So richtig toll viel passiert ist in den vergangenen Wochen nicht, trotzdem ein paar kurze Texte.
1. Demo zur Brücke in Bad Schandau
Die Misere besteht fort, und ein Ende ist nicht in Sicht. Sieht man mal von ein paar zusätzlichen Fährverbindungen ab. Weshalb die Bürgerinitiative “Naturpark Sächsische Schweiz” jetzt zu einer Demonstration aufgerufen hat. Am Sonntag, 9. Februar 2025, am rechtselbischen Brückenkopf.
Schon jetzt ist der Zustand ein unhaltbarer solcher. Riesige Umwege für Pendler, am Ziegenrücken regelmäßiges Chaos. Wenn dann erst die Tourismussaison beginnt, dann hängt der Pferdekopf richtig raus. Gut gemeint – und damit das Gegenteil von Gut – ist die Anpassung der Busfahrpläne, denn so richtig ändert das auch nichts.
Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr hat eine Webseite zum Stand der Dinge veröffentlicht, man findet sie HIER. Ich elender Krümelkacker habe mal gezählt: 14 Mal kommt im Text “Prüfung/prüfen” vor. Aber nicht ein konkreter Termin. Außerdem werden zahlreiche Köche aufgezählt, die im Brei herumrühren und diesen verderben. Aber, Zitat: “Diese und weitere Beteiligte stehen im engen Austausch.” Schon jetzt schwant mir, dass am Ende Rücksicht genommen werden muss auf ein Pärchen der seltenen Sumpfschnerpelschnepfe (Ökologus Fundamentaltistos Mistviehchus), welches nahe einer Behelfsbrücke auf seinen Eiern sitzt.
Machen wir uns also nichts vor: solange den Stempelkarrusell-Drehern in ihren entfernten Amtsstuben die Folgen so einer Misere nicht persönlich in Rechnung gestellt werden, solange werden sie weiter nach Schema-F verfahren. Und im Zweifelsfall nichts tun, um keine Fehler zu machen.
In jedem einigermaßen funktionierenden Gemeinwesen stände längst eine Behelfsbrücke. In China schon eine komplett neue.
Dennoch ist es gut und richtig, ein wenig Druck auf die Straße zu bringen. Weshalb ich hier theatralisch ausrufe: Wem an der Region gelegen ist, der sollte zu der Demo kommen!
Der Aufruf der Bürgerinitiative HIER.
2. Der hintere Große Zschand
Selbiger gehört ja in die Kategorie “Ganz toll verboten”. Was unsereinen zwar nicht davon abhält, da zu wandern. Was aber für die Feuerwehr beim großen Waldbrand 2022 ein ernstes Problem wurde. Denn man hatte in den Jahren zuvor den eigentlich breiten und ebenen Weg zunächst durch einige mutwillig und nur zu diesem Zweck gefällte Bäume versperrt, und ihn danach sich selbst überlassen. Die Kameraden mussten ihn also erst mal freischneiden, um überhaupt an die Brandherde heranzukommen.
Nun ja, knapp zwei Jahre hat es gedauert, und jetzt ist doch tatsächlich auch in dem Dienstzimmern der NPV eine Restmenge Hirn herabgeregnet. Der Weg wird für “kleine geländegängige Fahrzeuge und Quads der Feuerwehren” passierbar gemacht. In einer Pressemitteilung feiert sich die Verwaltung unter der Überschrift “Grenzüberschreitender Waldbrandschutz in den Nationalparken” gehörig selbst. Mal davon abgesehen, dass kein Mensch außerhalb dieser Blase von “Parken” sondern von “Parks” spricht, könnte man auch fragen: Wer hat denn den Weg vorher eigentlich unpassierbar gemacht? Und muss jetzt die selbst verursachte Malaise mühevoll beseitigen? Nun ja.
Wobei “mühevoll” etwas übertrieben ist. Das Foto hier zeigt den Zustand des Weges auf deutscher Seite. Da liegt nicht so viel herum, das dürfte schnell erledigt sein.
Hübsch wird es im letzten Absatz der Pressemitteilung, in dem es heißt, dass “die Einsatzstrecke nicht als zusätzlicher touristischer Weg markiert und geöffnet wird, sondern sowohl auf tschechischer als auch auf deutscher Seite nur für die Feuerwehren für den Notfall im Waldbrandeinsatz passierbar und abgestimmt ist.” Was heißt denn “passierbar und abgestimmt”? Also, passierbar war der Weg immer, ich bin dort oft ohne große Mühe langgelaufen. Und muss ein Weg “abgestimmt” sein, um ihn zu benutzen?
Ich frage mich vor allem, wie das im Zweifelsfall verhindert werden soll. Ein sieben Tage die Woche besetztes Kassenhäuschen am Zugang? Schwer zu machen. An kühlen Tagen müsste das beheizt werden, und ein einfaches Lagerfeuer ist im Nationalpark streng verboten. Also elektrisch, dazu bräuchte es aber noch ein Windrad über den Bäumen. Ertappte Wanderer könnten dann auch gleich mit Karte oder Paypal ihren Obolus entrichten.
