Wir bleiben im Erzgebirge, zu einer dritten und vorerst letzten Tour. Von Altenberg geht es auf den Geisingberg, dann weiter auf die Kohlhaukuppe und über Zinnwald zurück an den Start. Es erwarten uns: zwei Aussichtstürme mit herrlichen Rundumsichten, allerlei knackige Auf- und Abstiege, lustige Schilder und eine gerüttelt Portion Knoblauch. Außerdem fast den ganzen Weg über große Ruhe im Wald. Die Gegend steht nach wie vor eher für Wintersport als für Wandern, wenn kein Schnee liegt, ist es hier sehr ruhig.
Achtung: mein GPS hat auf halber Strecke versagt, ich kann euch also diesmal keinen aufgezeichneten Track anbieten. Statt dessen hab ich die Strecke, so gut es geht, aufgemalt. Die Länge kann ich nur schätzen, es waren ordentlich Höhenmeter und nach dem Ziehen in den Waden zu urteilen etwas um die 15 bis 18 Kilometer. Die Wegweiser in der ganzen Gegend sind aber wirklich vorbildlich und überall vorhanden, so dass man sich eigentlich nicht verlaufen kann. Mir nach.
Start ist in Altenberg, wir parken am Bergbaumuseum, welches überall ausgeschildert ist. Wer möchte, kann sich hier nach der Tour natürlich auch noch über den Bergbau informieren, eine historischen Zinnwäsche besichtigen und in den “Neubeschert-Glück-Stollen” einfahren. Geöffnet ist außer Freitag täglich von 10 bis 16 Uhr. Erwachsene zahlen sieben Euro, Kinder deren vier. Alle weiteren Infos hier.
Aber eigentlich wollen wir doch erst mal ein paar Kilometer zurücklegen. Also gehen wir am Museum vorbei und stehen sogleich vor dem Friedhof. Hier erinnern gleich hinter dem Tor drei Gedenksteine: an den Beginn des Zinnerzbergbaus (1458), an den Heimatdichter Max Nacke (1883 –1958) und an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges. Wer von Max Nacke noch nie etwas gehört hat, kann sich hier eine Inspiration holen. Ich gestehe: obwohl ich nicht weit von Altenberg aufgewachsen bin, verstehe ich nur einen Teil des in bester Mundart vorgetragenen Liedes.
Links vom Friedhof geht es eine Treppe hoch….
…und dann auf einer schmalen Anwohnerstraße weiter aufwärts. Ab jetzt führt uns das Wegzeichen “Blauer Strich” und die Ausschilderung “Geisingberg”. Wir kommen an einem Urnenhain vorbei und sodann auf freies Feld, wo wir unser erstes Ziel, den Geisingberg, schon mal gut im Blick haben.
Hier das erste Stück des Weges vom Parkplatz bis zum Waldrand.
Obendrein haben wir hier eine erste wunderbare Aussicht. Es wird nicht die letzte bleiben.
Am Waldrand angekommen teilt sich der Weg. Wir bleiben dem blauen Strich treu und gehen geradeaus. Es geht im weiten Bogen aber trotzdem ziemlich knackig bergauf. Dabei entdecken wir zu unserer Rechten jede Menge ansehnliche Geröllhalden.
Ein Hinweisschild am Wegesrand zeigt uns die Öffnungszeiten der Bergbaude an. Also besser nicht Mittwoch oder Donnerstag auf Wanderschaft gehen.
Unter leichten Schnaufen oben angekommen, empfängt uns zunächst dieses Schild:
Ganz ehrlich, ich habe zwar Verständnis, dass es Wirtsleute nicht so gern sehen, wenn in ihrem Gästegarten die Bemmen rausgeholt werden. Trotzdem finde ich solche Schilder daneben, sie haben so etwas von Blockwart-Tonlage an sich.
Aber ich habe schon überlegt: wenn die Wurstbrote im Rucksack bleiben müssen, dann stecke ich eben meinen Kopf da rein und mampfe im Dunkeln. Zugegeben, eine blöde Idee, zumal nun wirklich nichts gegen eine Einkehr in der Bergbaude spricht. Es ist urgemütlich, und es werden bodenständige Gerichte zu moderaten Preisen serviert. Was mir besonders gefallen hat: die Kaffeesahne wird nicht wie sonst üblich in einem Plastenäppel zum aufreißen gereicht, sondern in einem kleinen Kännchen. Sehr nostalgisch.
