Obere Affensteinpromenade Und noch ein paar mehr stille Wege

Region: Hintere Sächsische Schweiz, Affensteine
Dauer: knapp sieben Stunden
Entfernung: 15 Kilometer
Höhenmeter: (Hoch und Runter): 1140 Meter
Schwierigkeit: Konditionell recht anspruchsvoll durch ständiges kleines Hoch und Runter über Felsmurmeln auf der Affensteinpromenade. Technisch keine besonderen Ansprüche, aber nicht für Turnschuhe geeignet.
Bemerkungen: Streckenwanderung mit ÖPNV. Einkehr nur noch am Imbiss auf dem Großen Winterberg. Alle Wege sind nach der Nationalparkverordnung erlaubt.

Das wird eine gar nicht so toll lange, aber durchaus anspruchsvolle Runde. Es geht nämlich oft über Stock und Stein, immer ein wenig hoch und gleich wieder runter. Die Obere Affensteinpromenade ist dabei einer der schönsten Wege in der Region. Vor allem deshalb, weil man ihn so gelassen hat, wie er ist. Also keine Geländer oder andere Ausbauten, dafür wunderbare Fern- und Nahsichten. Mit Turnschuhen oder gar noch leichterer Fußbekleidung sollte man da aber nicht langgehen. Es sei denn, man ist ein Hobbit. Obendrein gibt es noch ein paar stille Wege bei An- und Abmarsch, aber auch zwei immer recht volle Höhepunkte.
Also, laufen wir doch einfach mal los.

Start ist im Nassen Grund, der im Kirnitzschtal beginnt. Hier gibt es einen kleinen Parkplatz (5 Euro die Tageskarte), der aber sehr schnell voll ist.  Aber es gibt auch Haltestellen der Kirnitzschtalbahn und der Buslinie 241. Wir gehen also zunächst nicht über sieben, sondern nur über diese eine Brücke.

 Über diese Brücke sollst du gehn.

Dem breiten und bequemen Weg folgen wir aber nur sehr kurz, bis zu diesem deutlich zu erkennenden Abzweig links. Er führt uns in die Eulentilke.

 Hier abbiegen.

Das ist dann schon mal ein wunderbarer Waldweg. Zu beiden Seiten nette Felsen und zu unseren Füßen am Ende sogar historisches Pflaster. Es geht gemächlich, aber ständig, aufwärts.

 Zugepflastert

Die Eulentilke endet dann auf einem breiten und bequemen Waldweg, der Unteren Affensteinpromenade. Wir wollen aber zur oberen solchen. Und dafür gibt es jetzt zwei Möglichkeiten.  Zum einen: wir gehen geradeaus, in die Wilde Hölle. Die wird auf dem Wegweiser als “schwierig” beschrieben. Na ja, wer einigermaßen bei Kondition und auch nicht fußlahm ist, sollte das hinbekommen. Es gibt ein paar steile Treppen aus Stein und Metall und auch ein paar Tritteisen. Ein wirklich attraktiver Weg, der aber dummerweise in jedem zweiten Wanderführer und auch online überall als “Geheimtipp” gehandelt wird. Wenn Sie sich also nicht an zahlreichen schnaufenden Mitwanderern und bei Gegenverkehr am Stau stören, dann sollten Sie da lang gehen. Von den optischen Eindrücken her ist das eine Wucht.

Wir aber suchen eine stillere Alternative und gehen dazu zunächst auf der breiten unteren Promenade ein Stück nach rechts.

 Gemächlich da lang.

Am zweiten Abzweig links, also hier…

…schlagen wir uns dann in die Büsche. Es geht weiter aufwärts. Und misslicherweise hat hier der olle Borkenkäfer ordentlich gewütet. Viele umgestürzte Bäume und jede Menge dürres Unterholz stören auf dem Pfad. Aber es geht immer irgendwie drum herum.

Trotzdem werden wir erst mal ausschnaufen müssen, wenn der Pfad einen scharfen Knick nach links macht. Wir stehen jetzt vor einem Felskessel, der (Zahmen) Hölle. Die war einst richtig ausgebaut, wovon noch Reste alter Treppen, Trockenmauern und Felsinschriften zeugen.

 Zahme Hölle

Immer mal wieder stehen bleiben, umdrehen und den Kopf in den Nacken legen. Es lohnt sich!
Oben angekommen gehen wir durch ein kleines Birkenwäldchen. Zwei Wegekreuzungen überqueren wir geradeaus. Es wird wieder bequem.

