Wie? Was? PEFC? Kann man das essen? Mitnichten, das PEFC-Zertifikat (steht für Englisch: “Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes”) bescheinigt einer Forstwirtschaft, nach bestimmten nachhaltigen Kriterien zu arbeiten. Und die Nationalparkverwaltung darf sich jetzt mit diesem Zertifikat schmücken. Schauen wir uns das also mal genauer an:
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Vorwärtsverteidigung–Video zur Waldpflege
Da sage noch mal einer, in der Nationalparkverwaltung würde man in Sachen Öffentlichkeitsarbeit traditionell pennen. Mitnichten, denn jetzt gibt es ein Video, welches sich in 10:30 Minuten dem ewigen Dauerbrenner “Waldpflege” widmet. Man kann es hier ansehen. Und ich mache mich natürlich geschwind an eine Analyse:
Kommerzielles zum Fest
Grundsätzlich kann ich das Wirtshaus auf dem Papstsein nur empfehlen. Auch wenn sich der eine oder andere hier an doch eher hohen Preise stoßen könnte, so bekommt man dafür auch eine frische, regionale und oft auch dem Prädikat “Bio” gerecht werdende Küche. Obendrein ist hier im Winter geöffnet, wenn auch nur am Wochenende. Etwas mulmig wurde mir aber, als ich letztens mal wieder die Webpräsenz dieses einladenden Hauses besuchte. Denn auf selbiger wird ein besonderes “Event” in der Winterzeit angepriesen: einen Empfang bei Glühwein und Gebäck in der nahe gelegenen Lichterhöhle am Kleinhennersdorfer Stein. Wer selbst nachlesen möchte: hier, ganz nach unten scrollen.
Screenshot: Event in der Lichterhöhle.
Oha, wie geht denn das? Immerhin befinden wir uns in einem Landschaftsschutzgebiet, wo die kommerzielle Nutzung der Natur aus gutem Grundes streng reglementiert ist. Also habe ich mal bei der Nationalparkverwaltung nachgefragt. Deren Sprecher Hanspeter Mayr teilte mir denn auch mit, dass es keine Genehmigung für solch eine Veranstaltung gebe, und dass, falls eine solche beantragt würde, sicher noch weitere Behörden hinzugezogen werden müssten. Nach seinem Wissen hätte aber bisher auch noch keiner dieser Empfänge stattgefunden.
Nun ja. Praktisch hieße das ja, dass da eine Veranstaltung vermarktet wird, für die es noch keine Genehmigung gibt. Sozusagen ein Schuss ins Blaue, mal sehen, ob es einer merkt. Nicht, dass wir uns hier missverstehen: 15 Leute, die in der Lichterhöhle Glühwein trinken und Kuchen essen, richten keinen Schaden an. Aber demnächst kommen derer 50, und die bringen noch einen Verstärker mit, um eine Party zu feiern.
Wenn es also strenge Regelungen in einem Landschaftsschutzgebiet gibt, dann sollten diese, so sie Sinn machen, auch nicht für kommerzielle Zwecke ausgehebelt werden. Und so sehr ich – wie gesagt – das Wirtshaus auf dem Papststein schätze und jederzeit gern weiter empfehle: das geht einfach nicht. Und hier ist zu hoffen, dass es eine Genehmigung für so ein “Event” nie gibt.
Forstarbeiten–Rechenspiele
Es war zum einen ein Artikel in den Dresdner Neuesten Nachrichten (nachzulesen hier), zum anderen die simple aber beeindruckende Rechnerei eines guten Freundes (hier seine Webseite), die mich noch einmal darauf brachten, die Forstarbeiten im Nationalpark näher zu beleuchten. Im Artikel wird der Sprecher des Nationalparks mit drei gewichtigen Zahlen zitiert:
- Rund 25 000 Kubikmeter Holz werden im Nationalpark pro Jahr geschlagen.
- Nach wie vor finden auf rund 3350 Hektar der Waldfläche Forstarbeiten statt.
- Etwa 90 Prozent der Fläche werden durch die dabei eingesetzten schweren Forstmaschinen nicht zerstört.
Der Witz ist raus!
