Brandstifter und Polizisten

Mal wieder etwas Text fast ohne Bilder. Es waren zwei Meldungen, die mich die letzten Tage umtrieben. Und zu einigen Gedanken verleiteten. Über Zustimmung oder Widerspruch freue ich mich wie immer. (Dabei ein kleiner Hinweis an den Zeitgenossen, der hier mit gleicher IP-Adresse immer mehrmals auf „Blödsinn“ klickt: ein argumentativer Kommentar wäre auch nicht übel.)

Also, Meldung die erste: der Großbrand vom vergangenen Jahr wurde in der Böhmischen Schweiz bewusst gelegt. (HIER) Der mutmaßliche Täter, der auch noch für andere Brände, etwa auf dem Wolfsberg, verantwortlich sein soll, ist ein Ex-Nationalpark-Ranger. Alle schnell getätigten Vorwürfe an Wanderer, Kletterer, Boofer waren also voreilig und falsch. Der vermeintliche Täter scheint mir entweder ein krankhafter Pyromane zu sein, oder er glaubte tatsächlich auf diese abartige Weise eine Fehde mit seinem früheren Arbeitgeber ausfechten zu können. In beiden Fällen, so denke ich, ist er ein Fall für die Klapse. Verhindern kann man solch krankes Tun aber leider nicht, auch nicht mit immer neuen Verboten.

Und damit zur Meldung, die zweite: über die Pfingsttage werden auf sächsischer Seite die NP-Ranger von sechs regulären Polizisten bei ihrer Kontrolltätigkeit unterstützt. (HIER) Vorrangig soll es dabei um das Boofen- und Feuerverbot gehen. Aber den einen oder anderen „Falschwanderer“ als Beifang wird man dabei schon auch noch verbuchen können.
Mal davon abgesehen, dass meiner Meinung nach Polizisten durchaus Wichtigeres zu tun hätten, stellt sich doch eine grundlegende Frage: warum ist so ein verschärftes Vorgehen ausgerechnet im Nationalpark nötig? Wo es doch in anderen Ecken (bleiben wir mal in der Region: auf der anderen Elbseite im Landschaftsschutzgebiet, in der Dresdner Heide, im Erzgebirge, im Zittauer Gebirge), also in Ecken, die durchaus touristisch gefragt sind, auch ohne solche Maßnahmen geht. Auch ohne, dass dort ständig alles in Flammen steht. Zwei Gründe:

1. Im Nationalpark liegt Dank „Natur Natur sein lassen“ eine übermäßig große Menge an furztrockenem Totholz herum. Womit die Brandgefahr deutlich steigt. Zwar behauptet ein vom Minister bestelltes und bezahltes Gutachten, dass Totholz nicht besonders brennt. Wer das ernsthaft glaubt, der glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten. Wäre also das tote Holz zumindest grob endlich aus dem Wald, dann wäre die Brandgefahr auch nicht mehr größer als anderswo.

2. Gerade das Etikett „Nationalpark“, so scheint es, zieht immer mehr Menschen an. Und darunter eben auch viele, die sonst ziemlich naturfremd unterwegs sind. Die keine Ahnung haben, wie man ein Feuer macht. (Beispiele dafür im „Pionierkalender“ von 1960 – aber so etwas gibt es halt nicht mehr.)

Es sind Besucher, die mit „Nationalpark“ eben weniger einen besonders strengen Schutz assoziieren, sondern viel eher einen besonders ausgeprägten Abenteuerspielplatz. Das dies nicht den Realitäten entspricht, sondern vielmehr für ein ausgeprägtes Bambi-Syndrom spricht, ist dann völlig egal.

In den meisten Fällen sind solche Besucher harmlos und sorgen höchstens für ärgerliche Belustigung. Kürzlich hatte ich beispielsweise einen misslichen Stau vor einem Schlammloch zu konstatieren. Grund: die samt in weiße Turnschuhe gekleideten Damen einer Gruppe wollten sich diese nicht durch einen Tritt in den Schlamm ruinieren. Aber einige reisen eben auch mit ganz konkreten Vorstellungen einer „Lagerfeuerromantik“ an, welche dann stümperhaft umgesetzt werden.

Wofür, und das ist meine These, der Titel „Nationalpark“ eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Er erhöht den Besucherdruck ganz allgemein, und zieht eben auch Menschen an, die eine verquere Vorstellung von dessen Inhalten haben.

Aus meiner Sicht ein Grund mehr, über die Sinnhaftigkeit dieses Titels nachzudenken.

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6 Gedanken zu „Brandstifter und Polizisten

    1. Ich würde es mal mit Nachdenken probieren!
      Manch einer hat vielleicht ein “furztrockenes” Gehirn. Was außen so ausschaut ist nicht innen drinn.

  1. Es geht hier nicht um trockenes Gehirn,sondern um den ganz großen Scheiterhaufen an Brennholz der meterhoch in der Kulturlandschaft liegt.

  2. Ein wenig Kontrolle sollte schon sein, denn es gibt genug Idioten, die gerade über die Pfingst-Feiertage boofen wollen, obwohls verboten ist, und dazu noch Feuer machen. Leider durch soziale Netzwerke beeinflusst sind viele solcher Leute von auswärts hier unterwegs. Feuerstellen sind genug im Gebirge zu sehen, auch in der Böhmischen Schweiz. Mit dem Zittauer Gebirge kann man das überhaupt nicht vergleichen, da gibts kaum Boofer oder Feuermacher, Kontrollen sind da kaum notwendig. Unlängst am Oberen Terrassenweg in Schmilka war auch unten an der Rotkehlchenstiege eine Gruppe älterer Jugendlicher zu hören, mit dermaßen lautem Geschrei wie in einer Judenschule. Solche Leute haben hier nichts zu suchen und sollten ruhig abgemahnt werden, denn wenn solche Leute auch noch boofen oder Feuer machen, haben wir wieder den Ärger. Pferdegrund-Boofer und Shisha-Raucher hatten wir schon genug.

    1. lt. SZ wurden 8 Platzverweise an Boofentouris von außerhalb der Region ausgesprochen.
      Und neue Drohnenfilme kursieren auch im Netz.

  3. Lieber Bergfreund mach weiter so und die Nationalparkverfechter sollen sich auf die Parkbank in B.Schandau setzen ,da machen sie keinen Schaden.Berg Heil

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