Das Bielatal ist immer einen Besuch wert. Denn hier ist die Ballung an bizarren Felsen so groß wie sonst nirgends im Elbsandstein. Auf dieser Runde kombinieren wir einige bequeme Wege mit einigen weniger bequemen solchen, dazu kommt böhmische Küche, eine Höhle und eine schöne Aussicht. Es lohnt sich, versprochen.
Beginnen wir in der Miniortschaft Ottomühle. Hier gibt es gleich am Ortseingang einen ziemlich großen Parkplatz. Da das ganze Gebiet aber bei Kletterern sehr beliebt ist, kann der flugs voll werden. Also nicht zu spät starten. Direkt gegenüber des Parkplatzes finden wir eine in Stein gehauene Sitzgruppe, das Friedrich-August-Rondell.
Aber nicht jetzt schon rasten!
Wir laufen also auf der Straße einmal durch den Ort durch, was selbst bei gemächlichem Tempo in zehn Minuten erledigt sein sollte. Die Straße wird nun zu einem Waldweg, der, würden wir ihm folgen, schnurgeradeaus und superbequem ins böhmische Eiland (Ostrov) führen würde. Da das aber dann doch ziemlich langweilig wäre, biegen wir an diesem Wegweiser mal links ab.
Es geht Richtung Schwedenhöhle und Eisloch. Fast sofort mutiert der Weg zu einem schmalen Pfad. Der steigt sanft an und bringt uns an den Fuß der vielen Felsen, die wir schon aus der Ferne und durch die Bäume hindurch gesehen haben. Ein weiterer Wegweiser führt uns noch einmal nach links.
Jetzt geht es über einige Treppenstufen, Wurzeln und die eine oder andere Felsmurmel aufwärts.
Wir gelangen in einen wunderbaren Felskessel, Birken wie in russischen Märchenfilmen. Aber keine Bären, die mannsgroße Pilze davontragen. Dafür die beiden Höhlen, die wir jetzt besuchen wollen.
Rechts finden wir das Eisloch. Das heißt so, weil hier so selten die Sonne rein scheint, dass man selbst im Mai noch Schnee findet. In das Loch hinein zu klettern ist aber eine etwas heikle Angelegenheit, wir begnügen uns mit einem Blick von oben.
Links finden wir dann die Schwedenhöhle. Klarer Fall, wieder eines von diesen Felslöchern, in denen sich die Einheimischen während des 30jährigen Krieges vor den marodierenden Schweden versteckten. Am Eingang muss man aber erst mal ordentlich den Kopf einziehen, der ist höchstens 1,50 Meter hoch. Nicht der Kopf, der Eingang. Und eine Funzel (Verzeihung, liebe Höhlenforscher: ein Geleucht) kann auch nicht schaden. Die Höhle macht dann einen scharfen Knick nach rechts und weitet sich beträchtlich – man kann wieder stehen.
Der Rucksack muss draußen bleiben.
Zurück aus den Tiefen der Höhle sollte man sich Zeit nehmen, einfach mal die Felsen ringsum gründlich in Augenschein zu nehmen – es ist eine Pracht.
Nachdem wir uns satt gesehen haben, verlassen wir den Felskessel nach links und kommen wieder auf den Pfad am Fuß der Felsen. Dem folgen wir auch wieder nach links. Neben jeder Menge bizarrer Brocken, von denen jeder für sich in anderen Wanderregionen ein Highlight mit eigenem Parkplatz wäre, finden wir jetzt auch die Verlassene Wand. Von wem die verlassen wurde, das weiß ich nicht. Aber sie sieht aus, als hätte man hier den Fels mit einer Säge abgeschnitten.
Der Pfad führt jetzt noch ein paar Meter weiter, um dann auf einem breiten Waldweg zu enden. Dem folgen wir nach rechts, runter ins Tal. Unten erwartet uns ein putziges Rasthüttchen und eine Wegesäule, die ganz in alter Schreibweise die Richtung nach “Eyland” anzeigt, welcher wir folgen.
Wir sind jetzt wieder auf der superbequemen Talstraße gelandet, die wir kürzlich verlassen haben. Na gut, jetzt benutzen wir sie mal. Aber nur bis zur nächsten Kreuzung (wieder mit Bänkchen), dort gehen wir nach links. Nach nur wenigen Metern erspähen wir zu unserer Linken dann diese Brücke.
