Das ist ein sehr alter Weg, der einst wohl als Flanierweg für Sommerfrischler angelegt wurde. Nun, flanieren kann man hier nicht mehr, dafür aber einen wunderbaren Waldweg, prima Aussichten, eine uralte und noch immer teilweise intakte Stiege und jede Menge Ruhe genießen. Lust bekommen? Dann geschwind weiterlesen!
Wo finde ich diesen Weg?
Die Promenade, in manchen Karten auch “Belvedere” genannt, verbindet Schmilka mit Herrnskretschen (Hřensko). Oha, da kennen wir doch nur den öden Weg entlang der Straße? Nein, es geht auch viel besser. Obendrein führt die Promenade weiter oberhalb von Herrnskretschen bis an den Ortsausgang, wo man die Straße Richtung Rainwiese (Mezní Louka) erreicht. Oder aber weiter zur Silberwand wandern kann. Der Weg ist (ganz dünn gestrichelt) sogar auf der offiziellen böhmischen Nationalparkkarte drauf. Besser kann man ihn aber auf den diversen Karten von Open Street Map finden. Also am besten eine solche ausdrucken oder aufs Navi speichern. Ich hab den Weg mal rot angemalt.
Erst mal hinkommen
Das ist leicht: in Schmilka die einzige abzweigende Straße den Berg hochgehen. An der ersten Abzweigung (gegenüber der Nationalpark-Informationsstelle) ist dann schon der Grenzweg mit einem gelben Strich markiert. Ja, auf diesem kurzen Stück ist der legendäre Grenzweg tatsächlich ein erlaubter und markierter Wanderweg. Es geht an einem mehr als merkwürdigem Geländer vorbei. Ist das zu Ende, dann den Blick scharf nach rechts: hier zweigt, ziemlich deutlich zu erkennen, ein Pfad im spitzen Winkel ab. Den nutzen und die Grenzsteine passieren. Jetzt sind wir schon auf der Promenade, und begehen für ziemlich genau 50 Meter eine Ordnungswidrigkeit. Denn wir befinden uns in der Kernzone des böhmischen Nationalparks, in der wir, analog zu deutschen, nur markierte Wege benutzen dürfen. Da diese Kernzone hier aber nur 50 Meter breit ist, wollen wir mal ein Auge zudrücken. Schon, wenn wir an der Felskante ankommen und durch den dichten Bewuchs die Elbe unter uns erahnen, haben wir die Kernzone wieder verlassen.
Erste Aussichten
Der Weg ist ab jetzt immer gut zu erkennen, auch wenn man deutlich merkt, dass er schon seit Jahrzehnten nicht mehr unterhalten wird. Leider hat man ihn auch bei der “Waldpflege” sträflich behandelt. Die gefällten Bäume blieben einfach liegen, teilweise kreuz und quer über dem Weg. Man muss also immer mal wieder darum herumturnen oder drüber steigen.
Dies ist die ärgerlichste Stelle
Dafür werden wir schon mit ersten Blicken ins Elbtal belohnt. Besonders interessant ist dabei eine Stelle, an der wir eine Art Schutzgitter sehen. Hier drohte vor wenigen Jahren ein Fels auf die darunter liegende Straße zu stürzen, er wurde aufwändig saniert. Von diesen Arbeiten künden heute noch die Schutzgitter und eine dabei praktischerweise hervorragend frei geschnittene Aussicht.
Direkt gegenüber befindet der Fähranleger von Schöna, man kann das emsige Gewimmel von Wanderern und Einkaufstouristen beobachten.
Der Herrenhaussteig
Ehe wir dem Weg an einer Gabelung leicht nach links folgen, sollten wir noch Stück weiter geradeaus gehen und einen echten Höhepunkt besuchen: die Reste des Herrenhaussteiges. Dieser führte einst von der Terrasse des Hotels “Herrenhaus” zu einem Aussichtspunkt. Nun, das Hotel gibt es schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Aber wenn wir zu unserer Rechten einen deutlichen Einschnitt im Fels bemerken, sollten wir dem mal folgen. Wir stehen nach wenigen Metern am Beginn eines einst mit viel Aufwand befestigten Serpentinenweges.
Wir steigen ab. An einer Stelle sehen wir die Stahlträger, die einst eine Holzbrücke hielten. Achtung: versuchen sie nicht, diese Träger zu übersteigen. Der große Laubhaufen darunter verbirgt nämlich gähnende Leere, hier herrscht Absturzgefahr. Besser schon vorher die Serpentine “schneiden” und an der Wand runter klettern. Was viel leichter ist, als es aussieht.
An dieser Stelle runter klettern
Weiter geht es nach links durch einen künstlichen Felsdurchgang.
Und wir stehen an einer Aussicht, die einst prächtig ausgebaut war. Auch heute noch künden ein künstlerisch gestaltetes Geländer und eine kleine Brücke davon. Vorsicht, nicht ans Geländer lehnen, es ist mehr als wackelig. Wir haben einen Blick von oben auf Herrnskretschen, der zumindest einmalig ist. Und eine Sattelitenschüssel steht hier auch, wahrscheinlich vom Hotel darunter.
