Zwei vergessene Steine

Ich will hier mal zwei Ziele ins Gespräch bringen, die mehr als lohnend sind. Aber oft vergessen werden. Was wohl vor allem daran liegt, dass sie nur schwer in Rundwanderungen einzubinden sind. Obendrein werden die Pfade, die dahinführen, nur spärlich oder gar nicht gepflegt. Auf Ziel Nummer eins weist gar keine Markierung hin, bei Ziel Nummer zwei verirren sich zwei spärliche Wegweiser auf fast schon zugewachsenen Pfaden. Schade, denn beide Ziele bieten spannende Auf- und Abstiege sowie mehrere sehr attraktive Aussichten. Obendrein liegen sie außerhalb der berüchtigten Kernzone, man darf da also ganz legal hingehen. Und das sollte man auch, allein schon, damit die Pfade begangen werden und nicht zuwuchern. Jetzt aber die Katze aus dem Sack: es geht um den Carolastein und um den Fritschenstein. Beide oberhalb des Polenztals gelegen. Entdecker-Feeling garantiert, Mitwanderer eher unwahrscheinlich. Laufen wir mal los.

Carolastein

Nicht zu verwechseln mit dem fast gleichnamigen “Carolafels” in den Affensteinen. Denn dieser ist weder vergessen, noch ist man dort allein.

Finden?
Eher leicht. Vom Parkplatz am Füllhölzelweg ein paar Meter die Straße Richtung Porschdorf zurücklaufen. Am Wegesrand ein „Nationalpark-Stein“, daneben ein Weg, dessen Benutzung ein Sperrschild „Kiesgrube“ verwehren will.

Keine Bange, diese Kiesgrube gibt es schon geschätzte drei Jahrzehnte nicht mehr, die Natur hat sich hier alles zurückgeholt. Noch ein kleines Stück geradeaus, dann nach links in den Wald. Ab hier gibt es mehrere Pfade.

Nach oben?
Wie gesagt, es gibt mehrere Pfade. Es macht Sinn, sich zunächst am Felsfuß rechts zu halten, so erreicht man erst die Aussicht nach Osten. Dann einmal quer rüber, bis zur westlichen Aussicht. Von dort dann auf anderen Pfaden wieder runter.

Sonst noch?
Auf dem Gipfel finden sich einige alte Steinstufen, hier muss es also vor Zeiten auch mal eine touristische Erschließung gegeben haben. Außerdem gab es einen Abstieg ins Polenztal, von dem praktisch nichts mehr vorhanden ist. Für Mutige: es gibt auch eine Höhle. Die erreicht man entweder durch einen sehr steilen und engen Kamin, oder über ein ausgesetztes Felsband mit Kriechstrecken. Sollte man sich also genau überlegen und dabei Vernunft walten lassen. Die Bergwacht wird es danken.

 Alte Stufen

Anforderungen?
Vom Ziegenrücken aus ist der Aufstieg recht leicht. Technisch gibt es gar keine Anforderungen, und auch die Kondition wird nur mäßig gefordert. Für Turnschuhe trotzdem nicht geeignet. Und auch auf kurze Hosen sollte man verzichten, es geht streckenweise durch Dornengestrüpp. Für den Abstecher braucht man, bei ausgiebiger Sichtung der Aussichten, eine runde Stunde.

Fritschenstein

Finden?
Vertrackt. Weder gedruckte noch Online-Karten helfen hier so richtig weiter. Denn durch konsequente Nicht-Pflege, in Verbindung mit wenigen Besuchern, sind hier einige Wege ganz verschwunden, andere gerade noch zu erkennen. Am ehesten funktioniert hier noch die Verbindung vom befestigten Mühlweg bei Waltersdorf über die Reste der Albert-Promenade. Oder vom Bockstein (ebenfalls bei Waltersdorf). Mitten im Wald steht dann tatsächlich ein Wegweiser. Von dem aus ist man dann schnell am Felsfuß.

Nach oben?
Dafür gibt es drei Möglichkeiten. Variante eins: dem Wegweiser folgen. Ein schmaler und ein wenig steiler Pfad führt direkt nach oben. Der lag bei unserem Besuch voller Kienäppel. Ich bin im Abstieg blöd auf einen draufgelatscht, bin prompt ins Rollen gekommen und habe den Waldboden vermessen. Also Augen auf.

Variante zwei: am Felsfuß nach links gehen, bis fast ans Ende der Klamotte. Dort kann man kletternd den Gipfel erreichen. Die ersten zwei Meter verlangen dabei grundlegende Kletterkenntnisse, danach geht es nach rechts einfach weiter. Auf diesen ersten zwei Metern gab es auch mal helfende Eisen. Die hatte aber jemand in privater Initiative gesetzt, weshalb sie die NPV zügig wieder entfernt hat.


Variante drei: Mein Favorit. Den Felsen einmal umrunden. Direkt gegenüber des Aufstiegs Nummer eins geht es hier nach oben. Sehr spannend durch zwei Felsgassen hindurch, mehr oder weniger steil, aber immer machbar. Lediglich die letzten zehn Meter werden nochmal kribbelig. Da kommt noch eine kleine Felsgasse, besser: eine Rinne. Die ist jetzt richtig steil und liegt außerdem voller Laub. Nur so viel: ich habe die neue Erfahrung gemacht, dass man auch auf allen Vieren noch rückwärts rutschen kann. Trotzdem irgendwie oben angekommen.

Oben?
An beiden Enden des langgestreckten Felsens gibt es wunderbare Aussichten. Und dazwischen einen herrlichen Gipfelpfad, wieder mit ein wenig hoch und runter. Natur satt. Und sogar einen einmaligen Blick auf die Brandbaude genau gegenüber.

Anforderungen?
Technisch und/oder konditionell anspruchsvoller. Feste Schuhe mit griffiger Sohle sind Pflicht. Und auch hier: einige Dornensträucher, also besser lange Hosen anziehen. Von Waltersdorf aus sollte man drei bis vier Stunden einplanen.

Fazit:
Beide Steine werden weder beworben noch werden die Wege dort gepflegt. Wir sind eben verwöhnt. In jeder anderen Region hätte jeder Fels für sich ein eigenes Besucherzentrum. Trotzdem kann ich sie nur empfehlen und zu einem Besuch auffordern. Allein schon, damit die Pfade nicht eines Tages ganz verschwunden sind.

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