Archiv für den Monat: September 2020

Was ist erlaubt, was ist verboten?

Immer mal wieder kommt die Frage auf: was darf ich aus Sicht der professionellen Naturschützer in den Nationalparkverwaltungen überhaupt im Wald so tun? Ich habe mal versucht, hier die wichtigsten Regeln zusammenzufassen. Getrennt nach Sachsen und Böhmen, denn da gibt es ein paar Unterschiede. Und getrennt nach “innerhalb der Kernzone” und “außerhalb” derselben. Da sind die Unterschiede nämlich beträchtlich. Nicht extra erwähnt habe ich Selbstverständlichkeiten: Müll hinterlassen, Lärm machen, eine Kippe anzünden, Drohnen fliegen lassen, Lagerfeuer entfachen oder gar Graffitis sprühen – das verbietet sich ja wohl von selbst. Auch gibt es temporäre Sperrungen infolge der Brutzeit von diversen Vögeln, die allgemein akzeptiert sind und beachtet werden. Die werden dann vor Ort auch ausgewiesen. Jetzt aber zu den allgemeinen Verboten, die ein jeder, wie er es denn mag, beachten möge.

1. Im Nationalpark, aber nicht in der Kernzone:

Sachsen

Böhmen

Wegegebot Ja. Es dürfen alle erkennbaren Wege benutzt, aber nicht verlassen werden. Nein. Man darf auch quer durch den Wald laufen.
Boofen Ja, aber nur, wenn die Boofe offiziell erlaubt ist. Eine Übersicht hier. Nein, grundsätzlich verboten. Was aber sehr locker gehandhabt wird, es finden sich viele, teilweise sogar ausgebaute, Boofen.
Beeren und Pilze sammeln Verboten. Wobei die entsprechende Verordnung von “Pflanzen” spricht. Und Pilze sind keine Pflanzen! Allerdings kann man selbst dann nur die mitnehmen, die am Wegesrand stehen. Ausdrücklich erlaubt, auch abseits der Wege.

 

2. In der Kernzone (in Böhmen: 1. Zona)

Sachsen

Böhmen

Kennzeichnung der Kernzone Viele Schilder, die oft genau dort stehen, wo ein spannender Pfad beginnt. Der genaue Verlauf der Kernzone ist aber nicht nachvollziehbar. Auch viele Schilder. Dazu aber noch Markierungen an Bäumen: sieht man zwei rote Ringe, befindet man sich außerhalb der Kernzone. Sieht man nur einen Ring, befindet man sich innerhalb derselben. Die genauen Grenzen sind so sehr gut nachzuvollziehen.
Wegegebot Sehr streng: jeder Weg, der nicht markiert ist, gilt automatisch als verboten Dito. Auch hier gilt: jeder Weg ohne Markierung ist automatisch verboten.
Boofen Verboten Verboten
Kletterzugänge Dürfen von jedermann benutzt werden. Markierung ist ein schwarzes Dreieck. Dürfen nur mit einem Mitgliedsausweis eines Kletterverbandes benutzt werden. Was praktisch aber nicht kontrolliert wird. Deutsche Mitgliedsausweise werden anerkannt.
Pilze und Beeren Theoretisch verboten, siehe oben Erlaubt, aber nur entlang der Wege.

 

3. Auf verbotenen Wegen erwischt

Auch Ranger sind nur Menschen, und so gibt es bei denen eben solche und solche. Die meisten sind entspannt, so dass sich verschiedene Taktiken anbieten, so man erwischt wird.

  1. Löffel Dummpulver fressen. So tun, als ob man sich verlaufen hätte. Klappt bei meiner allseits bekannten Visage natürlich nicht mehr. Man wird aber ermahnt und zurück geschickt. Geht in Ordnung.
  2. Stichwort “zurück geschickt”. Wer raffiniert ist, kehrt einfach Ziel und Ausgangspunkt der Tour um. Er wird dann genau dahin “zurück” geschickt, wohin er eigentlich will.
  3. Den Ranger einfach stehen lassen. Personalien gibt man ihm freiwillig, er darf keinen Zwang anwenden. Er kann aber stur hinterher laufen, und kommt so z.B. an ein Autokennzeichen. Gelegentlich laufen die Ranger auch in Begleitung eines Polizisten. Dem muss man natürlich seine Personalien angeben.
  4. Sportlich sehen. Personalien angeben und das Bußgeld zähneknirschend bezahlen. Als Eintrittsgeld betrachten, welches ja in einigen amerikanischen Nationalparks auch erhoben wird.

