Wir befinden und in der Gegend des Polenztales und des Brandmassivs. Die beide sicher jeder kennt, denn ersteres ist ein wahrhaft beschauliches Tal, zweiteres ein beliebtes Ausflugsziel samt Wirtshaus und herrlicher Aussicht. Und die gedachte Verlängerung eben dieses Brandmassives ist der Frinzberg. Irgendwann im finsteren Mittelalter, so gegen 1450, stand hier oben ein Vorposten der Burg Hohnstein. Von dem künden noch zwei Höhlen, eine davon ganz deutlich von Menschenhand geschaffen, und ein spannender Pfad über den Gipfel des Berges. Nur, leider leider, die Spielverderber von der Nationalparkverwaltung haben das alles mal wieder mit Eifer gesperrt. Wer hier dennoch auf Erkundung geht, der riskiert ein Bußgeld. Oder er pfeift auf dasselbe und folgt mir:
Ich habe den ungefähren Verlauf dieser kleinen Entdeckungsrunde (Pi mal Daumen acht Kilometer) mal auf der Karte aufgemalt: Start ist am Parkplatz im “Tiefen Grund”, unten rechts.
Zunächst geht es ein paar Meter ins Polenztal hinein (auf der Karte: gen Nordwesten), auf einem breiten und bequemen Weg im Tal. Aufgemerkt: der Weg führt an einer alten Industrieanlage vorbei. Und genau am hintersten Ausläufer dieser Anlage macht er eine scharfe Kurve nach rechts. Direkt in der Kurve steht, zur Rechten, ein Fels auf halber Höhe. Der mag uns nicht interessieren, aber hinter diesem Fels steht noch ein weiterer solcher, und der ist schon eher interessant. Also noch vor dem Fels und ganz am Beginn der Kurve den rechten Waldrand unter die Lupe genommen. Oha, da geht doch tatsächlich ein schmaler Pfad nach oben. Hinterher!
Was wir jetzt suchen, ist, simpel ausgedrückt, der Zwischenraum zwischen jenem Fels, den wir schon vom Tal aus sehen konnten, und einem anderen Fels, der verdeckt genau dahinter steht. Denn an jenem hinteren Fels entdecken wir doch tatsächlich: eine Fee! Oder besser: das Relief einer solchen. Wer dieses kleine Kunstwerk, welches vom Tal aus definitiv nicht zu sehen ist, einst geschaffen hat, und warum er dies tat, das können wir heute nicht mehr nachvollziehen.
Also eine Weile gegrübelt, und dann dem Pfad weiter im bergan gefolgt. Es geht jetzt stellenweise recht steil aufwärts. Aber schon hier erspähen wir, wenn wir denn aufmerksam sind, eine Kuriosität am Baum: blaue Punkte, von den Mannen der Nationalparkverwaltung mehr oder weniger schlampig überpinselt und deshalb noch gut zu erkennen. Selbige hat wohl einst ein unbekannter Heimatfreund angebracht und somit einen Weg über den Frinzberg markiert. Wir werden diesen Punkten folgen.
Ungewöhnliche, aber brauchbare Wegezeichen.
Nach einigem Schnaufen ob des steilen Pfades oben angekommen, teilt sich der Weg: nach rechts ginge es jetzt ganz an die Spitze des Frinzberges vor. Was sich aber nur der Vollständigkeit halber lohnt, denn die Aussicht dort ist komplett zugewachsen. Also hab ich auf der Kartenskizzen aufgemalt, dass wir gleich nach links gehen. Und dort erwartet uns schon wieder eine Überraschung: eine prächtig erhaltene Stufenreihe im Sandstein.
Es wird nicht die letzte sein, hier oben wimmelt es geradezu von Stufen und alten Balkenlagern. Nicht ganz klar ist, ob dieser Weg tatsächlich schon zusammen mit der Burgwarte angelegt wurde, aber es ist sehr wahrscheinlich. Obendrein diente er bis zum Bau der auch heute noch genutzten Brandstufen als Hauptwanderweg aufs Brandmassiv, wurde also in alten Zeiten auch schon touristisch genutzt.