Wohl gestärkt wenden wir uns jetzt dem Aussichtsturm zu. Einen Euro kostet der Eintritt, man zahlt in der Baude. Jener Turm ist doch tatsächlich nach Louise von Toscana benannt, der ungetreuen Tomate. War sie es doch, die als Gattin des letzten Sachsenkönigs eben jenen als alleinerziehenden Vater sitzen ließ. Durchgebrannt ist sie mit dem Hauslehrer ihrer Kinder. Man kann sich vorstellen, dass es danach in und um die sächsische Residenz einiges zu tratschen gab.
Wir aber steigen jetzt 88 Stufen oder 18 Meter aufwärts. Womit wir uns dann auf 842 Meter Höhe befinden.
Die Rundumsicht hier oben ist dann wirklich große Klasse. Obendrein zieht es aber auch wie Hechtsuppe. Macht nichts, wir genießen trotzdem.
Aussicht mit Altenberger Pinge
Wieder auf ebener Erde folgen wir jetzt weiterhin dem blauen (oder wahlweise auch dem grünen) Strich und der Ausschilderung nach Geising. Der Abstieg, so belehrt uns der Wegweiser, ist nicht kinderwagentauglich.
Aber er macht Spaß, auf gut ausgebauten Wegen geht es, manchmal recht steil, bergab. Einen Blick über Geising gibt es am Wegesrand gratis dazu.
Und auch einen Blick auf unser nächstes Ziel, die Kohlhaukuppe. Aber bis dahin ist es noch Stück.
Hier der Weg auf den Geisingberg und von dort herunter in die Stadt, welche wir durchqueren
Zunächst durchqueren wir erst mal Geising auf der Hauptstraße. Das ist so eine richtig schöne Gebirgsstadt. Links und rechts gibt es einiges zu sehen, wir schlendern und schauen.
Kurz vor dem Ortsausgang verlassen wir die Hauptstraße nach rechts, ausgeschildert ist hier das “Naturbad Hüttenteich”. Selbiges lassen wir aber links liegen und folgen dem Wegweiser zum “Anton-Günther-Hain”, jetzt wieder in einem leichten Anstieg.
Selbiger Anton Günther (1876 – 1937), der hier mit Ausblick auf Geising geehrt wird, war ebenfalls ein Heimatdichter und –sänger. Eines seiner bekanntesten Lieder hat diesen Refrain:
Deitsch on frei wolln mer sei,
on do bleibn mer aah derbei,
weil mer Arzgebirger sei!
In Zeiten, in denen man sich schon mal rechtfertigen muss, wenn man sich darüber freut, deutsch zu sein, kann man hier ruhig mal innehalten.
Vom Gedenkstein geht es jetzt noch eine Weile schnurgerade und in sehr sanfter Steigung geradeaus. Wegweiser zur Kohlhaukuppe sind reichlich vorhanden. Aber schließlich kommen wir an eine breite Waldschneise, in der auch eine Stromleitung verläuft. Hier biegt der Weg im rechten Winkel nach links ab, wird zum Pfad und obendrein nochmal richtig steil.
Und während wir nach oben schnaufen, können wir ja mal überlegen, warum die Kohlhaukuppe im Volksmund auch gern “Knoblauchkuppe” genannt wird. Geduld, die Auflösung folgt alsbald.
Zunächst aber stehen wir vor dem Aussichtsturm. 39 Stufen führen acht Meter in die Höhe. Und auch hier gibt es eine prima Aussicht.
Achtung, es folgt eine Rechnung, aufgemacht vom Wirt der Bergbaude:
Die Kohlhaukuppe ist 787 m hoch.
Rechnen wir Sockel- und Turmhöhe hinzu, kommen wir auf eine Höhe der Aussichtsplattform von 797,7 m.
Geht man von einer Augenhöhe von 1,70 m aus, erreichen wir die Höhe von 799,4 m.
Also: Hüpft man auf dem Turm 60 cm in die Höhe, wird die 800-Meter-Marke geknackt!
Aber bitte jetzt nicht alle gleichzeitig loshüppern, auf das nicht der Turm ins Wanken gerate.
So, jetzt wollen wir uns aber wirklich der Bergbaude widmen. Geöffnet ist von 11 bis 17 Uhr, Montag und Dienstag (außer an Feiertagen) sind Ruhetage.
