Heute mal keine Bilder, dafür einiges an Text. Der neue “Digitalbeauftragte” der Nationalparkverwaltung scheint seine Arbeit aufgenommen zu haben. Oder ist “Er” eine “Sie”? Wissen wir nicht, denn “es” kämpft noch mit heruntergelassenem Visier. Also nicht unter seinem Klarnamen. Trotzdem gibt es schon Spuren, es folgen einige Netzbesuche zum Guten wie zum Schlechten.
1. Youtube
Hier er hat die Nationalparkverwaltung schon seit vier Jahren einen Kanal:
https://www.youtube.com/channel/UC5J_xnmacEsGA83oaQm-Bjg/videos
Viel hat sich dort seitdem nicht getan. Das neueste Video ist auch heute ein Jahr alt. Insgesamt sind nur elf Filmchen vorhanden. An dieser Stelle hat der digitale Sheriff also noch nicht Hand angelegt.
2. Facebook
Das ist neu. Den Facebook-Auftritt gibt es seit Februar 2020.
https://www.facebook.com/NationalparkSaechsischeSchweiz/
Die Beiträge spiegeln im Wesentlichen die auf der offiziellen Nationalpark-Webseite unter “Aktuelles” zu findenden Meldungen wieder. Also erst mal wenig spektakulär. Weshalb sich die Anzahl der “Gefällt-mir-Angaben” noch sehr in Grenzen hält. Da ist noch jede Menge Luft nach oben. Erstaunlich: im Impressum wird der Pressesprecher des Sachsenforst, nicht jener der Nationalparkverwaltung, als Verantwortlicher benannt. Das riecht nach Kompetenzgerangel. Aber trotzdem: ein Anfang!
3. Komoot
Ja, auch bei der beliebten Wander-App ist die Verwaltung jetzt vertreten.
https://www.komoot.de/user/1135713659075
Derzeit lassen sich 26 Touren abrufen. Allesamt nicht übel, aber eben auch nichts besonderes. Irgendwie genau das, was auch in diversen “08/15 – Wanderführern” zu finden ist. Immerhin: der allseits beliebte Malerweg ist mit allen Etappen dabei.
Größtes Manko: alle Touren wurden nur am Schreibtisch geplant, nicht selbst erwandert. So sieht dann die Statistik im NPV-Profil auch etwas komisch aus:
Das sieht man auch den GPS-Tracks an: die verlaufen immer exakt auf den Wegen. Echte – gewanderte – Tracks dagegen zittern immer ein wenig ins Abseits,weil einfach hin und wieder der Kontakt zum Satelliten flöten geht.
Trotzdem gilt auch hier: ein Anfang, und nicht der schlechteste.
4. Zensurversuche
Jetzt wird es traurig. Denn unter diversen Videos im Internet tauchten Kommentare auf, die zum einen unverhohlen mit Bußgeldern drohen, zum anderen zum Löschen auffordern. Hier ein Bespiel inklusive der weiteren Diskussion:
So geht das natürlich nicht. Allein der Versuch einer Zensur hat hier zu unterbleiben. Und der (oder die?) Zuständige sollte wissen: zum Einen reagieren wir hier im Osten, aus eigener Erfahrung, auf solche Versuche besonders gallig. Zum Anderen geht diese Nummer ohnehin nach hinten los, weil bisher jeder Versuch, im Netz etwas zu verbieten, eher dazu geführt hat, dass der betreffende Inhalt sich noch schneller verbreitet. Und ins Stammbuch: es gibt kein Gesetz, welches die Beschreibung eines Weges verbietet. Ganz egal, ob dieser in Euer selbst definiertes “offizielles Wegenetz” gehört oder nicht.
Hin und wieder wird es dann moralinsauer (der Wandersmann schuld am Aussterben von Tieren), und der Kommentar dazu ruppig:
So ruppig diese Antwort im Beispiel auch war, so enthält sie euch eine Wahrheit: Sperrungen, die man mit nachvollziehbaren Argumenten begründet, werden in aller Regel auch eingehalten. Man schaue nur mal auf die temporären Sperrungen in der Brutzeit, die wirklich nur sehr selten missachtet werden. Leider habe ich, gerade was den Weg im zweiten Beispiel betrifft schon mehrfach, auch direkt bei Mitarbeitern der NPV, angefragt, was denn nun ganz konkret da oben gefährdet ist. Als Antwort habe ich immer nur den nebulösen Verweis auf “naturschutzfachliche Gründe” bekommen.
Also, lieber digitaler Sheriff (oder Sheriff*in?): nennt mal Ross und Reiter: welches Tier, welche Pflanze, die am Ende gar auf der Roten Liste steht, gefährden wir Wanderer? Bin gespannt.
Zum Schluss noch Verweis auf Rolf Böhms Gedanken zum Thema:
http://www.boehmwanderkarten.de/natura/is_natura_zensur.html
Die NPV kennt sich in ihrem eigenen Gebiet nicht mal richtig aus. Beim Zensieren hat sie schon mal den Grenzweg mit dem Thorwalder Gratweg verwechselt (peinlich), die Langgrundwände beim Prebischtor in die Sächsische Schweiz verlegt, und bei der Fluchtwandstiege von Vegetationsverlust gesprochen, obwohl die durch reinen Fels führt. Bei der Komoot-Wanderung “Von Schmilka auf das Kipphorn” erwähnt die NPV zweimal den Maler “Casper David Friedrich”. Wer macht sich hier zum Kasper? Der Mann hieß nämlich Caspar.
https://www.komoot.de/tour/180680174
Die Digitalität bei der NPV ist in der Hand einer Frau, was jeder mit wenigen Rechercheschritten auf der Seite der NPV finden kann. Oder man schreibt eine Mail mit seiner Ansicht an die NPV im zivilisierten Deutsch, was sich siginifikant vom prolligen K-Block-Deutsch der Kommentatoren unter den YouTube-Videos unterscheidet, und bekommt eine Antwort.
Wenn die Stelle seit Monaten besetzt ist, frage ich mich natürlich, warum die Seite “Wegsperrungen” unter “Aktuelles”(!!!) nur alle 8 Wochen neu erscheint …
Casper oder Caspar einfach köstlich ! 16 Jahre (oder länger) gelernt und studiert und doch die Welt noch nicht verstanden. Bedauerlicherweise ist das Niveau in Deutschland im allgemeinen auf ein sehr niedriges Niveau gesunken. Und wer dieser Mensch Caspar war wird der Casper schon gar nicht wissen.
Einige sind gleicher als andere Orwell
Bei komoot wird nun auch bei nahezu jedem abseits der markierten Wege empfohlenen Ziel ein Kommentar der Verwaltung hinterlassen à la “..der Weg ist gesperrt.. Bleibt auf markierten Wegen…”
Hab ich was verpaßt? Wenigstens außerhalb der Kernzone darf doch jeder Weg beschritten werden. Und warum werden wir gedutzt?
Da muss ich wohl mal direkt hinschreiben^^
Die Nationalparkverwaltung liest hier mit, bei der o.g. komoot-Wanderung wurde der erste Casper in Caspar verbessert, der zweite aber noch nicht. Liebe Nationalparkverwaltung, bitte nochmal paar Zeilen weiter unten gucken.