Rund um Bad Schandau

Region: Gegend um Bad Schandau
Dauer: knapp sechs Stunden
Entfernung: 15,5 Kilometer
Höhenmeter: (Hoch und Runter): 830 Meter
Schwierigkeit: recht entspannt. Ein Teil des Flößersteiges ist steil, glitschig und mit Ketten gesichert. Die Altendorfer Dorfbachklamm ist schwer zu begehen, es gibt Ausweichrouten (siehe Text). Nicht turnschuhtauglich.
Bemerkungen: Einkehr in Altendorf oder am Zeltplatz Ostrauer Mühle

Das wird eine recht entspannte Tour mit vielen kleineren Höhepunkten rund um Bad Schandau. Wir sehen unter anderem eine Ruine, die schon immer eine war, eine weiten Panoramablick, kleinere Aussichten, einen sehr alten Weg, Passagen mit Ketten, einen eher merkwürdigen Skywalk, hölzerne Villen und einen Reformator. Und wir begegnen leider auch so einigem Unbill, der samt und sonders mit einer Stadt zu tun hat. Aber, und das ist positiv: hier ist wenig los, selbst an Großkampftagen. Also, bitte unauffällig folgen.

Beginnen wir auf dem Marktplatz von Bad Schandau.

 Wie ä bissel schön

Direkt dahinter verläuft die Zaukenstraße, und an der entdecken wir diesen Aufstieg, den wir nehmen.

 Hier hoch

Aber nicht zu früh gefreut. Der annoncierte Kletterübungsplatz existiert nicht mehr. Früher waren hier zahlreiche Griffe an der Wand befestigt, die sind allesamt verschwunden. Womit wir auch schon bei Unbill Nummer eins wären. Wer hat die abgeflext? Saboteure oder doch eher die Stadtverwaltung? Ich hab so einen Verdacht.

 War mal eine Kletterwand

Aber immerhin gibt es die beiden Stahltreppen daneben noch. Und über die und weitere Stufen führt uns der Weg nach oben.

 Immer aufwärts

Oben angekommen haben wir schon einiges an Höhenmetern absolviert und gehen nach rechts weiter. Der nächste Wegweiser zeigt uns entweder zur “Ruine” oder zur “Schlossbastei” an. Wir gehen zunächst zu letzterer. Heute ist das ein Aussichtspunkt mit einem eher mäßigen Blick über Bad Schandau.

In besseren Zeiten dagegen stand hier eine sehr beliebte Gaststätte, die 1979 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Auch ärgerlich.

Von hier gebe es eigentlich einen direkten Abstieg zurück nach Bad Schandau (für die ganz kurzen Spaziergänge). Aber der, und wir kommen zu Unbill Nummer zwei, ist mal eben gesperrt. Warum? Keine Aussage. Aber die Stadtverwaltung outet sich zumindest selbst als Sperrer vom Dienst.

 “Gesperrt” g e s p e r r t geschrieben

In diesem Fall aber halb so wild, weil wir ja eh woanders lang gehen wollen. Nämlich zurück und dann Richtung “Ruine”. Es geht noch ein wenig nach oben und dann stehen wir vor der Schomburg. Da gab es tatsächlich mal eine Burg, von der aber so gut wie nichts mehr übrig ist. Das malerische Türmchen wurde schon so leicht ruinös gebaut, zu Zeiten der Romantiker. Die mochten so etwas. Man kann hoch steigen, hat aber wieder nur einen mäßigen Ausblick. Hier könnte sich die Stadtverwaltung mal Lorbeeren verdienen und ein wenig freischneiden.

 Schomburg

Von hier weiter stur geradeaus (gelbe Markierung) und durch eine gepflegte Kleingartenanlage hindurch.

