Das war es dann wohl für meine absolute Lieblingskneipe im Böhmischen “Zur dürren Kamnitz” (Na Suché Kamenici) in Herrnskretschen. Das Haus macht schon von außen keinen guten Eindruck mehr, und der ehemalige Biergarten gleicht einem Zigeunerlager.

Es jammert mich in der Seele. Die heftigste Knoblauchsuppe der ganzen Region konnte man hier verklappen, gefolgt von solchen Gerichten wie “Junger Steinmetz”. Das war dann ein Steak, eingelegt in Knoblauchmarinade und gespickt mit frischem Knoblauch. Ein Bäuerchen am Tag danach brachte all diese Köstlichkeiten erneut in Erinnerung.

Kellner Ondra war mit seiner Bauernschläue und Welterfahrenheit Kult, genau wie die kleine Schatztruhe aus Plastik, in der er das Wechselgeld aufbewahrte.

Nach Ondras Ruhestand bediente dann Patron Stanislav, nebenbei auch Feuerwehrchef in Herrnskretschen,  höchst selbst. Die lebendig gewordene Březňák-Reklame. War er unterhopft, dann wurde er leicht zittrig und ein Teil der Knoblauchsuppe landete in der Untertasse. Legendär auch jener Tag (wir waren zufällig anwesend) an dem er vom Feuerwehrfest kam und wie eine Flipperkugel durch den Schankraum bretterte. Für eine meiner Wanderfreundinnen hatte er eine besondere Schwäche. Wenn sie dabei war, gab es immer einen Sliwowitz aufs Haus.

Verblüffende Ähnlichkeit: Wirt Stanislav als Feuerwehrchef – Březňák-Logo.

Zuletzt leitete Stanislavs Sohn Jan den Laden. Es gab eine neue Biersorte und eine größere Auswahl alkoholfreier Getränke, sonst änderte sich nichts.

Wer Mut hatte, konnte hier auch übernachten oder die Toilette aufsuchen.

Bessere Zeiten

Die gemütliche Gerümpeligkeit am Kamin, der heftige Knoblauch und die immer freundliche Truppe wird mir fehlen. Hier kam auch schon mal eine Streifenwagenbesatzung rein, lenzte schnell ein Sturzbier und fuhr dann weiter. Und Einheimische kamen mit Plastikkanistern und ließen die am Zapfhahn füllen. Kein Vergleich mit den sehr touristisch ausgelegten Gaststätten an der “Vietnamesenmeile”.

Ich geh jetzt heulen.