Wie jedes Jahr bin ich über Ostern aus der Sächsischen Schweiz geflohen, zumal bei Kaiserwetter nicht nur eine einfache, sondern eine hoffnungslose Überfüllung zu erwarten war. Und wie fast jedes Jahr führte mich die Tour ins Erzgebirge, auf den Stürmer (Bouřňák). Eine Runde, die ich vor allem wegen der epochemachenden Aussichten nach Böhmen immer wieder schön finde. Beschrieben habe ich diese Tour bereits hier in aller Ausführlichkeit, dem Routenverlauf ist nichts hinzuzufügen. Aber so ein paar kleine Entdeckungen gab es schon am Wegesrand, und die will ich euch natürlich nicht vorenthalten.
1. Der Bahnhof in Moldau (Moldava)
Der wird mit den Jahren auch nicht besser. Es bröckelt und gammelt an allen Ecken und Enden. Die Gaststätte ist nun auch schon einige Jahre geschlossen. Aber merkwürdigerweise ist die Bahnhofshalle geöffnet. Sie könnte als Kulisse für einen Kriegsfilm dienen. Aber: ein Schild kündet inmitten des Gammels von einer “Rekonstruktion”. Sollte sich hier demnächst etwas bewegen? Es wäre wünschenswert.
Mittlerweile begegnet einem am Bahnhof auch so manch Getier, das man hier nicht vermutet hätte. Zurück zur Natur?
2. Der Bahnhof in Klostergrab (Hrob)
Dazu sage ich jetzt lieber mal gar nichts. Oder vielleicht doch: lehnen Sie sich bloß nirgends an! Die ganze Wand könnte zusammenbrechen! Von einer Sanierung ist hier weit und breit keine Spur. Irgendwann ist der einfach weg. Schade drum.
3. Die Bahnstrecke Klostergrab – Moldau
Hier kommen neuerdings moderne Triebwagen zum Einsatz, in denen es sogar WLAN gibt. Na ja, dem Komfort kommt das natürlich zugute, der Nostalgieeffekt leidet aber beträchtlich.
Die alten Triebwagen sind aber auch noch da. Wahrscheinlich ist es ein Ding des Zufalls, welchen man gerade erwischt.
Die für den Wanderer interessanten Abfahrtszeiten in Klostergrab sind in diesem Jahr:
14:08 Uhr
17:17 Uhr
Und der Fahrpreis ist geradezu lächerlich: für zwei Erwachsene haben wir zusammen 1,90 Euro bezahlt. Die Schaffnerin nahm Euro, gab aber das Restgeld in Kronen heraus.
4. Auf dem Stürmer
Sind die Aussichten natürlich genial wie immer.
Das Hotel samt Baude ist aber nach wie vor geschlossen. Und zeigt leider auch schon erste Anzeichen des Verfalls. Was ich mir nicht so recht erklären kann, denn speziell im Winter brummt das ganze Areal hier ja von Wintersportlern.
5. Die Wittichbaude
Hier waren wir wieder mal zu früh dran. Geöffnet ist täglich von 11:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Vor elfen gibt es leider nichts. Was ich sehr bedauert habe, denn der Wirt ist ein Original, mit dem es immer lohnt, zu schwätzen. Und er reicht obendrein wahrhaft geniale Suppen.
Dafür besuchte mich an der Baude eine Dame, die großes Interesse an meinen mitgebrachten Knackwürsten zeigte. Aufgrund ihrer unverhohlenen Gier und ihrer Fellfarbe habe ich sie “Garfieldova” getauft.
Keine Lasagne, sondern Knacker
6. In Klostergrab
Das Nest ist wie gehabt verschlafen und fast tot. Für Freunde sakraler Kleindenkmäler lohnt sich dennoch ein Rundgang, denn davon gibt es hier einige. Nach einer halben Stunde hat man die aber auch alle gesehen.
7. Die evangelische Kirche in Klostergrab
Die stammt aus dem Jahre 1902 und ist ein Schmuckstück des Jugendstils. Ornamente, Figuren und Glasmosaik-Fenster. Ja, das war einmal. Wirkt die Kirche aus der Ferne auch heute noch recht schön, so bemerkt man beim Näherkommen, dass hier alles mächtig vergammelt ist. Ins Innere kommt man nicht mehr, alles ist verrammelt. Die Glasmosaiken sind größtenteils zerstört. Und eine Tafel belehrt uns, dass auch die Decke einsturzgefährdet sei. Eine Schande.
Eigentümer des Gotteshauses ist die “Tschechische Hussitische Kirche”. Die hat keine 40 000 Mitglieder, ist also ein winziger Verein. Und hat natürlich hinten und vorn kein Geld für eine Sanierung. Hier wären der Staat oder vielleicht auch die allgegenwärtige EU gefragt. Ehe dieses Schmuckstück zusammenfällt.
8. Am Wegesrand
Hat man zahlreiche Rastplätze neu gebaut oder saniert. Und alle mit großen Mülleimern versehen. Welche reichlich genutzt werden. Nun ja, besser so, als der Müll flöge in den Wald.
9. Es liegt noch Schnee
Tatsächlich: während im Elbtal schon sommerliche Temperaturen herrschen, liegt hier an einigen Ecken noch Schnee. Traurige Reste zwar, aber für eine kleine Schneeballschlacht hätte es noch gereicht.
Fazit: die Tour lohnt sich immer wieder. Gerade dann, wenn im Elbsandstein Massenauftrieb herrscht. Wir zumindest haben nur sehr wenige Mitwanderer getroffen. Und die frische Gebirgsluft bei herrlichem Wetter genießen dürfen.
Die Strecke zum Nachwandern:
Ich finde es sehr schön,wenn über die Heimat (Hrob-Klostergrab) berichtet wird.Ich freue mich auch darüber ,dass die jüngere Genaration Interesse an der Geschichte hat und auch beginnt zu begreifen,dass der ehemaligen deutschen Bevölkerung Unrecht angetan wurde.Auch wenn man das Rad der Geschichte nicht zurück drehen kann,könnte man doch im friedlichen Nebeneinander zum Beispiel die ehemaligen deutschen Namen für diese Wohnorte ,die es immer noch gibt,mit auf die Ortsschilder auftragen.Ich glaube mal gehört zuhaben,dass es so eine Regelung in Schlesien geben soll. Für die Zukunft wünschte ich mir,dass wir alle friedlich und freundlich miteinander umgehen. (ein ehemaliger Klostergraber-heute 79.Jahre)