber eh niemand braucht.
Wir kommen an der Straße raus, am Hang sehen wir das Dekorahaus. Einst hieß das noch “Schützenhaus”, und in dem soll ein gewisser Hans Albers 1911 sein allererstes Engagement gehabt haben.
Leider schweigt sich das Netz der Netze dazu weitgehend aus, falls also jemand Genaueres weiß (Was hat er denn gespielt?), dann immer nur her damit.
Rechts vom Dekorahaus beginnt dann die Hartungpromenade. Auf gleichbleibender Höhe, parallel zur Straße. Vorbei am Depot der Kirnitzschtalbahn und an einigen gemauerten Ruheplätzen. Die haben Namen, und bei einem davon musste ich grinsen.
Denken die wirklich, dass der Ruhe gibt? Insider haben den Gag jetzt verstanden. Wir befinden uns ganz nebenbei auf dem Lehrpfad Flößersteig, und so brummelt am Wegesrand auch der eine oder andere Erklärbär vor sich hin.
Ehe wir uns versehen, haben wir zu unserer Linken auch schon den Einstieg in die Dorfbachklamm erreicht. Geübt sind wir, und es regnet auch keine Schusterjungen. Wir steigen also aufwärts.
Es folgt ein Loblied auf jene, die die Klamm auf Vordermann gebracht haben. Denn hier ist man sachte zur Sache gegangen, hat nichts übermäßig ausgebaut. Es geht also über die zwei bekannten Stahltreppen (darunter kann man noch alte Steinstufen sehen) und weiter über Stock und Stein. Querliegende Bäume liegen immer noch quer, sind aber genau an den richtigen Stellen zwecks Überstieg entästet. Kurz vor Schluss noch eine Minikletterei über eine Menge Geröll. Selbst hier liegt ein Baumstamm so strategisch günstig, das er fast als Geländer dienen kann. Hervorragend hinbekommen, so soll es sein. Ein paar Bilder:
Von oben sieht man aber in der Rückschau, dass sich neben der Minikletterei schon eine Umgehung in den Hang getrampelt hat. Bitte nicht benutzen. Das latscht den Hang ab, und irgendwann kommt der dann runter. Danach wäre die Klamm dann wieder dicht. Braucht man nicht.
Oben angekommen, können wir noch mal kurz nach rechts gehen. Dort finden wir einen recht markanten Felsen Namens Löwenkopf, daneben ein kleines Felsentor.
Hinter diesem Tor beginnt übrigens auch der Steinbrechersteig. Der geht parallel zur Dorfbachklamm, ist aber weniger spannend. Dafür historisch bedeutsamer. Denn während die Klamm erst in den 1930er Jahren für die Sommerfrischler ausgebaut wurde, ist der Steig 200 Jahre älter. Er diente tatsächlich den Steinbrechern als Arbeitsweg. Wir haben ihn heute mal nicht besucht.
Aus dem Archiv: Steinbrechersteig.
Wir begeben uns jetzt aber nicht wieder ins Tal, sondern in die Gegenrichtung. Zur Rechten passieren wir noch eine Gedenktafel für den Heimatforscher Hermann Lemme, dem wir die Erschließung der Dorfbachklamm zu verdanken haben.
So erreichen wir das wunderschöne Altendorf. Und initiieren flugs einen Wettbewerb um den schönsten Dorfteich. Kandidat eins: ein wenig zu rechteckig angelegt, dafür geschmückt mit Zwergenvolk und einem echten Huhn. Eine lobende Erwähnung der Jury gibt es für den aufgespießten Kanister mittig.
Eine von drei möglichen Pfützen:
Kandidat zwei strotzt nur so von Selbstbewusstsein. Eine Tafel aus Edelstahl verkündet, er sei der “wohl schönste Dorfteich Sachsens”. Nun ja, ein Teich ist das ganz ohne Zweifel, und nett sieht er auch aus. Aber der schönste? Den hässlichsten möchte ich da besser nicht sehen.
Die gestrenge Jury erkennt hier den guten Willen an und vergibt zwei Pfützen.
Kandidat drei kann mit Schönheit leider nicht punkten, er sieht etwas in die Jahre gekommen aus. Dafür bietet er aber echtes Wassergeflügel, und das gleich im halben Dutzend. Für einen Dorfteich eigentlich eine Pflicht.
Die Jury zieht sich kurz zur Beratung zurück und vergibt auch hier zwei Pfützen.
Siegerehrung: leider kein klarer Sieger zu benennen. Im Durchschnitt erreichten die Altendorfer Dorfteiche 1,66 Pfützen. Aber wie sagt schon ein altes Sprichwort:
Im Durchschnitt war der Dorfteich einen halben Meter tief,
und trotzdem ist die Kuh ersoffen.
