….und außerdem die Stufen eines Wegelagerers, der (enttäuschende) Gesichtserker eines Monarchen, eine verzweifelte Maid, eine Höhle mit einem Wanderbuch-Pionier, Reste eines einst großen Gasthauses und ein “Refugee-Walk”. Auf dieser netten Runde, die nicht sonderlich anstrengend ist, gibt es also so allerlei zu sehen. Man möge mir geschwinden Fußes folgen.
Wir starten am Bahnhof in Obervogelgesang. Und folgen der Dorfstraße aufwärts. Das ist der erste und nicht so tolle Abschnitt. Denn auf einer Straße laufen, und dazu noch aufwärts, da gibt es Besseres. Keine Bange, es dauert nicht lange.
Kurz hinter dem Ortsschild schlagen wir uns links in den Wald. Na also, ein richtiger Pfad. Teilweise noch mit uraltem Pflaster befestigt. Welches wohl seine Berechtigung in den ebenfalls uralten Steinbrüchen zu unserer Linken hat.
Kurz bevor der Pfad wieder auf die Straße mündet, sehen wir links diese Treppen, die wir mal eben nehmen.
Sogleich stehen wir vor einer der lustigsten Stiegen der Sächsischen Schweiz: den Räuberstufen. Hier ist alles vereint, was zu einer Stiege gehört: Holztreppen, Steintreppen, Tritteisen, Eisengeländer und ein Mühlstein als Tritthilfe. Und das alles auf kleinstem Raum. Denn in einer halben Minute ist man oben.
Oben kann man dann mal kurz nach rechts gehen, dort ist ein Aussichtsplateau. Welches leider komplett zugewachsen ist. Auch die Bänke sind dort nur noch sehr bedingt zum Rasten geeignet.
Also gleich nach links gehen, der Pfad ist bequem, ohne Steigung und wird langsam zu einem richtigen Weg. Mal am Waldrand, mal durch den Wald, bringt er uns voran.
Wir erreichen den Aussichtspunkt Königsnase. Der leider in keinem guten Zustand ist. Schon die Beschaffenheit des Rasthüttchens kann man nur sehr vorsichtig als “mäßig” beschreiben. Und zur Aussicht kann man dann zwar gehen, man kann es aber auch lassen. Denn da, wo man einst das Elbtal vor sich ausgebreitet sah, sieht man heute nur noch Blätter. Alles zugewachsen, Mist.
Dafür treffen wir jetzt mal wieder die Beschilderung “Malerweg”. Der wir folgen, immer oberhalb des Elbtales gegen die Flussrichtung. Ein wirklich netter Pfad. Zahlreiche Stämme, die hier noch vor einigen Jahren in der Kreuz und in der Quer lagen, sind beiseite geräumt. Aber ein paar Schlammlöcher muss man noch einplanen. Und das Geländer ist desolat. Braucht man hier aber eigentlich gar nicht.
Hier rastete die Grünen-Chefin.
Ein echter Höhepunkt am Weg ist aber ein kleiner Teich, aus dem Dank einer raffinierten Vorrichtung in unregelmäßigen Abständen ein Springbrunnen sprudelt. Falls Ebbe herrscht: einfach mal ein Viertelstündchen warten, dann geht es schon los.
Angeregt vom Geplätscher treten wir noch geschwind hinter den nächsten Baum und setzen sodann unseren Weg fort. Der bringt uns nach Naundorf, direkt zum Dorfplatz. Dort gibt es einen sehr gepflegten Park, und schon wieder einen Springbrunnen. Es lässt sich gut rasten.
Direkt gegenüber sehen wir das Schild des Wirtshauses “Schöne Höhe”. Und darunter ein weiteres Schild “Vorübergehend geschlossen”. Dieses zweite Schild ist schon derart ausgeblichen, dass man befürchten muss, dieses “vorübergehend” wird nicht mehr vorüber gehen. Wieder eine Kneipe weg. Elender Mist.
Einst saß ich hier – bei Wurst und Bier.
Na ja, wir gehen ein Stück die Straße hoch und biegen dann in den “Lindenweg” nach rechts ein. An ein paar Häusern vorbei führt der auf freie Feld. Und gleich bei erster Gelegenheit gehen wir, weiter übers freie Feld, nach links.
Vor uns sehen wir schon so etwas wie ein Wäldchen. Und in dem versteckt sich der Kahle Stein, ein netter Fels mit viel Landschaft drum herum. Für die Kinder (und die Infantilen) gibt es hier eine naturbelassene Schaukel. Man kann auch hoch steigen, es gibt aber wenig Aussicht. Dafür eine strategisch gut platzierte Bank, von der man einen schönen Rundblick hat. Allerspätestens hier wird gerastet.
