Vollsperrung im Kirnitzschtal

Quelle: mapy.cz

Achtung: ab kommenden Montag, 5. Oktober 2020, bis zum 24. Oktober 2020, ist die Straße im Kirnitzschtal zwischen dem Lichtenhainer Wasserfall und der Lichtenhainer Mühle voll gesperrt. Keine Ahnung, was die ewig enervierenden Grab- und Wühlkommandos da wieder anstellen.

Konkrete Auswirkungen: die stets als Alternative zum PKW gepriesene Buslinie 241 fährt nur noch bis Lichtenhainer Wasserfall. Einmal pro Tag geht es weiter bis Hinterhermsdorf, dann aber “hintenrum”, also über Ottendorf. Immerhin: an den Wochenenden fährt der Bus planmäßig. Der genaue Fahrplan hier.

Für PKW aber ist an allen Tagen kein Durchkommen. Es sei denn, man fährt auch “hintenrum”, also über Ottendorf oder über Sebnitz – Saupsdorf. ÖPNV-Nutzer sind auf jeden Fall die Gekniffenen.

Ein Sonderlob des Verfassers aus zwei Gründen: zum einen fällt die Sperrung dieser touristisch extrem wichtigen Strecke raffinierterweise in die Herbstferien. Zumindest teilweise. Zum anderen ist es eher Zufall, wenn man als Ortsfremder davon erfährt. Denn in allen Anlaufstellen im Netz (Baustellenkarte des Landratsamtes, Webseiten von Sebnitz, Bad Schandau und Hinterhermsdorf, Webseite des Tourismusverbandes, Webseite der Nationalparkverwaltung) herrscht heute, Stand 3. Oktober, Schweigen. Lediglich in der Sächsischen Zeitung gibt es eine Notiz, hinter der Bezahlschranke. Und der Regionalverkehr informiert über den geänderten Fahrplan, wenn man diesen denn findet. (Geht so: Webseite des Busbetreibers – Link zur Webseite des Verkehrsverbundes – Lange scrollen und die betreffende Linie finden).

Das ist mal wieder eine Meisterleistung. Lange Gesichter und ein kleines Chaos von wendenden PKW am Lichtenhainer Wasserfall sind vorprogrammiert.

Aber so richtig wundert mich das eigentlich nicht mehr.

Was ist erlaubt, was ist verboten?

Immer mal wieder kommt die Frage auf: was darf ich aus Sicht der professionellen Naturschützer in den Nationalparkverwaltungen überhaupt im Wald so tun? Ich habe mal versucht, hier die wichtigsten Regeln zusammenzufassen. Getrennt nach Sachsen und Böhmen, denn da gibt es ein paar Unterschiede. Und getrennt nach “innerhalb der Kernzone” und “außerhalb” derselben. Da sind die Unterschiede nämlich beträchtlich. Nicht extra erwähnt habe ich Selbstverständlichkeiten: Müll hinterlassen, Lärm machen, eine Kippe anzünden, Drohnen fliegen lassen, Lagerfeuer entfachen oder gar Graffitis sprühen – das verbietet sich ja wohl von selbst. Auch gibt es temporäre Sperrungen infolge der Brutzeit von diversen Vögeln, die allgemein akzeptiert sind und beachtet werden. Die werden dann vor Ort auch ausgewiesen. Jetzt aber zu den allgemeinen Verboten, die ein jeder, wie er es denn mag, beachten möge.

1. Im Nationalpark, aber nicht in der Kernzone:

Sachsen

Böhmen

Wegegebot Ja. Es dürfen alle erkennbaren Wege benutzt, aber nicht verlassen werden. Nein. Man darf auch quer durch den Wald laufen.
Boofen Ja, aber nur, wenn die Boofe offiziell erlaubt ist. Eine Übersicht hier. Nein, grundsätzlich verboten. Was aber sehr locker gehandhabt wird, es finden sich viele, teilweise sogar ausgebaute, Boofen.
Beeren und Pilze sammeln Verboten. Wobei die entsprechende Verordnung von “Pflanzen” spricht. Und Pilze sind keine Pflanzen! Allerdings kann man selbst dann nur die mitnehmen, die am Wegesrand stehen. Ausdrücklich erlaubt, auch abseits der Wege.