Ich weiß, ich spinne. Und die Tatsache, dass hier für die Feuerwehren erst mal was gemacht wird, ist ja löblich. Der Weg selbst bleibt eine geniale Verbindung nach Böhmen, die man gern benutzen sollte. Und dabei kann man sogar sein schlechtes Gewissen zu Hause lassen. An Grünzeug gibt es da gar nichts Erwähnenswertes. Und sollte in den Felsen darüber tatsächlich ein Vögelein brüten, so wird es sich sicher nicht von ein paar Wanderern im Tal stören lassen. So sich diese zu benehmen wissen. Aber das sollte wohl überall in der Natur selbstverständlich sein.
Die Pressemitteilung der NPV HIER.
3. Open Street Map und die NPV
Wie bekannt, leistet sich die NPV eine eigene “Digitalbeauftragte”. Deren Hauptaufgabe besteht darin, Online-Karten, also vorrangig “Open Street Map”, nationalparkkonform zu editieren. Also unerwünschte Wege verschwinden zu lassen.
Aktuell ist die Stelle von Frau Amrei Voigt besetzt. Die sich von ihrer Vorgängerin in zwei Punkten positiv abhebt: zum einen wütet sie nicht wild mit der Löschtaste herum, wie zuvor geschehen. Sondern sucht sich im Zweifelsfall durchaus Feedback. Zum anderen drückt sie sich auch nicht vor Diskussionen.
Soweit, so gut. Dennoch stieß mir eine solche Diskussion auf OSM dann doch etwas auf. Man kann sie HIER in aller Ausführlichkeit nachlesen. (Und nochmal: ich finde es gut, dass Frau Voigt im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin solche Diskussionen zulässt und sich um ehrliche Antworten bemüht.) Zwei Aussagen ließen mich aber aufhorchen.
Das sind schlichtweg falsche Aussagen – Neudeutsch: Fake News. Zum ersten Bild: den Thorwalder Gratweg kann man vielleicht mal auf einer Länge von zehn Metern zu zweit nebeneinander gehen. Ansonsten ist brav der Gänsemarsch angesagt. Und an Aussichtspunkten gibt es da genau einen. Nimmt man einen Abstecher zur ehemaligen Fernblick-Boofe hinzu, sind es zwei. Zum zweiten Bild: hier stimmt leider außer dem Namen “Kerbensteig” gar nichts. Denn dieser Weg hatte niemals etwas mit der Flößerei zu tun, und er geriet auch nicht mit deren Einstellung in Vergessenheit. Vielmehr wurde er erst nach 1945 (da er die Grenze mehrfach überquerte) geschleift. Na, und in Vergessenheit ist dieser herrliche Weg über die Jahrzehnte trotzdem nie geraten.
Interessant, und erstaunlich, ist dabei ihr Verweis in der Original-OSM-Diskussion auf alternative Software, die alle Wege anzeigt. “Es kommt immer auch darauf an, mit welcher Software man sich die OSM-Datenbank ausspielen lässt, sicher gibt es da auch ein passendes Programm für die Dokumentation der auf der aktuellen Karte nicht mehr angezeigten Wege.”
Dazu von mir zwei Tipps:
- Auf dem Handy: OSMand. Hier muss man ein wenig in den Einstellungen herumprobieren, aber irgendwann sind tatsächlich alle Wege zu sehen. Nachteil: dabei wird es recht unübersichtlich.
- Am Rechenknecht: OffRoad. Das ist nur eine Java-Datei, die man nicht mal installieren muss. Einfach runterladen, doppelkicken, und es öffnet sich eine Karte mit allen Wegen. (Die “verbotenen” sind rosa gepunktet) Und es können Touren als GPX-Dateien geplant und exportiert werden. Genial.
4. Living next door to Alice
Oha, da ist mir doch beim Betrachten diverser Wahlwerbespots aufgefallen: AfD-Chefin Alice Weidel war in meinem Lieblingsgebirge unterwegs. Wir sehen sie:
Nahe der Schutzhütte an “Stumbauers Eck”.
Das soll natürlich keine Wahlwerbung sein, weshalb ich den kompletten Spot auch nicht verlinke.
1. Wir leben in einem Staat voller Bürokraten, Gesetze, Regeln, Gutachter und Vorschriften, da dauert es eine Weile mit einer neuen Brücke. Am Dreiländereck warten die Menschen seit 21 (!) Jahren, daß die versprochene Fußgängerbrücke über die Neiße gebaut wird, und es hat sich bisher nichts getan. Deutschland hat nun mal nicht mehr die wirtschaftliche Kraft, den Elan und die Schnelligkeit, wie vor 90 Jahren.
