Neue Streiche der Nationalparkverwaltung

Ach herrjeh, da hatte ich im vorigen Post doch tatsächlich einmal ein paar lobende Worte zur Nationalparkverwaltung gefunden. Hätte ich sie mir mal gespart, denn die Burschen haben schon wieder zugeschlagen. Konkret: eine alte Steiganlage abgesägt und zwecks Optimierung ihrer Einnahmen schon mal auf die eigenen Regeln gepfiffen. Also mal im Einzelnen:

Abgesägt haben die Burschen die Steigeisen im Adlerloch. Jener Zugang führte zuvor aus den Gefilden des hinteren Großen Zschand über die Schwarzen Schlüchte hinauf auf den Auerhahnsteig. Der Weg samt seiner vier Steigeisen war wirklich nur Insidern bekannt. Weder auf den Karten von Open-Street-Map noch auf denen von Rolf Böhm war er eingezeichnet. Wenn also die Brüder von der NPV immer wieder erzählen, dass solche Wege zunehmend popularisiert würden – hier trifft das nicht zu. Im ganzen großen Netz der Netze findet sich tatsächlich nicht eine Beschreibung dazu.

Dafür hat aber tatsächlich irgendwann in den letzten zwei Jahren – so lange liegt mein letzter Besuch dort zurück – jemand ein fünftes Steigeisen angebracht. Das war dann wohl zu viel für die selbsternannten Hüter der Natur, jetzt sind alle Eisen weg.

Adlerloch 7 Die alten Eisen

Man fragt sich schon: haben die Burschen wirklich nichts besseres zu tun, als uralte und – zumindest in diesem Fall – fast vergessene Wege zu besuchen, um dann dort mit der Flex zu hantieren? Immer wieder höre ich Klagen aus der NPV, dass weder Personal noch Geld in ausreichender Menge vorhanden wäre. Nun, dieses Geld und dieses Personal wäre sicher anderswo besser eingesetzt gewesen.

Aber darum geht es ja eigentlich auch gar nicht. Es geht darum, zu zeigen, wer hier der Herr im Walde ist.

Und wenn der Zweck die Mittel heiligt, dann sind die eigenen Regeln auch schon mal einen Pfifferling wert, wie unsere zweite Geschichte zeigt. Die spielt auf dem Parkplatz am Lilienstein, der von der NPV bewirtschaftet wird. Deutschlandweit wohl einmalig, wird auf den Wanderparkplätzen in der Sächsischen Schweiz ja zum Wohle der Natur, oder besser: zum Wohle derer Verwaltung, abkassiert. Wozu ein Parkscheinautomat dient, der mit Solarstrom betrieben wird.

Wie dieses Solarpanel dort befestigt wurde, das spottet jeder Beschreibung: an einer rund 70 Jahre alten Kiefer, mit Schrauben einfach rangepappt, das zugehörige Kabel dann mit Schellen fest mit dem Stamm vernagelt.

solar Was nicht passt….

Sorry, aber wenn ich in einem geschützten Gebiet Nägel in einen Baum kloppe, dann werde ich sehr zu recht mit einer empfindlichen Geldbuße belegt. Wenn das die Verwalter dieses Gebietes aber selber machen, dann geht das in Ordnung. Schizophren.

Kabelschellen an Baum genageltschelle mit nagelSchellen mit 70 cm langen Nägeln befestigt

Wenn diese Brüder nicht auf ewig und drei Tage das Wort “Naturschutz” wie eine Monstranz vor sich hertragen würden, dann könnte man ihnen das fast noch verzeihen. Aber hier wird, wie immer seit der Gründung dieser Behörde, mit zweierlei Maß gemessen. Was Zeus erlaubt ist, ist es dem Esel noch lange nicht. Aber irgendwann kommt es zur Götterdämmerung, und dann, liebe NPV, dann werden sich einfache Menschen und Naturliebhaber nicht mehr von euch bevormunden lassen. Seid froh, wenn ihr bis dahin euer Pensionsalter erreicht habt.

