Edmundsklamm wieder offen? Satz mit X!

Klamm2

So, nun ist es also soweit. Die mehr als beliebte Kahnfahrt in der Edmundsklamm (Edmundova soutěska) bei Herrnskretschen (Hřensko) öffnet nach dem Waldbrand 2022 wieder. Allerdings auf eine Art und Weise, die doch so einige Fragen aufwirft. Es dürfen nur 50 Besucher pro Tag da lang gondeln. Tickets kann man nicht vorbestellen, wer zuerst kommt, malt zuerst. Das Ganze geht nur mit einem Führer als begleiteter Ausflug. Und ein Weiterwandern zur Wilden Klamm ist auch nicht möglich, die Kähne pendeln also hin und zurück. Ob das idyllische Imbissgebäude zwischen den beiden Klammen erreichbar und gar geöffnet ist, konnte ich nicht herausfinden. Die Ticketpreise, so man eins bekommt, sind happig.

Und so habe ich ein paar Fragen. Und habe obendrein – rein preislich – mal einen Vergleich mit einer der im Ausland bekanntesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands gezogen.

Zunächst die Fragen:

  • Wozu die Beschränkung auf 50 Besucher pro Tag? Wenn da ein Baum oder gar ein Fels runterkommt, dann kommt er plötzlich und ohne Vorwarnung. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, dabei einen Besucher zu verletzen, bei 50 Leuten geringer als bei 500. Treffen kann er aber trotzdem.
  • Wozu braucht es den Führer? Verlaufen kann man sich ja nicht, es gibt nur einen Weg. Und das der Führer sich bei einem Baumsturz heldenhaft vor die Besucher wirft, ist eher unwahrscheinlich.
  • Weshalb gibt es keine Online-Tickets? So etwas sollte heutzutage ohne Riesenaufwand möglich sein, als Besucher kann man dann planen und muss sich nicht auf sein Glück verlassen.
  • Und vor allem: wer hat hier bei der Preisgestaltung jedes Maß verloren?

Der Vergleich:

Um letzteren Punkt meiner Fragen mal etwas anschaulicher zu machen, habe ich verglichen. Mit einer weltweit bekannten Sehenswürdigkeit Deutschlands, bei der ebenfalls gewisse Beschränkungen beim Zugang bestehen. Lesen sie selbst:

Edmundsklamm

Schloss Neuschwanstein

Klamm Neuschwanstein
Anzahl Besucher in normalen Jahren

400 000

1,5 Millionen

Zugang

nur mit Führung, nur 50 Besucher pro Tag

nur mit Führung, keine Besuchergrenze

Tickets

nur vor Ort

Online und vor Ort

Preise und Ermäßigungen

16 Euro pro Person, keinerlei Ermäßigung

21 Euro pro Person, alle bis 18 Jahre freier Eintritt

Familie (zwei Erwachsene, zwei Kinder)

64 Euro

42 Euro

Parken

12 Euro Tagesticket (keine anderen Tickets möglich)

12 Euro für sechs Stunden (Verlängerung für einen Euro pro Stunde)

Merken Sie etwas? Da übertrifft man für eine schnöde Kahnfahrt preislich locker das bekannteste Märchenschloss der Welt. Und zieht bei den Parkgebühren noch gleich. Die Gemeindeverwaltung von Herrnskretschen, so scheint es, kriegt den Hals nicht voll.

Was ich zwar nicht gutheißen kann, aber irgendwie verstehen. Denn über Jahrzehnte lief der Laden dort – samt freudigem Geklingel in der Gemeindekasse – praktisch von allein. Die klassische Runde: zweimal Kahn fahren, weiter nach Rainwiese, dann den Gabrielensteig zum Prebischtor, die wurde tausendfach im Internet und auch in hunderten gedruckten Reiseführern beschrieben. Dazu der florierende Vietnamesenmarkt. Das dort in den Auslagen gefälschte Markenklamotten und im Hinterzimmer Crystal gehandelt wurde (und wird) konnte der Gemeinde ziemlich Wurst sein. Hauptsache, die Händler zahlten ihre Abgaben und Steuern.

Und dann kam es Schlag auf Schlag und knüppeldicke: erst der ganze Spuk um eine vermeintliche Seuche. Der gemeine Germane, wir erinnern uns, durfte sich nur noch begrenzt um seinen Wohnort herum bewegen. Dann schlug der Borkenkäfer zu, Wege wurden unpassierbar. Die Wilde Klamm ist seitdem eine Einbahnstraße. Und schließlich der Brand, jetzt geht so gut wie gar nichts mehr. Der touristische sehr bedeutsame Gabrielensteig soll noch mindestens zwei weitere Jahre gesperrt bleiben.

Klar, da fehlt es erheblich an Besuchern. In der Kasse herrscht Ebbe. Also versucht man aus den paar Hanseln, die noch kommen, das Mögliche herauszuholen.

Wird aber nicht klappen. Denn hier klaffen dann doch der Preis und das dafür gebotene meilenweit auseinander. Wer eine Kahnpartie durch eine romantische Klamm machen will, der fahre zur Oberen Schleuse in Hinterhermsdorf, gleich um die Ecke. Da kostet die Familienkarte 18 Euro, man kann in alle Richtungen weiter wandern und muss sich auch nicht von einem Führer nerven lassen. Man kann sogar online buchen. Und von der Schönheit her nehmen sich beide Täler nichts.

Viel Spaß!

(Fotos: © Pixabay)

173500cookie-checkEdmundsklamm wieder offen? Satz mit X!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert