Ja, ich war mal wieder im Harz. Und ich habe es nicht bereut. Wunderbare Landschaft, schöne Wege, herrliche Fernsichten. Dazu noch ausgezeichnetes Wanderwetter, was will man mehr. Aber natürlich gibt es auch hier Licht und Schatten, weshalb jetzt meine persönlichen Tops und Flops des Harzes folgen.
Herrliche Ausblicke – hier auf Treseburg.
Top Nummer eins: Das Okertal. Von selbigem habe ich erst aus dem Harzbuch des Stiegenbuchverlages erfahren. Und war sehr angetan. Schöne, stille Wege, naturbelassen und ohne großartigen Ausbau. Und der Geheimtipp aus dem Buch: von unten sieht der Romkerhaller Wasserfall schon recht schön aus. Was ich aber nie vermutet hätte: neben dem ausgeschilderten Aufstieg zum Beginn des Falls gibt es auch noch einen Pfad, der recht steil auf eine Felsstufe und damit quasi unter den Wasserfall führt. Ganz großes Kino.
Top Nummer zwei: die Wotansklippe. Den herrlichen Weg durch die “Kleine Renne” bei Wernigerode kannte ich schon. Und wäre nie auf die Idee gekommen, nachdem der Weg auf einer breiten Forststraße endet, einfach weiter geradeaus in den Wald zu gehen. Also hat mir auch hier wieder ein Tipp des Stiegenbuchverlages weitergeholfen. Auf einem wunderschönen Pfad geht es über bemooste Klamotten, es folgt eine kurze Klettereinlage und so allerlei Gehüpfe über Felsbrocken, und dann steht man an einer atemberaubenden Aussicht, die sogar von einer Bank geschmückt wird. Herrlich versteckt, einfach große Klasse.
Top Nummer drei: Teufelsmauer und Hamburger Wappen. Da war ich schon mal, allerdings bei dichtem Nebel. Erst jetzt, bei strahlendem Sonnenschein, konnte ich also die Aussichten von der Felsmauer zwischen Blankenburg und Timmenrode so richtig genießen. Und der Weg über den Kamm der Mauer ist einfach wunderbar. Ständig hoch und runter, Stufen und Leitern. Vielleicht ein wenig wie der Schrammsteingratweg, nur nicht so überlaufen. Höhepunkt dann das “Hamburger Wappen, ein Fels mit drei Zinnen, die dem Wappen der Hansestadt ähneln. Dort kann man auch wunderbar herumklettern. Lediglich die “Ritterstiege”, eine wagemutig in den Fels geschlägelte Reihe von Tritten, hat mir dann doch gehörigen Respekt eingeflößt. Geschwächelt und nicht bestiegen.
Hamburger Wappen mit Ritterstiege.
Flop Nummer eins: der Nationalpark. Nicht nur, dass dieser Nationalpark noch rigoroser als der heimische mit Wegen umgeht (er pflügt sie unter und staut Bächlein künstlich an, um sie zu versumpfen), nein, dieser Nationalpark ist schlicht langweilig. Endlose schnurgerade und breite Forstwege, das ist alles, was er zu bieten hat. Ein paar Ausnahmen gibt es natürlich trotzdem: das Eckerloch hoch zum Brocken ist ein netter Weg, auch der Heinrich-Heine-Weg an den Ilsefällen kann sich sehen lassen, genau wie die Pfade zu den Zeterklippen. Aber das war es auch schon, macht zusammen vielleicht vier Kilometer attraktive Wege, den Rest kann man vergessen. Dazu der Massentourismus rund um den Brocken, der sogar das Begängnis auf der Bastei in den Schatten stellt. Also, alle Naturschutzdiskussionen mal beiseite: es ist langweilig da lang zu laufen. Außerhalb des Nationalparks ist der Harz viel schöner.
Brockenstraße, Massentourismus und Verbotsschilder – öde!
Und das neue Symbol deutscher Nationalparks ist auch hier aktiv.
Flop Nummer zwei: Gasthaus Romkerhall. Alles in allem war ich ja mit der Gastronomie in der Region sehr zufrieden: lecker Essen, vernünftige Preise, netter und freundlicher Service. Aber dann…. Von innen sieht das Gasthaus Romkerhall im Okertal sehr schön aus, es war mal ein königlicher Jagdsitz. Von außen dagegen sollte dringend mal Hand angelegt werden, da blättern Putz und Farbe in froher Eintracht. Was soll’s, rein. Gaststube vielleicht zur Hälfe gefüllt. Karten auf dem Tisch. Merkwürdig und irgendwie komisch: in der Einleitung der Speisekarte wird aus der Geschichte des Hauses berichtet, und gleichzeitig der vorige Betreiber beim Namen genannt und madig gemacht. Das ist schon mal ein schlechter Stil. Wirklich schlecht aber war, dass wir sodann runde 30 Minuten von der Kellnerin fleißig ignoriert wurden und keine Bestellung aufgeben konnten. Schnauze voll, den Laden wieder verlassen. Im Vorraum: die Kellnerin, eine fuffzehn machend. Auf meine Frage, ob sie solcherart Service normal fände, die schnippische Antwort: “Ist eben viel los heute”. Gleichzeitig fanden sich auch noch die Gäste vom Nebentisch ein, die zwar bestellen durften, aber schon fast eine Stunde aufs Essen warteten. Auch die wurden kurz abgefertigt. Nix wie weg hier. Übrigens: als wir den ungastlichen Ort verließen, nahmen gerade vier grimmig aussehende Biker im Garten Platz, die ihre Harleys gleich neben den Tisch gefahren hatten. Wenn die ähnlich lange auf ihr Bier gewartet haben, braucht die Kellnerin jetzt sicher neue Passfotos. Recht geschehe ihr.
Sieht nett aus, ist aber kein Ort der Gastlichkeit: Romkerhall. (Foto: Kassandro)