Paulinengrund

Der Paulinengrund (Pavlínino údolí) ist ein etwa drei Kilometer langes Tal in der Böhmischen Schweiz, das vom Kreibitzbach (Chřibská Kamenice) durchflossen wird. Der Grund ist herrlich romantisch, tief eingeschnitten und jetzt im Sommer obendrein auch noch angenehm kühl. Da es sich aber nicht lohnt, nur wegen dieses einen Tales loszulaufen, haben wir mal wieder eine nette Runde gebastelt. Der geneigte Leser möge folgen.

DSCN1751 Im Paulinengrund.

Start ist in Dittersbach (Jetřichovice), es gibt im Ort reichlich Parkplätze, einige davon sogar kostenlos. Direkt neben der Touristinformation beginnt ein Weg, der mit einem gelben Strich markiert ist, und dem wir jetzt folgen. Zunächst über ein paar Nebenstraßen.

DSCN1717 Hier geht es los.

Um sodann, am imposanten, aber leider leer stehenden Gebäude des ehemaligen Landkinderheimes, in den Wald zu verschwinden. Rechts am Haus vorbei.

DSCN1719 Das frühere Kinderheim.

Wir sind jetzt in einem Tal namens Stammbrückengrund (Harový dùl), in dem es recht gemächlich aufwärts geht. Der Weg selbst ist nichts Besonderes, aber links und rechts gibt es schon so allerlei wirklich schöne Felsen zu sehen.

DSCN1721DSCN1722 Stammbrückengrund

Obendrein stehen hier so merkwürdige Säulen am Wege, mit einem QR-Code drauf. Vor denen kann man mit seinem Smartphone herumwedeln und dann einen interaktiven Lehrpfad beschreiten. Funktioniert auch auf Deutsch.

DSCN1720 Interaktives im Walde.

Derzeit blühen hier auch wahre Unmengen an Fingerhut, ein herrlicher Anblick. Nur Obacht mit den Kleinen, auf das sie nicht naschen.

DSCN1724DSCN1725

Jetzt heißt es, zum ersten Mal aufpassen: kurz vor einer größeren Kreuzung zweigt nach rechts ein breiter Waldweg ab, er beginnt mit ein paar Holzbohlen und hat keinen Namen. Den nehmen wir.

DSCN1726 So beginnt der Weg.

Er verläuft jetzt mal hoch, mal runter, aber nie anstrengend, mitten durch die Einsamkeit böhmischer Wälder. Wer hier einen anderen Wanderer trifft, der möge sich melden, dieses Ereignis wird im Kalender festgehalten. Links und rechts wunderbare Felsformationen.

DSCN1728DSCN1729DSCN1730 Felsmurmeln

Und jetzt heiß es, ein zweites Mal aufpassen: kurz bevor der breite Waldweg recht knackig nach unten führt, zweigt links ein Pfad ab, der über einen recht kahlen Hang ansteigt. Den sollten wir nehmen. Hier läuft man schnell vorbei, landet dann im Scholzengrund und kommt wieder in Dittersbach raus. Wer den GPS-Track am Ende dieses Textes genau studiert, der wird sehen: genau das ist mir passiert. Und ich stand wirklich an der Straße mit dem Dittersbacher Ortsschild, ehe mir der Irrtum aufgefallen war. Wobei: der Scholzengrund ist auch nicht übel, schön grün, still und romantisch. Obendrein gab es eine originelle Salzlecke zu sehen.

DSCN1731DSCN1733 Scholzengrund

Also zurück und somit die Wanderung um 1,5 Kilometer verlängert, aber ein schönes Tal kennen gelernt. Der Pfad auf dem kahlen Hang steigt jetzt stetig an.

DSCN1735 Über diesen Kahlschlag sollst du gehn….

Und bringt uns an die Hänge oberhalb von Rennersdorf (Rynartice). Früher oder später stehen wir auf freiem Feld und sehen zu unserer Linken eine ziemlich unscheinbare, bewaldete Kuppe. Das ist der Kreuzberg (Křížový vrch). Auf den führen keine markierten Wege. Eigentlich gar keine Wege, sondern nur Trampelpfade im Gras. Wir nehmen den ersten besten und gehen bis zum Gipfel. Donnerlüttchen! Was hat man doch von dem Hügel für einen umwerfenden Ausblick über die Böhmische wie auch die Sächsische Schweiz.

DSCN1736 Unscheinbar: der Kreuzberg.

DSCN1739 Aber ein herrlicher Ausblick.

DSCN1741 Warum er wohl Kreuzberg heißt?

Wir steigen ab in Richtung Rennersdorf. Auf der Dorfstraße angekommen, geht es nach rechts. Eine nette kleine Kirche wird passiert.

DSCN1742 Kirchlein

Kurz vor dem Ortsausgang zeigt ein blauer Strich nach links, hier geht später unsere Tour weiter. Vorher genehmigen wir uns aber noch einen kleinen Abstecher uns verlassen den Ort auf der Straße. Nach weniger als 200 Metern beginnt rechts ein kleiner Rundweg durch den Felsen. Und in selbigen sind Schneewittchen und ihre sieben Zwerge eingemeißelt. Wunderputzig. Aber bitte mit den Kurzen etwas Vorsicht: die Reliefs und der zugehörige Pfad sind über 100 Jahre alt und wurden seitdem auch kaum gewartet. Hier kann man theoretisch abstürzen. Aber wirklich nur theoretisch.

DSCN1745 Hier beginnt der Pfad.

