Eigentlich war ich ja wegen einer Feierlichkeit in Dippoldiswalde. Da ich aber mit dem Bus angereist war, lautete die Idee am Tag danach: ich laufe mal zunächst entlang der Talsperre bis Malter, sodann über die Staumauer und dann durch den Rabenauer Grund nach Freital. Das Wetter war hervorragend, und so bekam man gleich noch die Rübe frei. Erstaunlicherweise gab es auch nur eine überschaubare Zahl von Mitwanderern. Und auch eine gewisse Zahl an Fahrradfahrern, die sich allesamt (!) rücksichtsvoll zu betragen wussten. So macht das Spaß. In voller Länge von Dipps bis zum Bahnhof Freital-Hainsberg waren das sehr entspannte 15 Kilometer. Ein paar Dinge sind mir am Wegesrand aufgefallen:
1. Konjunkturprogramm für Schilderhersteller
Da gibt es direkt am Wanderweg ein kleines Wasserkraftwerk. Das kann man von außen besichtigen, durch Glasscheiben auch hereingucken. Und im Umfeld gibt es einen hübschen Rastplatz und ein paar Ausstellungsstücke zur Stromerzeugung am Wasser. Alles wirklich hübsch und liebevoll gestaltet. Ich frage mich aber, warum so etwas in diesem unserem Lande nur geht, wenn man gleichzeitig eine Wust von Schildern mit Ge- und Verboten aufstellt. Eine Auswahl:
Dazu ein Schild, welches gleich im Dutzend entlang des Weges immer wieder auftaucht:
Wobei mir der Verweis auf “§ 30 BNatSchG” tüchtig Respekt einflößte. Wohl dem, der beim Wandern immer ein Gesetzbuch dabei hat.
Potentielle Waldschweine und Müllentsorger werden sich von so einem Paragraphenzitat aber wohl kaum von ihrem schändlichen Tun abhalten lassen.
Aber der behördlichen Pflicht ist genüge getan.
Ein weiteres Schild dagegen hat mir gefallen. Aber das wurde ja auch nicht von offiziöser Seite aufgehängt:
2. Alternative zur Arthur-Lohse-Brücke
Die Misere ist bekannt: im September vergangen Jahres hat der Sachsenforst die Arthur-Lohse-Brücke in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgerissen. Gerade mal 20 Jahre alt, sollte sie schon wieder einsturzgefährdet sein. Einen Ersatzbau soll es nach dem Willen der Verwalter nicht geben. Womit die einst hochattraktive Verbindung über den Sagenweg – Paul-Laue-Steig zur Sackgasse und somit uninteressant geworden ist.
Inzwischen liegen im sächsischen Landtag zwei Petitionen vor, die einen Wiederaufbau fordern. Ich befürchte, die gehen beide aus wie das Hornberger Schießen.
Dabei wäre es so einfach: direkt in Sichtweite gibt es eine weitere Brücke, über die fährt die Schmalspurbahn. Kleine Beschreibung: der Wandersmann kommt von oben, also aus Richtung Brautbett/Predigtstuhl den Paul-Laue-Steig herab. Kurz bevor er den Talgrund erreicht, sieht er schon die Eisenbahnbrücke zur Linken. Und einen Trampelpfad, der genau dahin führt.
Rechts der Wanderweg, links der Trampelpfad.
Man überquert die Gleise und findet auf der Brücke dann gleich einen wirklich breiten Fußweg. Mehr als breit genug, um auch einen Zug gefahrlos passieren zu lassen. Obendrein fahren hier an einem Tag, auch am Wochenende, genau sechs Züge vorbei. Und kündigen sich schon von weitem durch das Schnaufen und Tuten der Dampflokomotiven an.
Gleich hinter der Brücke geht wieder ein Trampelpfad links ab und führt in weniger als 20 Metern wieder auf den Hauptwanderweg im Tal.
An dieser Stelle beginnt übrigens auch der etwas anstrengende und unmarkierte Aufstieg über die Himmelsleiter. Aber das ist ein anderes Kapitel.
Es sollte doch kein Problem sein, hier den Weg auf die Eisenbahnbrücke zu verlegen. Da, wo es über die Gleise geht, kann man ein “Vorsicht-Schild” aufstellen. Mengenrabatt beim Schildermaler hat man ja schon.
Aber dazu müssten sich eben mehrere Institutionen an einen Tisch setzen und allesamt guten Willens sein. Und auf die sonst übliche Selbstherrlichkeit verzichten. Wird wohl nichts, eher wird der Fußweg auf der Eisenbahnbrücke noch verrammelt.
Die Widerlager der abgerissenen Brücke hat man übrigens gleich verwendet, um darauf eine Bank zu schrauben. Im Gegensatz zur Brücke scheint die für die Ewigkeit gebaut.
Und im Rausch des Abreißens hat man obendrein einen Wegweiser vergessen. Der zeigt zum Paul-Laue-Steig und zum Rabenauer Museum. Oder besser: er zeigt zu den verwaisten Brückenfundamenten und ins Wasser. Vermutlich wird man hier aber unbürokratisch-schnell handeln und ihn entfernen.
3. Somsdorfer Klamm mal wieder gesperrt
Eigentlich war das ja nicht mein Ziel, aber das Flatterband am Eingang zur Somsdorfer Klamm weckte die Neugier.
Ein Sturzbach hat hier erhebliche Schäden an den Metallstegen angerichtet. Die übrigens auch gerade mal zehn Jahre alt sind. Aus Faulheit und weil ich noch einen Zug erreichen wollte, bin ich nur bis zum ersten Steg gelaufen. Der hatte auch schon etwas abbekommen, weiter oben soll es aber noch deutlich übler aussehen.
Hier will ich also ausdrücklich davon abraten, den Weg trotz Sperrung zu begehen.
Allerdings bin ich gespannt, ob die Sachsenförster jetzt überlegen, wie man die Schäden zügig beseitigen kann. Oder ob sie nicht eher darüber nachdenken, wie man die Klamm endgültig dichtmachen kann. Irgendein Tierchen, welches durch Bauarbeiten auf ewig ausgerottet werden könnte, wird sich schon finden.
Man kann nicht durch eine Scheibe “hereingucken”, sondern “hineingucken”, oder sächssch: gugg’n.
Es gibt ja sonst kaum noch einen Kommentar.
Noch ein Kommentar:
wenn man das alles so liest hat man den Eindruck. Es gibt viel mehr was man nicht mehr begehen kann (aus diversen Gründen) als begehbare Wege.
Eine schöne Wanderung, Danke für die Beschreibung. Deutschland ist ein Land der Vorschriften, Gesetze, Verbote und Schilder. Experten haben festgestellt, daß sich das Land durch die vielen Vorschriften eines Tages selbst handlungsunfähig machen wird und untergehen wird. Fragt sich, ob wir das noch miterleben. Also nicht auf die Schilder achten und einfach die Tour nachwandern und genießen. Die Eisenbahnbrücke sieht doch gut aus für Wanderer, man erkennt doch regelrecht, wie der Randstreifen für die Wanderer gedacht ist.
Also übers Guggen entscheidet doch der Standort, Wenn ich drinne bin, kannstde schon von draußen hereinguggen. Man soll eben nicht immer nur von sich ausgehen 🙂
Wenn einer allein dort entlang wandert, kann er nicht drinne und gleichzeitig draußen sein, oder durch Glasscheiben gehen. Oder?!