Das wird mal eine ruhige Runde, auf der es so allerlei zu entdecken gibt. Als da wären: eine ruinöse Mühle, Andachten im und am Felsen, Bunker in Mengen und Hundegedenken. Es geht ins Böhmische, mal wieder.
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Starten wir also in Hohenleipa (Vysoká Lípa), am besten wir parken direkt vor dem etwas heruntergekommenen Hotel “Lipa”. Manchmal wird hier eine kleine Gebühr abkassiert, meistens aber nicht. Unser erstes Ziel soll die Ruine der Grundmühle sein, und dorthin gibt es zwei Abstiege: den “Mühlsteig” und den “Kirchsteig”. Der erstere ist markiert und auch irgendwie schöner, dafür aber steiler. Und da wir später auch wieder hoch müssen, wählen wir den steilen Weg für den Abstieg. Es geht dem Blauen Strich nach, an ein paar Häusern und einem kleinen Weiher vorbei.
Der Dorfteich war im Durchschnitt….
Zur Rechten noch ein alter Friedhof, und dann beginnt auch schon der Mühlsteig. Anfangs noch recht moderat, führt er immer steiler werdend in die Tiefe. Hohe Felswände ragen beiderseits auf, eine tolle Kulisse.
Kurz vor dem Tal entdecken wir noch eine alte Andachtsnische im Fels, in der man aber nichts mehr erkennen kann.
Dafür stehen wir jetzt an der Ruine der Grundmühle (Dolský Mlýn). Einstmals ein florierendes Ausflugslokal am Ufer der Kamnitz (Kamenice), verfiel das Gebäude nach der Vertreibung seiner deutschen Besitzer. Seit einigen Jahren kümmert sich aber eine tschechische Bürgerinitiative mit viel Elan darum, zumindest die Ruine zu erhalten. Ein romantischer Flecken ist das allemal, was sich aber auch herumgesprochen hat. Hier wimmelt es gern mal von Ausflüglern, wir werden selten allein sein.
Wir gehen an der Längsseite der Ruine lang und dann weitere einhundert Meter geradeaus. Am Wegesrand sehen wir ein Kruzifix.
Gleich dahinter zweigt rechts ein Pfad ab – Markierung ist ein grüner Strich – der bergan führt. Aha, was wir gerade ins Tal abgestiegen sind, schnaufen wir jetzt also auf der anderen Seite wieder hoch. Es geht über jede Menge Treppen und einige Wurzeln aufwärts.
Wir kommen an diesen freien Platz, und ab jetzt folgt die Wegemarkierung ein Stückchen der breiten Forststraße.
Aber wirklich nur ein Stückchen, schon nach wenigen Minuten biegt der Weg wieder links in den Wald ab.
Um schließlich nach einem sanften Abstieg wieder am Ufer der Kamnitz anzukommen und diesem ein Stück zu folgen.
Während der Tour ist uns schon der eine oder andere kleine Bunker im Wald aufgefallen. Die gehörten einst zur sogenannten Schöberlinie, welche die tschechische Grenze vor der deutschen Wehrmacht schützen sollte. Benutzt wurden die Bunker aber nie, weil die Wehrmacht bekanntlich 1938 ohne Gegenwehr einmarschierte. Wir werden noch weitere dieser Bauwerke auf unserer Tour entdecken. Gesichert sind sie meist nicht, man kann also auch reinklettern. Und feststellen, das es drinnen nichts zu sehen gibt.
Weiter am Fluss langgewandert, erreichen wir bald einzelne Häuser. Die gehören zur Ortschaft Windisch Kamnitz (Srbská Kamenice). Eines der Häuser beherbergt einen kleinen Imbiss, wo es mannigfaltige Kaltgetränke, Palatschinken und die berühmt-berüchtigte tschechische Klobasa gibt. Wer ein Hüngerchen verspürt, sollte zuschlagen, denn das nächste Gasthaus ist noch ein ganzes Stück entfernt.
