Wie meinen? Na ja, diesen Namen für die Tour habe ich gewählt, weil sie zum einen Tetschen (Děčín) tangiert, und zum anderen die Form einer ziemlich krakeligen Acht auf der Landkarte beschreibt. Auf dieser Runde begegnen wir: mehreren tollen Aussichten, diversen hölzernen Kunstwerken, Kleindenkmälern und Obelisken, einer hoffnungsvoll stimmenden Baustelle, einem Gottesacker, einem Spielplatz im Wald, einer Kläranlage und einem steinernen Tor mit aussichtsloser Aussicht. Lust bekommen? Dann geschwind folgen!
Wir starten in Binsdorf (Bynovec). Beim Sportplatz am Ortseingang gibt es ein paar Parkplätze, und in der Nähe der kleinen Kapelle in der Ortsmitte findet sich auch etwas zum Abstellen des Autos . Selbige Kapelle stammt von 1788 und sieht nach wie vor schmuck aus. Leider kann man nicht reingucken.
Dreifaltigkeitskapelle zu Binsdorf
Gegenüber der Kapelle – linker Bildrand hier oben – beginnt dann auch ein Weg, der mit einem Grünen Strich markiert ist. Wir folgen dem unauffällig, zunächst sanft bergan auf einem befestigten Feldweg.
Es lohnt sich, den Kopf kurt vor Erreichen des Waldrandes auch mal zu drehen: malerisch liegt uns das Dörfchen zu Füßen.
Und auf der Weide am Wegesrand mümmeln ein paar Kühe vor sich hin. Die sehen sehr naturnah – gesund aus und dürften entsprechend munden.
OK, wir erreichen also den Wald und bewegen und rund 500 Meter auf einem bequemen Waldweg, ehe wir diese Kreuzung erreichen…
…die wir uns schon mal unter (1) merken. Denn hier beginnt unsere “Acht”. Wir gehen links, die Markierung ist hier sowohl ein Grüner wie auch ein Roter Strich. Wir folgen im weiteren Wegverlauf dem roten solchen. Und schon nach kurzer Zeit stehen wir an diesem Abzweig:
Hier geht es zur Aussicht auf dem Rosenkamm (Růžová vyhlídka), die wir unbedingt mitnehmen sollten. In einem herrlichen Panorama breiten sich Tetschen, die Elbe und die umliegenden Felsen vor uns aus.
Satt gesehen? Dann zurück und weiter dem Roten Strich gefolgt. Der führt uns schon bald wieder an eine Kreuzung, die wir uns unter (2) merken sollten. Denn hier kommen wir demnächst noch mal vorbei, das ist der Mittelpunkt unserer “Acht”. Wir gehen zunächst geradeaus, weiter “Rot” hinterher.
Wir kommen noch an ein paar weiteren, kleineren Aussichten vorbei, um dann den Friedhof von Losdorf (Ludvíkovice) zu erreichen. Vom Dorf ist hier noch nichts zu sehen, der Gottesacker liegt mitten im Wald. Das Kriegerdenkmal davor hat man mit einer neuen Inschrift versehen, die zweisprachig der Opfer beider Weltkriege gedenkt.
Gleich hinter dem Friedhof schlängelt sich der Weg ins Tal und endet auf einem Spielplatz, der gefühlt auch mitten im Wald liegt. Merkwürdig.
Direkt danach passieren wir diese Kläranlage, die aber erfreulicherweise keine Gerüche verbreitet.
Der Weg führt jetzt nur wenige Meter an ein paar alten Industriebauten vorbei und verschwindet dann gleich wieder im Wald. Hier hingen jetzt aller Nase lang Schilder an den Bäumen, die deutlich unterernährte Waldläufer zeigten.
Unsere nächste Station am Wegesrand ist die Elbwarte, ein kleines Türmchen mit Aussicht. Über Jahrzehnte gammelte selbiges leise vor sich hin, wurde von Jahr zu Jahr ein wenig baufälliger. Um so erfreulicher der jetzige Anblick: das Gebäude ist eingerüstet und wird fleißig saniert. Da bin ich schon auf den Endzustand gespannt.
