Diese Tour ist entstanden, weil ich in einigen Ecken Andeutungen über einen rätselhaften Weg oberhalb des Paulinengrundes (Pavlino údolí) nahe Rennersdorf (Rynartice) in der Böhmischen Schweiz gelesen hatte. Eingebaut haben wir diesen Weg in eine nette, relativ kurze und alles andere als anstrengende Runde. Auf der wir auch noch zahlreiche sakrale und profane Kleindenkmäler entdecken konnten. Nur das Rätsel, das haben wir nicht gelöst.
Rätselhaft: die Steinerne Rinne.
Start ist in Kaltenbach (Studený). Hier gibt es in der Ortsmitte einen kleinen Parkplatz, auf dem man selbst an Großkampftagen immer noch ein Plätzchen findet. Nur ein winziges Stück geht es auf der Dorfstraße nach links, um dann gleich wieder nach rechts abzubiegen. Markiert ist der Weg jetzt mit einem roten Strich. Und führt uns, vorbei an einigen schmucken Umgebindehäusern, gleich zu den ersten sakralen Denkmälern: zu einem Kruzifix am Wegesrand und zum Jonsaltar (manchmal auch als “Felskapelle Maria Hilf” bezeichnet) aus dem Jahre 1760.
Weiter geht es sanft abwärts, wir befinden uns jetzt im Kaltenbachtal (Údolí Studeného potoka). Zu unserer Linken erspähen wir einen kleinen Hügel mit einer Bank drauf. Also mit einem gewagten Schritt den Bach überquert und nachgesehen. Da oben steht ein Steinkreuz, dem allerdings ein Arm fehlt. Es wurde im Jahre 1806 zur Erinnerung an einen Franz Stübel aufgestellt, der hier auf dem Rückweg von der Kirche plötzlich gestorben ist.
Noch ein paar Meter weiter durch das schöne Tal, und wir kommen zu einer Kreuzung. Von rechts kommt ein Weg herab, der mit einem blauen Strich markiert ist (zu dem kommen wir später), geradeaus geht es ab jetzt, zunächst auf einem Konstrukt aus Trittblechen, wieder über den Bach und weiter durch das Tal – ebenfalls blauer Strich.Ab jetzt heißt das Tal Paulinengrund (Pavlino údolí).
Und ist ganz zweifelsohne eines der wunderbarsten Täler im Elbsandstein. Schroffe Felsen zu beiden Seiten, dazu sattes Grün und ein plätscherndes Bächlein – was will man mehr. Dazu kommen immer mal wieder kleine Brücken, auf denen der Bach überquert wird. Und an einer besonders netten Stelle geht es auf einer kleinen Holztreppe hoch zu einer Galerie, die aus dem Fels geschlegelt wurde, um das Tal begehbar zu machen. So etwas finde ich immer wieder schön und auch irgendwie beeindruckend. Denn Presslufthämmer hatten die Erbauer dieser Wege ganz sicher keine zur Verfügung.
Schließlich kommen wir an eine Stelle, an der es keine Brücke gibt, aber eigentlich eine geben sollte. Schon vor einem Jahr ist die aber von einem umstürzenden Baum zerstört wurden, bis heute hat man sie nicht wieder aufgebaut. An ihre Stelle ist ein eher gewöhnungsbedürftiges Konstrukt getreten.
Wem diese Angelegenheit zu wackelig ist, der bleibt auf der rechten Bachseite und geht weiter, bis auch dieser Weg am Ufer endet. Hier ist es aber so seicht, dass man bequem durchwaten kann. Die Füße werden sich ob dieser Kühlung bedanken.
Schließlich kommen wir an eine weitere (intakte) Brücke, an deren Brückenkopf ein Baum mit einem über die Jahrzehnte eingewachsen Wegweiser steht. Leider kann man nicht mehr lesen, was da drauf stand.
An einem kleinen Wehr, wieder mit Brücke, wird dann ein Teil des Wassers in einen Graben abgeleitet, dessen Sinn wir noch erkennen werden.
Dann sehen wir am Wegesrand eine Art Tor aus Holzstämmen, hindurch werden wir zum Paulinenteich (Pavlinka) geführt. Ehe wir den erreichen, heißt es aber erst mal über einen ziemlich wurmstichigen und schwankenden Steg zu turnen. Links von dem befindet sich die Najadenhöhle (Rusalčina jeskyně). Betreten können wir die nicht, dieweil sie unter Wasser steht.
Dafür sehen wir jetzt aber den Paulinenteich vor uns, und können den auf einem bequemen Uferweg umrunden. An dessen Ende steht ein eher heruntergekommenes Gebäude. Das war einst eine Garnspinnerei, die hier anstelle der ursprünglichen Grieselmühle gebaut wurde. Und von eben dieser Mühle ist eben noch der frühere Wassergraben übrig, den wir schon gesehen haben. Aber nicht nur der: am Ende des Rundweges, schon an der alten Spinnerei vorbei, stehen wir plötzlich vor einem Tunnel. Der war einst auch Teil der Wasserversorgung für die Grieselmühle. Heute liegt er trocken, und wir können ihn durchqueren.