Den Stein, den kahlen, lassen wir jetzt links liegen und folgen weiter dem Pfad. Wir überqueren diese Wiese…
…und gehen danach wieder links in den Wald. Schon bald erreichen wir an einer Felswand dieses Kreuz.
Das ist der Jungfernsprung. Im 30jährigen Krieg soll sich hier eine jungfräuliche Maid aus Angst vor lüsternen Schweden vom Fels gestürzt haben. Harte Zeiten. Heute würde sie nicht springen, aber später bei Twitter posten.
Wir gehen nach rechts ein paar Meter bergab. Und stehen sogleich vor der Götzinger-Höhle. Die kann man aufrechten Ganges durchschreiten. Eine Tafel erinnert an jenen Pfarrer Götzinger, der den ersten Wanderführer für die Sächsische Schweiz verfasst hat.
Ein paar wirklich alte Felsinschriften gibt es hier auch. Anno dunnemals war es noch eine Kulturleistung, sich im Fels zu verewigen. Heute ist es eine Sauerei.
Hinter der Höhle leicht links und über Treppen wieder nach oben. Dann können wir der Ausschilderung zum Gipfel des Kleinen Bärensteins folgen. Ein netter Weg, ein wenig hoch und runter geht es, vorbei an wunderbaren Sandsteinen. Und an einer weiteren Gedenktafel, diesmal für einen verdienten Revierförster.
Die letzten Meter zum Gipfel sind dann ein Stichweg. Vor uns schon die betonierten Reste der einstigen Kopfstation, welche per Seilbahn die Berggaststätte versorgte. Und dort eine hingeschmierte Aufschrift: “Wir gedenken Roßberg, Antifaschist und Bergwirt”.
Das Ganze hat einen durchaus ernsten historischen Hintergrund. Der Bergwirt Franz Roßberg hat hier oben nämlich um 1933/34 einige verfolgte Mitglieder von SPD und KPD versteckt.
Aber eine Schmiererei bleibt eine Schmiererei. Deshalb, liebe Antifa, macht zur Abwechslung mal etwas Nützliches und kümmert euch um eine würdige Gedenktafel für den mutigen Wirt.
Dem Wirtshaus schien später aber kein guter Stern mehr. Ab 1942 konnte man wegen Baufälligkeit nicht mehr übernachten, im selben Jahr starb Franz Roßberg an einem Schlaganfall. Ein Jahr später war der Verfall schon soweit fortgeschritten, dass ganz Schluss war. Was nach Kriegsende noch stand, wurde dann geplündert und als Baumaterial abgetragen. Man sieht im ganzen Areal aber immer noch Reste der Anlage.
Und so sah es einst aus:
Vom Haupthaus ist nur noch eine Zisterne vorhanden. Vor gut fünf Jahren hatten wir die mal gründlich geputzt. 100 Eimer Dreck und acht prall gefüllte große blaue Müllsäcke hatten wir rausgeholt. Dann sah sie wieder fein aus.
Mittlerweile ist alles wieder zugemüllt. Das gemeine Waldschwein trotzt eben erfolgreich jedem Klimawandel.
Aber genug geärgert, genießen wir lieber den wirklich wunderbaren Ausblick. Festung Königstein und der Lilienstein liegen uns zu Füßen.
Wir gehen den Stichweg zurück und dann nach links. Der Abstieg heißt Schneiderloch und führt recht nett über ein paar Stufen, unter einer Felsmurmel hindurch und über eine Minileiter hinab.
Wir landen an der Straße und sehen schon eine alte Wegesäule. Der folgen wir in Richtung Pötzscha / Naundorf.
Eine Wegekreuzung überqueren wir geradeaus, um schon nach kurzer Zeit am Rastplatz Martins Ruh zu landen. Zeit, mal wieder die Vorräte im Rucksack zu inspizieren.
Noch ein paar Meter weiter auf dem Hauptweg und den rechten Wegesrand scharf im Auge behalten. Dort zweigt ein Pfad in den Tiefen Grund ab. Wieder so ein herrlich ruhiges und grünes Tal.
Zwei kleinere Kreuzungen überqueren wir geradeaus, an der dritten geht es rechts. Immer noch pfadig, aber recht bequem. Im spitzen Winkel landen wir wieder auf einem breiten Waldweg namens Sangel. Dem folgen wir wenige, wirklich nur wenige, Meter nach rechts. Unser Adlerauge erspäht dann am linken Waldesrand diesen unscheinbaren Pfad.