Wir haben sie alle schon gesehen: jene Schilder, die auf den “Malerweg” verweisen. Und auf denen Scherzbolde aus “Malerweg” mal eben “Maierweg” gemacht haben. Beim ersten Mal noch herzlich gelacht. Beim zweiten Mal noch gegrinst. Und beim dritten Mal nur noch müde den Arsch gerunzelt. Der Witz ist raus, und es gibt nun wirklich keinen Grund, diesen Gag mit der Zeit gefühlt flächendeckend durchzuziehen. Der neueste Erguss aus dieser Ecke hat denn auch aus dem “Flügel E” das “Flugei E” gemacht. OK, wir haben also mal gelacht, aber jetzt ist gut. Zumal die Nationalparkverwaltung solcherlei Kreativität am Wegweiser gern mal unter der Rubrik “Wandalismus” ablegt, und diesen dann argumentativ zum Anlass nimmt, um uns wieder mal eine neuerliche Restriktion zuzumuten. Mal ganz davon abgesehen, dass diese Wegweiser ja wirklich mal irgendwann wieder in Schuss gebracht werden müssen, was Geld kostet. Geld, welches im Zweifelsfall bei der Sanierung eines abgelatschten Weges fehlt, welcher dann nach Logik der NPV eben ganz gesperrt wird. Und das ist so ein mittlerweile ausgelutschter Gag nun wirklich nicht wert.
Wieder Schäden durch schwere Forstmaschinen
Jedes Jahr dasselbe Trauerspiel: tonnenschweres Forstgerät brettert durch sensible Ecken der Sächsischen Schweiz und hinterlässt veritable Schäden. Den ganzen Bericht dazu gibt es hier: http://www.sandsteinwandern.de/wandern/?p=4642
Was mir am meisten stinkt: immer, wenn es öffentliche Kritik an solchen Einsätzen gibt, verspricht die Nationalparkverwaltung, es demnächst besser zu machen. Konkret: die Maschinen sollten nur noch bei festem, gefrorenem Boden eingesetzt werden, und die Wege sollten mit Reisig vor allzu großen Schäden geschützt werden. Pustekuchen, matschiger als derzeit kann der Boden kaum noch sein. Und Reisig hat man wohl nur auf den ersten Metern benutzt, quasi als Alibi für zufällige Zeugen.
Da haben die fast schon fanatischen “Waldumbauer” also ihre Versprechen gebrochen. Was mich nicht wirklich wundert. Gott sei Dank habe ich denen nie versprochen, auf “verbotene” Wege zu verzichten oder gar nicht mehr über dieselben zu schreiben. Denn spätestens jetzt würde ich dieses Versprechen auch brechen.
Und einige sind gleicher….
Liebe Leser, der nachfolgende Text beruht auf einer mündlichen Information. Ich kann deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfen, dieweil man einfach keine Auskunft dazu bekommt. Was sicher daran liegt, dass es hier um eine Verquickung privater und dienstlicher Belange geht, aber vielleicht auch daran, dass man hier einfach keine Auskunft geben will. Wie dem auch sei: vielleicht ist das alles ja auch nur ein bösartiges Gerücht. Ich weiß es nicht. Aber ich halte die Information für prinzipiell plausibel, weshalb ich sie hier mal wiedergebe.
Zu den (eventuellen) Fakten: am 6. November haben mehrere Mitarbeiter aus der Verwaltung des Nationalparks (also wirklich nur Verwaltung, keine Waldarbeiter, keine Ranger) in der Brandbaude gemeinsam ihre Geburtstage gefeiert. Was ihnen unbenommen ist, feiern darf schließlich jeder.
Archivbild. Die Personen auf dem Bild haben nichts mit den im Text erwähnten zu tun.
Allerdings: von den 13 anwesenden Feiernden kam nur einer zu Fuß des Weges, alle anderen fuhren mit ihren privaten PKW bis an die Baude. Das stößt ganz gewaltig auf, denn die Straße zur Brandbaude liegt mitten in der Kernzone des Nationalparks und ist somit aus gutem Grunde für den Individualverkehr gesperrt. Sollten hier tatsächlich einige Mitarbeiter der NPV ihre (für dienstliche Belange ausgestellte) Sondergenehmigung benutzt haben, um bequem auf eine Feier zu kommen?