 Es lacht des Gärtners Herz

Wir landen auf einem Parkplatz. Der ist recht weit weg vom Schuss der üblichen Touristenrouten und war deshalb über all die Jahre immer kostenlos. Denkste, mittlerweile werden hier freche fünf Euro kassiert. Unbill Nummer drei. Die gelbe Markierung, an eine alte Wegesäule gepinselt, führt nach rechts vom Parkplatz weg. Und bringt uns zunächst ins Goldgründel. Hier soll tatsächlich mal nach Gold gebuddelt worden sein, ob welches gefunden wurde, darüber schweigt die Chronik. Schön ist es hier allemal.

Der Weg führt wieder nach oben, jetzt befinden wir uns auf dem Panoramaweg, dem wir nach links folgen. Es geht ein ganzes Stück über freies Feld, also vielleicht nicht gerade bei knallender Sonne gehen. Der Name des Weges hat aber nicht zu viel versprochen, ein wunderbares Felspanorama breitet sich aus.

Und wir sehen schon die Häuser von Altendorf vor uns. Wer schon ein Hüngerchen verspürt, geht gleich im Ort nach links, da lockt das Gasthaus “Heiterer Blick”. Alle anderen folgen der Ausschilderung “Kirnitzschtal”, zunächst durch den malerischen Ort hindurch.

 Altendorf

Unser Ziel sollte der wunderbare Abstieg durch die Altendorfer Dorfbacklamm sein. Es folgen aber statt dessen jede Menge Verbotsschilder und Unbill Nummer vier (und fünf und sechs eigentlich gleich mit).

  • Schild Nummero eins, mit Filzstift und Kinderschrift beschriftet: ignorieren!
  • Nummer zwei, jetzt amtlicher und und mit ausgeschilderter Umleitung. Diese führt über einen selten langweiligen Weg, also ignorieren!
  • Nummer drei, versuchen wir es mal mit Flatterband: unten durch!
  • Nummer vier: das müssen wir jetzt umgehen

OK, bis hierhin haben wir gelernt, dass die Stadtverwaltung von Bad Schandau reichlich Absperrmaterial und Schilder zur Verfügung hat. Jetzt sind wir aber am eigentlichen Eingang der Dorfbachklamm angekommen (rechts über eine Holztreppe) und wollen uns die Misere mal ansehen. Zum Hintergrund: tatsächlich rauschte vor rund einem Jahr hier ein Hochwasser runter und hat auch Schäden angerichtet. Seitdem ist aber außer vielen Sperrschildern gar nichts passiert.

 Dorfbachklamm

Und hier das Fazit eines Abstieges: tatsächlich, und das bitte nicht auf die leichte Schulter nehmen, gibt es eine Stelle, an der es kribblig werden könnte. Hier hat das Wasser einen großen Geröllhaufen ohne vernünftige Trittmöglichkeiten hinterlassen. Wer hier mit Turnschuhen oder gar Sandalen erscheint, wer es im Knie hat oder nicht trittfest ist, könnte schnell in Schwulitäten kommen. Man sollte auch bereit sein, mal die Doppelbackenbremse zu ziehen. Die beiden Stahltreppen am Ende der Klamm dagegen scheinen noch ein ganzes Weilchen zu halten.

Wer das nicht angehen will, für den gibt es eine sehr schöne Alternative. Nein, nicht die ausgeschilderte grottenlangweilige Umleitung, sondern den Steinbrechersteig. Am Beginn der Dorfbachklamm gehen wir dazu noch ein Stück geradeaus und sehen alsbald einen Felsen – er heißt Löwenkopf – samt eines kleinen Felsentores.

 Felsentor

Durch dieses krabbeln wir mal durch, und dann sehen wir schon alte Stufen. Teilweise sind die sogar in Stein gehauen und bieten Geländer und Halteeisen.

 Steinbrechersteig

Geländer und Eisen stammen aus jüngerer Zeit, der Steig selbst wurde aber schon um 1720 als Arbeitsweg angelegt. Er endet auch am Ende der Dorfbachklamm.

Warum nun statt dieses attraktiven Weges ein langweiliger Waldweg als Umleitung ausgeschildert wurde, das weiß nur die Stadtverwaltung allein. Unbill eben.

