Für diesen kurzen Text hab ich mir mal die passende Mütze aufgesetzt. Es brodelt gewaltig zwischen der tschechischen Politik und der dortigen Nationalparkverwaltung. Deutlich wurde mir das an einem offenen Brief des Nationalparkchefs Pavel Benda, an den Senator Zbyněk Linhart, der obendrein stellvertretender Bürgermeister von Schönlinde (Krásná Lípa) und Chef der gemeinnützigen Gesellschaft Böhmische Schweiz ist.
Hier der Text im Original:
Und hier die Übersetzung:
Lieber Senator Linhart,
Nachdem ich Ihre Aussagen in einem Online-Interview im Tagebuch vom 24. September 2020 an die Adresse der tschechischen Nationalparkverwaltung gelesen habe, habe ich leider keine andere Wahl, als mich auf diese Weise entschieden dagegen zu stellen. Ihre Aussagen zur angeblichen “langfristigen Unterschätzung der Borkenkäfersituation im NP” sind nachweislich falsch. Ich halte Ihre Aussage jedoch für die schwerwiegendste Unwahrheit: “Wir haben zunächst versucht, das Problem zu erfragen und darauf hinzuweisen, aber sie sind es nicht gewohnt, in der NP-Administration zu diskutieren, zu hinterfragen usw. Sie sind nichts oder niemandem gegenüber rechenschaftspflichtig. “
Sehr geehrter Senator, Sie haben seit mehreren Jahren kein Interesse mehr an einer direkten Kommunikation mit unserer Verwaltung. Das letzte Beispiel ist der Bau eines hundert Meter langen Piers für Freizeitboote an der Elbe bei Hřensko an einem Natura 2000-Standort, an dem Sie öffentlich – offenbar aufgrund fehlerhafter Informationen – das Erfordernis des staatlichen Naturschutzes kritisiert haben, um die Auswirkungen dieses Plans auf die Umwelt zu bewerten. Ich habe Sie persönlich per E-Mail mit einem Angebot zur Klärung der Situation darüber informiert, leider ohne eine Reaktion von Ihnen.
Die Verwaltung des Nationalparks Tschechische Schweiz kommuniziert wiederholt und kontinuierlich viele wichtige Themen sowohl mit Kommunen als auch mit anderen Akteuren in der Region. Die offizielle Plattform ist der Nationalparkrat, dem Sie als stellvertretender Bürgermeister von Krásná Lípa angehören. Ihre 100% ige Abwesenheit in den letzten drei Jahren bedeutet jedoch, dass 3.600 Bürger von Krásná Lípa nicht vollständig im Nationalparkrat vertreten sind, da kein anderer Vertreter zur Teilnahme an dieser Stadt berechtigt ist. Stattdessen erweitern Sie umfangreiche willkürliche Interpretationen, die dann von der Parkverwaltung erklärt, widerlegt und relativiert werden. Deshalb spreche ich Sie jetzt in Form eines offenen Briefes an.
Neben der oben genannten Plattform – dem NP Council – beruft die National Park Administration Seminare und Arbeitsgruppen ein und bietet individuelle Konsultationen zu wichtigen Themen an. Leider haben wir kein Interesse mehr daran festgestellt.
Sehr geehrter Senator, die Verwaltung des tschechischen Nationalparks ist jederzeit zur Diskussion bereit, aber es muss auch Interesse von der anderen Seite bestehen. Wenn Sie mehr über verschiedene Themen erfahren oder sich offen und direkt und direkt mit uns beraten möchten, steht Ihnen wie immer die Tür offen.
Herzlichen Glückwunsch zur Wiederwahl zum Senator und zur Wahl in den Regionalrat von Ústí nad Labem.
Pavel Benda
Direktor
Auch wenn mir die genauen Umstände des Zerwürfnisses nicht klar sind, so zeigt doch dieses Schreiben, welches sogar auf den Seiten der böhmischen NPV veröffentlichet wurde: es kracht im Getriebe. Und es scheint, wie auch immer geartet, in Tschechien Politiker zu geben, die der NPV entgegen treten. Wie gesagt: ich kenne die genauen Hintergründe nicht. Aber die NPV scheint nicht mehr, wie auf beiden Seiten der Grenze in den letzten Jahrzehnten geschehen, nach eigenem Gusto Schalten und Walten zu können.
Ich weiß auch nicht, für welche Partei Senator Linhart antritt, aber das spielt in diesem Zusammenhang wohl auch keine Rolle. Denn dieser, vom NPV-Chef kritisierte Satz, spricht mir aus der Seele: “……sie sind es nicht gewohnt, in der NP-Administration zu diskutieren, zu hinterfragen usw. Sie sind nichts oder niemandem gegenüber rechenschaftspflichtig.” Exakt und genau so ist es, auch auf deutscher Seite. Es bröckelt ein wenig, in Böhmen, an der Selbstherrlichkeit der NPV. Mal sehen, ob das auf Sachsen abfärbt.