Diese Tour – Hohenleipa – Grundmühle – Windisch Kamnitz – Schemmel – Dittersbach und zurück habe ich hier schon mal beschrieben. Zur Streckenführung gibt es nichts Neues zu berichten, aber eine ganze Menge Kleinigkeiten sind am Rande aufgefallen. Da es bei der ursprünglichen Tour auch ein paar hilfreiche Hinweise in den Kommentaren gab, wollen wir diesen geschwind nachgehen.
Zunächst aber, zur besseren Orientierung, die Ortsnamen zweisprachig:
- Hohenleipa – Vysoká Lípa
- Grundmühle – Dolský Mlýn
- Windisch Kamnitz – Srbská Kamenice
- Schemmel – Všemily
- Dittersbach – Jetřichovice
So, nun aber los und mir nach.
1. Parken
Da wird es mir gar übel. Der Parkplatz am Hotel “Lipa” in Hohenleipa war früher entweder ganz kostenlos oder mit einer sehr moderaten Gebühr belegt. Diesmal wurden sage und schreibe vier Euro fällig. Ziemliche Abzocke.
War mal preiswert, hier zu parken.
2. Der Gottesacker zu Hohenleipa
Neben den vielen alten deutschen Gräbern, die alle gut gepflegt sind, sind mir auch einige neuere mit tschechischen Namen aufgefallen. Die Inschriften begannen alle mit “Rodina”. Geschwind ins Wörterbuch geschaut – aha, das heißt “Familie”. Also Familiengräber, und recht kleine obendrein.
Obendrein fällt eine Grabstelle auf, die wie ein Häuschen auf einem Felsen gestaltet ist. Wenn ich die Inschrift richtig gedeutet habe, ist hier ein Kind bestattet, das nur wenige Monate alt wurde. Vielleicht weiß ja jemand Näheres.
3. Der Abstieg auf dem Mühlsteig
Na, der ist wie immer: hübsch steil, wurzelig und kniescheibenfordernd, aber landschaftlich einfach eine Wucht.
4. Die Grundmühle
Hier geht es, Dank des unermüdlichen Einsatzes der tschechischen Bürgerinitiative, langsam immer weiter voran. Eine Mauer nach der anderen bekommt wieder Gestalt. Zwar wird die Mühle nie wieder aufgebaut werden, aber die Ruine wird irgendwie immer schöner.
5. Die Bonker
Die Bunkeranlagen der “Schöberlienie” sind ja auf dieser Tour allgegenwärtig. Und hier war ein Tipp in den Kommentaren zur Ursprungstour Gold wert: da, wo die geschotterte Forststraße wieder in einen Waldweg übergeht, da steht dieser patriotische Hinweis:
Fünfzig Meter auf einem Pfad, und wir stehen vor einem dieser Bunker. Welchen zwei Brüder in fünf Jahren Arbeit wieder exakt so eingerichtet haben, wie er ursprünglich mal ausgesehen haben muss.
Erklärungen gibt es auch in Deutsch, etwa, dass in dem kleinen Kabuff sieben Mann Besatzung Platz finden mussten. Als Besucher kann man die manuelle Belüftungsanlage kurbeln, durchs Periskop spähen oder mit alten Flinten herumspielen. In der Kasse des Vertrauens sollte man danach selbstverständlich einen Obolus hinterlassen, und auch Einträge ins Gästebuch werden gern gesehen.
Auf dem weiteren Weg kommen wir noch an zwei weiteren restaurierten Bunkern vorbei, die aber beide nicht geöffnet waren. Bei dem zweiten davon lohnt sich aber auch eine Besichtigung von außen.
6. Der Friedhof zu Schemmel
Hier muss der tschechische Volkszorn 1945 gründlich gewütet haben. Denn so gut wie keine der deutschen Grabinschriften ist mehr lesbar. Man sieht, dass die mutwillig entfernt wurden. Aber dafür pflanzt jemand auf den rudimentären Gräbern Blumen, so dass die ganze Anlage dennoch schön aussieht. Und ein hervorragend restauriertes Kriegerdenkmal aus dem ersten Weltkrieg – wenige Meter unterhalb des Friedhofs – sollte als Zeichen der Versöhnung gelten.
7. Die Felskapelle in Schemmel
Die sieht aus wie eh und je. Also wie ein ausgehöhltes Brötchen. Irgendwann hat die Feuchtigkeit hier sicher alles aufgefressen, aber bis dahin sollte noch eine Menge Wasser die Kamnitz herunterfließen.
8. Frodo in Schemmel
Der tapfere Hobbit muss hier lang gekommen sein. Oder etwa nicht?
9. Kulinarische Wüstenei
Zwischen Windisch Kamnitz und Schemmel (und auch im Ort selbst) gibt es nun gar keine Gaststätten mehr. Die letzte verbliebene, das Pod Kastany in Windisch Kamnitz, hat nun auch ein Schild rausgehängt, dass hier nur noch eine Pension sei und der Gaststättenbetrieb eingestellt wäre. Misslich, so bleibt einzig der kleine Imbiss bei den ersten Häusern von Windisch Kamnitz.
Hier gibt es: Klobása, Lángos und Palačinka. Dazu mannigfaltige Getränke.
10. Das Grieselkreuz in Dittersbach
Es krieselt rund ums Grieselkreuz, denn derzeit ist es nur noch ein “Grieselsockel”. Das Kreuz ist weg. Der Sockel dafür aber brandneu und wieder – wie früher – deutsch beschriftet.
Sicher wird dann in nächster Zeit auch ein neues Kreuz folgen.
11. Seuchengefahr
Oder einfach nur der Google-Übersetzer. Die kleine Glasbude in Dittersbach zumindest ist leider auch geschlossen. Und hat ein lustiges Schild im Fenster.
12. Die kleine Stiege an der Grundmühle
Die ist immer noch gesperrt, wenngleich in einem problemlos zu begehenden Zustand. Von der einen Seite hat man alle Wegweiser entfernt, von der anderen grüßt ein Sperrschild und eine Erklärtafel: nach einem Waldbrand sei der hang nicht mehr sicher und könnte abrutschen. Na, uns hat er noch ausgehalten.
13. Der Weiterweg zur “Hohen Teufe”
Selbiger befindet sich ja in der Kernzone des Nationalparks. Und ist jetzt mit einem neuen Gatter versperrt. Welches aber auch wieder leicht zu übersteigen ist. Haben wir aber diesmal nicht gemacht. Nicht, weil wir plötzlich nationalparkkonform geworden wären, sondern weil es gerade wie aus Eimern zu kübeln begonnen hatte. Weshalb wir uns zügig über den Kirchsteig subtrahierten.
Fazit: immer wieder viel zu entdecken. Eine wunderbare Tour, der Bunker ist echt spannend und der Rest macht einfach Spaß. Nur ein richtiges Wirtshaus hätte ich mir auf halber Strecke schon gewünscht.
Zum Nachwandern:
Und ansonsten? Vielleicht mal wieder auf die Werbung oben rechts klicken? Damit ich mir auch die nächsten Touren leisten kann.
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Ergänzend
dazu noch folgender Hinweis: Da die beiden Brüder das
“Bunkerprojekt” alles in Eigenregie betreiben, bitte
bei der Planung berücksichtigen, dass der Bunker NUR
an den Wochenenden zur Besichtigung offensteht.
Im Zweifelsfall hängt die Fahne am Bunkerdach !!
Ist aber in jedem Fall eine Besichtigung wert. Mit
der mangelnden Versorgungslage ist uns aber (leider)
auch schon aufgefallen….. , da fehlt eben die ehemalige
Restauration an der Grundmühle…