Unten bietet sich dann ein Anblick, der stellvertretend für die ganze Misere der Region stehen könnte. Rechts auf der Tafel heißt es “Willkommen im Nationalpark”, links daneben heißt es “Wanderweg gesperrt”. Ohne Worte.

Wir wollen uns aber nicht länger ärgern und begeben uns weg vom Sperrschild. Wir befinden uns jetzt auf dem Flößersteig und folgen dem – hier noch ein bequemer Waldweg, bis wir den Zeltplatz an der Ostrauer Mühle erreichen. Hier überqueren wir die Straße im Kirnitzschtal. Wem jetzt der Magen rumort, der kann in der “Flößerstube” einkehren. Die ist selten überlaufen und bietet Bodenständiges zu annehmbaren Preisen.

Probiertipp: die Menschel-Limonade mit Gurkengeschmack. Schmeckt wirklich.

Hinter dem Gasthaus geht der Flößersteig weiter, er ist jetzt ein richtiger Pfad mit einigem Auf und Ab. Obendrein stehen aller Nase lang Erklärbär-Tafeln herum. Die sind nagelneu und bieten solchen Wissenszuwachs wie in Bild zwei. Wer hätte gedacht, das ein Wasserrad so funktioniert.

Zwischenfazit: für solche Tafeln war Kohle da, aber für eine simple Holztreppe, welche die Dorfbachklamm wieder begehbar gemacht hätte, fehlte es. Unbill.

Trotzdem wird es jetzt noch mal richtig schön, denn es folgen einige recht steile, immer feuchte und ausgesetzte Passagen, die mit Ketten gesichert sind. Macht wirklich Spaß, nur bei Glätte sollte man die tunlichst meiden. Na ja, und mit Turnschuhen natürlich auch. Die früher leicht rostigen Ketten wurden übrigens auch durch nagelneue ersetzt, da wollen wir auch mal loben.

Nach diesem Teilstück schlängelt sich der Weg dann wieder bequem und romantisch an der Kirnitzsch entlang.

 Kirnitzsch

Wir kommen an einen Wegweiser, der nach Rechts zum Kohlichsteig zeigt. Den nehmen wir. Als Pfad windet sich dieser wunderbare Weg durch den Wald und zieht sich dabei langsam, aber stetig, in die Höhe. Wir können also nochmal unsere Kondition testen. Gelegentlich liegt auch mal ein unproblematischer Baum quer.

Oben angekommen folgen wir dann mehreren Wegweisern nach Ostrau. Erst über bequeme Waldwege, dann ein kleines Stück neben der Straße (es gibt einen Fußweg) bis zu einem Parkplatz links. Hier hat man einen schönen Blick auf die Schrammsteine.

Am Parkplatz folgen wir weiter der Ausschilderung zur Emmabank. Es geht erst ein Stück auf einem asphaltierten Weg, dann durch den Wald bis zu besagter Bank (eigentlich derer zwei), die einen guten Blick auf die Elbe bieten.

 An der Emmabank

Dann weiter dem “Rundweg”, so steht es auf dem Wegweiser, gefolgt, und wir landen in Ostrau. Hier gleich links weg, vorbei an den wunderschönen Sendigvillen. Wer mehr dazu erfahren möge, auch dazu, was Rudolf Sendig noch so alles in Ostrau vorhatte, der möge die Suchmaschine bemühen.

Der Weg führt jetzt an einem netten Platz mit ein paar Fitnessgeräten vorbei. Dort finden wir auch einen Ortsplan, der eindeutig die Handschrift unseres Lieblingskartographen trägt.

 Böhm (i) sches Dorf?

Und noch ein Stück weiter glänzt der Skywalk. Etwa so:

Die Aussicht von da ist nicht schlecht, allerding genau dieselbe, die man auch neben dem Konstrukt hat. Trotzdem war wohl auch dafür Geld da. Und zwar um die 200 000 Euro. Unbill Nummer….ich hab schon nicht mehr mitgezählt.