Direkt hinter dem Imbiss überqueren wir die Kamnitz auf einer kleinen Brücke und finden uns nach wenigen Metern an der Landstraße wieder. Der Grüne Strich ist immer noch unser Wegzeichen, und der zeigt uns an, die Straße nur zu überqueren und zum Waldrand hoch zu laufen. Zur Linken haben wir, oben angekommen, einen hervorragenden Blick auf den Rosenberg (Růžák).
Der Weg geht jetzt sehr bequem übers Feld weiter. Rechts steht wieder so ein Bunker herum, nur das dieser zu einem kleinen Museum ausgebaut wurde. Welches aber bei unserer Tour gerade renoviert wurde. Na ja, halb so wild. Dafür kommen wir an einem spaßigen Grundstück vorbei. Eingezäunt inmitten von Landschaft, enthält es ein Gartenhäuschen, eine gewaltige Buche und – wir ahnen es schon – einen weiteren Bunker. Da ist jemand auf alles vorbereitet.
Gleich hinter diesem Grundstück sollten wir nach links schauen und auf einer weitläufigen Wiese diese Felsformation erspähen.
Hier können wir gut abkürzen, dieweil der markierte Weg einen langen Bogen schlägt. Also einfach auf den Felsen zu, quer über die Wiese. Und beim Umrunden der Murmel schon wieder staunen: da steckt doch tatsächlich mitten im Fels schon wieder so ein Bunker. Diesmal einer, der äußerlich sogar renoviert wurde. Hinein kann man aber nicht.
Genug gebunkert, wir kommen wieder auf einem breiten Waldweg raus, dem wir nach links folgen. Und da wir gerade eine Kreuzung abgekürzt haben, hat sich auch die Wegmarkierung geändert: ab jetzt dem Blauen Strich nach.
Welcher uns, ganz entspannt, zunächst vorbei an einem alten Friedhof…
…zu diesem hervorragend sanierten Kriegerdenkmal führt.
Hier biegt der Blaue Strich nach rechts ab, was grundsätzlich nicht falsch wäre. Aber vor uns liegt jetzt die Ortschaft Schemmel (Všemily), von der wir schließlich auch noch etwas sehen wollen. Wir gehen also geradeaus, überqueren wieder die Landstraße und gehen gleich wieder in den Ort hinein. Über ein Brückchen und dann rechts, wo wir auch schon Schilder zur Attraktion des Ortes finden: zur Felsenkapelle. Selbige entstand vermutlich um 1760, indem ein frei stehender Felsblock ausgehöhlt wurde wie ein Brötchen.
Die vielen Flecken an der Wand stammen daher, dass immer wieder Wasser durch den porösen Sandstein eindringt. Na, und das Altarbild sollte uns irgendwie bekannt vorkommen.
Gleich neben der Kapelle steht noch ein schmuckes Haus mit einem kleinen Glockenturm. Das war aber keine Kirche, sondern ist ein ehemaliges Schulhaus.
Wir gehen noch ein Stück auf der Dorfstraße durch den wirklich schmucken Ort.
Schließlich zeigt der Blaue Strich von der Dorfstraße abzweigend nach links. Auf einem Pfad geht es, vorbei an diesen Quacken…
….bis zu diesem breiten Weg, dem wir nach rechts folgen.
Immer mal wieder sehen wir schmucke Wochenendhäuser im Wald. Richtige Einwohner hat Schemmel gerade mal um die 50, alles andere sind Sommerfrischler. Aber mit denen scheint kein gutes gastronomisches Geschäft zu machen. Denn alle drei Gasthäuser, die auf meiner Karte noch eingezeichnet waren, existieren nicht mehr. Gut, dass da noch eine Wurst aus der Imbissbude in meinem Magen rumorte.
Der Weg, immer noch mit dem Blauen Strich markiert, führt uns über weite Felder und Wiesen zu einer Hochfläche. Unter uns sehen wir schon die Ortschaft Dittersbach (Jetřichovice). Und vor uns breitet sich in einem breiten Panorama die Dittersbacher Felsenwelt aus.
Rechts der Rabenstein, links der Marienfelsen.
Sanft führt der Weg hinab und endet auf der Hauptstraße von Dittersbach. Nach links könnten wir jetzt unsere Tour direkt fortsetzen. Aber nach rechts geht es in wenigen Metern zu mehreren Gasthäusern. Der Knödel lockt, und so wird erst einmal gerastet. Zurück und wohl gestärkt, müssen wir jetzt der Straße ungefähr 500 Meter folgen. Das ist nicht so erfreulich, aber leider nicht zu ändern. Gleich hinter dem Ortsausgang geht dann ein – oft zugeparkter – Weg nach links ab. Der führt nach wenigen Minuten zur Alten Mühle (Starý Mlýn). Bis vor wenigen Jahren konnte man hier auch noch prächtig einkehren, heute wird das Haus nur noch Pension genutzt.
Wir gehen weiter im Tal – jetzt dem Gelben Strich hinterher. Ein sehr bequemer Weg und ein plätscherndes Bächlein legen sich dabei erfreulich aufs Gemüt.
Wir kommen zur liebevoll eingefassten Hubertusquelle, deren Wasser augenscheinlich sehr eisenhaltig ist. Ich hab mal gekostet, und tatsächlich so einen leicht metallenen Geschmack festgestellt.
Und schließlich sehen wir die Ruine der Grundmühle schon wieder vor uns. Aber, oha, unser geplanter Weg war gesperrt. Wegen Unfall(s)gefahr.
Was eigentlich kein Problem wäre, denn man kann die Stelle hier ganz einfach umgehen. Aber dieser Weg, mit einer kleinen Ministiege versehen, wäre doch deutlich reizvoller als die Umgehung. Also waren wir mal neugierig und haben die Sperrschilder ignoriert. Fazit: der Weg ist problemlos begehbar. Hier die Details:
Geländer: wohl von einem umgestürzten Baum und einem kleinen Brand leicht lädiert, aber keine Gefahr.
Der Weg ist also ohne Probleme begehbar, die Sperrung konnten wir nicht nachvollziehen.
Am Ende des Weges angekommen, könnten wir wieder rechts über den Mühlsteig aufsteigen. Aber den sind wir ja schon runter gekommen, und so gehen wir noch ein Stück geradeaus, am malerischen Ufer der Kamnitz entlang. Hier zweigt dann, wieder rechts, der Kirchsteig ab.
Aber ehe wir den benutzen, sehen wir uns noch ein wenig um. Zuerst entdecken wir die Fundamente einer ehemaligen Brücke, die einst den Weitermarsch nach Kamnitzleiten (Kamenická Stráň) möglich machte. Wann und warum die verschwand, ist nicht mehr so genau zu ermitteln. Sodann finden wir, rechts an der Felswand, einen Gedenkstein für einen Hund. Der hieß wohl “Muf” und hat im (für Hunde) biblischen Alter von 12 Jahren das Zeitliche gesegnet. Ob dies nur ein Gedenk- oder tatsächlich ein Grabstein ist, das war nicht rauszufinden. Wir wollten nicht buddeln.
Und schließlich steht da auch noch eines der beliebten Kernzonenschilder rum.
Völlig falsch verstanden: man soll doch ausdrücklich nicht auf das Schild eintreten!
Aus alter Gewohnheit ignorieren wir das Schild mal und folgen dem Pfad noch ein Stück. Man erkennt deutlich, dass der mal richtig gut ausgebaut war. Alte Treppen und eine Art Galerie, die aus dem Felsen geschlegelt wurde, führen uns zu einer großen Höhle namens Hohe Teufe. Die ist heutzutage leider durch sehr viel Treibholz verstopft, aber wer will, kann ja mal durchturnen.
