Angeregt durch eine Meldung und einen Bericht auf Andreas’ Blog habe ich meine Schritte kürzlich mal wieder in den Rabenauer Grund gelenkt. Hintergrund: der dortige Seitenweg durch die Somsdorfer Klamm war seit über einem Jahr gesperrt, man hatte die dortigen Holzstege kurzerhand für wurmstichig erklärt und abgesägt. (Kleiner Einschub: mich haben sie immer ohne Probleme getragen, aber ich bin auch eher ein Leichtgewicht.) Jetzt ist also alles saniert. Grund genug für einen kurzen Abstecher. Und damit sich das Ganze auch lohnt, hängen wir noch einen nette Tour hinten dran.
Start ist in Freital Hainsberg, dort gibt es haufenweise Parkplätze an einem großen Einkaufszentrum. Dann vorbei an ein paar Kleingärten, über eine Brücke, und schon stehen wir im Rabenauer Grund. Neben uns plätschert die Weißeritz. Und wir folgen dem Grund nur wenige Meter auf breitem Weg, ehe wir zur Rechten einen Pfad und die Reste eines Wegweisers erspähen. Letzteren zierte früher ein Schild “Begehen auf eigene Gefahr”. Das ist jetzt weg, dafür ist am Pfahl ein gelber Strich als Wegsymbol zu erkennen.
Schwupp, und schon sind wir in der Somsdorfer Klamm. Zunächst auf schmalem Pfad ein Stück den Hang hoch, stehen wir schon nach kurzer Zeit vor dem ersten der drei corpora delicti, sprich: vor dem neuen Steg. Ja, Gottverdammich, der ist, wie auch seine zwei Brüder, jetzt massiv, für die Ewigkeit und aus Stahl gebaut. Und passt in die stille Klamm wie eine Stripperin in den Petersdom.
Ich kann ja irgendwie nachvollziehen, dass die Forstbehörde keine Lust hat, aller zehn Jahre eine Holzkonstruktion zu ersetzen und deshalb gleich Nägel mit Köpfen machen wollte. Aber hier ist dies in jeder Hinsicht zu viel des Guten.
Nun ja, nach der dritten Massivbrücke sehen wir links noch die erbärmlichen Reste eines einst sicher idyllischen Rastplatzes (dafür war nach der Stahlrechnung wohl kein Geld mehr da), und zur Rechten einen steilen Aufstieg über viele Steintreppen, welchen uns auch die Markierung “Gelber Strich” empfiehlt. Aber dieser Weg würde uns tatsächlich direkt nach Somsdorf bringen, und da wollen wir ja nicht hin.
Also gehen wir weiter geradeaus und überqueren den Bach dann auf einem ebenfalls ruinös heruntergekommenen Steg. (Klare Sache: hier soll wohl keiner mehr lang laufen – deshalb also erst recht).
Tipp: gar nicht erst auf dem morschen und schmierigen Ding balancieren, sondern besser einfach daneben einen kurzen Sprung über den Bach einlegen. Sodann ein paar Meter am Hang entlang und einen weiteren bröseligen Steg überqueren. Der hält aber noch besser, als er aussieht.
Danach dann die rechte Seite des Pfade gut im Auge behalten. Denn da erspähen wir sogleich an einem Baum die Überreste einer Wegmarkierung und alte Stufen im Wald. Die nehmen wir.
Wir kommen bis auf die Höhe nach oben, dort führt der Pfad dann weiter nach links auf dem Kamm entlang. An einer Stelle scheint er völlig verwachsen, da geht es mal für ein paar Meter dem Gefühl nach durchs mannshohe Unkraut.
Schließlich ist der Weg aber wieder deutlich zu erkennen. Er geht jetzt noch ein Stück an der Hangkante entlang, und schließlich landen wir an einem Platz, der gleich mit zwei Bänken grüßt. Das ist neu, denn gerade die Bank an der kleinen zugewachsenen Aussicht war vor einigen Jahren nur ein Rudiment ihrer selbst. Wer auch immer also “A&P 2013” waren, ihnen gebührt ein besonderer Dank.
Und der gebührt ihnen auch für einen neuen Wegweiser, der von diesem Platz aus zur Himmelsleiter zeigt.
Selbige geht es jetzt abwärts, zunächst auf einem holperigen Pfad über allerlei Gestein sowie natürliche und auch künstliche Tritte. Leider hat irgendwer den gesamten Verlauf des Abstieges mit roten Farbklecksen markiert, die wirklich nicht schön aussehen.
Höhepunkt des Abstieges ist dann eine steile aber recht kurze Eisenleiter, die dem Weg wohl auch den Namen gab.
Ärgerlich sind dann noch die letzten Meter hinab in den Rabenauer Grund. Hier hat man, bei der Sanierung des Hauptwanderweges, kurzerhand den Zugang zur Himmelsleiter abgebaggert. Der Wandersmann muss also einen recht steilen Geröllhang runter, was auch mal auf dem Hosenboden enden kann.
Schließlich stehen wir auf dem frisch sanierten Weg im Rabenauer Grund. Hier hat man nicht einfach die Schäden der Flut beseitigt, sondern bei der Gelegenheit auch gleich eine Art Landebahn geschaffen. Der Weg ist breit, gut befestigt und hat keinerlei Steigungen. Nicht so sehr das, was ich unter einem Waldweg verstehe. Aber: so ist er natürlich auch hervorragend für Kinderwagen oder Rollstühle geeignet. Wir folgen ihm nach rechts.
