Wir haben es gelesen, wir haben gestaunt, wir haben uns gefreut. Der Caspar-David-Friedrich-Weg rund um Krippen und Reinhardtsdorf-Schöna ist bei einer Online-Umfrage des “Wandermagazins” zum schönsten deutschen Wanderweg 2025 gewählt worden. Das ist eine feine Sache, vor allem, weil diese Ecke bei der Erwähnung von “Sächsischer Schweiz” als Schlagwort gern vergessen wird. Aber tatsächlich “Schönster Wanderweg”? Nun ja, dazu sollte man wissen: zum einen muss so ein Weg erst mal für den Wettbewerb nominiert werden. Er muss also irgendwie ein ausgewiesener “Themenweg” sein. Einfach so in der Landschaft vorhanden, das reicht nicht. Der traumhafte “Begangsteig” bei Hohnstein oder der ach so verbotene “Grenzweg” kämen da schon mal nicht auf die Liste. Und zum anderen ist das eben ein Online-Umfrage. Es gibt keine Jury, es zählen die Klicks. Aber immerhin, wenn die Verantwortlichen vor Ort so viele Leute zum Klicken animiert haben, dann geht das ja in Ordnung. Leider kann man das Ergebnis nicht so recht einordnen, weil das “Wandermagazin” zwar die Gewinner nennt, sich über die Stimmverteilung aber ausschweigt. Hier die Homepage der Zeitschrift.
Aber was solls, wir gehen mal lang. Und damit es auch wirklich passt, sind wir den Weg genau so gegangen, wie ausgeschildert und beschrieben. Es lockt da zwar der eine oder andere zusätzliche Abstecher, aber wir wollten mal genau so wandern, wie von CDFs Freunden vorgesehen.
Auf geht es.
Start ist an diesem Rasthüttchen in Krippen. Nicht zu übersehen, genau an der einzigen richtigen Kreuzung im Ort. Dort gibt es auch ein paar Parkplätze (nicht sehr viele), zum Bahnhof und zur Bushaltestelle sind es runde 200 Meter. Und es hagelt gleich mal sehr viel Text. Zu viel, wir haben es nur überflogen. Dafür ist der erste Wegweiser schon in Sichtweite. Was allgemein gilt: der gesamte Weg ist vorbildlich ausgeschildert. An einem einzigen Abzweig mussten wir mal kurz die Karte zu Rate ziehen. Ganz hervorragend, wer sich hier verläuft, leidet an fortgeschrittener Desorientierung.
Zunächst geht es auf einer Art Straße direkt an den Bahngleisen lang. Oha, das sieht aber gleich zu Beginn nicht nach “schönstem Weg” aus. Keine Bange, nach guten 500 Metern ist das auch schon wieder vorbei und es geht in den Wald.
Auf einigen schöne alten Steintreppen aufwärts, auf den Mittelhangweg. Der zieht sich jetzt runde vier Kilometer, wie es schon der Name sagt, auf halber Höhe über der Elbe entlang. Mal wie ein richtiger Pfad, mal als breiterer Weg. Zur rechten sieht man zahlreiche uralte Steinbrüche, zur Linken gibt es immer wieder schöne Ausblicke auf die Elbe und die Schrammsteine gegenüber. Macht Spaß und ist überhaupt nicht anstrengend.
Aber es zieht sich eben. Die eine oder andere Erklärbär-Tafel sorgt für etwas Abwechslung. Zu denen ist noch positiv zu vermerken: erfreulich knapp beim Text, und obendrein dreisprachig. Ich hab sie alle geknipst, am Ende des Textes gibt es einen Link zum gesammelten Wissen.
Irgendwann macht der Weg dann einen scharfen Knick nach rechts, es geht sanft abwärts. In den Hirschgrund, den wir auf einer Brücke queren, sodann ein kleines Stück Straße laufen müssen und wieder nach oben steigen. Von hinten kommen wir so an das Gebäude der Burg Schöna. Nichts mit alten Rittern oder so, das Haus heißt ob seiner exponierten Lage einfach so.
Holz vor der Hütte.
Die Besitzer hatten vor einigen Jahren auf einem nahen Felsriff in lobenswerter Eigeninitiative eine Aussichtsplattform errichtet. Leider war die schon nach kurzer Zeit wieder gesperrt. Jetzt scheint sie, ich konnte es durch das dichte Laub nicht so recht erkennen, ganz verschwunden. Schon am ehemaligen Zugang wird der Weg verwehrt. Sehr schade.
