Ich gebe zu, diese Tour in Böhmen ist nicht ideal. Weil nämlich An- und Abmarsch jeweils gleich sind. Aber dennoch: wir finden einen wunderbaren Pfad, urige Hütten mit Verpflegung, noch einen wunderbaren Pfad, eine Stiege und Bäume mit Heiligen. Weshalb man hier ruhig mal lang wandern sollte.
Start und Ziel ist in Daubitz (Doubice). Hier gibt es an der Kirche ein paar kostenlose Parkplätze, am Wirtshaus Stara Hospuda auch ein paar kostenpflichtige. Eigentlich beginnt unsere Tour ja ein Stück die Straße runter, und da gibt es auch einen Parkplatz. Aber der ist nicht zu empfehlen. Also laufen wir rund 300 Meter auf der Straße, bis zu diesem Parkplatz:
Und warum sollten wir den nicht benutzen? Darum:
Diese abgelegenen Waldparkplätze ziehen das Diebsgesindel magisch an. Also hier nicht parken, statt dessen fußläufig jetzt dem Gelben Strich gefolgt. Ein sehr bequemer Waldweg zieht sich jetzt runde drei Kilometer unter unseren Füßen dahin.
Nach etwa zwei Drittel der Strecke sollten wir mal ein Auge nach rechts werfen: da steht eine sehr auffällige Buche herum…
…an deren Stamm ein Heiligenbild hängt. Welcher Heilige das hier ist, weiß ich aber nicht.
Noch ein Stück auf dem bequemen Waldweg, und wir erreichen die Eustachiushütte. Welche allen Namensgebungen zum Trotz nur eine ganz normale Waldarbeiterhütte ist.
Aber an der Buche direkt vor der Hütte hängt wieder ein Gottesmann (oder besser: sein Bild), und diesmal ist die Sache klar: der heilige Eustachius, seines Zeichens Schutzpatron der Jäger und einer der 14 Nothelfer.
An der Hütte biegen wir links ab (immer noch Gelber Strich) und folgen dem Weg nur wenige Meter. Als Orientierung mag uns einer dieser tschechischen Zählautomaten dienen:
Gleich dahinter biegt nach rechts ein schmaler Pfad bergab ab, den wir nehmen. Das ist einmal wieder so ein richtig schöner Weg: schmal, naturbelassen, ein wenig düster und als Krönung auch noch alte Stufenreste. Vom Pfad aus sehen wir mit ruhigen Augen an zahlreichen Baumstämmen zwei rote Ringe. Was bedeutet: wir sind außerhalb der Kernzone und dürfen hier ganz offiziell langlaufen.
Im Tal angekommen wird der Weg spürbar breiter und endet schließlich auf einem breiten Wanderweg (Blauer Strich), dem wir nach links folgen. Gleich nach dem Abzweig wird aber nochmal eine Buche in Augenschein genommen: hier hat sich der heilige Hubertus verewigt.
Der Weg windet sich jetzt – immer sehr gemütlich – am Fuße einiger durchaus sehenswerter Felsen entlang.
Und endet schließlich an der Balzhütte (Na Tokani). Selbige sind eigentlich mehrere Hütten, im Schweizer Stil zwecks Verlustigung der Fürsten von Kinsky gebaut. Heute kann man hier einkehren.
Vor allem, wenn es draußen schon kühler ist, kann ich die heimelige Wärme empfehlen, die hier ein genialer Kanonenofen in der Gaststube verbreitet.
Schon in der Speisekarte werden wir dann auf ein besonderes Schmäckerchen aufmerksam gemacht: den Fürst-Kinsky-Jägerpfad. In Eigenregie haben die Wirtsleute diesen ehedem fast völlig vergessenen Weg in Teilen wieder gangbar gemacht und markiert.
So uns denn also jetzt der gemeine Knödel im Magen rumort und nach Ausarbeitung verlangt, gehen wir hinter das Wirtshaus, unterqueren ein paar Wäscheleinen und finden dann auch schon die erste Markierung in Form eines Weißen Dreiecks.
Es geht zunächst mal ziemlich steil aufwärts. Uff, der Knödel ist verdaut. Oben dann viele alte Treppenreste und pure, einsame Natur.
Höhepunkt des Weges ist die Aussicht Marias Ruh. Hier soll die Fürstin Kinsky gern ausgespannt haben.
Wenn wir immer den Dreiecken gefolgt sind, landen wir schließlich auf der Straße, die zur Balzhütte führt. Und folgen der ein paar Meter nach links, bis zu diesem Abzweig.
Zunächst wiedermal auf bequemen Weg bergab. In einem Talkessel angekommen, haben wir dann die Wahl: geradeaus ginge es über ein paar Treppen und eine Holzleiter auf kurzem Wege in die Höhe. Da aber der Weg das Ziel ist, halten wir uns rechts und folgen diesem Zeichen:
Es führt uns zur Engen Stiege (Ùzké schody). Durch mehrere Felsspalten geht es hier auf Leitern aufwärts. Sieht grimmiger aus, als es ist. Alles ist prima abgesichert, die Stiege ist in jedem Fall kindertauglich. Und macht Spaß.
Oben angekommen gibt es rechts einen kleinen Aussichtspunkt. Und links windet sich unser Pfad – immer noch sehr schön – an der Felskante entlang. Um schließlich wieder auf jenen Weg zu stoßen, der direkt geradeaus gekommen wäre.
Wir stehen jetzt vor der Theodorenhalle, einem kleinen Felsdurchlass, in dem es noch mal eine Leiter zu bezwingen gilt.
Danach folgen wir einfach dem Gelben Strich. Es geht noch ein paar Mal hoch und runter, der Weg hier macht richtig Spaß. Und zieht sich auch noch ein wenig in die Länge. Schließlich landen wir aber wieder an der Eustachiushütte. Und von dort kennen wir ja den Rückweg.
Fazit: 18,5 Kilometer. Viele kleine Höhepunkte, die allesamt Spaß machen. Lediglich die Tatsache, das ab der Eustachiushütte Hin- und Rückweg identisch sind, ist etwas ärgerlich.
Zum Nachwandern:
Das ist genau der richtige Wanderweg für den Herbst, wenn die Laubbäume noch nicht ganz kahl sind, es aber draußen schon kalt genug ist, um sich auf das Einkehren samt Knödel und herzhaftem Svitschkova Gulasch zu freuen. Liebe Grüße aus Grödnertag Südtirol
Klasse Gegend. Da müsste man auch einmal eine ordentliche Detailkarte machen.
Bitte sehr, großer Meister, Sie sind gefragt.
Ich habe heute im -Sachsenspiegel- gehört, daß die Balzhütte am 22. 05. abgebrannt ist.
Als Kinder sind wir mit unsern Eltern sehr oft da gewesen. Wir wohnten bis 1945 in Tetschen-Bodenbach. Zu DDR-Zeiten und auch nach 1989 bin ich noch oft von Dittersbach mit meiner Familie zu B.-Hütte gelaufen. Sehr Schade, ein schönes Wanderziel ist verlorengegangen. Ich hoffe,aber, nicht für immer.