Hier waren wohl noch ein paar Zentner Stahl und ein paar Festmeter Holz übrig – völlig überdimensioniertes Geländer.
Rot: Hauptwanderweg, gelb: Klamm und Himmelsleiter
Schließlich kommen wir zur Rabenauer Mühle, wo wir uns stärken können. Aber Obacht: das günstige und wandererfreundliche Selbstbedienungsrestaurant hat selbst im Sommer nur bis 17 Uhr geöffnet, Montag ist gar Ruhetag. Nebenan, im richtigen Restaurant, geht es mit höherem Niveau und höheren Preisen zur Sache.
So, und jetzt können wir überlegen: treten wir gleich den Rückweg an, oder folgen wir dem Grund weiter bis zur Talsperre Malter. Dagegen spräche, das es jetzt tatsächlich die ganze Zeit auf breiter Wanderautobahn ginge und das Hin- und Rückweg identisch wären. Dafür spräche allerdings, das so erst eine vernünftige Tagestour draus wird, und das der Grund als solcher natürlich auch von einem breiten Weg aus herrlich anzusehen ist. Und dafür sprächen vor allem die Leckereien aus dem Eiscafe “Pinguin” in Malter. Mit Sohnemann unterwegs, war die Wahl schnell getroffen.
Gleich hinter der Rabenauer Mühle geht es zunächst ein paar Treppen hoch und wieder runter, da ist dann für Kinderwagen und Rollstühle Schluss. Der Rest des Weges ist aber dann wirklich kinderleicht. Wir kommen an den Orten Spechtritz und Seifersdorf vorbei, und natürlich werden wir auch hin und wieder einen Zug der historischen Schmalspurbahn an uns vorbei dampfen sehen.
Zum Glück kein Stuhlgangmuseum
Schließlich erreichen wir die Talsperre und den Ort Malter, genießen ein Eis und gehen tatsächlich auf gleichem Weg zurück zur Rabenauer Mühle. Oder aber: wir bewältigen diesen Abschnitt mit der Schmalspurbahn.
Gleich hinter der Rabenauer Mühle verlassen wir dann aber den breiten Hauptweg und überqueren eine possierliche Brücke.
Ausgeschildert ist der Semmelsteig. Ein Stück an den Bahnschienen lang, dann über eine Wiese und ab in den Wald. Sogleich ordentlich nach oben. An einer Wegekreuzung halten wir uns links, ab jetzt dem Sagenweg nach. Die Beschilderung könnte insgesamt besser sein, aber wenn man sich vorstellt, dass man weiter dem Verlauf des Tales, nur eben jetzt oben auf der Höhe, folgen will, dann findet man schon den rechten Pfad.
Entlang des Weges gibt es verschiedene Bänke, dazu Erklärtafeln und einige oft leider zugewachsene Aussichten. Der Weg als solches ist aber wunderschön, ein Waldpfad, wie er im Buche steht.
Entlang des Sagenweges
Meine persönliche Lieblingsstelle ist die Weiße Bank. Die ist wirklich weiß, und hier gibt es auch mal eine vernünftige Aussicht. Obendrein ziert das Sitzmöbel eine Inschrift, die ich ob ihrer poetischen Tiefe hier gern wiedergebe:
Hier ruht sich’s gut
sei’s spät, sei’s früh.
Hier wohnet Fried und Harmonie.
Hier kann man sich der Gottheit weihn,
und recht sich seines Lebens freun.
Sollte man den Namen des Künstlers aus nahliegenden Gründen verschweigen? Nein, liebe Frau (oder Herr) Lie Sturm Denecke (was für ein Name), ich will ihnen hier schließlich ein kleines Denkmal setzen. Und wenn wir gerade von Setzen reden: wenn ich mich auf die Bank setze, verdeckt mein Rücken die Knüttelreime und ich kann die Aussicht genießen. Ach so, ich lese gerade: das Denecke hat ja schon in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts drei Bücher geschrieben. So alt sah die Bank gar nicht aus.
Weiter geht es vorbei an Felsen namens Brautbett oder Predigtstuhl. Und schließlich zurück ins Tal, über den Paul-Laue-Steig.
Der Paul-Laue-Steig macht nochmal so richtig Spaß, viele alte Steintreppen, es geht steil nach unten.
Schließlich erreichen wir eine Brücke, überqueren diese und stehen jetzt wieder auf dem Hauptweg im Tal – nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der wir einst die Himmelsleiter heruntergerutscht sind. Also jetzt auf breitem Wege zurück auf Start.
Rot: Hauptweg, gelb: Sagenweg und Paul-Laue-Steig.
Alles in allem sind das 20 Kilometer mit wenigen, aber recht knackigen Auf- und Abstiegen. Abkürzen kann man reichlich: entweder an der Rabenauer Mühle bereits den Rückweg antreten, oder einen Teil der Strecke mit der Schmalspurbahn zurücklegen.
Sehr schön von meiner Großmutter Lie Sturm-Denecke zu lesen, die etliche Gedichte verfasst hat. Matthias Sturm