2. Großer Zschand hinten: Da hat die Nationalparkverwaltung sogar schon mal behauptet, der Weg wäre “renaturiert”. Eine glatte Lüge, der Weg war immer gangbar, es gab nur paar umgestürzte Bäume. Und man hatte den Weg mit Absicht durch den Bach vernäßt. Jetzt wird das für viel Geld rückgängig gemacht und groß an die Glocke gehangen, was früher hunderte Jahre lang vollkommen normal war. Und Wanderer dürfen jetzt trotzdem nicht dort lang, Begründung: die “Migration von Tieren” würde behindert. Welcher Tiere, wird nicht gesagt. Und man vermutet, einmal in 10 Jahren könnte theoretisch dort nachts eine Mopsfledermaus vorbeifliegen. Die könnte ja durch die Wanderer gestört werden.
3. OpenStreetMap: Hier verbreitet die Nationalparkverwaltung immer wieder Unwahrheiten und sogar Lügen. Die Mitarbeiter haben offensichtlich keine Ahnung von der Gegend, der Geschichte des Gebirges, der DDR-Zeit, von alten Karten und Wanderführern, sie kennen nicht mal ihre eigenen Gesetze. Z.B. wird behauptet, der Weg “Reibetöpfel” wäre gesperrt. Der Weg liegt aber außerhalb der Kernzone, und darf von jedermann begangen werden. Es wird behauptet, der “Grenzweg” wäre nie ein Wanderweg gewesen. Absoluter Blödsinn. Der Weg ist auf alten Meßtischblättern eingezeichnet, er wird schon 1812 bei Götzinger erwähnt, dann in vielen weiteren Wanderführern, das Mittelstück sogar als berühmter Entenpfützenweg. Auch nach 1990 haben wir dort immer wieder Wanderer getroffen. Sogar auf einer DDR-Karte von 1965 sind viele heute gesperrte Wege in damals schon vorhandenen Naturschutzgebieten als markierte Wanderwege eingezeichnet, z.B. das Jansloch.
Fazit: Die Nationalparkverwaltung kostet den Steuerzahler 10 Mill. Euro im Jahr. Reinste Steuerverschwendung für Handlungen und Äußerungen, die nichts wert sind, oder die früher ohne großen Aufwand und viel besser und effektiver organisiert wurden.
Hallo Roland,
zu 1.: Um welche Brücke über die Lausitzer Neiße geht es konkret? In den letzten Jahrzehnten wurden beschädigte Brücken weggerissen, weil man a) kein Geld zur Sanierung aufbringen konnte und b) froh war, der »kleinen Grenzkriminalität« eine Hürde geschaffen hat.
zu 3.: »Die Mitarbeiter haben offensichtlich keine Ahnung von der Gegend, der Geschichte des Gebirges, der DDR-Zeit, von alten Karten und Wanderführern, sie kennen nicht mal ihre eigenen Gesetze.« Na ja, so arg muss man es gar nicht sehen; das Argument ist eher, kein Geld, kein Personal, keine Zeit die dann geschaffenen Wege instand zu halten. Was nicht da ist schreit nicht nach Wartung.
JK
1. Es geht um eine neue Brücke, die direkt am Dreiländereck über die Neiße führen soll und alle 3 Länder verbinden soll. Zum EU-Beitritt von Tschechien und Polen 2004 gabs eine große Feier am Dreiländereck (u.a. mit Gerhard Schröder), dort wurde dies allen Anwohnern aller 3 Länder versprochen.
https://www.radiolausitz.de/beitrag/bruecke-ueber-zittauer-dreilaendereck-ein-kleiner-dreh-mit-teuren-folgen-559152/
3. Die genannten Beispiele sind wohl mehr als eindeutig. Und es gibt noch viel mehr. Bei einem markanten großen bekannten Felsriff in der Nähe des Prebischtores im tschechischen hat z.B. ein Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung sogar öffentlich behauptet, das läge in der Sächsischen Schweiz (Screenshot vorhanden). Blöder gehts nicht. Und der Nationalparksprecher hat sogar unlängst öffentlich behauptet, seit 79 Jahren wären keine Wanderer mehr im Grenzbereich unterwegs gewesen. Heimatkenntnisse 6, setzen.
1. Danke. Grad noch mal geguckt, hier passiert vielleicht doch noch was: https://www.saechsische.de/lokales/goerlitz-lk/zittau/brueckenbau-am-dreilaendereck-punkt-PI3Y2TTPHJEYREBH6KTXYLCN4U.html
Danke lieber Arndt für die Tips OsmAnd und Offroad. Bei OsmAnd, welches ich in der Kaufversion habe, waren die besagten Wege schon eingezeichnet, ohne großartige Kopfstände machen zu müssen. Bei Offroad war es ein wenig tricky. Aber ich hab’s gefunden: Menü-Ansicht-Kartendarstellung-Details-Zugangsbeschränkung.
Dem Wandervergnügen steht also nichts mehr im Weg.