Nix mehr mit Aussichtsplattform.
Unser Weg heißt jetzt Elbhangweg. Genau wie vorher zieht er sich bequem über der Elbe lang. Unvermittelt stehen ein paar Kunstwerke im Wald herum. Äh, ja, viel mehr war nicht heraus zu bekommen.
Dafür bekommen wir noch einen wirklich schönen Ausblick auf Hitzerhausen, Tschuldigung, auf Schmilka.
Und jetzt ist auch (endlich) Schluss mit dem gemütlichen Geschlurfe durch den Wald. Es geht nach rechts, und über recht viele alte Treppen knackig nach oben. Dieses Wegstück heißt jetzt Aschersteig.
Von diesen Stufen gibt es viele.
Unter mehr oder weniger Geschnaufe kommen wir oben an einem Feldrand an. Wer jetzt dringend eine Fuffzehn braucht, findet auch gleich eine Bank vor. Über ein Sonnenblumenfeld sehen wir schon die Kaiserkrone als unsere nächste Etappe. Und wer sich umdreht, kann nochmal das Panorama der Schrammsteine bewundern.
Wir erreichen den Ortsrand von Schöna. Es empfängt uns ein nettes Ortsschild und eine So-Da-Tür. Die steht eben so da. Oder geht es da durch nach Narnia?
Wir laufen ein Stück auf der Dorfstraße abwärts. Ein klein wenig Obacht: der Abzweig rechts zur Kaiserkrone ist zwar gut beschildert, trotzdem läuft man schwatzenderweise schnell vorbei. Es folgen mal wieder Treppen.
Zunächst erreichen wir ein kleines Plateau, mit eben jener Klippe, die als Vorbild für den “Wanderer über dem Nebelmeer” gedient haben soll. Oder auch nicht, so richtig einig sind sich die Kunsthistoriker da nicht.
Dahinter erhebt sich noch, etwas versteckt, ein doch recht großes Denkmal für die Opfer beider Weltkriege. Das sieht auch wirklich gepflegt aus.
Oben angekommen wird es dann richtig schön. Der mehrfach zergliederte Gipfel ist komplett mit Stahltreppen erschlossen. Es gibt wunderbare Aussichten in alle Richtungen. Deshalb gleich einen Sack voll Bilder:
Schnell übersehen hat man zwei Reliefs von Löwen, direkt am Wegesrand. Der vordere hat sogar ein Loch. Ja, genau dort, wo man es vermuten würde. Beim nächsten Besuch steck ich da ein paar Blümchen rein.
Wir gehen auf gleichem Weg zurück zur Dorfstraße und ein paar Meter weiter nach unten. Dort sehen wir eine historische Tankstelle. Auf der anderen Seite des Gebäudes kann man durch Glasscheiben auch noch ein paar Oldtimer in Augenschein nehmen.
Es geht durch den Ort nach links, alles prima ausgeschildert, zum Dorfplatz. Dort gibt ein nettes Rasthüttchen und ein Kunstwerk. Schon wieder: äh, ja.
Außerdem ein Heimatmuseum in einem feinen Umgebindehaus. Das hat aber nur Sonntags, und dann auch nur zwei Stunden, geöffnet. Ich vermute, bei der Gemeindeverwaltung grübelt man noch, weshalb so wenige Besucher kommen.
Jetzt wird es misslich: ein ganzes Ende lang geht die Wegführung über Asphalt. Zwar gibt es einiges zu sehen, aber irgendwie wäre mir ein Waldweg schon lieber. Über ein paar Schlenker kommen wir nach Reinhardtsdorf.
Insgesamt sind das runde drei Kilometer auf Straßenbelag, das gibt Punkteabzug.
Schön wird es dann wieder beim Aufstieg auf den Wolfsberg. Der geht übers freie Feld, vorbei an einem wunderhübschen Rastplatz mit Teich.
Und oben angekommen gleich noch ein Rastplatz, diesmal mit Fernrohr. Das funktioniert sogar, ohne das man Kleingeld opfern muss. Wir haben es gleich ausführlich ausprobiert, aber leider keine offenen Schlafzimmerfenster entdecken können. Die Aussicht ist, mit oder ohne Fernrohr, aber wirklich Klasse.
Leider geht es jetzt wieder über Asphalt weiter, und zwar noch mal gute zwei Kilometer. Das macht den “schönsten Wanderweg” doch ein wenig madig. Wir kommen wieder zurück nach Reinhardtsdorf, wo uns eine “Wanderrast” empfängt.