 

2. In der Kernzone (in Böhmen: 1. Zona)

Sachsen

Böhmen

Kennzeichnung der Kernzone Viele Schilder, die oft genau dort stehen, wo ein spannender Pfad beginnt. Der genaue Verlauf der Kernzone ist aber nicht nachvollziehbar. Auch viele Schilder. Dazu aber noch Markierungen an Bäumen: sieht man zwei rote Ringe, befindet man sich außerhalb der Kernzone. Sieht man nur einen Ring, befindet man sich innerhalb derselben. Die genauen Grenzen sind so sehr gut nachzuvollziehen.
Wegegebot Sehr streng: jeder Weg, der nicht markiert ist, gilt automatisch als verboten Dito. Auch hier gilt: jeder Weg ohne Markierung ist automatisch verboten.
Boofen Verboten Verboten
Kletterzugänge Dürfen von jedermann benutzt werden. Markierung ist ein schwarzes Dreieck. Dürfen nur mit einem Mitgliedsausweis eines Kletterverbandes benutzt werden. Was praktisch aber nicht kontrolliert wird. Deutsche Mitgliedsausweise werden anerkannt.
Pilze und Beeren Theoretisch verboten, siehe oben Erlaubt, aber nur entlang der Wege.

 

3. Auf verbotenen Wegen erwischt

Auch Ranger sind nur Menschen, und so gibt es bei denen eben solche und solche. Die meisten sind entspannt, so dass sich verschiedene Taktiken anbieten, so man erwischt wird.

  1. Löffel Dummpulver fressen. So tun, als ob man sich verlaufen hätte. Klappt bei meiner allseits bekannten Visage natürlich nicht mehr. Man wird aber ermahnt und zurück geschickt. Geht in Ordnung.
  2. Stichwort “zurück geschickt”. Wer raffiniert ist, kehrt einfach Ziel und Ausgangspunkt der Tour um. Er wird dann genau dahin “zurück” geschickt, wohin er eigentlich will.
  3. Den Ranger einfach stehen lassen. Personalien gibt man ihm freiwillig, er darf keinen Zwang anwenden. Er kann aber stur hinterher laufen, und kommt so z.B. an ein Autokennzeichen. Gelegentlich laufen die Ranger auch in Begleitung eines Polizisten. Dem muss man natürlich seine Personalien angeben.
  4. Sportlich sehen. Personalien angeben und das Bußgeld zähneknirschend bezahlen. Als Eintrittsgeld betrachten, welches ja in einigen amerikanischen Nationalparks auch erhoben wird.

Und immer, immer, immer: freundlich bleiben! Die Jungs machen auch nur ihren Job, und das oft nicht wirklich aus Überzeugung. Wer gleich grimmig reagiert, wird eher ein Bußgeld bekommen als jener, der sich zerknirscht zeigt. “Zurückschicken und Ermahnen” ist eher die Regel als “abstrafen”. Eventuell kann sich diese entspannte Herangehensweise mit dem neuen NPV-Chef auf deutscher Seite aber wieder ändern. Das muss man beobachten.

Hütte auf dem Marienfelsen wird saniert–und wie!

Was für ein Anblick! So soll die Hütte auf dem Marienfelsen (Mariina skála) bei Dittersbach (Jetřichovice) nach der Sanierung aussehen. (Grafik: Projekční ateliér FORWOOD) Also in einem historischen Stil gebaut. Geht mir runter wie Öl. Und zeigt, dass die böhmische NPV immer wieder Liebe zum Detail zeigt. Was sich ja auch in zahlreichen fantasievoll gestalteten Rastplätzen und Sitzgelegenheiten niederschlägt. Auf deutscher Seite sieht es da leider etwas anders aus: ist da eine Schutzhütte erst mal marode, verschwindet sie oft auf Nimmerwiedersehen.

Die bisherige Hütte war noch gar nicht so alt: erst 2006 wurde sie gebaut. Der Holzunterbau war aber schon wieder wurmstichig geworden, weshalb der Zugang schon eine Weile gesperrt war. Die neue Hütte soll jetzt als Kombination von einem Stahlunterbau und hölzernen Aufbauten bestehen. Zugegeben, ausschließlich Holz wäre mir lieber gewesen. Aber ich habe volles Verständnis, dass man keine Lust hat, alle 15 Jahre neu bauen zu müssen.

Mit den jetzigen Plänen zeigt sich die tschechische NPV übrigens auch lernfähig: auf dem Falkenstein, gleich um die Ecke, hatte sie kürzlich nur Stahl verbaut, und damit eine Atmosphäre geschaffen, die eher an den Ausbau einer Frontlinie als an einen Felsgipfel erinnert. Und dafür reichlich Kritik einstecken müssen. Jetzt also ein Kompromiss, der mir sehr gelungen erscheint.