Wir gehen weiter auf der Dorfstraße nach oben. Bei einem Blick nach rechts klappt uns dabei der Unterkiefer runter. Da steht doch tatsächlich auf einem Grundstück ein Flugzeug, eine Nautilus und ein Cyberpunk-Taucher.
Ausliegende Flyer verraten: im Flugzeug kann man übernachten, und man kann in einem Simulator U-Boot fahren. Die Preise sind durchaus gediegen. Aber mal ehrlich: für den, der mit gut gefüllter Brieftasche etwas Besonderes sucht, ist das doch eine tolle Sache. Ich finde es Klasse.
Noch ein Stück nach oben, bis es nicht mehr weiter geht. Dann auf der Landstraße ein paar Meter nach links. Wir stehen vor dem Gasthaus Heiterer Blick. Und hier gerate ich schon wieder ins Schwärmen, denn es gehört zu einer fast ausgestorbenen Gattung: ein bodenständiges, ehrliches, schnörkelloses und obendrein preiswertes Wirtshaus auf dem Lande. Die Bedienung war ausgesprochen flott und freundlich, die Portionen füllten den Magen gut auf und waren lecker. Und die Zeche blieb überschaubar. All das hatte sich wohl längst herumgesprochen, denn die Gaststube war gut gefüllt. Bei schönem Wetter gibt es auch einen Biergarten mit toller Aussicht.
Soweit gestärkt und zufrieden mit der Welt folgen wir jetzt den Wegweisern zum Panoramaweg, dem wir nach rechts folgen. Hier hat man tatsächlich einen wunderbaren Rundblick über die halbe Sächsische Schweiz. Ich Dödel war aber noch in Gedanken bei meinem leckeren Mahl, so dass ich vergessen habe, zu knipsen.
Egal, der Weg macht eine scharfe Biege nach rechts hinab ins Goldgründel. Ein Schild warnt vor toten Bäumen, ansonsten ist das aber ein kleines, feines Tal.
Aus dem Tal wieder raus, und ein Stück am Waldrand entlang. Wir landen auf einem Parkplatz. Da waren wir fast schon mal, das Schillerdenkmal vom Anfang der Tour ist in Rufweite. Wir überqueren die Straße und gehen ein paar Meter abwärts. Aufpassen, der blau markierte Abzweig ist ein wenig versteckt.
Es geht schon wieder zu Tale, eine zweite Straße wird überquert. Danach finden wir schon Wegweiser zum “Aussichtsturm”. Hinterher. An einem Feldweg passieren wir den schmucken “Sanderhof”. Zuschauer, die den geballten Kitsch der ARD-Serie “Der Ranger” überlebt haben, erkennen hier einen der Drehorte.
Unser eigentliches Ziel, der Aussichtsturm Rathmannsdorfer Höhe, ist schon von weitem zu sehen. Wir steuern ihn also zielgenau an.
Dieser Turm ist eigentlich auch für Rollifahrer mittels eines Aufzuges zugänglich. Eigentlich, denn derzeit macht der Fahrstuhl noch Winterpause. Ab Ostern soll sich das ändern. Was wohl auch für die beiden Kneippbecken (eines für die Beine, eines für die Arme) gilt. Schnuffi darf trotzdem nicht hinein.
Derzeit: Staub- statt Kneippbecken.
Ein echter Brüller ist aber dann der Zugang zum Turm mittels Drehkreuz. Lesen Sie die Anleitung und lehnen Sie sich zurück:
Richtig gelesen: man kann zwar zehn Groschen einwerfen, acht Groschen und ein Zwanziger geht aber nicht. Leider hatten wir den großen Sack mit dem Hartgeld zu Hause vergessen, und so standen wir etwas belämmert da. Essig war’s mit der Turmbesteigung.
Schade, aber wir laufen eben durchs Dorf zurück. Und gehen dann in diese Sackgasse:
Dabei kommen wir nochmal an einem wunderschönen Haus mit Ferienwohnungen vorbei. Der Zierrat auf den Zaunsäulen gemahnt daran, den Geburtstag der Schwiegermutter nicht zu vergessen.
Wir landen wieder in Bad Schandau. Dort gibt es noch dreierlei zu sehen.
Erstens: Werbung für Massagen. Aber ob der erste Satz da allzu viel Kundschaft anzieht?
Zweitens: ein Spielplatz. Der gelernte Ossi weiß beim Anblick der Beine dieses Häuschens, wer darin wohnt. Und wenn man kräftig ruft, könnte es sich auch in unsere Richtung drehen.
Und drittens: Parkuhren. Ja, die gibt es hier noch. Herrlich.
Wir sind rum.
Fazit: nur an die 12 Kilometer, also wirklich entspannt. Dafür ganz viel zu sehen und zu erleben. Den Sanierern der Dorfbachklamm gebührt ein dickes Lob, so und nicht anders wünsche ich mir das. Und die Sache mit dem Hartgeld am Aussichtsturm kriegen wir auch noch in den Griff, gelle?
Zum Nachwandern: