Unterwegs im Khaatal

Es hat sich ja wohl herumgesprochen: es gibt seit einigen Monaten eine Karte des böhmischen Khaatales aus der Feder von Rolf Böhm. In bewährter, detailverliebter Qualität. Jeder noch so kleine Pfad ist drauf. Und da ich in dieser Ecke bisher wirklich nur so einige der markierten Hauptwanderwege kannte, geht es jetzt mal auf eine kleine Entdeckungstour. Es folgen: die Reste zweier Burgen, Höhlen, Eis bei frühlingshaftem Wetter und viele kleine Pfade – einer davon verschwunden. Ich will hier keine feste Runde beschreiben, sondern nur mal so ein paar Höhepunkte der Tour aufzählen. Also: mir nach! Übrigens: alle diese Höhepunkte finden sich auf der Böhmkarte wieder.

DSCN0049 Ausblicke ins Khaatal.

1. Wie hinkommen?

Das ist so ein Ding. Öffentliche Beförderungsmittel in Richtung Khaa (Kijov) gibt es zwar, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die irgendwie funktionieren. Denn schon mit dem Auto braucht man rund 90 Minuten von Dresden aus. Dabei nimmt es sich nicht viel, ob man über Sebnitz und Zeidler (Brtníky), oder über Bad Schandau – Herrnskretschen (Hřensko) und Daubitz (Doubice) anreist. In Khaa gibt es dann zwei öffentliche Parkplätze, jetzt, außerhalb der Saison, sind die auch kostenlos.

2. Der Felsenpfad von Khaa

Der Standard schlechthin bei Wanderungen in dieser Gegend. Immer wieder ein Genuss, die vielen Treppen hoch und runter, die kleinen Höhlen, schmalen Wege, kleinen Aussichten. Noch nicht einmal zwei Kilometer geht es oberhalb des Khaatales lang, aber die haben es in sich. So ein Stündchen sollte man für diesen Weg schon einplanen.

DSCN0001DSCN0002DSCN0003DSCN0006DSCN0007DSCN0009DSCN0010DSCN0014DSCN0015DSCN0019 Macht einfach Spaß.

3. Die Schatzkammer (Klenotnice)

Das ist keine richtige Schatzkammer. Nein, das sind zwei ziemlich hohe Felsen, die sich aneinander anlehnen. Daneben hängt auch noch ein Sinnspruch an der Wand. Ein kleiner Abstecher hierher lohnt sich.

DSCN0020DSCN0022 Schatzkammer

4. Die Feengrotte (Jeskyně víl)

Eine kleine Höhle am Wegesrand, die im Winter sehr schöne Eiszapfen präsentiert, welche dann auch noch von vielen Teelichtern illuminiert werden. Zu doof nur: kein Winter vorhanden, deshalb auch keine Eiszapfen und nur ein paar wenige Teelichter, allesamt schon abgebrannt. Na, vielleicht im nächsten Winter.

DSCN0029DSCN0030 Nicht so berauschend.

5. Klötzer Grund

Ein schmales Seitental nahe der Feengrotte, durch welches ein verschwiegener Pfad recht knackig in die Höhe führt. Kein sinnloser Wegausbau, sondern alles ganz natürlich belassen. Hier macht es Spaß, zu laufen.

DSCN0031DSCN0032 Natur pur.

Übrigens waren am oberen Ausstieg aus dem Grund mal wieder die Forstmaschinen zu Gange. Aber, oh Wunder: man hatte die Wege zuvor sorgfältig mit Reisig ausgepolstert, so dass sich die Bodenschäden in engen Grenzen hielten. Und, nochmal oh Wunder: danach haben die tschechischen Forstleute das Reisig sogar noch aufgesammelt und zum Abtransport aufgeschichtet. Da sollte sich die sächsische Nationalparkverwaltung mal eine Scheibe abschneiden. Denn deren “Waldpfleger” wühlen immer erst eine Mondlandschaft in den Boden, und lassen dann Zweige und kleinere Äste in der Kreuz und in der Quer im Walde liegen.

DSCN0033 Bravo, so geht das.

6. Wolfsburg

Nein, nicht doch, hier gibt es keine Volkswagen. “Wolfsburg” (Vlcí hrádek) heißen die ziemlich kümmerlichen Reste einer mittelalterlichen Befestigungsanlage. Nahe der Engelsquelle (Englův pramen) zweigt der bequeme Zugang ab, es geht aber auch durch den Kunzengrund  oder über einen recht steilen Pfad und durch eine Felsspalte aus dem Schilfgrund heraus. Oben angekommen sehen wir eigentlich nur noch eine Art Fundament im Fels und ein dort eingeritztes  grimmiges Gesicht.

DSCN0034DSCN0040 Wolfsburg.

7. Zeidler Raubschloss (Brtnický hrádek)

Eigentlich dasselbe nochmal in Grün. Wieder die Fundamentreste einer alten Burg. Diesmal aber mit einem vor rund 100 Jahren nett ausgebauten Zugang, es warten viele Treppen auf den Wandersmann. Hier gibt es auch eine richtige Wegemarkierung.

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Weg zum Zeidler Raubschloss.

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Auf dem Plateau.

8. Großes Preußenlager (Velký pruský tábor)

Schon wieder so ein Gerücht. Hier lagerten nämlich keine Preußen, sondern hier versteckten sich die Einheimischen einst vor denselben. Praktisch ist dies aber nur ein großer Felsüberhang mit einer Schautafel, die den alten Fritzen zeigt. Früher muss dieser Ort aber wirklich recht gut versteckt gewesen sein, ohne ein Hinweisschild am Hauptweg würde man sicher auch noch heute dran vorbeilaufen.

DSCN0057DSCN0058 Kein Preuße in Sicht.

9. Zeidler Eisfälle (Brtnické ledopády)

Davon gibt es gleich mehrere. Man stelle sich einfach einen Felsüberhang vor, über den im Winter das Wasser tröpfelt und gigantische Eiszapfen bildet. Soweit die Theorie. Die Praxis sagt auch hier: kein Winter in Sicht, deshalb nur spärliche Eiszapfen. Aber die waren immerhin da. Übrigens sind die Eisfälle in Rolf Böhms genialer Karte nur als “normale” Höhlen eingezeichnet. Hier hilft ausnahmsweise mal die offizielle Karte des böhmischen Nationalpark besser, denn auf der sind die Fälle mit einem eigenen Symbol und Namen versehen. Und im Wald finden sich sogar Hinweisschilder.

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Angedeutete Eisfälle

10. Wehners Grund

Der führt zu einem dieser Eisfälle namens “Vorhang” (Opona). Und dann, laut Rolf Böhms Karte, auch weiter absteigend bis zum großen Wanderweg im Wolfsbachtal. Hier irrt der Meister ausnahmsweise mal: nach dem Eisfall löst sich der Pfad im Nichts auf. Weshalb uns tapferen Wandersleuten hier nur ein ohrenbrecherischer Abstieg über allerlei rutschige Erde, noch rutschigeres Laub und durch eine dunkle und enge Höhle blieb. Nun ja, geschafft. Und übrigens: im böhmischen Nationalpark ist solcherlei Tun abseits aller Wege und querfeldein außerhalb der Kernzone sogar erlaubt. Kurz bevor man das Tal erreicht taucht der Pfad übrigens wieder auf – er muss also einst tatsächlich durchgängig vorhanden gewesen sein.

DSCN0064DSCN0065 Mehr schlecht als recht abgestiegen.

11. Großer Rabengrund

Auch dieses Tal führt zu einem Eisfall, diesmal zur “Großen Säule” (Velký sloup). Nun ja, es herrschen frühlingshafte Temperaturen, also keine Säule zu sehen, nur oben und unten ein Stummel. Aber wenn mal wieder richtiger Winter wird, dürfte das toll aussehen.

DSCN0067DSCN0069 Nur ansatzweise eine Säule.

Dafür kann man aus dem Rabengrund auf einem namenlosen Pfad durch eine steile Felsspalte aufsteigen und dann seine Tour auf einem, ebenfalls namenlosen, Kammweg über das Lange Horn fortsetzen.

12. Engelsquelle (Englův pramen)

Ein Häuslein am Wegesrand, in welchem frisches Quellwasser sprudelt. Ein paar Tassen für Durstige gibt es gleich noch dazu.

DSCN0072 Die Engelsquelle.

13. Hunger und Durst

Ich trage Eulen nach Athen, denn zumindest die Fans der Böhmischen Schweiz werden das Alte Gasthaus (Stara Hospudá) in Daubitz (Doubice) längst kennen. Hier hat sich ein Messie seinen gastronomischen Traum erfüllt. Schon die Wirtsstube ist übervoll von Gerümpel aus Jahrzehnten. Und im angrenzenden Park kann man von der Holzplastik bis zum ausgedienten Panzer noch so allerlei bewundern, was dem Wirt sammelnswert erschien. Ach so, gut essen und Trinken kann man hier auch.

DSCN0074DSCN0076DSCN0077DSCN0078 Mehr als nur ein Gasthaus.

14. Fazit

Das war noch längst nicht alles. Säckeweise finden sich auf Rolf Böhms Karte noch Wege und Ziele, die einer Erkundung harren. Also auf demnächst.

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6 Gedanken zu „Unterwegs im Khaatal

  1. ich komme kaum aus dem staunen heraus! wirklich tolle Bilder! Wenn wir aus unserem Urlaub in Südtirol zurück sind werden wir aufjedenfall nach Khaa fahren! unglaublich schön! Einfach toll!

    schöne grüße Helene

    1. Zu Wehners Grund: Nach dem Eisfall führt der Weg am Linken Hang entlang und wechselt in den Nachbargrund, unten treffen dann beide wieder Zusammen.

  2. Also direkt nach Khaa ist es im Winter mit den Öffentlichen etwas mau, zugegeben. Aber wenn man von der Eisenbahnstrecke Nixdorf-Schönlinde startet, dann lässt sich da schon eine richtig gute Wanderrunde laufen. 8.30-Uhr Zug ab Dresden, umsteigen in Schandau und Nixdorf-Unterer Bahnhof (beides Mal direkter Anschluss). Starten kann man dann von Nixdorf-Oberer Bahnhof, Zeider, Herrenwalde, Gärten oder Schönlinde.
    Für die Rückfahrt muss man gucken, ob die jeweilige Bahn von Schönlinde oder von Rumburg fährt, aber beide bedienen die Strecke zwischen Herrenwalde und Nixdorf, da fährt dann bis gegen 19.30 Uhr alle zwei Stunden ein Zug, der in Nixdorf und Schandau auch wieder direkte Anschlüsse hat, so dass man zwei Stunden später wieder in Dresden ist. Viel schneller ist man mit dem Auto auch nicht.
    Im Sommer fährt von Herrnskretschen nach Daubitz auch ein Bus über Rainwiese und Dittersbach.

  3. Jetzt hab ich doch tatsächlich übersehen, dass der Artikel von vorigem Frühjahr ist, also vor der Eröffnung des Eisenbahngrenzübergangs Sebnitz. Und natürlich alle von mir beschriebenen Verbindungen erst seit letztem Sommer möglich sind. Also leiste ich Abbitte für den etwas arroganten Ton, den ich in den ersten beiden Sätzen meines Vorkommentars angeschlagen hab.

  4. Was ja auch geht, ist die An- oder Abreise in Hinterhermsdorf . Ich bin heute (Winter) z.B. von Hinterhermsdorf nach Krasna Lipa gelaufen und dort via Decin wieder nach Hause gefahren. Alles kein Problem. Eis gab es genug in der Feeenhöhle, allerdings auch jede Menge andere Schaulustige.

  5. Zur Schatzkammer: Um in diese zu gelangen muss man in der Spalte links des angelehnten Felsens den Kamin hochsteigen. Dann kommt man zu einem Raum, wo man tatsächlich hätte so manchen Schatz verstecken können, denn ohne richtig zu klettern ist dort kein Rankommen.

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