Schönfelder Hochland Oder: warum ich einmal positiv erstaunt war und mich dreimal geärgert habe

Wenn man mal nicht so weit fahren will – also von Dresden aus betrachtet – dann bietet sich eine Runde im Schönfelder Hochland an. Wir erleben also heute: zwei wunderschöne Gründe, ein Bauernmuseum, alte Mühlen, fast vergessene Orte. Dazu drei Ärgernisse und eine erfreuliche Entdeckung.

Auf geht es.

Beginnen wir am besten auf dem großen Parkplatz von Schloss Pillnitz. Dort gibt es auch eine Bushaltestelle. Wir gehen ein paar Meter an der Hauptstraße entlang Richtung Ortsausgang und schlagen uns dann bei nächster Gelegenheit rechts in die Seitenstraße. Von hier aus sehen wir schon das Keppschloss. Selbiges wurde einst vom Hofrat Brühl gebaut, wechselte dann einige Dutzend Male den Besitzer und beherbergt heute noble Eigentumswohnungen. Ex-Landesvater Biedenkopf hat samt seiner LaMu dort auch mal eine Zeit lang gewohnt.

  Keppschloss

Die Straße hier heißt denn sinnigerweise auch gleich “Am Keppgrund”. Und auf halber Strecke sehen wir ein warnendes Verbotsschild:

  Seid gewarnt!

Halb so wild, das Schild steht schon seit Jahren dort. Seitdem nämlich irgend so ein Stempelkarussell–Dreher festgestellt hat, dass eine etwas marode Treppe am Wege liegt. Weg sperren geht aus Sicht eines Schreibtisch–Anbeters natürlich leichter als Treppe sanieren, und so hält diese Sperrung jetzt schon ewig an. Wir ignorieren sie, an der nächsten Ecke finden wir sogar noch einen Wegweiser, der die Sperrung überstanden hat.

  Hier geht es lang.

Dem können wir getrost folgen, und nach einer weiteren, längst beiseite geräumten amtlichen Sperranlage…

…befinden wir uns im Keppgrund. Und der ist sicherlich eines der schönsten Seitentäler der Elbe. Ganz sanft ansteigend, immer entlang eines murmelnden Bächleins. Mögen die Bilder für sich sprechen.

Schließlich sehen wir zu unserer Linken, oben im Tal, schon die Keppmühle. Die war einst eine beliebte Studentenkneipe, wird aber heute leider nicht mehr bewirtschaftet. Das Haus selbst ist aber in einem gepflegten Zustand. Übrigens: auch Carl-Maria von Weber war hier gern zu Gast.

 Keppmühle

Ehe wir die Mühle erreichen, müssen wir aber unser Leben riskieren. Zumindest aus Sicht der Behörden. Denn es geht besagte Treppe hinauf, die als Grund für die Sperrung herhalten musste. Und, welch Wunder: uns trägt sie problemlos und sie sieht auch gar nicht so marode aus.

  Das corpus delicti.

Uff, gerade noch mal so dem Sensenmann entkommen. Jetzt können wir das Haus in Ruhe bewundern, die Fassade ist mit zahlreichen Sprüchen verziert. Und im Umfeld finden sich auch noch ein paar Tafeln, die an studentische Feiern erinnern.

Obendrein steht hier ein merkwürdiges Verkehrsschild herum. Ich kann es nur so deuten: Achten Sie auf Ihre Gattin!

Hinter der Keppmühle geht es rechts ein paar Treppen hoch. Oben angekommen befinden wir uns jetzt im Schönfelder Hochland. Der Weg geht übers Feld, und wer sich mal umdreht, bekommt den Dresdner Fernsehturm aus einer ungewöhnlichen Perspektive zu sehen.

  Da guckt er raus.

Vor uns liegt jetzt Malschendorf, und an einer Pferdekoppel vorbei erreichen wir die dortige Naturschänke. Obacht, die schöne Lage und gute Küche des Hauses sind weithin bekannt, und zumal man hier auch mit dem Auto ranfahren kann, ist es immer recht voll. Zur Mittagszeit also besser reservieren oder gar nicht erst fest einplanen. Wer will, kann sich am Eingang auch noch einen Stempel in irgendeinen der gern genutzten Wanderpässe holen.

 Stempel dir einen.

Wohl gestärkt oder nicht, der Weg geht jetzt links von der Naturschänke weiter, durch diese hohle Gasse:

Sodann ein kleines Stück durchs Dorf, ehe wir zur Rechten diese alte Postmeilensäule erspähen. Wir begeben uns auf den Weg in Richtung Reitzendorf.

Es geht zunächst über die Dorfstraße, die dann schnell zu einem Waldweg wird. Oder besser: zu einem Waldrandweg. Und später zu einem Feldweg, der uns an dieses Konstrukt aus zwei Bäumen bringt:

In inniger Umarmung.

Wir gehen zunächst nach links, auf direktem Wege nach Schönfeld. Schon am Ortseingang sehen wir das dortige Schloss. Es beherbergt eine Ausstellung rund um die Zauberkunst, geöffnet ist aber nur an Wochenenden nachmittags. Aber von außen kann man ja trotzdem mal gucken. Obendrein steht hier auf dem Dorfplatz auch noch eine Luther-Eiche.

  Schloss Schönfeld

 Luther-Eiche

Auch ein Blick in die Dorfkirche direkt hinter dem Schloss lohnt sich. Die ziert nämlich ein Buntglasfenster mit dem Abbild von Sachsens König Albert.

