Ja, ich war im Harz, und ja: ich bin ein Fan von Schildern in der Landschaft. Na ja, eigentlich eher nicht, aber es ist doch immer wieder schön zu sehen, wenn deutsche Gründlichkeit die Natur mit allerlei Buchstaben ausstattet. Und im Harz ist man da besonders eifrig. Deshalb an dieser Stelle meine kleine Harzer Schilderhitparade.
Beginnen wir mit:
1. Erklärbären
Davon ist der Wald voll. Ich bin jetzt Fachmann in Sachen heimischer Singvögel und Säugetiere, kenne alle Formen der Felserosion und natürlich auch den Borkenkäfer im Allgemeinen und im Besonderen. Eigentlich nicht schlecht, so ein Lehrpfad. Dummerweise gibt es aber im Harz mehrere Dutzend davon, und kennt man einmal einen, dann kennt man alle.
Das ist auch eine Möglichkeit.
2. Warnungen für Leib und Leben
Die Nationalparkverwaltung der Sächsischen Schweiz erzählt mir mit der Beharrlichkeit einer Gebetsmühle, dass es ein “Betreten auf eigene Gefahr” juristisch nicht gibt. Daraus leitet sie dann eine wie auch immer geartete “Wegesicherungspflicht” ab, welche in den meisten Fällen nur bedeutet: der Weg ist gesperrt. Nun, die Harzer Kollegen sehen das wohl etwas anders und haben den Wald mit Schildern vollgestellt, welche besagen: wer hier lang geht, dem könnte etwas auf den Kopf fallen. Sollte es also doch ein “Betreten auf eigene Gefahr” geben?
Vor allem das Piktogramm kann gefallen.
Nein, bei Gewitter wird niemand bestiegen.
Selbst im Biergarten heißt es: Vorsicht!
Und auch der Spielplatz ist keine Zone der Anarchie!
3. Verbote und Sperrungen
Na, das kennen wir ja. Auch hier werden Wege mal aus fadenscheinigen Naturschutzgründen, mal wegen angeblicher Gefahren gesperrt. Wanderer, so höre ich die fürsorgliche Nationalparkverwaltung schon rufen, Wanderer, bleib auf der Brockenstraße. Dort bist du sicher wie auf deinem heimischen Sofa.
Unpassierbar ist der Weg nicht – aber für alle Fälle gesperrt.
Geschmackvolle Verbarrikadierung.
4. Verhaltensregeln
Ja, der Mensch darf eben erst in die Natur, nachdem er schildermäßig belehrt wurde, was er alles zu unterlassen hat. Und so empfängt auch der Nationalpark seine Besucher zunächst mal mit einer geballten Ladung Vorschriften.
Aber im Bodetal wird es noch besser. Hier hätte ich einen Vorschlag, um Geld zu sparen: bei nächster Gelegenheit sollte man doch ein viel kleineres Schild aufstellen, auf dem steht, was noch erlaubt ist. Vielleicht Atmen?
Und der Radfahrer, der ja immer ein Gesetzbuch in der Satteltasche hat, wird hier gleich mal nachschlagen und den Wortlaut von § 4 FFOG rekapitulieren.
5. Warnung vor Anstrengungen
Nun ja, der Harz ist eben von Flachländern umgeben, die an jeden Maulwurfshaufen gleich ein Bergpfadsymbol dran machen. Wirklich anstrengend war keiner der Wege, aber schön, dass wir zumindest gewarnt wurden.
Ist gar nicht steil, geht eher gemächlich hoch.
Gott sei Dank: ich wollte zum “Hamburger Wappen”.
Mist, jetzt wird es doch noch Abenteuer.
Stimmt gar nicht, nur ein paar Felsmurmeln auf dem Weg.
Hatte weder Fahrrad noch Kinderwagen dabei: Glück gehabt.
6. Die Fake-Säule
Ja, eine historische Wegsäule, da freut man sich doch. Aber wenn man sie genauer betrachtet, dann fällt auf, dass hier einiges ausgekratzt und dann neu beschriftet wurde. Genau, hier beginnt der ach so verbotene Weg durch das Schneeloch. Das “Ministerium für Wahrheit” (man nehme mal wieder seinen Orwell zur Hand) hat hier also mal wieder korrigierend in die Vergangenheit eingegriffen.
7. Dies und das
Oh, hier war doch mal was mit Historie. Gut, das ein Schild dran erinnert, aber etwas dezenter hätte es schon sein dürfen.
Ein Schelm, der hier den Kater bei natürlichen Verrichtungen gemalt hat.
Und schließlich mal ein Schild, über das ich mich gefreut habe.
Gebiete deinem Volk drei Tage Schweigen. Statt Orwell tuts auf Forschungsreise durch Innerzentraleuropa notfalls auch ein Lukanga Mukara.
Der “rotzige” Tonfall spricht nicht unbedingt an, auch wenn der Beitrag lustig geschrieben ist. Aber die Idee ist nicht neu – sie wurde bei einem anderen, befreundeten (Landkarten-) Verlag abgeschaut bzw. aufgegriffen. Es sollte sich zudem jeder an die Nase fassen, ob es für ihn als Gast aus der Großstadt ziemlich ist, derart lästerlich über die Gastgeber und “Hausherren” herzuziehen. Egal, ob NPV – hier, im Elbsandstein – oder anderswo. Und es sich lieber angelegen sein lassen, zu achten, daß einem auf der Rehefelder bei Gewitter kein Stein (Dachziegel?) auf die Birne fällt. Was statistisch gesehen, in der Stadt wahrscheinlicher ist, als im Gebirge… :-), auch wenn die Schwedenlöcher für diesmal die Statistik versaut haben.