Wir landen wieder auf dem Hauptweg, weiter nach links, immer noch blauer Strich. Vorbei am Waldbad von Dittersbach (Jetřichovice), geht es Stück den Berg hoch in eben jenen Ort. An einer Straßenkreuzung sehen wir das Grieselkreuz, welches wir uns mal merken, hier kommen wir gleich nochmal vorbei.
Zunächst folgen wir aber den Wegmarkierungen (rot und blau) hinab in den Ort, wo zahlreiche Gasthäuser auf uns warten. Wer sich natürlich lieber aus dem Rucksack verpflegt, der kann diesen Abstecher auch weglassen. Alle anderen treffen, den Magen wohl gefüllt mit Cesnečka, Knedlik und Pivo, wieder am Grieselkreuz ein.
Hier geht es jetzt, zunächst über eine Wiese, weiter Richtung Waldrand. Ein Wegweiser zeigt nach Rynartice. Wir kommen auf einen wunderbaren Waldweg, der auf dem Kamm der Felskette entlang führt. Und irgendwie kommt uns dieser Weg schon jetzt komisch vor: er ist künstlich angelegt worden. Zahlreiche Felsdurchbrüche aber auch erkennbare Aufschüttungen deuten darauf hin, dass man hier einst Platz für kleinere Fuhrwerke geschaffen hat.
Und dann stehen wir plötzlich etwas ratlos vor der Steinernen Rinne (Kamenný úvoz). Zu ihrem Beginn gibt es noch ein Bild des heiligen Nepomuk, der uns hier aber auch nicht weiter hilft, weil er in Böhmen für so ziemlich alles und jeden zuständig ist.
Und dann der weitere Weg: V-förmig tief eingeschnitten und ausgeschlegelt, mit Rillen an den Seitenwänden. Wofür könnte das gedient haben? Ein Fuhrwerk passt hier nicht durch, höchstens ein Handkarren. Für einen solchen hätte es aber nicht so eines Aufwandes bedurft, der hätte im Zweifelsfall auch einfach über die Felsen getragen werden können. Oder war es der Holztransport? Schwer vorstellbar, denn auch dafür gab es effektivere Methoden, etwa Rutschen (sogenannte Huschen). Ehrlich, ich habe keine Ahnung. Und in den spärlichen Veröffentlichungen zu diesem Weg finde ich auch nur Spekulationen.
Zum Größenvergleich: die Rinne ist etwa mannshoch.
Aber interessant ist es allemal, hier durch zu laufen. Und vieleicht bringt ja die eingeschlagene Jahreszahl “1700” etwas. Mal sehen.
Hinter der Rinne wird der Weg dann wieder zu einem sehr bequemen Waldweg, der uns nach Rennersdorf bringt. Dort an der Hauptstraße angelangt, gehen wir die nur wenige Meter nach rechts, vorbei an einem Gedenkstein für die Opfer des ersten Weltkrieges.
Gleich danach biegt ein kleiner Pfad auf eine Wiese ab, markiert ist der wieder mit dem blauen Strich. Wir gehen erst ein Stück nach unten, und dann über eine weite Wiese wieder nach oben.
Danach geht es in den Wald und in Serpentinen runter ins Tal. Am Fels grüßt letztmalig ein Kleindenkmal, diesmal ein Bild vom Heiland.
Im Tal angekommen überqueren wir nochmal eine Brücke….
…und finden uns dann an jener Kreuzung wieder, an der das Kaltenbachtal in den Paulinengrund übergeht. Die letzte Etappe der Tour ist dann identisch mit der ersten, nach links geht es durch Tal zurück in die Ortschaft Kaltenbach.
Fazit: sehr entspannte 12 Kilometer. Viele kleine Höhepunkte, wozu ich besonders die Kleindenkmäler, den Tunnel an der Grieselmühle und den Weg durch den Paulinengrund im allgemeinen zähle. Und natürlich die Steinerne Rinne, die mehr Fragen aufwirft als sie Antworten gibt.
Zum Nachwandern:
Ich würde ja auf einen Graben zum Flößen tippen, falls die Neigung entsprechend ist.
War am vergangenen Sonntag dort. Wirklich erstaunlich. Wozu das? Für mich war alles natürlich ganz klar: Das ist eine 300 Jahre alte Sommerrodelbahn und die kleine, durchgängige Rinne in der Mitte der Rinne war für das Aufzugsseil. 🙂 🙂
Wir waren gestern, am 22.10.17,bei schönstem Herbstwetter an der steinernen Rinne.
Fanden es sehr schön und fragen uns aber auch nach dem Sinn und Zweck . Auch nach stundenlangem Google befragen,fanden wir leider keine Antwort. Sehr schade!
Vielleicht Kugelbahn eines Riesen??