Wir kehren um und gehen nun doch den Kirchsteig nach oben. Auf halben Weg gibt es links am Fels noch eine Andachtsnische. Das Marienbild dort ist kaum noch zu erkennen, dafür liegen ein paar andere Devotionalien drin.
Der Weg führt schließlich an ein paar Häusern vorbei und endet an einem Teich in Hohenleipa. Von dem aus wir in wenigen Schritten zurück zu unserem Ausgangspunkt kommen.
Fazit: 19 Kilometer, rund 1100 Höhenmeter. Trotzdem sehr entspannt zu gehen. Ganz viel am Wegesrand zu sehen und auch viel Abwechslung bei den Wegen. Wenn es in Schemmel noch ein Wirtshaus gebe, dann könnte das die perfekte Runde sein.
Zum Nachwandern:
Zu guter Letzt:
Noch ein Bild zweier typischer Wanderer im Böhmischen. Fotografiert an der Aushangtafel der Gemeinde in Schemmel. Möge es bekommen!
Zu allerletzt: Gelesen? Gefallen? Und brav Werbung geklickt? Danke schön!
Das gesperrte Stück Weg rührt von einem Waldbrand auf dem Riff oberhalb des Weges her, das war allerdings schon Ende Juni/ Anfang Juli. Damals bestand aber noch deutlich die Gefahr das einem etwas auf die Rübe fällt.
Sind diese Runde schon des öfteren gegangen. Früher natürlich auch noch mit Boofen und Zelten samt Kindern. Aber auch die Tramps sind ja nun durch die Gesetzgeber in andere Regionen verjagt. Die Gaststätte Pod Kastany in Schemmel war in der Saison immer von Freitagabend bis Sonntag geöffnet. Dort gibt oder gab es eine der besten Knoblauchsuppen der Region.
Berg heil und Ahoi VOMO
P.S.Der Wirt ist übrigens großer Rammsteinverehrer
Diese Tour bin ich leicht gekürzt mit der Verwandschaft vor genau 1 Jahr gegangen. Da auch auf meinen Karten in Schemmel 3 Gaststätten eingezeichnet sind, war die Einkehr fest eingeplant. Es war dann sehr ernüchternd, dass alle Gaststätten offenkundig nicht mehr in Betrieb waren. Den Imbiss am Ortseingang Windisch-Kamnitz haben wir offensichtlich übersehen. So ganz klar ist mir nicht, wo der sein soll.
Die Gaststätte Pod Kastany liegt eher ungünstig, wenn man den markierten Wanderweg folgt… aber gut zu wissen das diese wohl noch geöffnet hat.
Wir haben Teile der Tour am 29.Juli 2017 gemacht. Nach dem steilen Stück mit grün
weißer Markierung ab der Grundmühle landet man ja auf besagter Asphaltstraße.
Noch BEVOR man die Stelle mit dem freien Wendeplatz erreicht, finden sich rechts an der Böschung einige Holzstufen mit einem Hinweisschild auf eine “militärsche Einrichtung”… Auf einem schmalen Pfad geht es zu einem hervorragend restaurierten
Bunker, in liebevoller und mühsamer Arbeit wurde die komplette Innenausstattung
nahezu komplett wiederhergestellt. An den Wochenenden im Sommer kann der Bunker von innen besichtigt werden, zwei jüngere Brüder haben das alles in Eigenleistung geschafft, einschließlich der originalen Waffen, Kleidung, Periskope
und Belüftung. Für Militärhistoriker und auch sonst ein absolutes Highlight. Für einen
kleinen Obolus gibt es eine Kasse des Vertrauens. Alternativ zweigt noch ein Stück hinter dem freien Teerwendeplatz ein Trampelpfad nach rechts zum Bunker ab.
Wenn der Bunker geöffnet ist, hängt auch eine tschechische Fahne am bzw. über dem Bunkerdach..