Update, 1.12.2014: Auch Wanderkarten-Profi Rolf Böhm hat einen kurzen Text zum Thema veröffentlicht. Er wundert sich vor allem darüber, dass die Entfernung der Eisen im Adlerloch nicht in der AG-Wege besprochen wurde. Mehr dazu hier.

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11 Gedanken zu „Neue Streiche der Nationalparkverwaltung

  1. Na prima … da wollte ich doch diesen Herbst nach vielen Jahren mal wieder durchs Adlerloch auf den Auerhahnsteig. Ja, ich habe mich immer wieder zurückgehalten, wegen des Naturschutzes. War wohl ziemich einfältig von mir.

    Zum Glück sind ja reichlich Ausweichmöglichkeiten zum Auerhahnsteig vorhanden. Und bei denen hilft keine Säge.

    Derartige Aktionen gibts es ja nicht zum ersten Mal.
    Vor kurzem erst habe ich die zerstörte Stiege am Raubschützturm (die aufgestapelten Steinblöcke am Einstieg) sehen müssen. Ein Schelm der glaubt, dass da ein Wanderer des Wegs kam.

    Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei der NPV offensichtlich weit auseinander.
    Verständnis für restriktive Sperrungen aus Naturschutzgründen schafft man so nicht!

    Bei mir ist angekommen: nimms nicht so genau; geniesse die alten Wege, so oft es geht. Und gib sie weiter, an all die anderen Wanderer.

    1. Ja, die “Steinpyramide” zum Raubschützenturm hat auch jemand umgeworfen. Vielleicht ist sie aber tatsächlich auch von allein umgefallen, denn sonderlich standfest war sie nicht. Ein knappes Jahr gab es dort dann sogar eine hölzerne Leiter, aber auch die wurde mit Fleiß entsorgt. Die gute Nachricht: dort kommt man ganz ohne Sorgen auch so hoch. Es gibt mehr als ausreichend Tritte und Griffe im Stein, selbst für Leute wie mich.

    2. Es ist schon ärgerlich und nicht nachvollziehbar wie der NP agiert und mit zweierlei Maß misst.
      Vor allem die Hausherrenmentalität macht wütend. Hier herrsche ich und mein Gesetz gilt nur für euch.
      Übrigens auf beiden Seiten der Grenze. Bei einem Besuch des Silberwandstollens im September diesen Jahres, von Richtung Heusteig / Diebsweg kommend musste man nicht lange rätseln wem wohl der Allrad ( wenn auch ein kleiner Suzuki, nicht solch ein Waldpanzer wie bei uns) gehört, der da 200m hinter dem Kernzonenschild in selbiger steht. Das Wappen vom “Národní park České Švýcarsko” prankte groß genug an der Tür. . .