 Wirklich bequem.

Aber es heißt jetzt, die Augen offen halten. Denn links, nahe einer Felsmurmel, die direkt am Wegesrand herumliegt, beginnt ein zunächst sehr unscheinbarer Pfad. Nach gut 30 Metern wird der viel deutlicher sichtbar, und es gibt wieder alte Treppenstufen. Das ist der hintere, und historisch ältere, Aufstieg zum Carolafelsen. Er endet auf dem heute ausgeschilderten Aufstieg an einem Geländer. Hinter dieses Geländer hat irgend ein Nationalpark-Clown ein paar eigens abgesägte Stämme geschmissen, die wir umturnen. Denn merke: der Weg befindet sich außerhalb der Kernzone des Nationalparks und ist deutlich sichtbar. Somit darf man ihn nach der Nationalparkverordnung legal begehen. Stämme und Geländer sind dabei egal. Um den Weg regelkonform zu sperren, bedürfte es eines extra Schildes, welches wiederum in diversen Gremien beschlossen werden müsste. Ein paar Stämme absägen bringt da gar nichts, ihr Nasen.

 Hinten rum.

Wie auch immer, wir landen auf dem Carolafelsen. Die wirklich beeindruckende Aussicht hier müssen wir immer mit zahlreichen anderen Wanderern teilen. Da das Plateau aber recht groß, wird es nie wirklich eng.

 Carolafelsen

Für den Abstieg nehmen wir dann den ausgeschilderten Weg und wenden uns sodann geschwind nach links. Über allerlei Sandsteinmurmeln geht es abwärts.

 Runter

Wir landen an einer Kreuzung, an die wir auch hätten schneller kommen können. Denn hier trifft sich der Ausstieg der oben erwähnten Wilden Hölle mit einigen anderen Wegen. Oft trifft man hier andere Wanderer, die mal eben durchatmen müssen. Wir nehmen den einzigen nicht ausgeschilderten Weg nach rechts. Und sind jetzt endlich auf der Oberen Affensteinpromenade angelangt. Zunächst ist das ein recht bequemer Pfad.

 Entspannter Anfang

Auch im weiteren Verlauf wird der Pfad in seiner ganzen Länge nur spärlich als Bergpfad markiert sein. Aber verlaufen ist eigentlich nicht möglich.

 Markierung: Bergpfad

Der Pfad wird anspruchsvoller. Immer wieder geht es hoch und runter, mit minimalen Klettereinlagen über diverse Felsmurmeln. Und auch am Rande des Weges tun sich prächtige Gipfel auf.

  Hoch und Runter

Gelegentlich geht es auch mal unter den Felsen durch.

Und es gibt auch die eine oder andere schöne Aussicht.

OAP-42 Falkenstein und Festung

Eine immer wieder hübsche Schlüsselstelle auf dem Weg ist das, ich nenne es mal so, Loch am Satanskopf. Durch dieses, man schaue, muss man durch.

 Hier durch.

Vor uns befand sich jetzt plötzlich eine ganze Gruppe von Wanderern, die sich recht schwer tat und uns zu einer Rast verhalf. Deshalb hier mal drei Varianten, um weiter zu kommen.

  1. Man kann das Loch links umgehen. Die schlechteste Variante, denn der Pfad außen rum ist an einer Stelle ziemlich ausgesetzt. Außerdem umkreist er eines jener Felsriffe, die gerne mal seltene Vegetation beherbergen oder zum Brüten genutzt werden.
  2. Die wenig elegante Variante: die Schräge bei (1) hochgehen, sich sodann wenden und auf dem (hoffentlich gut gepolsterten) Hinterteil bei (2) zum Loch rutschen.
  3. Die elegante Variante: sich auf den kleinen Absatz bei (3) stellen, und sodann mit dem linken Bein in den Tritt bei (4) treten. Sich dann überlegen lächelnd zum Loch hochschwingen.

 Das Loch von der anderen Seite.

Gleich hinter dem Loch wird die Affensteinpromenade wieder zu einem markierten Wanderweg (grüner Strich). Und schon haben wir wieder die Unsitte von überflüssigen Geländern. Der Weg führt an einer kleinen Quelle mit Häuschen vorbei zum Frienstein.

Wer möchte, kann hier einen Abstecher zur Idagrotte machen. Es lohnt sich, auch wenn der Weg recht ausgesetzt ist (aber mit Eisen zum Festhalten), und wenn die Grotte oft sehr stark besucht ist.