 Majestät

Gut, satt gesehen, wir gehen auf dem gleichen Weg zurück bis zu den beiden Bäumen, die sich umarmen. Jetzt weiter geradeaus, direkt nach Reitzendorf. Im Ort angekommen, geht es ein Stück nach links die Dorfstraße hinunter, an einer Kreuzung sehen wir einen wunderbar sanierten Dreiseitenhof, welcher das Kleinbauernmuseum beherbergt. Für einen lächerlichen Eintritt kann man hier erleben, wie sich die Urgroßeltern durch das ländliche Leben schlugen.

 Kleibauernmuseum

Direkt gegenüber steht übrigens eine Kuh auf einem Dach, und in der Buswartehalle kann man Bücher tauschen. Nett.

So, im Museum haben wir was für unsere Bildung getan, jetzt geht es links auf der Dorfstraße weiter bis zu diesem etwas in die Jahre gekommenen Wegweiser:

Dem gefolgt, befinden wir uns jetzt im Friedrichsgrund. Wieder so ein schönes Nebental der Elbe.

 Friedrichsgrund

In recht kurzer Zeit erreichen wir so die Meixmühle. Hier kann, nein, hier soll man Einkehren. Denn das war die positive Überraschung auf dieser Tour: von der blanken Tristesse des Gastraumes zunächst etwas verschreckt, wurden wir sodann von einer überaus netten und flotten Bedienung sowie von einem ebenso leckeren wie liebevoll angerichteten Essen verwöhnt. So soll es sein. Und das mit der Einrichtung im Gastraum bekommen wir sicher auch noch hin, gelle?

  Meixmühle

Ab jetzt folgen wir der Ausschilderung zum Borsberg. Es geht noch einmal ordentlich nach oben. Auf dem Gipfel angekommen, verkündet eine große Tafel, welche Wanderwege hier alle zusammentreffen. Es sind viele.

Dennoch ist das hier oben ein einziges Ärgernis. Von der einst so gepriesenen Aussicht ist nichts mehr übrig. Das Wirtshaus ist seit Jahrzehnten geschlossen und dient nur noch als Wohnhaus. Eine künstliche Grotte, einst zu Zeiten der Romantiker angelegt, verfällt und ist gesperrt. Früher stand auf dieser Grotte gar ein Aussichtsgerüst, auch das hat man abgerissen.

Hinter den grottigen Resten der Grotte steht zumindest noch eine Nagelsche Säule (also ein Landvermessungspunkt), die in einem einigermaßen guten Zustand ist.

 Nagelsche Säule

Direkt an der Säule führt ein Weg ins Tal. In diesem angekommen queren wir es und gehen auf der anderen Seite ein kleines Stückchen wieder aufwärts. Hier kreuzen und queren sich zahlreiche Wege, man kann sich schnell verfranzen. Oder genauer: wir hatten uns verfranzt. Deshalb zum Mitschreiben: wir suchen den Jagdweg. Haben wir den erstmal gefunden, geht es sehr gemächlich und bequem durch den Wald, vorbei an einigen wirklich beachtlichen Buchen.

Schließlich müssen wir noch eine Straße überqueren…

…um uns dann dem letzten Ärgernis dieses Tour zu nähern: einer künstlichen Ruine über Pillnitz. Die stammt auch aus den Zeiten der Romantiker. Vor einiger Zeit – also einigen Jahren – hatte die sächsische Schlösserverwaltung mal in einer Pressemitteilung laut getönt, man wolle die Ruine wiederbeleben. Nun, die Herren und Damen am Aktenordnerschrank haben auch gehandelt: sie haben die künstliche Ruine, die mittlerweile eine echte solche geworden ist, mit einem Bauzaun abgesperrt. Eine wirklich große Leistung, für die mit Sicherheit zwei bis drei Arbeitsgruppen gegründet wurden. Vor dem Bauwerk, das wirklich in einem erbärmlichen Zustand ist, steht noch eine Gedenksäule zur Erinnerung an den runden Hochzeitstag eines sächsischen Königspaares.

  Gedenksäule

 Ruinöse Ruine

Von hier führt jetzt ein Weg im Zick-Zack den Hang herunter und direkt wieder nach Pillnitz.

Fazit: die Tour an sich ist wirklich schön und entspannt. Der Umgang mit unser aller Erbe im Keppgrund, auf dem Borsberg und an der Ruine ist aber mehr als ärgerlich. In Deutschlands Ämtern ist eben Hopfen und Malz verloren.

 Das waren noch Zeiten. Dank an Roland für das Fundstück.

Zum Nachwandern:

Die Kilometerangaben in diesem Track stimmen nicht, realistisch sind so um die 16 Kilometer. Irgendwie ist mein GPS während der Aufenthalte in den beiden Gasthäusern und im Kleinbauernmuseum fleißig weitergelaufen und hat eine wüste Menge Trackpunkte fabriziert. Nicht davon irre machen lassen!

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Ein Gedanke zu „Schönfelder Hochland Oder: warum ich einmal positiv erstaunt war und mich dreimal geärgert habe

  1. Besten Dank für die tolle Schilderung. Diese deckt sich mit meinen Erfahrungen in dieser schönen Wandergegend.
    Ich kenne diese Gegend aus der Zeit vor 40…50 Jahren und den jetzigen Zustand.
    Leider überleben nur wenige Wirtshäuser und manche kleine Sehenswürdigkeiten verfallen. Dennoch die Natur bleibt schön. Ein Ausflug ins Schönefelder Hochland und den Keppgrund lohnt immer.

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