Hier beginnt der untere Teil des Flüchtlingsweges. Keine Verarsche, der heißt wirklich so. Was natürlich nichts mit gewissen Fachkräften zu tun hat, sondern mit den Einheimischen, die sich hier im 30jährigen Krieg vor marodierenden Söldnern in Sicherheit brachten. Im Zick-Zack windet sich der Weg nach oben, wir passieren zwei Steinbänke (mit den Namen “Geli” und “Antje”) sowie eine alte Stufenreihe aus Stein. Meterhohes Farn macht die ganze Sache dabei noch interessanter.
Wir kommen auf einem Hauptwanderweg am Pudelstein heraus. Der hat wunderbare steinerne Sanduhren aufzuweisen. Und ich habe die ganze Zeit gequasselt und vergessen, zu fotografieren. Wahrscheinlich ging es um ein schwieriges philosophisches Problem. Oder um Weiber.
Also am Pudelstein vorbei und wieder scharf den linken Waldrand im Auge behalten. Wenn wir zwischen den Bäumen diese beeindruckende abgespaltene Wand entdecken, sind wir richtig.
Links davon beginnt der obere Teil des Flüchtlingsweges. Und der ist nochmal ein Gedicht. Zunächst geht es in einen Felskessel, der mal wieder mit sehr alten Inschriften punktet.
Sodann, mal steiler, mal entspannter, über mehrere Absätze, Felsmurmeln und einen engen Spalt nach oben. Immer mal stehenbleiben und sich in alle Richtungen satt sehen!
Die letzten Meter sind dann noch einmal ordentlich steil. Schnaufend landen wir so auf dem allseits bekannten Rauensteingratweg. Dem wir nach rechts folgen. Der Weg ist prima und schon wurde unzählige Male beschrieben. Deshalb hier nur ein paar Impressionen. Ab jetzt werden wir übrigens auch so manche Mitwanderer haben.
Von hier hat man auch einen tollen Blick auf die Bastei, mit ihrer schönen, neuen, und immer mehr als gut besuchten Aussichtsplattform.
Schließlich landen wir an der Bergwirtschaft. Geöffnet ist April bis Oktober täglich von 10-18 Uhr. Die Preise fürs Essen sind angemessen, jene für Getränke wie leider in vielen hiesigen Gasthäusern recht hoch. Ich zumindest raste hier gern.
Eine schöne Aussicht zum Lilienstein gibt es hier auch noch. Und einen Wust an Warnschildern. Die müssen im Dutzend billiger gewesen sein.
Eingekehrt oder nicht, wir nehmen jetzt den ausgeschilderten und recht bequemen Abstieg. Der kann sogar beleuchtet werden. Fast schon im Tal sehen wir diesen Wegweiser.
Hier setzen wir mal im kühnen Schwung übers Geländer. Denn unmittelbar dahinter beginnt ein Pfad, der uns jetzt gegen den Uhrzeigersinn um den Fuß des Rauensteins herum führen wird. Ziemlich am Beginn kommen wir an dieser Boofe vorbei.
Betrachten wir den Fels darüber, dann können wir einen recht frischen Felssturz sehen. Der kam 2016 herunter und hätte um ein Haar den Schauspieler Tom Pauls erwischt. Dann wäre de Bähnerten im Eemer gewesen.
Der Pfad windet sich jetzt durch den Wald und führt auch an einigen Kletterfelsen vorbei. Oft kann man hier die Bergsportler auch bewundern.
Schließlich landen wir wieder auf dem Hauptweg, unweit von der Stelle, an der wir vor einiger Zeit den unteren Flüchtlingsweg verlassen haben. Wir gehen nach rechts. Der Weg ist gelb markiert und wir können ihm bis Pötzscha folgen. Wer noch eine Abwechslung sucht, der geht dort, wo der Weg eine scharfe Linkskurve macht, geradeaus. Ein alter Pfad führt hier im Zick-Zack ebenfalls nach Pötzscha.
Der Bahnhof “Stadt Wehlen” ist jetzt schon in Sichtweite und wir können die Rückreise antreten.
Fazit: 16,5 Kilometer. Meist sehr entspannt. Ganz viele kleine und große Höhepunkte am Weg. Auf dem Rauensteingratweg einige Mitwanderer. Sonst sehr ruhig.
Zum Nachwandern:
Auch eine schöne Runde. Wer sich mehr für alle 3 “Steine” dort interessiert: man könnte auch statt in Obervogelgesang in Pötzscha starten, spart dadurch die ersten 4 Km, und könnte dadurch noch einen Abstecher zum Großen Bärenstein machen, hin und zurück 2,5 Km. Die Aussicht dort ist allerdings nicht so umfassend wie die vom Kleinen Bärenstein. Am Pudelstein wäre noch die sehr sehenswerte Pudelsteinhöhle mit einer riesigen Sanduhr.