 Begängnis an der Idagrotte.

Ansonsten geht der Weg jetzt weiter bis an den Kleinen Winterberg. Wenn wir über uns diesen Pavillon sehen (den wir heute nicht besuchen werden), dann ist die Obere Affensteinpromenade nach 4,5 Kilometern zu Ende. Viereinhalb Kilometer, für die man gerne zwei Stunden einplanen kann.

Der weitere Weg heißt jetzt Unterer Fremdenweg und führt an einigen nochmal sehr schönen Aussichten vorbei. Es gibt auch wieder historisches Pflaster.

 Unterer Fremdenweg

Der Untere Fremdenweg wiederum endet auf dem bequemen Reitsteig, dem wir ein Stück nach links folgen. Am Wegesrand sehen wir einen Gedenkstein für mehrere Waldarbeiter, die am Stück vom Blitz erschlagen wurden. Dahinter versteckt sich noch eine nette kleine Aussicht.

Wir landen an einer Kreuzung, an der sich gleich ein Sack voll Wege treffen. Hier möge jeder selbst entscheiden. Wir sind auf den Großen Winterberg aufgestiegen. Denn noch gibt es hier einen Imbiss, den ich nur schwer empfehlen kann. Das eigentliche Wirtshaus samt Herberge und Aussichtsturm ist Dank der klugen Politik seines Eigentümers –des Freistaates Sachsen – seit Jahren geschlossen und beginnt zu vergammeln.

 Imbiss auf dem Winterberg.

Von hier aus gibt es für den Abstieg wieder mehrere Möglichkeiten. Man möge eine Karte zu Rate ziehen. Wir entschieden uns, zunächst auf der Schotterstraße bis zur Kipphornaussicht zu gehen. Der Blick ins Elbtal von hier aus ist großartig.

 Kipphornaussicht

Danach der Straße noch durch mehrere Serpentinen folgen und schließlich links in den Erlsgrund abbiegen. Das ist nochmal so ein richtig schönes Tal.

Der Erlsgrund endet schließlich auf den letzten Metern des Bergsteiges, der uns zügig nach Schmilka bringt. Hier mit der Fähre zur S-Bahn übersetzen und den wohlverdienten Heimweg antreten.

Fazit: 15 Kilometer, die aber konditionell durchaus anspruchsvoll sind. Herrliche Natur auf Schritt und Tritt, dazu bis auf wenige Hotspots kaum Mitwanderer. Aus meiner Sicht eine fast schon ideale Runde.

Wermutstropfen: wenn der Imbiss auf dem Großen Winterberg ab der nächsten Saison auch Geschichte sein wird, dann gibt es keinen Grund mehr, da hoch zu steigen. Womit die NPV ein Ziel erreicht hätte: Wanderer fern zu halten.

Zum Nachwandern:

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2 Gedanken zu „Obere Affensteinpromenade Und noch ein paar mehr stille Wege

  1. Wunderbarer Bericht, besonders der alte Weg zum Carolafelsen.Selber von mir oft genutzt.Ich denke es wird nicht lange dauern bis der Weg wieder frei geräumt ist.Diese Clowns machen sich doch immer unbeliebter.

  2. Der Südaufstieg zum Carolafelsen wurde vor einiger Zeit von der Nationalparkverwaltung bei Openstreetmap als nicht erlaubt eingetragen und war damit auf den Karten teils nicht mehr sichtbar, mit der Begründung, der Pfad wäre illegal erst in letzter Zeit getrampelt worden. Was nicht nur erstunken und erlogen war, sondern auch die absolute Unkenntnis der Nationalparkverwaltung beweist, denn der Weg ist seit mindestens 1900 auf alten Karten eingetragen:
    https://www.deutschefotothek.de/cms/kartenforum-sachsen-messtischblaetter085.xml
    https://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70402153
    Sogar das jährliche Boofenverbot von Februar bis Juni wurde von der Nationalparkverwaltung als Grund bei OSM angegeben, den Weg als gesperrt zu kennzeichnen, obwohl am Weg gar keine Boofe liegt. Mittlerweile wurde nach Überprüfung vor Ort der Pfad bei OSM von zwei Bearbeitern wieder eingetragen. Mal sehen, wie lange das hält, bis die Nationalparkverwaltung ihre nächste Lügenmeldung dort einträgt.
    https://www.openstreetmap.org/way/307956356/history#map=18/50.91249/14.23561

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