Der Stürmer und die Tücken des Ersatzverkehrs Oder: wie finde ich eine Haltestelle

Aussicht vom Stürmer

Eine Runde im Erzgebirge zum Stürmer (Bouřňák) kann ich nur immer wieder wärmstens empfehlen. Zum Einen wegen der grandiosen Aussicht da oben bis weit ins Böhmische Becken hinein. Zum Anderen wegen der Rückfahrt mit dem kleinen Zug, der sich in Serpentinen auf den Kamm des Erzgebirges hinauf windet. Und zu guter Letzt deshalb, weil man hierher gut ausweichen kann, wenn im Elbsandstein an Großkampftagen der Fels vor lauter Menschen nicht mehr zu sehen ist. Beispielsweise zu Ostern, weshalb es mich auch in diesem Jahr zu den Feiertagen genau dahin zog. Beschrieben habe ich die Runde bereits hier, dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Bis auf die Sache mit dem Schienenersatzverkehr, aber lest selbst:

Züglein

Das Züglein, welches zwischen Klostergrab (Hrob) und Moldau (Moldava) verkehrt, hat etwas. Wenn es denn fährt. Denn derzeit wurden wir von einem Aushang überrascht, der verkündete, es herrsche wegen Bauarbeiten Schienenersatzverkehr. Was selbiger Aushang nur auf tschechisch verkündete, aber selbst mit rudimentären Sprachkenntnissen begreift man das. Man begreift auch noch, dass da veränderte Abfahrtszeiten dran stehen. Normalerweise fährt der Zug 14:08 Uhr und 17:15 Uhr, der Ersatzverkehr fährt 14:23 Uhr und 17:30 Uhr. Und jetzt kommt der Pferdefuß: die Busse, so wird verlautbart, fahren an der “Bushaltestelle von Hrob” ab. Nur: wo ist die? Darüber schweigt der Wisch.

Also gesucht, so groß ist der Ort ja nicht. Aber ehe die Suche erfolgreich war, war der Bus natürlich weg. Drei Stunden Wartezeit. Und das in einem Nest, in dem zwar nicht das Kloster, wohl aber der Hund begraben liegt. Man kann eigentlich nur die Fundamentreste einer evangelischen Kirche besichtigen, die 1617 auf Befehl der katholischen Obrigkeit abgerissen wurde. Was zu Unruhen und letztlich sogar zum Prager Fenstersturz führte.

Das war es denn aber auch. Exakt eine Kneipe gibt es außerdem, und die reicht keinerlei Essen, sondern nur Getränke. Gott sei dank mussten wir aber nicht die vollen drei Stunden absitzen, dieweil noch 16:48 Uhr ein regulärer Linienbus nach Moldau fährt. Aber nur am Wochenende, und auch nicht bis zum Bahnhof. Wenn man aber an der Halstestelle “Moldava, rozc.st.hranice” aussteigt, ist der Bahnhof schon fast in Sichtweite.

Da der Zettel auch keine Auskunft darüber gab, wie lange die Bauarbeiten dauern sollen, kann dieser Ersatzverkehr noch eine Weile aktuell bleiben. Ich hab deshalb mal eine Skizze gemacht, wo Bahnhof und Bushaltestelle liegen. Auf das niemand einen neuerlichen Zwangsaufenthalt in Klostergrab absolvieren muss.

Hrob-Bus Quelle: Open Street Map

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4 Gedanken zu „Der Stürmer und die Tücken des Ersatzverkehrs Oder: wie finde ich eine Haltestelle

  1. Das ist gar nichts gegen unsere Herrentagstour von letzter Woche. 5 Stunden von Bad Schandau nach Neustadt. Und das geht wie folgt:

    „Fahrplan“ S1 aus Dresden 9:13 an Bad Schandau, U28 von Bad Schandau nach Sebnitz, 9:18 ab Bad Schandau. Dort Anschluss Städtebahn Sebnitz-Neustadt, 9:43 ab Sebnitz, 10:00 an Neustadt. Alles klar?

    Nun zur Praxis. Okay, Himmelfahrt haben die Züge aus Dresden immer bissl Verspätung, und weil wir das nicht bedacht hatten, war die U28 in Bad Schandau schon weg, als die S1 mit 10 Minuten Verspätung ankam. Okay, nächste U28 ab Bad Schandau 11:13. Hier muss aber nun der Zugbegleiter immer durchgeben, wenn er Anschlussreisende nach Neustadt mitbringt, sonst wartet die Städtebahn nämlich nicht. Genau das hat der verpennt. Ergebnis: Die avisierte Städtebahn fuhr in Sebnitz exakt 2 Minuten vor unserer Zugankunft ab. Nächste Städtebahn ab Sebnitz 13:43.

    In Neustadt waren wir dann 14:00 Uhr. 5 Stunden von Bad Schandau nach Neustadt mit planmäßigem ÖPNV an einem ganz gewöhnlichen Tag in Deutschland.

    Fazit:

    1. Wir wissen nun, warum niemals irgendjemand auf dem Sebnitzer Bahnhof umsteigt, weshalb dieser total tot ist (www.sandsteinpfade.de berichtete).

    2. Ein Dankeschön an die Städtebahn-Zugbegleiterin, die mich mit meinem längt abgelaufenen 90-Minuten-Ticket doch nicht als Schwarzfahrer hoppnahm.

    3. Wir hatten ein Fass Bier mit, so dass uns die 4 Stunden auf den Bahnhöfen nicht lang wurden. Es war ein wenig wie in Kansas City bei Hannes Hegen, Mosaik 182.

    4. Der Busanschluss 14:05 ab Neustadt nach Steinigtwolmsdorf ins Waldhaus hat dann doch noch einwandfrei geklappt. Die Rückfahrt auch. Also letztendlich doch alles prima.

        1. Jetzt kommt Klarheit auf. Ein Bahnhof im Nirgendwo, aber weiterhin kein Bier. Übrigens: Hannes Hegen ist in Böhmisch Kamnitz geboren – alles Gute kommt von hier.

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