Hier noch zwei Fotos der alten Hütte: einmal im Urzustand, einmal schon gesperrt.

Und hier noch ein Bild von 1916. Die ganz alte Hütte, so sieht es aus, war komplett geschlossen.

Achtung Sperrung: wegen der Bauarbeiten ist der komplette Zugang zum Marienfelsen noch bis Dezember gesperrt. Am Fuße, Richtung Wilheminenwand, kann man aber weiter wandern.

Danach freue ich mich schon mächtig auf eine Begutachtung des neuen Häuschens.

Von Děčín zum Hohen Schneeberg

Region: Böhmen, Hoher Schneeberg
Dauer: 7 Stunden
Entfernung: 19 Kilometer
Höhenmeter (Hoch und Runter): 1200 Meter
Schwierigkeit: konditionell nicht ganz ohne
Bemerkungen: Streckenwanderung mit ÖPNV, drei kurze Teilstücke auf Asphalt, viele hervorragende Aussichten, Gaststätten in Biela, auf dem Hohen Schneeberg und im Dorf Schneeberg

Auf dieser Runde sehen wir: eine tolle Aussicht gleich zu Anfang, einen wunderbaren und ruhigen Weg mit ganz vielen netten Rastplätzen, ein altes Wasserwerk mitten im Wald, einen großen Dorfteich, eine hohle Gasse, noch mehr Aussichten, einen Schilderwald und eine Bushaltestelle mitten im Wald. Und wir ärgern uns über drei – Gott sei Dank recht kurze Abschnitte – die wir auf Asphalt zurücklegen müssen.

Doch zunächst mal zur allgemeinen Begriffsverwirrung: normalerweise benutze ich ja die deutschen Ortsbezeichnungen, dieweil ich mir da nicht jedes Mal die Finger auf der Suche nach den “Häkchen” brechen muss. Ich hätte also schreiben müssen: von Bodenbach zum Hohen Schneeberg. Aber mit “Bodenbach” weiß der eine oder andere nichts anzufangen, und “Tetschen” wäre falsch. Dieweil es bis 1942 hier zwei Städte gab: Tetschen und Bodenbach. Bis 1945 war es dann die gemeinsame Stadt Tetschen-Bodenbach, welche seitdem tschechisch Děčín heißt. Und weil eben “Děčín” auch auf allen Wegweisern steht, bleibe ich mal dabei.

Auf los geht’s los.

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Die NPV und die Aktualität – mit Update

Verschiedentlich wurde in der Vergangenheit beklagt, dass die unter “Wegeservice” auf der offiziellen Seite des Nationalparks angeführten Sperrungen alles andere als aktuell sind. Was wirklich ärgerlich ist, wenn man bei einer geplanten Tour plötzlich – etwa wegen Forstarbeiten – nicht mehr weiterkommt. Die Webseite des Nationalparks sollte da erste Anlaufstelle sein. Nun, jetzt hat die Behörde ja eine “Digitalbeauftragte”, und da scheint es gleich zur Sache zu gehen. Denn fast im Wochenrhythmus wird das Datum der Aktualisierungen jetzt auf den Stand gebracht. Aber – grins – eben nur das Datum. Die Inhalte bleiben gleich veraltet. Beispiel gefällig?

Screenshot_2020-08-16 Wegeservice und Wegeinfo – © Nationalpark Sächsische Schweiz

Am 10. dieses Monats wird darauf verwiesen, dass es an der Oberen Schleuse zu Einschränkungen bei der Kahnfahrt kommt – welche genau drei Tage vorher enden.

Kann passieren, wird sofort besser. Oder auch nicht. Schaun mer mal….

Screenshot_2020-08-27 Wegeservice und Wegeinfo – © Nationalpark Sächsische Schweiz

Upps. Auch am 27. August gelten die Einschränkungen noch. Und enden 20 Tage vorher. Merke, liebe Digitalchefin: aktualisieren bedeutet nicht nur, ein Datum auszutauschen, sondern auch mal zu schauen, ob darunter aktuelle Informationen stehen.

Anfangs hatte ich ja Bedenken, dass es mit dieser neuen Stelle zu Ärger kommen könnte. Jetzt nicht mehr.

Update: die NPV liest mit, heute waren die Infos auf den neuesten Stand. Chapeau!