DSCN1746 Ein Zwerg.

DSCN1747 Und das Schneewittchen.

Haben wir alle sieben Zwerge besucht, dann stehen wir oberhalb des Felsens an einem Feldrain. Wir benutzen einen Trampelpfad und finden uns an genau jener Stelle wieder, wo auf der anderen Straßenseite der Weg mit dem blauen Strich beginnt. Den nehmen wir jetzt, es ist der Abstieg in den Paulinengrund.

DSCN1748 Abwärts geht es.

Unten angekommen halten wir uns rechts – ab jetzt roter Strich – und stehen sogleich vor einer ersten Brücke. Es wird nicht die letzte sein.

DSCN1750 Brücke Nummer eins.

Überhaupt, die Brücken. Vor etwa fünf Jahren wurden die allesamt durch ein Hochwasser weggespült, das Tal war unpassierbar. Und auch heute noch ist die eine oder andere Brücke ein Provisorium.

DSCN1752 Provisorische Brücke.

Ich bewundere immer wieder die tschechische Gelassenheit. Bei uns bliebe das Tal solange gesperrt, bis alle Brücken wieder aufgebaut und vom TÜV abgenommen wurden. Hier legt man einfach ein paar Bleche über den Bach, und es geht auch. Herrlich.

An einer Stelle aber leider nicht, denn hier hat ein umgestürzter Baum eine gerade neu errichtete Brücke schon wieder demoliert. Schilder an den Bäumen warnen.

DSCN1753 Achtung, Brücke kaputt.

Ehe wir an jene Stelle gelangen, durchqueren wir aber noch eine kleine Galerie, die einst mit viel Mühe in den Fels geschlegelt wurde.

DSCN1759 Alte Galerie…

DSCN1764 …und junge Bäumchen.

Kurz danach geht es aber tatsächlich nicht mehr weiter, die Brücke ist weg. Statt dessen soll derzeit ein Knüppeldamm aus seifigen Baumstämmen über den Bach helfen. (Tschechische Gelassenheit!) Wer hier befürchtet, eine Breakdance-Einlage abzuliefern, der mache es wie ich: den Bach nicht überqueren, sondern dem Weg weiter folgen, ehe der nach gut 500 Metern wieder am Bachufer endet. Aber an einer seichten Stelle, die man leicht durchwaten kann. Was auch den Füßen gut tut.

DSCN1765 Hier durchwaten.

Sicher wird die Brücke bald wieder aufgebaut sein. Aber so ein Fußbad hat auch was. Vielleicht sollte man ja alles so lassen, wie es ist.

An einer letzten – intakten – Brücke haben wir dann das Tal fast schon wieder verlassen. Lediglich einen letzten Abstecher machen wir noch, nach links auf einem Pfad zur Najadenhöhle (Rusalčina jeskyně). Die können wir aber nur von außen besichtigen, weil sie die meiste Zeit des Jahres unter Wasser steht.

DSCN1771DSCN1773

Womit wir am Endes des Tales angelangt wären. Der blaue Strich führt uns jetzt am Dittersbacher Freibad vorbei zurück in den Ort, wo wir unsere Runde beenden.

Fazit: gute 15 Kilometer, 800 Höhenmeter (hoch und runter zusammen). Super Aussicht vom Kreuzberg, putziges bei Schneewittchen, Romantik und ein Fußbad im Paulinengrund. Hat sich gelohnt.

29041cookie-checkPaulinengrund

4 Gedanken zu „Paulinengrund

  1. Alternativ geht vom Scholzengrund (in Richtung Straße) links (Felswand) der schwarze Graben ab, dieser führt mit einigen alten Stufen direkt zum Kreuzberg, man kommt an der Wildwiese raus (wo eine Futterkrippe steht). Im Scholzengrund rechts davon gänge es auf die Manzerhöhe die allerdings aus dem Stammbrückental gegenüber des Falkensteins einfacher erreichbar ist, schöner Gratweg der bis Dittersabch führt und zwischen zwei Häusern rauskommt. Im übrigen nehemn wir jetzt immer die Pinte am Ein/Ausgang des Tales, Pivo für ca. 90ct ……

    1. …der schwarze Graben verdient seinen Namen zu Recht, irgendwie urig, aber sehr kurz. Habe ein Foto davon aber nur eben keine Ahnung wie ich das hier einbasteln könnte. Sind dann ebenso nach rechts oben rausgestiegen in Richtung Kreuzberg.
      Wenn man von Rennersdorf nicht über den Paulinengrund nach Dittersbach zurückgehen will gibt es noch die Möglichkeit obenzu bleiben und man findet die steinerne Rinne (Renne ), ein wirklich einzigartiges Kuriosum, das einem nicht gleich so schnell wieder unterkommt. Hab auch ein Bild von, nur gleiches Problem wie oben.
      Möglichkeit: selbst anschauen…

  2. Hallo, haben die Wanderung am 13. Mai gemacht, wunderbare Tour, allerdings ohne den
    “Zwergenfelsen”, da wir da schon vorher mal waren. Bis auf die beiden Bleche sind alle
    Brücken wieder intakt, an der Stelle, wo sich das alte Wehr mit dem Mühlgraben befindet, sieht alles ziemlich neu verfugt aus. Kurz dahinter gibt es ein neues Hinweisschild mit einem grün markierten Rundweg, der an der Najadenhöhle vorbei rund um den Teich laufen , um dann (originell) durch einen Felsentunnel wieder
    auf dem Hauptweg zu landen. Schöner Abstecher…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.