Zwischen Wehlen und der Bastei

Es sollte ja allgemein bekannt sein, dass es da eine ganze Menge mehr als nur die großen, massentauglichen Wege gibt. Ich bin also mal ein wenig dort rumgekrochen. Wobei ich natürlich nicht nur stille Pfade benutzt habe, hin und wieder will man auch mal ein paar Meter vorankommen. Und ich will diesmal keine komplette Tourenbeschreibung veröffentlichen, wer möchte, kann ja im Anschluss anhand des Tracks die Sache nachvollziehen. Alle Wege, bis auf einen, sind erlaubt. Bei diesem folgt dann natürlich ein Warnhinweis. Und dann gleich noch ein weiterer solcher vorweg: was eigentlich immer gilt, gilt auf den beschriebenen Pfaden im Besonderen: sie sind nicht turnschuhtauglich, erfordern ein Mindestmaß an Trittsicherheit und Kondition. Und sie befinden sich in sensiblen Gegenden, wo sich jedwedes schlechtes Benehmen (Feuer, Rauchen, Bluetooth-Boxen, Vermüllen, lautstarkes Schwätzen  oder gar Geschrei – auch von Kindern) verbietet.
Genug geunkt, wir gehen mal los.

1. Start in Wehlen

Da fand gerade der Naturmarkt statt. Na ja, in zehn Minuten war ich durch. Was nicht jedem so geht, es war gut besucht. Mir fehlt da wohl ein Gen, dass “Auf-den-Markt-Ge(h)n”. Aber immerhin: etwas abseits des Marktes hatten ein paar Kinder ihre Bücherschränke ausgemistet und boten deren Inhalt preiswert an. Da hab ich mir ein DDR-Exemplar des “Katzenhaus” mitgenommen. Eine wunderbare Geschichte aus meiner Kindheit, mit Reimen, an denen Wilhelm Busch seine Freude gehabt hätte. Beispiel (der Ziegenbock spielt mit seiner Frau Schafkopf):

Eins spielst du noch, auf jeden Fall,
wer war der Schafkopf dieses Mal?
Auch ohne Karten weiß ich das.
Halt ja dein Maul, sonst setzt es was!

Köstlich. Man kann das Buch übrigens immer noch neu kaufen. Wenn sie also Kinder und obendrein Humor haben…

Also: wem es gefällt, und außer mir Tölpel sind das sicher viele, dem sei dieser Markt ans Herz gelegt. Ich geh dann aber mal weiter.

2. Schanzenweg

Normalerweise würde ich jetzt den Haldenweg lang gehen, und dann über den Griesgrund aufsteigen. Was ein Genuss ist. Diesmal war mir aufgefallen, dass ich den offiziell ausgeschilderten Weg, den Schanzenweg, zuletzt vor zehn Jahren gegangen bin. Da wird es mal wieder Zeit. Und ich muss sagen: der ist auch nicht übel. Viele alte Treppen, dazu eine kleine Aussicht – was will man mehr. Also auch hier eine uneingeschränkte Empfehlung.

3. Wartturm

Der Weg dahin ist ein Kletterzugang, und auch als solcher gekennzeichnet. Seit Kurzem sogar noch mit einem kleinen Überstieg und der Beschilderung “Kein Wanderweg”. Macht nichts, man darf ihn auch ohne zu klettern benutzen. Es gilt dann das oben Gesagte. Vom Fuße das Wartturms kann man dann: einen wunderbaren Blick auf die Elbe genießen, das Gewimmel an der Basteiaussicht von unten beobachten oder einfach Fünfe gerade sein lassen.

 

4. Bastei

Na klar, hier steppt der massentouristische Bär. Was soll’s, gelegentlich gönnt man sich das mal. Man kann ja nach Kleinigkeiten am Wege schauen. Wie Felsinschriften.

5. Aussicht an der Wehlnadel

Hier wird es ein wenig merkwürdig. Deshalb vorweg: auch dies ist ein Kletterzugang. Und diesmal stand denn auch sofort ein Ranger am Abzweig. Dieser war, und das sage ich hier im Brustton der Überzeugung, von ausgesprochener Höflichkeit. Und er war korrekt: auf seine Frage, ob wir klettern wollen, antwortete ich ehrlich: “Nö, nur die Aussicht genießen.” Worauf er uns keineswegs den Weiterweg verbot (was ja gesetzlich nicht möglich wäre, aber dennoch manchmal passiert), sondern nur noch kurz auf die sensible Gegend und das angemessene Benehmen dort verwies. In meinem Fall: Eulen nach Athen, aber ansonsten: angebracht und richtig. Eine sehr angenehme Begegnung also.
Großes Grübeln dann aber an der eigentlichen Aussicht. Bis kurz vor dem Klettergipfel Schalk ist der Weg hier ausgeschildert. Diesen Gipfel erreicht man dann – konform den Kletterregeln – per Sprung. Was selten passiert. Und für wandernde Nicht-Kletterer sei gesagt: gar nicht daran denken. Jeder Versuch endet mit einem, die Rentenkassen entlastenden, Frühableben.
Von dieser Stelle bis zur eigentlichen Aussicht sind es dann noch etwa 15 Meter. Und genau die hat man mit einem neuen Sperrschild und einigen in den Weg geworfenen Bäumen versucht, dicht zu machen. Das ist ganz neu. Und ich hab es nicht begriffen. Was soll hier, innerhalb 15 Metern, plötzlich an sehr Schützenwertem aufgetaucht sein? Und glaubt man wirklich, dass, wer bis hierhin gekommen ist, sich dann von den paar Metern, einem Schild und ein paar Ästen abhalten lässt? Ich kann alles essen, aber ich muss nicht alles begreifen.