Der Magen meldete Bedarf, so dass wir mal eingekehrt sind. Na sowas, es war 14 Uhr, und die Ansage lautete: keine warmen Speisen mehr, schon alles wieder eingefroren und verschweißt, “weil nichts los war”. Aber immerhin: Kuchen und kalte Vorspeisen gab es noch, die Bedienung war ausgesprochen freundlich. Was auch für die Preise galt. Und für das Ambiente. Da will ich also nicht lauter meckern, als unbedingt notwendig.
Weiter auf Straßen durchs Dorf. Und da haben wir dann doch noch einen Miniabstecher von wenigen Metern gemacht. Zur Dorfkirche. Von außen sieht die eher unauffällig aus. Aber einmal drinnen, hab ich Bauklötzer gestaunt. Jede Menge Malereien mit Szenen aus der Bibel. Und diese aber so richtig bunt, fast schon wie ein Comic. Fehlten nur noch historische Sprechblasen. Toll.
Und endlich ist auch Schluss mit dem Straßenbelag, wir kommen wieder in den Wald. Zunächst zur Aussicht am Kanigstein. Na ja, viel gibt es nicht zu sehen, direkt voran sieht man den Kohlbornstein.
Der weitere Weg heißt jetzt Püschelweg und ist nochmal richtig schön. Es geht, teilweise knackig, bergab, über allerlei Wuzeln und Steine. Und für den Freund alter Trockenmauern wird es richtig orgastisch.
So landen wir wieder in Krippen. Und spazieren auf der Dorfstraße noch einen halben Kilometer zurück zum Ausgangspunkt. Auf diesem Spaziergang sollte man dringend auf die Sonnenuhren achten, die sich hier an gefühlt jedem zweiten Haus finden. Eine kleine Auswahl – es gibt noch viel mehr:
Außerdem trafen wir noch den kleinen Maulwurf und einen Gedenkstein, klar, für Caspar-David Friedrich. Wer sonst.
So etwas wie ein Fazit:
Zunächst ein wenig Sarkasmus: Wenn das der schönste Wanderweg Deutschlands ist, möchte ich die Plätze neun und zehn besser nicht kennenlernen.
Sarkasmus aus, denn das ist trotzdem ein wirklich schöner Weg. Wenn auch ziemlich sicher nicht der schönste. Ich vermerke:
Positiv:
- Der Weg erschließt eine Ecke, die gern vergessen wird, das aber nicht verdient hat.
- Es gibt kleinere und größere Höhepunkte am Wegesrand.
- Die Ausschilderung ist wirklich perfekt.
- Die Erklärtafeln sind erfreulich knapp gehalten und dreisprachig. Und sie haben natürlich alle einen Bezug zum Werk von CDF.
- Der Weg geht durch ein Gebiet, welches vom Borkenkäfer weitgehend verschont blieb. Wahrscheinlich, weil es nicht im Nationalpark liegt. Denn dort….
Negativ:
- Die ersten knapp sechs Kilometer ziehen sich immer oberhalb der Elbe lang. Das ist bequem, und es gibt auch ein paar nette Ausblicke. Aber es zieht sich eben.
- Weitere rund fünf Kilometer geht es auf asphaltiertem Untergrund. Das ist einfach Mist.
Trotzdem will ich den Weg hier gern empfehlen. Wir zumindest haben die Runde nicht bereut.
HIER gibt es noch alle Erklärtafeln zum Runterladen.
Und hier die Strecke zum Nachwandern:
Danke für den Wander-Bericht.
Ein paar Ergänzungen: der Bahnhof Krippen ist zwar nicht weit zum Ausgangspunkt der Wanderung, aber momentan keine wirkliche Empfehlung, die S-Bahn fährt bis Mitte Dezember nur bis Bad Schandau.
In Reinhardtsdorf (am Gemeindezentrum) gibt es einen großen, neuen Parkplatz, da ist auch die Bushaltestelle (Ehrenmal) nicht weit, ggf. wäre das auch ein guter Startpunkt.
Das Heimatmuseum in Schöna wird (wenn ich mich nicht irre) ehrenamtlich betreut.
Und am Dorfplatz Schöna ist eine durchaus gute Einkehr im neuen Dorfladen möglich,
eine weitere Empfehlung (mit grandiosem Ausblick) ist eine Mittagsrast im Wolfsberghotel, heut erst mit Freunden getestet und für sehr gut befunden 🙂
Eine Frage hab ich nur an die “Erfinder” des Weges: warum wurde der Zirkelstein ausgelassen?