So ein richtiger Wandertipp wird das nicht, obwohl man mir natürlich gern auf der Tour folgen kann. Aber eigentlich war ich unterwegs, um zu schauen, wie zwei Baumaßnahmen der letzten Zeit so ausschauen. Zum einen: die Basteiaussicht. Lange hat es gedauert, jetzt ist die “schwebende Plattform” fertig. Da muss man doch mal nachsehen. Zum zweiten die Sanierung der Schwedenlöcher, die superpünktlich zu Ostern fertig wurde. Interessant, was da saniert wurde, und wie. Obendrein wollte ich mal schauen, wie es um die Amselfallbaude aussieht. Die ist ja nun auch schon an die drei Jahre geschlossen, es drohe ein Steinschlag, und es tut sich vor allem nichts. Darüber hinaus gab es noch einiges mehr zu sehen, und eine nette Begegnung. Ich halte die Tourbeschreibung bewusst kurz, um noch Platz für ein paar Eindrücke zu haben. Auf geht es.
Start war im Pflanzengarten zu Wehlen. Der botanisch Interessierte kann hier sicher einen ganzen Tag zubringen. Aber auch für den Stiegenfreund gibt es hier einen kleinen Höhepunkt: die letzte mir bekannte urige Holzleiter der ganzen Region. Da geht man doch gern mal hoch.
Von hier aus kann man sich, erst am Waldrand entlang, dann auf breitem Weg durch denselben, bis zu einer Kreuzung oberhalb der bekannten Teufelsschlüchte durchschlagen. Man betritt diesen Rundweg also an seinem höchsten Punkt und steigt ab. An einigen Stellen kriecht man auch ab. Für Kinder ein Hochgenuss, was denn auch zahlreiche Familien nutzten. Von “überlaufen” konnte aber keine Rede sein.
Am Ausgang der Teufelsschlüchte begeben wir uns in den Zscherregrund, aber nur kurz. Denn zur Rechten warten schon ein paar wackelige Stufen, welche bezeichnenderweise “Das Treppchen” heißen. Durch einen schönen Felskessel geht es aufwärts.
Oben angekommen wird der Weg so langsam immer breiter und bequemer und endet in der Siedlung “Am Steinrücken”. Ein paar Häuser, idyllisch am Ende der Welt gelegen. Und hier geht es auf dem Steinrückenweg weiter Richtung Bastei.
Wir erreichen das Gasthaus Steinerner Tisch, und spätestens hier ist es mit der Ruhe vorbei. Biergarten rappelvoll. Und am Basteikiosk, ein paar Meter weiter, ebenfalls lange Schlangen.
Aber Halt, zwischen den beiden Lokalitäten geht ja noch der Abzweig zum Wartturm ab, und jetzt wurde es interessant. Denn hier ist momentan gesperrt, dieweil ein Vogel seine Eier warm hält. Womit wir etwas gemeinsam hätten. Allerdings: kein Sperrschild zu sehen, statt dessen ein Nationalpark-Ranger als Aufpasser. Es entspann sich ein längeres Gespräch, aus dem ich einiges mitnehme: er beklagte, sehr zu Recht, immer mehr naturfremdes Benehmen. Graffiti, Aufkleber, Saufgelage, Rauchen, Boomboxen. Parken nicht mehr nur an, sondern auf Waldwegen. Tags zuvor war allen Ernstes der Weg zwischen dem Steinernen Tisch und der Basteistraße als Parkplatz missbraucht worden. Und er gab zu bedenken, dass, wenn einer wie ich (zumal einem Massenauflauftag wie dem Ostermontag), also wenn ich hier auf einen stillen Pfad abbiege, ich sofort einen Rattenschwanz an Leuten nachziehe, die sich weniger gut zu betragen wissen. Da ist was dran und ich nehme es mir zu Herzen.
Allerdings gab er auch ein paar andere Sachen zum Besten. Etwa, dass ich, wenn ich nicht klettern wolle, am Wartturm eh nichts zu suchen hätte. Das er die Leute gern ganz aus dem Wald raus haben wolle (hat er auf meinen lautstarken Protest hin schnell wieder korrigiert, lässt aber tief blicken). Und er wollte mir weiß machen, dass die benachbarte Vehmhöhle eh nicht betreten werden darf, weil sie ein Rückzugsort für Tiere sei. Fünfmal hab ich insistierend nachgefragt, welche Tiere das seien, und keine Antwort bekommen. Es gehe ums Prinzip.
Solcherart agitiert, reifte ein Entschluss, aber dazu später.
Jetzt erst mal wirklich zur Basteiaussicht. Vor Menschenmassen war die kaum zu sehen. Ein kleines Filmchen dazu, aus Gründen der Solidarität mit ukrainischer Musik.