Und immer, immer, immer: freundlich bleiben! Die Jungs machen auch nur ihren Job, und das oft nicht wirklich aus Überzeugung. Wer gleich grimmig reagiert, wird eher ein Bußgeld bekommen als jener, der sich zerknirscht zeigt. “Zurückschicken und Ermahnen” ist eher die Regel als “abstrafen”. Eventuell kann sich diese entspannte Herangehensweise mit dem neuen NPV-Chef auf deutscher Seite aber wieder ändern. Das muss man beobachten.

Hütte auf dem Marienfelsen wird saniert–und wie!

Was für ein Anblick! So soll die Hütte auf dem Marienfelsen (Mariina skála) bei Dittersbach (Jetřichovice) nach der Sanierung aussehen. (Grafik: Projekční ateliér FORWOOD) Also in einem historischen Stil gebaut. Geht mir runter wie Öl. Und zeigt, dass die böhmische NPV immer wieder Liebe zum Detail zeigt. Was sich ja auch in zahlreichen fantasievoll gestalteten Rastplätzen und Sitzgelegenheiten niederschlägt. Auf deutscher Seite sieht es da leider etwas anders aus: ist da eine Schutzhütte erst mal marode, verschwindet sie oft auf Nimmerwiedersehen.

Die bisherige Hütte war noch gar nicht so alt: erst 2006 wurde sie gebaut. Der Holzunterbau war aber schon wieder wurmstichig geworden, weshalb der Zugang schon eine Weile gesperrt war. Die neue Hütte soll jetzt als Kombination von einem Stahlunterbau und hölzernen Aufbauten bestehen. Zugegeben, ausschließlich Holz wäre mir lieber gewesen. Aber ich habe volles Verständnis, dass man keine Lust hat, alle 15 Jahre neu bauen zu müssen.

Mit den jetzigen Plänen zeigt sich die tschechische NPV übrigens auch lernfähig: auf dem Falkenstein, gleich um die Ecke, hatte sie kürzlich nur Stahl verbaut, und damit eine Atmosphäre geschaffen, die eher an den Ausbau einer Frontlinie als an einen Felsgipfel erinnert. Und dafür reichlich Kritik einstecken müssen. Jetzt also ein Kompromiss, der mir sehr gelungen erscheint.

Hier noch zwei Fotos der alten Hütte: einmal im Urzustand, einmal schon gesperrt.

Und hier noch ein Bild von 1916. Die ganz alte Hütte, so sieht es aus, war komplett geschlossen.

Achtung Sperrung: wegen der Bauarbeiten ist der komplette Zugang zum Marienfelsen noch bis Dezember gesperrt. Am Fuße, Richtung Wilheminenwand, kann man aber weiter wandern.

Danach freue ich mich schon mächtig auf eine Begutachtung des neuen Häuschens.

Von Děčín zum Hohen Schneeberg

Region: Böhmen, Hoher Schneeberg
Dauer: 7 Stunden
Entfernung: 19 Kilometer
Höhenmeter (Hoch und Runter): 1200 Meter
Schwierigkeit: konditionell nicht ganz ohne
Bemerkungen: Streckenwanderung mit ÖPNV, drei kurze Teilstücke auf Asphalt, viele hervorragende Aussichten, Gaststätten in Biela, auf dem Hohen Schneeberg und im Dorf Schneeberg

Auf dieser Runde sehen wir: eine tolle Aussicht gleich zu Anfang, einen wunderbaren und ruhigen Weg mit ganz vielen netten Rastplätzen, ein altes Wasserwerk mitten im Wald, einen großen Dorfteich, eine hohle Gasse, noch mehr Aussichten, einen Schilderwald und eine Bushaltestelle mitten im Wald. Und wir ärgern uns über drei – Gott sei Dank recht kurze Abschnitte – die wir auf Asphalt zurücklegen müssen.

Doch zunächst mal zur allgemeinen Begriffsverwirrung: normalerweise benutze ich ja die deutschen Ortsbezeichnungen, dieweil ich mir da nicht jedes Mal die Finger auf der Suche nach den “Häkchen” brechen muss. Ich hätte also schreiben müssen: von Bodenbach zum Hohen Schneeberg. Aber mit “Bodenbach” weiß der eine oder andere nichts anzufangen, und “Tetschen” wäre falsch. Dieweil es bis 1942 hier zwei Städte gab: Tetschen und Bodenbach. Bis 1945 war es dann die gemeinsame Stadt Tetschen-Bodenbach, welche seitdem tschechisch Děčín heißt. Und weil eben “Děčín” auch auf allen Wegweisern steht, bleibe ich mal dabei.

Auf los geht’s los.

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