Wir befinden uns jetzt schon auf dem Quaderberg (Stoličná hora), dem Hausberg von Tetschen. Und im Wald begegnet uns allerlei Schnitzkunst.
Und schließlich stehen wir an der Kaiseraussicht (Císařský výhled). Die Inschrift am Obelisken kann man nicht mehr entziffern, dafür ist der Blick über ganz Tetschen und das Tal aber grandios.
Gleich neben der Aussicht finden wir noch ein Wasserwerk aus dem Jahre 1900. Es heißt Koellborn und ist bis heute in Betrieb.
Der Weg windet sich jetzt in vielen Serpentinen durch eine parkähnliche Anlage bis an den Fuß des Quaderberges. Ganz unten angekommen verlässt uns jetzt der Rote Strich. Statt dessen gehen wir ein paar Meter nach rechts und treffen auf einen Grünen Strich – ab jetzt unser Begleiter.
Zunächst geht es durch den Park. An gefühlt jedem zweiten Baum hängt hier eine Erklärtafel, obendrein gibt es auch noch ein paar alte Kleindenkmäler anzuschauen.
Dann geht es mit uns aufwärts. Zunächst wenig spektakulär über eine mit Betonschwellen befestigte Waldstraße.
Welche aber schnell wieder zum Waldweg wird und uns zum Tal des Laubebachs führt. Ganz allerliebst sehen wir hier ein gewagtes Konstrukt von einer Brücke, einen Rastplatz und einen malerischen Tümpel.
Und ab jetzt geht es weiter aufwärts. Und zwar ziemlich knackig über Stock und Stein. Klar, irgendwie müssen wir ja wieder auf die Höhe kommen, auf der wir gestartet sind. Wir landen an der Kreuzung, die wir uns vor einiger Zeit unter (2) gemerkt haben. Und gehen dort jetzt geradeaus, dem Grünen Strich weiter hinterher.
Der Weg schlängelt sich jetzt in vielen Kurve mal durch den Wald, mal am Waldrand entlang. Nicht sonderlich spektakulär, dafür aber absolut ruhig. Nach einer knappen Stunde kommen wir dann an einen Abzweig, auf dem ein Schild zum Sonnentor (Slunečná brána) zeigt. Ein Stück den Hang hoch, an einer Felsinschrift mit kryptischen Buchstaben vorbei…
… und wir stehen vor dem Tor. Ein sehr netter Anblick.
Geht man hindurch, dann kommt man auf eine kleine Plattform. Früher muss es hier auch eine gute Aussicht gegeben haben, heute ist leider alles zugewachsen. Rechts steht ein kleiner Gedenkstein, die Blumen sind frisch, die Inschrift nicht mehr lesbar. Und links wartet eine Bank auf ruhebedürftige Wanderleute.
Zurück vom Tor geht es weiter dem Grünen Strich nach. Und auf den letzten Metern – die böhmischen Geister wollen uns prüfen – noch mal richtig steil bergan. Aber schließlich erreichen wir wieder die Kreuzung unter (1) und haben die “Acht” vollständig gemacht.
Die letzten Meter sind dann wie der Anmarsch, wir grüßen die Kakao-Kühe und erreichen wieder Binsdorf.
Fazit: knapp 16,5 Kilometer. Außer direkt am Quaderberg extrem ruhig und so gut wie keine Mitwanderer. Höhepunkte sind die Aussichten ins Elbtal und das Sonnentor. Letzteres könnte ruhig mal freigeschnitten werden. Ansonsten fehlt eigentlich nur eines: ein Wirtshaus auf halber Strecke.
Zum Nachwandern:
Also die Brücke ist ja großartig, ein wunderbar durchkonstruiertes Stabwerk. Das hat kein Dummer gemacht. Aber dem “gewagt” würde ich auch zustimmen, denn es sieht ja aus wie Weichholz – und das in dem feuchten Grund?