Voll Elan betreten wir wir den Schankraum und – RUMMS – wir laufen gegen eine Wand. Gegen eine Wand aus wabernden Knoblauchdüften. Wobei uns schlagartig klar wird, was es mit dem Spitznamen der Kuppe auf sich hat. Neben allerlei gängigen Gerichten mit Knoblauch (Brot, Wurst, Steak, Suppe), reicht man hier auch Knoblaucheis und Knoblauchschnaps. Letzteren habe ich vor vielleicht 15 Jahren mal probiert. Es war ein bleibendes Erlebnis. Wer nun den guten Knefel überhaut nicht mag, der findet dennoch so einiges “knoblauchfreies”auf der auf der Speisekarte, sollte dann aber besser im Freien essen. Probieren darf man hier oben auch mal eine Limonade. Die gibt es unter anderem in den Geschmacksrichtungen “Gurke” und “Schokolade”.
Nun gut, geschafft, der Knoblauch rumort im Verdauungstrakt vor sich hin und wir folgen jetzt der Markierung “Gelber Punkt” in Richtung Zinnwald.
Ansch…iss nach drei Kilometern?
Es geht auf bequemen Wald- und Feldwegen mit ein ganz klein wenig Auf und Ab voran.
Streckenweise führt der Weg direkt an der Grenze entlang, wir sehen die Kirche von Hinterzinnwald (Zadní Cínovec).
Im Ort angekommen könne wir die – oft schön aufgehübschten – Gebirgshäuser und nochmals eine Kirche bewundern.
Auf der Dorfstraße durchqueren wir den Ort, bis nach links ein Hinweis auf das Hotel “Lugsteinhof” weist. Dieses markante Gebäude haben wir schon länger im Blick gehabt, wir steuern direkt darauf zu. Aber Obacht: an einer Ruhebank mit – mal wieder – toller Aussicht, macht die Straße einen Linksbogen. Wir aber gehen geradeaus, ausgeschildert ist jetzt “Altenberg – Schneise 31”.
Es geht zunächst schnurgerade durch den Wald. Aber alsbald biegen wir nach rechts ab und befinden uns jetzt auf dem “Alten Zaunhäuser Weg”. Und da ist der blaue Strich als Wegzeichen auch wieder bei uns.
Hier haben wir – der Weg ist ein Lehrpfad – so allerlei Schilder entdeckt. Hier eine Auslese:
Nein, da gehe ich nicht hinein.
Die Wortschöpfung des Jahres “Schmalkahlschlagswirtschaft”. Bitte drei Mal schnell nachsprechen!
Ich verzehrte etwas Wasser, und es ward mir nicht übel.
Wir kommen an den Stadtrand von Altenberg.
Von Geising über die Kohlhaukuppe und Zinnwald nach Altenberg.
Hier sehen wir zunächst die Talstation der Sommerrodelbahn und allerlei Vergüngungsgeräte für die Kleinen.
An der Hauptstraße angekommen folgen wir dann den Ausschilderungen zum Bergbaumuseum. Am “Knappensaal” wird unsere Gier nach lustigen Schildern noch einmal befriedigt, und am Restaurant “Zum Erzgebirge” wird es uns im wahrsten Sinne zu bunt.
Schließlich kommen wir wieder am Parkplatz an. Und wenn jetzt noch Zeit ist, wird doch noch das Bergbaumuseum besucht.
Fazit: Grob geschätzte 15 – 18 Kilometer. Gefühlt auch ordentlich Höhenmeter. Dafür aber ein Sack voll herrliche Aussichten, viel Abwechslung und ein Fuder gesundheitsfördernder Knoblauch. Da gehe ich gern mal wieder lang.
Hallo ins Tal, ein guter Freund hat mich auf diesen Artikel zur Wanderung Geisingberg /Kohlhaukuppe aufmerksam gemacht. Soweit so gut, aber was ich überhaupt nicht verstehen kann, wie man sich über ein nett gestaltetes und höflich geschriebenes Schild aufregen muss. Ich der Eigentümer der Bergbaude und des Turmes auf dem Geisingberg inkl. des dazugehörigen Grundstückes habe das Schild an der Grundstücksgrenze aufstellen müssen. Es ist traurig genug das wir vor fünf Jahren dazu gezwungen waren so ein Schild aufzustellen, da es Ausflügler gab die der Meinung sind fremdes Eigentum zu nutzen als gäbe es kein morgen. Wir betreiben die Bergbaude seit 30 Jahren als Familienbetrieb mit sehr viel liebe und Aufwand damit sich alle Gäste bei uns Wohlfühlen. p. s. Blockwart Mentalität stammt aus der Ns Zeit und trifft definitiv auch auf mich nicht zu. Gruß der Berggeist Marco