      Allerdings, und diesen Aspekt finde ich persönlich auch ganz wichtig und zumindest diskussionswürdig, die alten Wege an all die anderen Wanderer weiterzugeben, NUR um den NP zu konterkarieren halte ich für ebenso fragwürdig wie die Wege zu versperren, abzubrechen, verschwinden zu lassen.
      Damit ist der Natur und auch uns sicher kein Gefallen getan.
      Ich habe schon “Freunde von stillen, alten Wegen” im schwarzen Loch gehört als ich unten an der Lehne war und das Rudel “Wanderfreunde” gerade vom Reitweg aus den Eingang ins schwarze Loch gefunden hatte. Oder im großen Dom sich Schlangen bilden weil Mutti halt eben auch mit an der Kette hochgezerrt werden muss, weils halt ein Event und so schön geheim ist.
      Sarkasmus beiseite, sicher ist das übertrieben. Aber so etwas auf dem Gratweg Thorwalder Wände, dem Grenzweg, dem Jordan, am Frinzbergsteig?
      Dort bin ich dann doch lieber allein und genieße ganz in Ruhe die Natur, gehe behutsam, leise und manchmal voll Demut diese Wege. Gebe sie auf diese Art an mein Kind weiter und damit auch ein Gefühl von Verantwortung und Respekt der Natur gegenüber.
      Mein Idealbild einer “Koexistenz” eines von Ideologen geführten NP auf der einen und den Wanderfreunden und Stiegengehern auf der anderen Seite wäre ein Gentlemen’s Agreement:
      Die alten Wege und Steiganlagen sind seit Jahrzehnten, oft seit Jahrhunderten vorhanden. Sie sind auch Kulturgut und Vermächtnis von Menschen die vor uns in und mit dem Gebirge gelebt haben.
      Also werden sie nicht, von Kleingeist und Ideologie getragen, zerstört und ein Begehen von kundigen Naturfreunden toleriert.
      Das aber ohne Reklame dafür, keine Wegekennzeichnung, kein Tamtam. Der geneigte Naturfreund genießt was Generationen vor im genossen haben und der Ranger braucht beide Augen um den Verkehr auf der Wanderautobahn zu regeln und beide Hände um seinen Waldpanzer zu putzen.
      Allerdings scheint mir solch ein” Leben- und Leben lassen” eher schwierig umzusetzen. Leider.

      1. Hallo Jürgen,

        dein Beitrag hat mir sehr gut gefallen, da er das Dilemma sehr deutlich darstellt. Was darf man im Sandstein? Vorweg, ich organisiere im Frühjahr und Herbst eine Wanderung für meine Kollegen; im Frühjahr schwer, im Herbst leicht. Jedem, wer mitkommt, kann sich vorher über alle Schwierigkeiten informieren, dafür sorge ich. Wer mitkommt, unterwirft sich zwei Regeln, die ich vorgebe – erstens, den Weg bestimme ich, darüber diskutiere ich nicht; zweitens, Verpflegung hat jeder selbst im Rucksack mitzuführen. Die zwei Regeln habe eine sehr einfache Bewandnis – der Sandstein ist KEIN Rummelplatz! Wer sich an diese Regeln hält, erlebt einen schönen Tag und kommt auch wieder, und das sind erstaunlich viele!
        Was zeige ich meinen Kollegen? Alles, was offiziell erlaubt ist. Auch wenn immer wieder Nachfragen kommen, nicht offiziell begehbare Wege in der Kernzone sind für diese Wanderungen tabu. Mit 25 Leuten kann ich nicht mal so die Schwarze Schlüchte hochtoben.
        Es gibt Zeitabschnitte im Jahr, in denen muss ich akzeptieren, dass die Natur Vorrang hat, da habe ich mich zurückzuhalten. Und es gibt Abschnitte im Jahr, da darf ich wieder überall hin. Dann nehme ich auch mal Feunde mit, von denen ich weiß, sie wollen wirklich mal ein paar Stunden Natur erleben, ohne das uns ein Mensch über den Weg läuft. So war es auch dieses Mal, als wir mit Erschrecken merken mussten , dass die Eisen im Adlerloch weg sind. Es ist halt ein Hammergefühl oberhalb der Webergrotte auf alten Wegen mit einer Flasche Rotwein Mittagspause zu machen und die Ruhe und Einsamkeit auf sich wirken zu lassen und nur zwanzig Minuten später auf dem großen Aussichtspunkt auf dem Grenzweg zu stehen und mit gefühlter Windstärke 8 nach 10 Minuten die Gewalt der Natur in Form von Kälte zu spüren. Das prägt, das bleibt in der Erinnerung, da gewinnt man Respekt vor der Natur, ohne das sie einem verboten wird.
        So stelle ich mir einen Nationalpark vor, ich darf überall hin und sei es nur in einem kleinen Zeitfenster, aber kein Verbot für immer. Ich will keine Markierung aller Pfade; wer sie nicht kennt, geht sie nicht, wer sie kennt, geht sie und das auf eigenes Risiko.
        Ich verstehe nicht, warum das nicht realisierbar ist.

