1. Die Altendorfer Dorfbachklamm
Hier herrscht ja seit drei Jahren ein überaus misslicher Zustand. Der wunderbar romantische Abstieg ist gesperrt, weil ein Hochwasser Teile des Weges weggespült hatte. Wobei die zwei langen Stahltreppen, eigentlicher Knackpunkt, alles gut überstanden haben. Kurz oberhalb wurde es dann aber etwas kribbelig – viel loses und rutschiges Geröll, nur dem trittfesten Wanderer zu empfehlen. Da die ganze Klamm aber ein Teil des Malerweges, und selbiger bekannterweise der kleinste gemeinsame Nenner ist, hat man kurzerhand alles dicht gemacht und eine überaus öde Umleitung ausgeschildert. Und das, obwohl mit dem „Steinbrechersteig“ nahezu parallel zur Dorfbachklamm ein weiterer attraktiver Auf- oder Abstieg existiert.
Nun, es gibt neue Entwicklungen, dazu ein wenig Grübelei.
Noch vor wenigen Wochen war der untere Teil der Klamm durch gefällte Käferbäume fast unpassierbar. Die sind alle verschwunden, bravo.
Und am Einstieg oben glänzt eine nagelneue Stahltreppe. Die ist wohl einer Spende der Radeberger Brauerei zu verdanken. Kann man so zumindest dem Sebnitzer Amtsblatt entnehmen, unten ein Screenshot.
Quelle: Amtsblatt Sebnitz, https://rathaus.sebnitz.de/downloads/Neues_Grenzblatt_Nr._01_vom_05.01.2024.pdf
Einen heben für die Wanderwege, da bin ich dabei. Man bringe mir zügig einen weiteren Kasten.
Allerdings komme ich zum ersten Mal ins Grübeln: die Treppe war eigentlich nicht das Problem. Sie war zwar in die Jahre gekommen, aber problemlos nutzbar. Das eigentlich problematische Stück beginnt unterhalb der Treppe, und da ist alles beim Alten. Ist wohl wie immer in den Kommunen: gebaut wird nie, wo es nötig ist, sondern immer dort, wo es Fördermittel gibt.
Zum zweiten Mal ins Grübeln komme ich, wenn ich im Amtsblatt lese, dass die Steinbrecherstiege instantgesetzt werden solle. Da muss aber nichts instandgesetzt werden, die war über all die Jahre problemlos zu begehen. Lediglich ganz am Ende hat jemand einen kleinen „Übertritt“ in zwei querliegende Bäume gesägt. Das kann ja wohl nicht gemeint gewesen sein.
Obendrein gibt es einen Hinweis auf den Saisonstart 2024. Ich war einen Tag zuvor da, alle Sperr- und Umleitungsschilder noch vorhanden. Und bis auf die neue Stahltreppe sind auch alle Wege wie gehabt.
Aber eben jene Treppe lässt hoffen. Denn sie beweist, dass die Dorfbachklamm noch nicht aufgegeben ist. Also schön weiter Radeberger süffeln und den Stadtvätern von Sebnitz und Bad Schandau (der Weg liegt genau an der Grenze derer Gemarkungen) auf den Zeiger gehen. Dann wird das auch mal wieder.
2. Oberer Liebenweg
Dieser beliebte Zugang zum Bergsteiger-Gedenkstein auf der Hohen Liebe glänzt derzeit durch ein Schild samt Absperrband, welches Unheil verheißt. Von „unpassierbar“ ist da die Rede, und von „großer Gefahr“. Blöd nur: aus Richtung Ostrau gibt es mehrere dieser Schilder, immer sinnvoll an Abzweigungen zwecks Umgehung. Aus der anderen Richtung – etwa vom Butterweg – steht man unvermittelt davor. Man müsste jetzt zurück latschen.
Wollte ich natürlich nicht. Und da ist mir aufgefallen, dass auf dem Schild das Wort „gesperrt“ in jedweder Schreibweise gar nicht auftaucht. (Das „Einbahnstraßen-Symbol“ gilt ja wohl nur im motorisierten Verkehr und würde auch bedeuten, dass aus der Gegenrichtung alles OK ist.)
Also mal todesverachtend los. Erster Punkt: unpassierbar ist der Weg keinesfalls. Ganz im Gegenteil, da hab ich mich schon durch viel dichteres Käferbaum-Mikado gewühlt, auf Wegen, die nicht gesperrt waren. Man kann alles problemlos übersteigen oder auf sehr kurzem Weg umgehen. An einer Stelle hat da ein freundlicher Mensch sogar ein Erste-Hilfe-Päckchen zurückgelassen. Hab aber nicht reingeschaut.
Zweiter Punkt: da steht tatsächlich noch einiges an toten Bäumen am Wegesrand herum. Und die können natürlich auch umfallen. Oft auch ohne Vorwarnung. Was dann wiederum böse bis ganz böse enden kann. Das kann es aber auch, wenn ich zu Hause beim Gardinenbügeln von der Leiter falle. Obendrein ist die Wahrscheinlichkeit, dass so ein Baum genau dann zielgerichtet auf mich fällt, wenn ich drunter bin, eher gering. Aber sie ist da. Und wenn ich da liegenbleibe, bekomme ich nicht mal einen Eintrag ins Gedenkbuch auf der Hohen Liebe.
Es bleibt: diese Sperrung – die laut Schild genaugenommen keine ist – entspringt wohl eher behördentypischer Übervorsicht. Ein simpler Hinweis auf hohe Baumbruchgefahr hätte es sicher auch getan. Ob man diesen Weg dann geht oder das doch besser unterlässt, sollte jeder selbst entscheiden.
Und ehe hier jemand argumentiert, solcherart würde ich nur unnötige Einsätze der Bergwacht provozieren: mit diesem Argument könnte man alles untersagen, was irgendwie mit gesundheitlichem Risiko behaftet ist. Also Klettern ganz allgemein oder Wandern mit unpassenden Schuhen. Und natürlich auch Gardinenbügeln auf der Leiter.
Viel Spaß im Wald!
Die Dorfbachklamm ist nicht mehr gesperrt, sondern “nur für geübte Wanderer” empfohlen. Im mittleren Teil scheint das Unwetter die Steine etwas neu “sortiert” zu haben. Man muss sich also den Weg etwas suchen. sonst gut begehbar.