Behörden pflegen das kulturelle Erbe Oder besser: sie lassen es vergammeln

DSCN8196Diese Geschichte spielt nicht ganz im Elbsandstein, aber nur wenige Kilometer Luftlinie davon entfernt. Nämlich in Pillnitz. Oberhalb des Ortes, an den Elbhängen, steht eine Ruine, die schon immer eine solche war. Sie wurde so um 1785 gebaut, in Zeiten der Romantiker setzte man gern so etwas in den Wald.

Jetzt müssen wir aber aus der Zeitung erfahren, das die Ruine jetzt wirklich eine solche ist. Zitat:

“Die historische künstliche Ruine im Weinberg über Pillnitz, auch bekannt als gotische Ruine, wird in Kürze und auf unbestimmte Zeit mit einem Bauzaun gesichert. Sie sollte außerdem nicht mehr betreten werden, so der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB).”

Zum allgemeinen Verständnis: “auf unbestimmte Zeit” heißt ins Deutsche übersetzt: “für immer”.

Aber, oh ihr Stempelkarusselldreher in den Behörden, das Internet vergisst nie. Und so zitiere ich hiermit mal eine eurer Pressemitteilungen aus dem Jahre 2014:

“Sachsenforst und die Staatliche Schlösser Burgen und Gärten Sachsen gGmbH (SBG) begründeten im Juli 2014 in einer gemeinsamen Absichtserklärung eine Kooperation zur Wiederherstellung der künstlichen Ruine auf dem Schlossberg in Pillnitz, oberhalb von Schloss und Park Pillnitz. ……Der geschichtsträchtige Aussichtspunkt an der Ruine soll wieder hergestellt und erlebbar gemacht werden.”

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Aha, ihr Kasper, das versteht ihr also unter “erlebbar machen”. Einen Bauzaun drum und gut ist. Sagt es doch klar und deutlich: seit eurer großartigen Absichtserklärung habt ihr gar nichts gemacht außer das Mittagsangebot in der Kantine zu diskutieren. Und jetzt, wo das Kind im Brunnen ist, sichert ihr euch erst mal ab. Statt die Ruine zügig in Schuss zu bringen, sperrt ihr sie. Schande über euch.

Aber irgendwie auch symptomatisch für die Ecke. Zwei Beispiele, beide nur einen Steinwurf entfernt:

1. Der Keppgrund

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Ist schon seit Jahren gesperrt, weil ein paar Treppenstufen an der Keppmühle wacklig sind. Von einer Reparatur der Treppe kann keine Rede sein, statt dessen braucht selbst das Sperrschild mittlerweile mal eine Auffrischung.

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Der geneigte Leser hat es schon bemerkt: auch hier wird die schöne Formulierung “auf unbestimmte Zeit” gebraucht.

2. Der Borsberg

Auch hier haben die Romantiker ihre Spuren hinterlassen, diesmal in Form einer künstlichen Grotte. Auf der stand einst sogar eine Aussichtsplattform. Hier ein Bild aus besseren Zeiten:

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Die Plattform war etwas in die Jahre gekommen, und es wurde gehandelt: man hat sie abgerissen.

Mittlerweile darf man auch die Grotte nicht mehr betreten. Absperrband statt Sanierung.

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Alles in allem eine reife Leistung der verschiedenen Behörden bei der Pflege kultureller Werte. Mal sehen, was die Brüder als nächstes vergammeln lassen.

Aber vorher kann man ja noch schnell eine tolle Absichtserklärung abgeben und eine Arbeitsgruppe gründen.

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7 Gedanken zu „Behörden pflegen das kulturelle Erbe Oder besser: sie lassen es vergammeln

  1. Ja und die, die privat etwas tun um altes zu erhalten, denen legt der Denkmalschutz mehr wie Steine in den Weg. War vor 2 Wochen in der Meixmühle. Ein Theater um die Farbe und das Material des Dachs, hat die Bauarbeiten ewigst verzögert.

  2. Tja, das Geld wird für andere Dinge verwendet. Anstatt z.B. nach dem Gesetz zu handeln, und sie abzuweisen, werden unzählige islamische Migranten ohne Pass, die aus sicheren Drittländern einreisen, mit unseren Steuergeldern hier lebenslang gut versorgt. Da bleibt natürlich nicht viel übrig für den Erhalt unserer Heimat.

  3. Geld ist in dem Staat genügend da – es wird nur an anderen Stellen sinnlos verbrannt – wer braucht z.B. am Elbufer einen Skievent. Außerdem scheint in Politik und Verwaltungen die regionale Kultur an letzter Stelle oder zumindest sehr weit hinten zu stehen aber fragwürdigen Schrott im Stadtzentrum aufstellen.

  4. Die Migranten haben sicherlich nichts damit zu tun. Eher das Desinteresse und die Inkompetenz der für die Sanierung Verantwortlichen. Solche Äußerungen lassen dann Zweifel aufkommen bei dieser Gastfreundschaft hier noch mal Urlaub zu machen. Dann gebe ich mein Geld woanders aus und ich habe keinen Migrationshintergrund.

    Erst Hirn einschalten und dann schreiben sollte helfen.

  5. Die Taliban und der IS sprengen alte Kulturgüter einfach in die Luft, bei uns wird eben mit der Verzögerungstaktik gearbeitet. Wenn es um erhaltenswerte Objekte geht, verweisen die Verantwortlichen immer darauf, daß alles erst seinen gesetzlichen bürokratischen Gang gehen muß. Da müssen erst Anträge gestellt, Gutachten eingeholt und die Geldfrage geklärt werden, jeder Vorgang dauert seine Zeit und dazwischen vergeht auch nochmal viel Zeit, inzwischen ist die Ruine von selbst eingestürzt. Da werden wir uns dran gewöhnen müssen, daß es so läuft in diesem System. Einem Verein zur Rettung eines Objektes fehlt meistens auch das Geld, siehe eingestürzte Schweizermühle. Gesegnet sei der, der nichts erwartet. Er wird nie enttäuscht werden (Alexander Pope).

    1. Ja so ähnlich war es bei uns auch. Da wurde das historische Geburtshaus eines verdienten Ehrenbürgers einfach abgerissen.

      Das ist erst aufgefallen als das Haus dann weg war.

      Liegt aber eher am System und nicht an den Flüchtlingen, die bei uns Zuflucht suchen und finden.

  6. Ich war heute an der Keppmühle. Der Zustand nicht nur des Weges nach Hosterwitz ist bedauerlich, sondern auch, dass die wunderschöne Keppmühle nicht für die Öffentlichkeit bewirtschaftet wird. Allerdings ist das Geländer für den “kleinen” Umweg über Rockau (zzgl. 4 km) wunderschön neu. Aber wehe, man geht dann von Rockau den Weg wieder hinunter zur Keppgrundstraße/Van-Gogh-Straße: Die Mauer ist komplett baufällig, der Weg eine absolute Zumutung. Der Witz dabei: Auf dem Wegweiser wurde “Wanderweg” überklebt – der Weg ist jetzt “histor. Weg”.
    Es ist ein Jammer. Ich würde selbst sehr gern mit Hand anlegen, um die Keppmühle instand zusetzen, vielleicht sollte man mal ein Bürgerbegehren o.ä. initiieren.

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