Eine Runde, die zu meinen Lieblingen in der Böhmischen Schweiz gehört. Bisher mit einem Nachteil: auf rund drei Kilometern waren An- und Abmarsch gleich. Mit ein wenig Suchen auf der Karte konnte hier aber Abhilfe geschaffen und ein wirklich wunderbares, wenngleich nicht turnschuhtaugliches Tal entdeckt werden.

 Enge Stiege

Es folgen also: ein paar recht bequeme Wanderwege, zwei einsame Täler, ein Komplex genialer Jagdhütten, eine richtige Stiege und zum Abschluss noch so allerlei Kunst am Holz. Man möge mir folgen.

Wir beginnen die Tour in Daubitz (Doubice). Hier gibt es nahe der Kirche ein paar kostenlose Parkplätze.

 Kirche in Daubitz

Auf der Dorfstraße geht es in Richtung Ortsausgang – wer von Schmilka-Herrnskretzschen aus angereist ist, läuft also zurück. Und kann das beschauliche Dorf mit seinen vielen Umgebindehäusern in Augenschein nehmen.

 Daubitz

Rund 300 Meter hinter dem Ortsausgang treffen wir auf diesen Waldparkplatz.

Natürlich hätte man auch hier parken können. Aber ein gebranntes Kind scheut das Feuer, und genau auf diesem einsamen Waldparkplatz hat man uns schon einmal das Auto aufgebrochen. Also lieber sicher an der Kirche stehen –  der Herrgott hat ein Auge auf die Karre – und ein paar Meter mehr laufen. Einfach einfliegen geht übrigens auch nicht, wie ein Schild am Parkplatz anzeigt:

 Hier wird nicht geflogen

Ab jetzt folgen wir dem Gelben Strich in Richtung der Eustachiushütte (U Eustacha).

Was uns auf einen recht bequemen Waldweg führt. Der aber, aller Bequemlichkeit zum Trotz,langsam, aber stetig, immer weiter ansteigt. Man merkt es gar nicht richtig, aber hier gewinnt man schon ordentlich an Höhe.

Schließlich stehen vor wir besagter Hütte, die aber wirklich nur eine schnöde Forsthütte und somit verschlossen ist. An der Buche davor kann man aber ein Bild des namensgebenden Heiligen bewundern.

 Der heilige Eustachius

Wir bleiben auf dem Gelben Strich, jetzt Richtung Balzhütte (Na Tokáni). Aber nur wenige Meter.

 Hier weiter

Denn direkt hinter diesem Zählautomaten…

  Wer hat hier sabotiert?

…biegen wir scharf rechts auf diesen Pfad ab.

 Da geht es weiter

Der Pfad schlängelt sich haarscharf an der Grenze der böhmischen Kernzone lang, bleibt aber immer außerhalb und ist somit erlaubt. Man erkennt das an den Markierungen an den Bäumen: zwei rote Ringe besagen: braver Wanderer, du bist außerhalb der Kernzone. Obendrein ist der Pfad ein Hochgenuss: schmal, abschüssig, veredelt durch ein paar alte Stufen und quer liegende Bäume. Rundum bizarrer Sandstein und sattes Grün. So soll es sein.

 Großartig

Irgendwann geht der Pfad dann in einen breiteren Weg über, der seinerseits wieder auf einem Hauptwanderweg – Blauer Strich – endet. Hier halten wir uns Links. Aber nicht, ohne der Buche direkt an der Kreuzung noch ein Auge zu widmen. Die ist nämlich dem heiligen Hubertus gewidmet.

 Hubertusbuche

Gut, jetzt also nach links weiter. Der Weg ist wieder recht bequem und steigt nur minimal an. Dafür erheben sich zu unserer Linken jetzt die Hohen Wände. Die sind wirklich hoch.

Hohe Wände

Und unvermittelt stehen wir am Komplex der Balzhütte. Ehemals fürstliche Jagdhütten derer von Kinsky, heute zwei Gasthäuser und Pensionen.

 Balzhütte

Aber ehe wir einkehren, wollen wir uns das Bier doch verdienen. Also gehen wir an der vordersten der Hütten in den “Hinterhof”, also um die Hütte herum, und entdecken dort das Zeichen eines Weißen Dreiecks am Baum.

 Da sind wir richtig

Dem folgen wir und kommen so auf den Fürst-Kinsky-Jägerpfad. Welcher uns zunächst mit einem sausteilen Aufstieg hinter der Hütte begrüßt. Aber keine Bange, danach war es das mit den Anstrengungen. Denn erst mal oben angekommen, schlängelt sich der Pfad ohne Höhenunterschied auf dem Plateau entlang. Gleich nach dem Aufstieg teilt er sich: nach links zur Aussicht Mariens Ruh, nach rechts weiter dem Pfadverlauf entlang.

 Erst links, denn rechts

Also erst mal nach links zur Aussicht. Hier soll die Fürstin halt gern geruht haben. Was nach dem knackigen Aufstieg auch dringend nötig gewesen sein dürfte.

 Mariens Ruh

Zurück zum Pfad dann rechts halten. Das Weiße Dreieck macht sich zwar jetzt ein wenig rar, man kann den Wegverlauf aber praktisch nicht verfehlen. Immer wieder treffen wir hier auf die Reste eines früheren Ausbaus: Stufen und Balkenlager.

Schließlich endet der Pfad, nach einem wilden Abstieg, auf der asphaltierten Straße, die zur Balzhütte führt. Hundert Meter auf der zurück gelaufen, und wir können uns endlich Bier und Knoblauchsuppe widmen.

Wohl gestärkt laufen wir wieder die Straße vor, bis zu diesem Abzweig.

Der Gelbe Strich ist wieder unser Zeichen. Er führt uns ins Tal, vorbei an dieser Quacke…

…. bis zu einer Tafel im Fels, die an einen Besuch der Fürstin Wilhemine Kinsky erinnert.

Ab hier gibt es zwei Varianten: geradeaus auf direktem Weg über eine kurze Holzleiter, oder rechts über die Enge Stiege (Ùzké schody). Ein Wegweiser fehlte hier im August 2017, aber schon nach wenigen Metern rechts sehen wir eine Art gelbes Siegertreppchen als Hinweis, dass es hier auf einen Abzweig geht. Es folgen: mehrere steile Leitern in einer engen Felsspalte. Alle hervorragend abgesichert, hier sollte niemand scheitern.

Oben angekommen schnell mal rechts halten, da gibt es noch eine kleine Aussicht ins Tal.

Und schließlich dem Pfad weiter folgen, durch ein kleines Felsentor….

….bis zu der Stelle, an der der direkte Weg wieder zu uns stößt. Jetzt geht es durch die Theodorenhalle – ein paar Felsmurmeln und eine kleine Leiter – bis auf den Bergrücken des Tannicht (Jedlina).

 Theodorenhalle

Hier oben gibt es zwar keine Aussicht, dafür ist der weitere Weg – immer noch Gelber Strich – aber wieder ein Genuss. Immer mal wieder hoch und runter, alte Treppen, sattes Grün und Sandsteinmurmeln.

Schließlich landen wir wieder an der Eustachiushütte und treten den Rückweg an. Aber nicht für lange, denn schon an der ersten erkennbaren Abzweigung schlagen wir uns nach rechts in den Wald. Anfangs ist das noch ein breiter Weg, der aber schnell zu einem Pfad und dann gar zu einer schwachen Pfadspur wird. Es gilt: immer im Tal bleiben, da ist es richtig. Und obendrein ausgesprochen feucht, wer jetzt in Turnschuhen daherkommt, der hat ein Problem. Ehemals war der Weg wohl mit Hölzern befestigt, deren Reste sind aber jetzt nur noch glitschig und auch keine große Hilfe. Dafür gibt es hier aber die geballte Portion Natur satt.

Der Pfad endet auf einem ausgebauten Radweg, dem wir nach links folgen und so wieder auf unserem ursprünglichen Hinweg landen. Den geht es jetzt aber wirklich einfach zurück bis zum Waldparkplatz und von dort nach Daubitz.

Wer jetzt ein Hüngerchen verspürt, dem sei die Stara Hospuda im Ort empfohlen. Denn dort kann man nicht nur gut essen, sondern auch im riesigen Park dahinter die Ergebnisse der holzbildhauerischen Leidenschaft des Besitzers bewundern. Schräg und irgendwie genial.

Fazit: knapp 17 Kilometer, die aber wirklich entspannt zu gehen sind. Höhepunkte gibt es reichlich am Wegesrand. Den Weg durch die feuchte Schlucht kann man sich sparen, verpasst dann aber etwas. Genau, wie wenn man die Enge Stiege umgeht.

Zum Nachwandern:

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560330cookie-checkBalzhütte, Kinsky-Pfad und Enge Stiegeyes