Und was ist nun von der Plattform zu halten? Ich sag es mal so: der Berg kreißte, und gebar eine Maus. Das ganze Ding ist ein Zweckbau ohne Pfiff. Was man aus solchen Konstrukten machen kann, sieht man anderswo. Da ist ein Glasboden noch das Wenigste. Bedenkt man die lange Bauzeit (sieben Jahre) und die hohen Kosten (drei Millionen), dann ist das Ergebnis doch eher dünn. Und da man hier eh den Massentourismus hat, hätte man auch gleich das große Rad drehen können. Aber egal, immerhin hält das Teil auch unter verschärften Bedingungen.
Weiter zum gerade gefassten Entschluss. Von wegen “Leute aus dem Wald raus halten” oder “Rückzugsort für Tiere, die man nicht benennen kann”. Eigentlich wollte ich den Basteiengel heute nicht besuchen (weil es doch ein ganz schöner Umweg ist), aber jetzt gerade. Aber, und soweit hat des Rangers Rede doch gefruchtet: ich hab geschaut, ob ich da noch jemanden nachziehe. Hab ich nicht. Und somit haben sich das kleine Kerlchen und ich über das Wiedersehen gefreut.
Jetzt aber in die Schwedenlöcher. Deren Sanierung ist superpünktlich fertig geworden, dass muss man hierzulande schon mal extra erwähnen. Konkret wurden im Klammbereich die Stahlträger erneuert, was schon eine Leistung ist. Warum man dann aber die alten und hässlichen Betonplatten wieder auf die neuen Träger gelegt hat, das wissen die Götter. Hier hätte man Nägel mit Köpfen machen und eine ästhetisch schönere Lösung finden können.
Zu guter Letzt zur Amsellfallbaude. Die ist, wegen drohenden Felsabstürzen, schon seit über drei Jahren dicht. Zwar sind äußerlich noch keine größeren Schäden zu erkennen, aber nach drei Jahren Leerstand wird ein Gebäude nicht besser. Eine Frechheit ist der “Gerüsttunnel”, der den Wanderweg sichern soll. Man fühlt sich wirklich wie auf einer Baustelle. Als kurzzeitiges Provisorium mag das angehen, aber über drei Jahre? Zumal es aus den zuständigen Behörden heißt, dass erst einmal gar nichts geplant sei. Es graust die Sau.
Also jede Menge Licht und Schatten. Wer nachwandern will, dem möge der Track zur Groborientierung dienen. Und wer mir was spendieren will, der darf gerne mal auf die Werbung oben rechts klicken.
Mit tatsächlich schon passiert letzten Sommer als ich zum Frühstücksplatz wollte. Ruck Zuck sind welche hinterher gedackelt. Als ich denen gesagt habe, es geht hier nicht zur Schrammsteinaussicht, sind sie aber umgekehrt.
Man könnte aber endlich mal das Feuerverbot im Wald aufheben, da wir ja amtlich vom Umweltminister und aus den Gutachten wissen, dass Totholz nicht brennt kann man doch völlig gefahrlos im Wald zündeln 🙂
Witzig, an exakt der Stelle hab ichs auch erlebt. Dabei wollte ich gar nicht bis zum Frühstücksplatz, sondern nur zur Elbaussicht. Und prompt hatte ich die nicht mehr allein.
Ostern ist sicher ein Extrembeispiel, da ich aber doch immer wieder mal dort zu eigentlich unüblichen Zeiten bin, fällt mir zur „Besucherlenkung im Interesse des Naturschutzes“ gerade keine Lobrede ein. Was ich dort regelmäßig sehe, lässt mir häufig die Haare zu Berge stehen und führt die gleichgerichteten Bemühungen zur Beruhigung abgelegener Kernzonengebiete ad Absurdum.
Das ist der Witz des Jahres, die Vehmhöhle Rückzugsort für Tiere! Wahrscheinlich für die Eierlegende Wollmilchsau. Gut, hab mal eine Spinne drin gesehen, wie in allen Höhlen. Da weiß man nun, was den Rangern für Wissen beigebracht wird. Wie der Herr, so`s Gescherr. Dazu das Dauer-Märchen vom Kletterzustieg, den Wanderer nicht begehen dürfen. Fehlt nur noch der Böse Zwerg, der an der Rahmhanke lauert, und alle Nicht-Kletterer in Stein verwandelt. Das mit dem Rauchen, Saufen, Krach machen und Müll wegwerfen stimmt natürlich. Da sollte man härter durchgreifen, notfalls mit militanten Mitteln. Aber harmlose Naturfreunde sollte man in Ruhe lassen, egal ob auf einem Kletterzustieg im Hirschgrund oder am Basteiengel.
hey Arndt,
ne, ne, alt = wir mit Jahrg. 69 nicht – noch nicht. aber jung eben auch nicht – meer 😉
deine Texte = pfiffigbissig & damit für mich amüsant … “rufe Engel 07” ;o)) … genau mein Humor. weiter so. ich guck wieder mal rein.
viele Grüße.