Tipps fürs Hirn und für die Augen

Zwei Mal hab ich was zu lesen, und einmal etwas zu schauen. Natürlich nicht nur für den wackeren Rangersmann, der zumindest den Lesestoff ohnehin nur teilweise goutieren dürfte.

Bei beiden Büchern handelt es sich um so was wie ein Sammelsurium verschiedenster Themen.

Beim ersteren zeichnet dafür ein einzelner Autor verantwortlich, der zum Rundschlag ausholt.

Beim zweiteren sind es viele Autoren, vulgo: Köche, die im Brei herumrühren. Diesen dabei aber entgegen dem Sprichwort nicht verderben

Und dann gibt es noch einen ostalgischen Krimi, der in unser aller Lieblingslandschaft spielt.

Also lesen und schauen wir mal.

Sehenswürdigkeit Nationalpark Sächsische Schweiz

Sehenswürdigkeit

Helmut Paul, Sehenswürdigkeit Nationalpark Sächsische Schweiz, NOTschriften Verlag, Radebeul, 2024, 12,90 €

Der Autor ist recht betagt (Jahrgang 1938), lebt in Schöna und kann auf Jahrzehnte als Kletterer und Globetrotter zurückblicken.

Und ja, tatsächlich, es ist kein Fehler in der Druckerei passiert: “Nationalpark” ist wirklich durchgestrichen. Mit gutem Grund, denn aus Sicht des Autors ist die Gegend eben kein Nationalpark, sondern eine Sehenswürdigkeit. Einmalig sind weder Flora noch Fauna, bei beidem hat die Region weder Außergewöhnliches noch besonders Schützenswertes zu bieten. Die Sehenswürdigkeit ist die Felsenlandschaft, die es so tatsächlich nirgendwo anders gibt.

Und diese Landschaft ist eben seit Jahrhunderten keine Wildnis mehr, sondern eine durch Menschen geschaffene und durch Menschen genutzte Kulturlandschaft. Und alle Versuche, da wieder eine Wildnis draus zu machen, müssen im Fiasko enden.

In den einleitenden und in den abschließenden Kapiteln geht Helmut Paul dann auch ausführlich auf dieses Fiasko ein, beschreibt die vielen Fehlentwicklungen aufgrund einer fundamentalistischen Nationalparkideologie. Und beschreibt auch die paradoxen Momente, in denen die Verwaltung mal eben ihre eigene “Natur Natur sein lassen” Monstranz aufgibt, weil es gerade in den Kram passt. Etwa bei der Holzernte per Harvester oder bei Eichhörnchen aus Blech am “Pfad zur Wildnis”.

Der Hauptteil des Buches widmet sich dann vielen kleinen und größeren Sehenswürdigkeiten am Wegesrand, oft solchen, die nicht gleich ins Auges springen. Geschichtliche Exkurse runden das Ganze ab. Schön fand ich auch, das die Lage all dieser kleinen Höhepunkte nur grob beschrieben wird. Selber finden macht doch viel mehr Spaß als nur einem GPS nach zu latschen.

Auf der Webseite des Verlage kann man das Buch derzeit nicht finden (?), ich hab es aber problemlos bei einem der großen Online-Händler bekommen. Im Zweifelsfall vielleicht einfach mal anrufen

Sandsteinfreundebuch Band 3

Sandsteinfreunde

Sandsteinfreundebuch Band 3, Stiegenbuchverlag, Halle/Saale, 2025, 19 €

Dies ist nun schon der dritte Teil eines recht ungewöhnlichen Buchkonzeptes: jedermann, der etwas zu erzählen hatte, was irgendwie mit Sandstein, Wandern, Klettern und der Natur zu tun hat, durfte sich beteiligen.

Und so ist denn auch das Spektrum der Themen sehr breit: Wanderbeschreibungen, Historisches, Foto-und Bilderstrecken, Polemiken oder Blicke über den sächsischen Tellerrand stehen beieinander.

Wobei genau dieser Vorteil des Buches auch einen etwas gewöhnungsbedürftigen Aspekt bedingt: jeder Beitrag hat ein anderes Layout (wie es der jeweilige Autor eben für gut fand). Und während die meisten Autoren auch nett zu texten verstehen, befleißigen sich eben auch einige des Stils eines Schulaufsatzes. Das ist bei diesem Konzept eben unvermeidlich, stellt aber aus meiner Sicht eher ein Alleinstellungsmerkmal als einen Nachteil dar.

Ein echtes Schmäckerchen sind aber ohne Zweifel die Beilagen zum Buch. Erstens gibt es da einen Nachdruck von Rolf Böhms legendärer Thorwald-Karte. Ja, der Gratweg ist da drauf. Zweitens, wieder von Rolf Böhm, einen Bogen mit Aufklebern seines “Trim-Dich-Männels”. Und drittens zwei Bierdeckel. Die könnten ja mal Sammlerwert haben.

Beilage1

Beilage2

Bestellen am besten direkt über den Verlag.

Polizeiruf 110: Ein Schritt zu weit

TV

Der Film stammt von 1985, aus der allseits bekannten DDR-Krimi-Reihe. Mit Jürgen Frohriep als Oberleutnant Hübner und dem unvermeidlichen Herbert Köfer als Verdächtigen.

Bis 19. März 2025 HIER zu sehen in der ARD-Mediathek.

Unter Brüdern: ich fand den Schinken grottenlangweilig. Ab einem bestimmten Punkt hab den schnellen Vorlauf missbraucht, um nach bekannten Drehorten zu suchen. Erkannt habe ich ganz schnell die Felsenbühne Rathen, den Amselsee und das Wirtshaus auf dem Rauenstein. Außerdem die Amselfallbaude. (Für die jüngeren sei gesagt: das war mal ein gut frequentiertes Ausflugsziel, heute ist es dank segensreichem Behördenwirkens eine (fast) Ruine mit Baustelleneinzäunung.)

Wobei ich bestimmt noch einiges übersehen habe, schneller Vorlauf eben.

Kann man sich mal antuen, wenn nicht, hat man auch nichts verpasst.

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4 Gedanken zu „Tipps fürs Hirn und für die Augen

  1. Sehr gut, das Buch von Helmut Paul, allerdings noch viel zu wenig Kritik am Nationalpark. Aber es gibt noch 2 interessante Bücher von ihm, “1000 Gipfel”, und “Berg(l)erleben-Damals”, zwar meistens mit Klettererlebnissen, aber mit hochinteressanten Erlebnissen über die Sächsisch-Böhmische Schweiz von 1950 bis 1990. Klettern beiderseits der Grenze, Grenzzaun, Boofen, Feuermachen, Gipfelerschließungen in der Böhm. Schweiz durch Deutsche, Schmuggeln von Autoreifen, Fliesen oder Badewannen über die Grenze im Großen Zschand, Kneipen, Verhaftungen, Ursprung der Bonzenhütten im Bielatal usw. Da wird sofort erkennbar, daß man damals (trotz schon vorhandenem Naturschutz!) mehr Freiheiten im Gebirge hatte als heute, und daß die heutige Diktatur der beiden Nationalpark-Verwaltungen viel schlimmer ist als die Zustände im Gebirge zu DDR- und CSSR-Zeiten. Ich habe es ähnlich erlebt wie der Autor.

  2. Den alten Krimi kannte ich noch nicht, so schlecht war der gar nicht 😉
    Hab als Absturzort die Waitzdorfer Aussicht erkannt, das Mädel ist ziemlich weit gefallen und kam in Hinterhermsdorf aus dem Wasser.
    Danke für den Tipp.

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