  2. Jürgen & Dieter, niemand wünscht sich Touristen-Horden auf dem Grenzweg oder gar Gratweg. Der Naturliebhaber nicht und die NPV schon gar nicht.

    Eine gewisse ‘Geheimniskrämerei’. sollten sich die Kundigen schon bewahren.

    Andererseits gäbe es viele alte Wege ohne ein gewisses Begängnis nicht mehr. Manche sind schon nur noch mit viel Ortskunde auffindbar. Wobei Suchen und Finden natürlich auch Spass macht.

    Und ohne Axels Bücher und Rolfs Karten wäre Vieles schon Heute vergessen.

    Behaltet euer (Wege-)Wissen nicht nur für Euch. Gebt es mit Augenmaß weiter.

    1. „Ich wünsche mir auch keine Touristen Horden….“ (bezieht sich auf Horden)

      Ich bin im Schnitt einmal die Woche in der Sächsichen Schweiz, teilweise auch in Böhmen wandern.
      Dabei stellte ich fest, dass sich immer mehr Gruppen mit Führern im Gelände bewegten. Diesen Trend finde ich nicht so gut. Klar führe ich auch ein bis zweimal einen kleinen Teil meine Familie durchs Gebirge (etwa 7-10 Leute). Meistens bin ich aber allein oder mit einem meiner Kinder bzw. einem Wanderfreund unterwegs. Neulich traf ich in einem sehr ruhigem Gebiet auf einer Wahnsinnsaussicht etwa 30 Personen mit Führer, früher war man hier „allein“.
      Die Leute kamen nicht mal von hier, wir sprechen also nicht von einer Mund-zu-Mund Propaganda.
      Das Internet hat nachgeholfen, nicht das ich das nicht schätze, aber durch sogenannte Führer steht man auch an verschiedenen Stiegen an, am ende verlangen sie noch Geld.

      Da sollte doch der gemeine Wanderer noch was raus bekommen, oder?

      Klar kann jeder „jeden“ Weg gehen, aber „Das“ führen (kommerziell) sollte doch aufhören!

      Die Verschmutzung im Gebirge hat meiner Meinung auch zugenommen, da sollten sogenannte Führer doch mal eine Säuberungsaktion starten.

  3. Bitte mich nicht falsch verstehen, ich verurteile Zerstörungen an alten und neuen Wegen. Ich glaube nicht das die NPV dahinter steckt.
    Ich wünsche mir auch einen “Grenzübergang” im Großen Zschand, eine Verbindung zum Prebischtor. Nicht aufs Prebischtor!
    Aber die Dosis machts, es verlagert sich momentan alles auf die kleinen Wege….

    1. Das ist zwar richtig: die Brücke existiert nicht mehr. Sie war eh ziemlich baufällig und obendrein bei Nässe nur mit großer Vorsicht zu benutzen. Statt dessen hat aber die NPV hier drei (oder waren es zwei?) Steigeisen eingebaut, die den Weg zur Aussicht jetzt ebnen. Meiner Ansicht nach eine vernüftige Lösung, zumal sich neben der Brücke – eben weil sie eher schwer zu benutzen war – schon reichlich Trampelpfade gebildet hatten. Also: nicht jeder verschwundene Wegeausbau ist schlimm, wenn es, wie hier, eine adäquate Alternative gibt, dann sollte man damit gut leben können.

      1. Sicher ist hier die Verwendung von Eisen anstelle der maroden Brücke eine stabile und langlebige Alternative. Auch ist das Bemühen der NPV lobend anzuerkennen, den Weg zu erhalten.
        Aber den “abenteuerlichen Charme” der Holzbrücke vermisse ich schon ein bissl…….

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