Schließlich erreichen wir eine erste Höhle. Es ist ganz augenfällig: die wurde künstlich angelegt. Ihr Inneres ist schön rechtwinkelig aus dem Fels herausgemeißelt, obendrein führen wieder ein paar Stufen hinab.
Folgen wir dem Pfad weiter, so führt er zunächst hinter der Höhle ein paar Meter nach unten, dann gabelt er sich wieder. Links/geradeaus führt unser Weg weiter, rechts geht es auf einen Abstecher zur zweiten Höhle. Die sieht schon naturgewachsener aus, aber auch hier entdecken wir Spuren späterer Erweiterungen.
Zurück auf dem eigentlichen Pfad, erwarten uns jetzt wieder jede Menge alter Treppenstufen. mal mehr, mal weniger gut erhalten. Und zur Orientierung immer wieder blaue Punkte, am Baum oder am Fels.
Zu einer dieser Treppen bedarf es eines großen Schrittes über einen kleinen Graben – wirklich nur eines Schrittes, keines Sprunges. Also ganz harmlos.
Folgen wir weiter dem Pfad und den blauen Punkten, dann kommen wir schließlich an eine Schräge am Fels, die wir hinab müssen.
Dann sehen wir schon die Brandstufen und damit den offiziellen Wanderweg vor uns. Noch vorbei an einer Salzlecke von 1810, und wir sind wieder auf erlaubten Pfaden.
Hier stößt der Pfad auf die Brandstufen.
Jetzt können wir entweder auf den Brandstufen absteigen und durch den tiefen Grund zurück zum Parkplatz laufen (wie auf der Karte), oder aber nach oben schnaufen und die Aussicht samt Gastwirtschaft auf dem Brand besuchen.
Fassen wir zusammen: dies ist ein Weg, der für so manchen etwas bereit hält: wer heimatkundlich interessiert ist, findet mehr als deutliche Spuren der alten Burgwarte. Und wer einfach nur schöne, naturbelassene und stille Pfade mag, der kommt auch voll auf seine Kosten.
Aber Obacht: wie schon anfangs erwähnt: warum auch immer, aber hier darf eigentlich keiner lang laufen. Zum Schutze der Natur. Da diese aber Jahrhunderte mit Rittern und später Jahrhunderte mit Wanderern hier oben so gut überstanden hat, dass ihr nachher sogar noch der Titel “Nationalpark” verliehen wurde, sehe ich das mal recht locker.
Aber nochmal Obacht: das ist wirklich ein Pfad, kein Wanderweg. Der Aufstieg ist steil und fordert Kondition, ein Mindestmaß an Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Orientierungsvermögen sollte man ebenfalls mitbringen. Wer hier oben mit Turnschuhen oder gar Sandalen unterwegs ist, und sich dann den Köchel anknackst (was recht wahrscheinlich ist), der kann nicht auf mein Mitleid hoffen. Und wer die Ruhe und die historische Bedeutung dieses Ortes entweiht, indem er Bonbonpapier oder Tempotaschentücher in den Wald schmeißt, der kriegt es mit mir persönlich zu tun.
Alle anderen: genießen und den blauen Punkten folgen.
Und wem diese Wegegedanken gefallen haben, der darf gern mal wieder auf die Werbung ganz oben rechts draufklicken – nur klicken, ihr müsst nix kaufen. Auf das mir noch so einige dieser Gedanken aus der Feder fließen.
Spannend, den Aufstieg vorbei an der Fee kannte ich noch nicht. Danke für die feine Beschreibung!
Ich habe meine Kindheit bis zum Erwachsenenalter in der Frinztalmühle verbracht. Der Frinzberg war für uns Kinder ein toller Spielplatz. Natürlich haben wir Kinder auch das schöne Mädchen am Felsen entdeckt. Sie war ganz mit Moos bewachsen, sodass meine Freundin und ich mit Wasser und Bürste zu ihr hoch sind um das Mädchen sauber zu machen. Für uns Kinder war der Weg zu ihr hoch ganz schön anstrengend. Das war unser Geheimnis.