Aussicht samt Satellitenschüssel von der anderen Felsseite
Die Versuchung, auf den Serpentinen weiter abzusteigen, ist groß. Aber man sollte ihr besser nicht nachgeben. Denn der Weg begann halt einst auf der Terrasse des Hotels, also in Höhe des dritten Stockwerks. Mangels Hotel und Terrasse bricht er also urplötzlich ab und es bleibt ein wirklich sausteiler Hang. Wenn wir auf dem ins Rutschen kommen (was sehr wahrscheinlich ist), knallen wir von hinten in die Buden vietnamesischer Händler, die jetzt hier ihren Geschäften nachgehen. Und wenn bei dem Aufprall auch noch ein frisch angesetzter Topf Crystal vom Herd fällt, könnten die böse werden. Unseren Knochen zuliebe steigen wir also wieder hoch.
Oberhalb Herrnskretschens
Wir gehen zurück zu der Wegegabelung und halten uns jetzt links, leicht aufwärts. Der Weg wird jetzt sehr entspannt. Zwar liegen immer noch hin und wieder Bäume kreuz und quer, aber das ist halb so wild. Oberhalb der Ortschaft geht es recht entspannt dahin.
Schließlich landen wir im Himbeergründel, ein altes Wasserwerk zeigt uns den Zielpunkt an. Scharf nach rechts steigen wir zur Straße ab und schließen uns den vielen Ausflüglern an, die hier vom Prebischtor kommen.
Gingen wir nach links, so könnten wir zur Silberwand aufsteigen. Aber das ist eigentlich schon wieder eine Tour für sich, deshalb dazu später.
Fazit: wer von Schmilka nach Herrnskretschen will, um preiswert zu essen, einzukaufen oder in den Puff zu gehen, der sollte weiter auf der Straße bleiben. Wer aber wandern will und Natur erleben, der sollte diesen Weg ruhig einmal ausprobieren.
7.10.2013 – Nachtrag zum Herrenhaussteig: Der Zugang von unten, also über den mehr als steilen Hang, ist nicht nur eine gefährliche Schinderei, sondern jetzt auch praktisch nicht mehr möglich. Die vietnamesischen Händler haben ihn verbarrikadiert. Wahrscheinlich ist ihnen mehr als einmal ein abrutschender Wandersmann hinten in ihre Buden gekracht. Und da bei jedem dieser Schläge der Textildrucker mit dem Jack-Wolfskin-Logo verrutscht….. Und wer den Steig en Detail studieren will, dem empfehle ich hier das Buch “Geheimnisvolle Wege im Sandstein und anderswo Band I” aus dem Stiegenbuchverlag, welches mich auch erst zu einer Begehung inspiriert hat.
Ich kann Arndt nur beipflichten: ein super Weg. Tatsächlich bin ich mal von den Ständen der Vietnamesen aufgestiegen und hatte wirklich “Schiss”, dass ich abrutsche und mich unter wiederfinde. Also lieber Arndts Empfehlung folgen!
Super Weg schon etliche mahle lang gewandert. Im letzten Abschnitt kreuzt
man den Heusteig noch.
Richtig, diesen Hinweis hatte ich vergessen: oberhalb Herrnskretschens gabelt sich der Weg noch mal. Links geht es, leicht bergan, weiter Richtung Himbeergründel, rechts zum Heusteig. Dieser ist aber auch ein sehr schöner Weg, der dann im Ort genau am Hotel “Praha” rauskommt. Wäre auch eine Alternative, um die Strecke in anderer Richtung zu begehen. Rechts vom Hotel die Stufen hoch, kann man gar nicht verfehlen.
Eine prima Alternative zur Strasse, wenn man von Schmilka Richtung Prebischtor will.
… Gingen wir nach links, so könnten wir zur Silberwand aufsteigen. Aber das ist eigentlich schon wieder eine Tour für sich, deshalb dazu später. …
Können wir uns da womögliche auf einen Silberwand-Beitrag freuen???
Was dann geschehen wäre.
Wie so oft wieder ein super Wandertipp. Am WE war eine familiäre Runde um Herrnskretschen geplant, um einige in letzter Zeit publizierte Stiegen und Steige, respektive deren Reste zu erkunden. Da bot sich der Anmarsch von Schmilka über die Johannespromenade natürlich an. Nach einem zweiten Frühstück in der Schmilkschen Mühle, Streuselkuchen mit Suchtgarantie, ging es auf diesen wirklich sehr empfehlenswerten, einsamen Weg. Natur pur. Und kein Mensch weit und breit. Da war schon der Anmarsch das eigentliche Highlight der Wanderung, auch und besonders wegen der zufälligen Begegnung oberhalb des Herrenhaussteiges und dem sich anschließenden Gedankenaustausch 😉 .
Super Beschreibung . Muss ich als alter Einheimischer noch machen , bevor der Wald endgültig zusammen fällt
Der Borkenkäfer hat den Weg sehr schwer begehbar gemacht. Oberhalb der Elbe geht es noch, aber wenn man oberhalb von Herrnskretschen läuft, ist es teilweise eine Qual. Trotzdem ein schöner Weg. Schade, dass er nicht erhalten wird.