Goldsteig, Hintergründel und das Reibetöpfel

 

Region: Hintere Sächsische Schweiz, Großer Zschand
Dauer: knapp sechs Stunden
Entfernung: rund 16 Kilometer
Höhenmeter (Hoch und Runter): 1000
Schwierigkeit: mittel
Bemerkungen: Gasthaus nur am Anfang der Runde, keine Aussichtspunkte, Reibetöpfel am Ende stark verwachsen

 

Irgendwie klingt das doch schon mal gut. Neben den drei genannten Orten – wobei der eine leider Anlass zu Sorgenfalten bietet – sehen wir noch eine Grotte, in der es tröpfelt, das Grab eines armen Mordopfers, einen Fels mit einer Miezekatze, einen Kuhstall in klein und eine irgendwie heilige Höhle. Ehe wir loslaufen aber ein Hinweis: mein GPS hat während des Aufenthalts in besagter Höhle einen Amoklauf hingelegt, der Track gleicht hier abstrakter Kunst. Sowohl die Entfernung und erst recht nicht die Höhenmeter kann man ernst nehmen, ich habe also geschätzt. Alle Wege auf dieser Runde gehören in die Kategorie “ausdrücklich erlaubt”, der nationalparkkonforme Wandermann möge mir also getrost folgen. Diesmal.

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Affensteine–mal einsam, mal überlaufen

 

Region: rechtselbisch, Affensteine, Kirnitzschtal
Dauer: gut sieben Stunden mit mehrmals rasten
Entfernung: 17 Kilometer
Höhenmeter (Hoch und Runter): 1210 Meter
Schwierigkeit: etwas anstrengender, aber noch kein Leistungswandern
Bemerkungen: Imbiss auf dem Großen Winterberg, Wirtshäuser am Kuhstall und am Lichtenhainer Wasserfall

 

Derzeit ist die Sächsische Schweiz ja so voll von Touristen, dass man lange grübeln muss, wo es noch stille Ecken geben könnte. Ich denke, mit dieser Runde in den Affensteinen hab ich einen einigermaßen vernünftigen Kompromiss gefunden. Ein paar – sehr volle – gängige Höhepunkte sind dabei. Und auch ein paar sehr ruhige Ecken. Ich habe auch wieder den ÖPNV genutzt, und, man staune, der klappte recht gut. S-Bahn und Bus waren zwar voll, aber nie übervoll. Das funktioniert halt noch bis Ende August, solange meine Dresdner Monatskarte im gesamten Verbundraum gilt. Danach hat der ÖPNV wieder sein altes Problem: er ist zu teuer. Schon mit zwei Mann im Auto reist man dann wieder billiger an als in der Bahn. Parkticket schon eingerechnet. Aber das ist schon ein anderes Thema.

Jetzt also erst einmal auf eine wirklich schöne Runde. Wir sehen: einen Graben, der böse sein will, aber eigentlich schön ist. Eine Hölle, in der es zahm zugeht. Eine herrliche, aber überlaufene Aussicht, die wir alternativ erreichen. Und zu der wir gar eine Alternative finden. Eine weitere wunderbare Aussicht, auf der wir komischerweise allein waren. Einen neuen Imbiss. Eine Ausweichbewegung bei Rangeralarm. Und zu guter Letzt den Kuhstall, der weniger voll war, als befürchtet. Man möge mir folgen.

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Räuber und Flüchtlinge

Region: linkselbisch, Bärensteine, Rauenstein, Struppen, Pötzscha
Dauer: gut sechseinhalb Stunden
Entfernung: 16 Kilometer
Höhenmeter (Hoch und Runter): 900
Schwierigkeit: mittel
Bermerkungen: Einkehr in Naundorf und auf dem Rauenstein, Streckenwanderung mit ÖPNV

 

Keine Bange, unter dieser Überschrift folgt keine politische Polemik. Vielmehr deutet sie auf die Namen zweiter Punkte dieser Tour hin. Obendrein stehen wir am Gesichtserker eines Monarchen, staunen über Wasserkunst im Wald, ärgern uns über Müll und über Gedröppel zur Unzeit, verspeisen eine epochemachende Eierschecke und sehen einen Felssturz von besonderer Bedeutung. Und das richtig Gute dabei: trotz derzeitigem Massenauflauf in der Sächsischen Schweiz blieb die Runde recht ruhig. Lediglich an einer Stelle – nicht die, die ich vermutet hatte – wurde es etwas laut. Was aber zu verschmerzen war. Genug geschwätzt, man folge mir von der Vorrede zum Vorwort.

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