Direkt neben dieser öffentlichen Geldverschwendung können wir jetzt links zum historischen Personenaufzug gehen. Dort gibt es auch ein Luchsgehege und einen Imbiss. Das lohnt sich ganz sicher, wenn man zum ersten mal da ist. Beim zweiten Besuch lässt der Reiz dann schon merklich nach.

Weshalb wir erst nach rechts und dann gleich wieder nach links auf den Lutherweg abbiegen. Der führt uns ins Tal, vorbei an einem Luchs mit abben Ohr…

…und an einem Denkmal für eben Martin Luther. Das ist sogar recht groß geraten.

Der Weg endet dann im Kurpark von Bad Schandau, womit unsere Runde zu Ende ist.

Fazit: etwa 15,5 Kilometer, reichlich 800 Höhenmeter. Sehr viel Ruhe im Wald, schöne Wege, ein paar kleinere Aussichten, viele kleine Höhepunkte. Nur die Gedankenlosigkeit und Gleichgültigkeit bei den Wanderwegen (Sperrschild dran und gut), in Verbindung mit der offensichtlichen Geldverschwendung mit einem Skywalk und Unmengen Erklärtafeln ohne wirklichen Erkenntnisgewinn – das hat mich schon ein wenig aufgeregt. Aber der Rest der Natur war mal wieder so schön, da hab ich mich auch schnell wieder eingekriegt. Besser ist das.

Zum Nachwandern:

Nachtrag zur gesperrten Dorfbachklamm:
Hier wiehert der Amtsschimmel ganz gewaltig. Denn ein Teil der Klamm liegt auf den Gemarkungen von Bad Schandau, ein Teil auf denen von Sebnitz. Hier müssten sich also zunächst mal die beiden Städte ins Benehmen setzen. Und über allem kreiselt dann noch die Nationalparkverwaltung, die jede Baumaßnahme auf dem Gebiet des Nationalparks absegnen oder auch verhindern kann. Es droht also ein ewiger Kompetenzstreit. Und ich unke: irgendwann ist alles so verfallen, dass man es ganz aufgibt und für immer sperrt.
Bleibt aber dennoch die Frage, warum man die Umleitung über einen langweiligen Waldweg statt über den attraktiven Steinbrechersteig ausgeschildert hat.

Ach so, und ich nerve:
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5 Gedanken zu „Rund um Bad Schandau

  1. Auf der abgebildeten Rolf Böhm Karte und auf der Karte neben dem Skywalk steht ja in der Legende: “vous etes ici”, was ich als französisch einordnen würde.

    Personen mit dieser Sprache werden wohl eher selten in der Sächsischen Schweiz anzutreffen sein. Tschechisch wäre da wohl sinnvoller gewesen. 🙂

    1. Hat wohl etwas mit der Zeit zu tun, in der die Sendung-Villen entstanden sind. Da war Französisch wohl deutlich mehr en vogue als heutzutage. 😉

  2. Der Steinbrechersteig wird wohl deshalb keine offizielle Umleitung sein, weil gegenüber auf der anderen Seite des Kirnitzschtals Onkel Uhu seinen angestammten Nistplatz hat. Und der lässt sich ungern von oben in seine Wohnung gucken.

    1. Onkel Uhu wäre dann aber auch von den Wanderern auf der Dorfbachklamm, so sie denn intakt wäre, gestört. Und: falls sich der Vogel nicht vom Verkehr auf der Kirnitzschtalstraße, inklusive des Gebimmels der Straßenbahn und vieler Motorräder, stören lässt, dann wird er ja wohl das Gemurmel einiger Wanderer locker wegstecken.

  3. Bei so vielen schonen Ausflugszielen und Sehenswurdigkeiten rund um rund um Bad Schandau wird dir bestimmt nicht langweilig. Ob du lieber wanderst oder Rad fahrst, die 20 besten Attraktionen warten nur darauf, von dir entdeckt zu werden – oder von der ganzen Familie. Lass dich von den besten Freizeittipps der Region fur dein nachstes Abenteuer inspirieren.

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