Ganz ehrlich: wundern würde es mich nicht. Denn dies würde gut zur allgemeinen Haltung in dieser Verwaltung passen. Und diese Haltung lautet, grob verkürzt: dies ist unser Wald, wir machen hier, was uns recht ist. Wir brettern mit riesigen Pickups durch stille Waldwege, wir schicken tonnenschwere Forstmaschinen in Gebiete, die der Wanderer kaum betreten darf, wir fällen gesunde Bäume, um damit Wege zu verbarrikadieren. Kurzum: wir machen viele Dinge, die eigentlich wider unserer eigenen Nationalparkverordnung sind. Aber wir dürfen das, denn die die Genehmigung dafür, die können wir uns selbst erteilen. Was gut ist für die Natur, das entscheidet diese Verwaltung nun seit mehr als 20 Jahren nach eigenem Gusto. Sie muss niemanden fragen, sie kann Fakten schaffen.
Und so würde es mich nicht wirklich wundern, wenn denn tatsächlich die Gäste dieser Feier mal eben auf die Sperrung der Straße gepfiffen hätten. Ist doch kein Problem, wir dürfen schließlich.
Um es nochmal deutlich zu sagen: es geht hier nicht darum, ob ein knappes Dutzend privater PKW auf der Brandstraße die Natur geschädigt haben. Haben sie natürlich nicht. Sondern es geht darum, dass sich hier eine Verwaltung als “über den Normen stehend” betrachtet. Wer dem Wandersmann ständig neue Restriktionen auferlegt, der sollte selbst zumindest die einfachsten dieser beachten. Ansonsten raubt er sich selbst den letzten Rest an Glaubwürdigkeit.
Aber bitte, liebe Leser: vielleicht war dies ja auch alles ein Gerücht. Auf eine offizielle Stellungnahme wäre ich gespannt. Diese Webseite würde sich sogar darüber freuen. Wenn denn eine offizielle Reaktion kommt. Ich habe Zweifel.
Alternative zum Harvester?
Immer wieder gibt es Ärger, und den ganz zu Recht, wenn die Nationalparkverwaltung die tonnenschweren Harvester und Forwarder in den Wald schickt, um denselben “umzubauen”. Denn die Teile hinterlassen Schäden im Waldboden, die noch auf Jahre hinaus schon für das bloße Auge deutlich sichtbar sind. Was sie der Mikroflora und –fauna im Boden antun, ist noch viel übler. Die Verantwortlichen argumentieren, dass es keine Alternativen gebe. Denn zum einen wäre die Arbeit mit den schweren Maschinen sicherer, aber vor allem auch viel kostengünstiger als traditioneller Holzeinschlag.
Nun, das Wart “alternativlos” habe ich den letzten Jahren einmal zu viel gehört. Denn es gibt immer Alternativen, so auch hier. Und zwar gleich um die Ecke: an der Tharandter Forstakademie haben Forscher einen Harvester entwickelt, der durch den Wald “läuft”, und somit den Boden nicht mehr zerwühlt. Das Ding kann man sich wirklich wie so einen ATAT aus Starwars vorstellen. Klar, er wiegt immer noch etliche Tonnen, gräbt sich aber wenigstens nicht mehr metertief in den Boden ein. Und um auf die noch schädlicheren Forwarder ganz verzichten zu können, haben die Forscher gleich noch eine High-Tech-Variante des bekannten Seilkranes dazu entwickelt. Ein Toller Ansatz. Viele Details dazu hier.
Hat nur einen Haken: bisher gibt es nur einen Prototypen. Damit sich ein Hersteller findet, müssen erst mal genug Forstverwaltungen Interesse bekunden. Zwei haben das schon getan, eine aus Brandenburg und eine aus Meck-Pom. Also, liebe NPV: ruft doch mal in Tharandt an und sagt den Wissenschaftlern, dass ihr dringend gleich ein Dutzend der Teile haben wollt. Dann gehen sie vielleicht wirklich in Serie, und ihr müsst unseren Wald nicht mehr ganz so toll schinden.