Man hätte auch als Überschrift formulieren können: Der Berg kreißte – und gebar eine Maus. Aber schön der Reihe nach. Das Protokoll der Sitzung kann man hier nachlesen. Pflichtlektüre für alle, denen die alten, historischen Wege und Pfade im Nationalpark am Herzen liegen. Und da das bei mir so ist, erdreiste ich mich hiermit, zu einzelnen Punkten dieses Protokolls meinen Senf dazu zu geben. Es folgt also ein Text mit vielen Wörtern und ganz ohne Bilder.
Zunächst ein allgemeiner Eindruck:
Das ist nicht das Protokoll einer Sitzung, denn auf einer solchen prallen oft verschiedene Meinungen aufeinander, da wird diskutiert, da wird gestritten, da wird um Kompromisse gerungen und im Zweifelsfall am Ende abgestimmt. Was wir hier dagegen lesen, ist die Niederschrift einer reinen Informationsveranstaltung. Die Nationalparkverwaltung und der Sachsenforst verkünden, was sie zu tun gedenken, und alle anderen nicken dazu. Falls es anders war, findet sich davon zumindest nichts im Protokoll. Da war der Protokollant wohl früher Redakteur beim Neuen Deutschland.
TOP 1 und 2:
Da muss man nichts kommentieren, das sind reine Formalien.
TOP 3:
Jetzt wird es interessant. Und beginnt mit guten Nachrichten. Forststraßen und Fahrwege sollen wieder zu reinen Wanderwegen werden, ein Stück des Elbleitenweges macht schon mal den Anfang. Das kann man nur begrüßen. Zum einen, weil ein Wanderweg immer schöner ist als eine Forststraße. Zum anderen auch, weil dann die Ranger perspektivisch nicht mehr so nahe an die “neuralgischen” Kontrollpunkte ranfahren können. Und da ihre tollen E-Bikes in irgendeinem Keller verrotten, geht es dann nur per Pedes. Womit die Kontrolldichte (siehe nächster TOP) wieder abnehmen dürfte.
Die Sanierung der Basteiaussicht stellt in meinen Augen auch kein großes Problem dar, denn es sind ja wirklich nur ein paar wenige Meter gesperrt.
Aufhorchen lässt aber jener Halbsatz: “Knaak informiert über zwei Wegeverlegungen wegen Unwetterschäden”. Hier liegt ein großer Haufen Ärger in der Luft, über den ich gesondert im nächsten Post schreiben werde.
TOP 4
Das betrifft mich ja irgendwie auch. Also, drei Bemerkungen:
- Es gibt keinen neuen Sachstand, also weiterhin keine rechtliche Handhabe gegen die Beschreibung der ungeliebten Wege. Damit sind diese Beschreibungen (oder “Bewerbungen”) auch nicht, wie es in der Überschrift heißt “illegal”, sondern sehr wohl legal. Schreib dir das hinter die Ohren, lieber ND-Protokollant!
- Über eine verstärkte Kontrolldichte – vor allem im Bereich des Grenz-/Fremdenweges ist mir schon einiges zu Ohren gekommen. Dort oben sind in letzter Zeit auch oft deutsch-tschechische Gemeinschaftsstreifen unterwegs. Also Obacht! Aber am Ende halb so wild. Die Personaldecke ist dünn, und wenn der Grenzweg verstärkt kontrolliert wird, dann werden logischerweise andere interessante Wege weniger kontrolliert. Und davon gibt es mehr als genug.
- Auf die Öffentlichkeitsarbeit bin ich schon mal gespannt.
TOP 5
Im Bereich Gelobtbach/Zschirnstein gibt es ja jetzt schon einige grenzüberschreitende Wanderwege. Es scheint also, als sei hier die durchgehende Ausschilderung eines solchen gemeint. Warum nicht.
Der Weg zur Schwedenhöhle am Gohrisch dagegen ist schon jetzt begehbar. Lediglich an einem etwas höheren und immer feuchten Absatz fehlen ein oder zwei Stufen. Man saut sich also ein. Halb so wild, aber nicht für unsere Bürokraten. Ich verweise gern auf die Antwort zu einer entsprechenden Anfrage von Axel Mothes, die man hier findet. Noch mal: es fehlen höchstens zwei Stufen!
TOP 6
Auf den “Forststeig” bin ich ehrlichen Herzens gespannt, weil ich ihn für eine gute Idee halte. Die Forsthütten werden ja schon gut angenommen, jetzt kommen noch die Biwakplätze hinzu. Eigentlich ist der Steig damit schon eröffnet, auch wenn noch keine Wegweiser dran sind.
TOP 7
Uninteressant.
TOP 8
Allgemeines Händeschütteln und Schulterklopfen.
Fazit: die AG-Wege ist das wichtigste Gremium, wenn es um die Ausgestaltung oder um Veränderungen des Wegenetzes in der Sächsischen Schweiz geht. Und dafür ist das, was ich hier lese, in jeder Hinsicht zu dünn. Vielleicht wäre es einfacher, wenn die NPV und der Sachsenforst ihre Pläne einfach in einer geschlossenen Internet-Gruppe veröffentlichten. Dann würden sich die AG-Mitglieder die Anreise sparen, und ändern würden sie genau so viel wie bisher daran – nichts.
Na gut, ein Hauptpunkt ist ja nicht im Protokoll, weil nichtöffentlich…
Schade, wieder weiter warten auf die nächste Wege-Kommission, in der Hoffnung dass vielleicht mal eine von vielen Stimmen Gehör bekommt.
Meine Freunde und ich wir wünschen uns schon lange, dass die Straße durch den großen Zschand nach Rainwiesen wieder geöffnet wird. Früher eine wichtige Handelsstraße zwischen Böhmen und Sachsen, die jetzt einfach vor der Grenze gesperrt ist für Wanderer. Für Autos ok!, aber für Wanderer mitten im Schengenraum? Was haben uns da die offenen Grenzen gebracht? Schaut man sich mal die Karte an findet man den nächsten Grenzübergang an der Kirnitzsch dem früheren Hinter Dittersbach. Von dort führt eine dichtbefahrene geteerte Landstraße nach Rainwiesen, nicht gerade des Wanderers Freud’. Dieses kleine Stück im Großen Zschand würde so viel bringen! Böhmen und Sachsen würden näher zusammenrücken, weil viel mehr Wanderer auch zwischen den beiden NP wechseln könnten……. Vielleicht 2017!