Welche wir mal eben benutzen und uns am Nymphenbad einfinden. Nymphen gibt es da keine, und eigentlich ist es auch nur ein Minisee, der durch natürliche Anstauung des Wassers der Dürren Biele entstanden ist.
Guten Morgen, liebe Nymphen,
so früh schon auf den Strümpfen?
Vom Nymphenbad aus führt ein Kletterzugang (schwarzes Dreieck) bis an den Felsfuß heran und dann nach rechts weiter. Wieder erwarten uns herrliche Anblicke von bizarr verwitterten Felstürmen.
Was schon bei dem Pfad zur Schwedenhöhle galt, gilt hier erst recht: es ist ein Pfad in des Wortes wahrer Bedeutung, einigermaßen trittsicher sollte man schon sein. Und vernünftiges Schuhwerk an den Füßen haben. Von diesem Pfad führen rechts immer mal wieder Abstiege ins Tal. Wir nehmen einen, wenn wir uns satt gesehen haben. Und kommen dann im Tal der Dürren Biele heraus, dem wir nach rechts folgen und wieder an der Kreuzung mit dem Bänkchen landen. Wir gehen, jetzt wieder auf der bequemen Talstraße, nach links.
Und bemerken dabei kaum, dass wir nach rund 500 Metern die Grenze überschritten haben und tatsächlich in Eiland (Ostrov) rausgekommen sind. Auf der Dorfstraße gehen wir bis zur Ortsmitte. Das hat seinen Grund, denn dort befindet die Gaststätte “Stará pekárna” (Alte Bäckerei). Ein wirklich schöner Freisitz und die übliche bodenständige böhmische Küche. Die Knoblauchsuppe war auf jeden Fall sehr empfehlenswert.
Wer natürlich auf Rucksackverpflegung schwört, der hat sich den ganzen Weg durch Eiland bis zur Kneipe gespart, denn wir gehen den jetzt zurück. Genau am Grenzschild haben wir die Wahl: dort zweigt, nach links, ein kaum erkennbarer Pfad ab, der uns, immer an den Grenzsteinen entlang, auf die Höhe bringen würde. Eine erhebliche Abkürzung, die ich im Abstieg auch gern benutze. Im Aufstieg dagegen meide ich diesen Pfad, denn er ist, unter Brüdern, sausteil. Lieber noch ein Stück die Talstraße zurück laufen. Bis scharf nach links ein Weg abzweigt, der jetzt mit einem gelben Strich markiert ist. Der steigt zwar auch die ganze Zeit an, aber bedeutend moderater. An einem putzigen Grenzstein treffen sich beide Wege dann wieder.
Es geht nach rechts, immer noch stetig bergauf. Wir kommen ins Schnaufen. Aber keine Bange, gleich ist es geschafft. Oben angekommen, zeigt uns ein Wegweiser nach rechts zur Grenzplatte. Diese Aussicht ist schnell erreicht. Das Pivo haben wir hier schon längst wieder rausgeschwitzt, und im Rucksack ist auch nur noch lauwarme Brühe. Was solls, einfach den Rundblick genießen.
Ab jetzt folgen wir dem roten Strich, der uns zunächst in einem kleinen Bogen durch den Wald und dann auf einen schnurgeraden Weg führt. Das ist, zugegeben, der langweilige Teil dieser Tour. Der Weg hat keine Höhepunkte, und die Natur links und rechts auch nicht. Aber nach etwa zwei Kilometern ist es geschafft.
Der Weg wird noch mal interessanter, er steigt jetzt, schon wieder eher pfadig, ins Tal ab. Wir kommen an dieser Stelle…
…wieder in Ottomühle an. Noch ein paar Meter durch das Dorf, und wir haben die Runde beendet.
Fazit: rund 14 Kilometer. Für Freunde bizarrer Felsgebilde ein orgastisches Erlebnis. Außer auf der Talstraße kein einziger weiterer Wanderer im Wald. Viel Zeit zum Kucken und Staunen einplanen.
Zum Nachwandern:
Ein besonderer Dank gebührt auch diesmal Heike, die den Großteil der Fotos beigesteuert hat.