 Wehlnadel und Aussicht

Zurück von diesem Abstecher hab ich dem Ranger noch das Beste gewünscht. Es war mir nicht nach einem Streitgespräch um diese saudämliche Sperrung, denn er hat sie sicher nicht beschlossen, und war ansonsten ein überaus sympathischer Zeitgenosse.

6. Der Basteiengel

Ich gestehe, der ist mein persönlicher Favorit, mein Liebling, mein Fetisch in der Ecke. Also hab ich ihn also auch diesmal besucht. Aber Obacht – Warnhinweis: das darf man nicht, der Weg dahin, obwohl prächtig sichtbar, ist offiziell gesperrt.  Also nur ein paar Bilder. Wer diesen Weg auslässt, der spart sich rund zwei Kilometer. Und verpasst, neben dem himmlischen Boten, auch einen wunderbaren Blick auf die Amselfallbaude.

 SOLI DEO GLORIA

7. Müllersteig

Wir sind dann weiter, jetzt wieder sehr nationalparkkonform, über Reingrund und Kohlgrund gelaufen. Fast schon zu bequem. Von dort zweigt aber der Müllersteig ab, der wieder spannend wird. Er ist erlaubt, wenn auch nicht markiert. Was soll ich sagen: im unteren Teil hat man ihn sogar professionell freigeschnitten. Im oberen Teil gab es es eine kleine Barriere mit umgefallenen Bäumen. Kleinen Bäumen. Es hatten sich schon ein Trampelpfad quer durch den Wald gebildet. Muss nicht ein. Also schnell mal Hand angelegt. Die Säge gehört einfach in den Rucksack.

8. Uttewalder Grund

Nachdem der Müllersteig absolviert ist, geht es über den Kluftsteig nach unten in den Uttewalder Grund. Hier ist derzeit zu beachten: es gibt zwei Aufstiege nach Uttewalde. Der hintere ist wie ehedem, der vordere gesperrt. Warum auch immer. Mir war nicht danach, da auch noch lang zu krauchen. Zumal ich eh nicht nach oben wollte. Im Tal erwartet uns grüne Pracht satt, das Dank C.D.Friedrich berühmte Felsentor (kleiner als gedacht) und die sehr empfehlenswerte Einkehr “Waldidylle”.

9. Es geht weiter

Jetzt kann man, stante pede, durch den Grund direkt zurück nach Wehlen laufen. Wir hatten noch Puste und sind so zunächst in die Teufelsschlüchte abgebogen. Haben aber nicht den ganzen Rundweg  absolviert, sondern sind auf halber Strecke abgebogen. Da geht ein, nicht markierter Weg, nach oberhalb von Wehlen.

10. Der Pflanzengarten

Dieser Weg endet an der Straße, direkt am Pflanzengarten von Wehlen. Es gibt eine Kasse des Vertrauens (bitte nicht bescheißen, hier ist viel Liebe drin). Und auch, wer sich, wie ich Dämel, nicht so sehr für die einzelnen Arten interessiert, wird hier Spaß haben. Denn auf dem ausgeschilderten Rundgang befindet sich die letzte, wirklich die letzte, komplette Holzstiege der Sächsischen Schweiz. Mal sehen, wie lange die es noch macht, ehe die durch Stahl ersetzt wird. Ein kleines Heimatmuseum gehört zum Rundgang.

Fazit: eine wunderbare Runde auf runden 18 Kilometern. Ich habe sie bewusst nicht en Detail beschrieben, hier möge sich jeder aussuchen, was ihm passt. Dennoch zum Nachwandern:

151390cookie-checkZwischen Wehlen und der Bastei

3 Gedanken zu „Zwischen Wehlen und der Bastei

  1. Der Aufstieg aus dem Uttewalder Grund ist wegen Baufälligkeit der Brücke gesperrt durch das Ortsamt Lohmen. So steht es auf der NP-Seite.
    Kann man glauben oder nicht …

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