Im Bild ein Ausschnitt eines Zeitungsinterviews, das Pawel Benda, seines Zeichens Chef der Nationalparkverwaltung Böhmische Schweiz, kürzlich der SZ gab. Bitte den ganzen Absatz in Ruhe lesen und sacken lassen. Herr Benda spricht davon, dass er genaue Zahlen über die Besucher des Nationalparks aus Handydaten ermittelt hat. Und er kann ob dieser Daten wohl auch zwischen deutschen und tschechischen Besuchern recht gut unterscheiden. Sogar Tagesgäste vermag er so von mehrtägigen Besuchern zu unterscheiden.
Ich finde, das ist ein dicker Hund. OK, dass Google und Co. solche Daten erheben und dann daraus Werbung generieren, das wissen wir. Auch, wenn an Handys keine entsprechenden Warnaufkleber kleben. Was wir bisher nicht wussten: auch eine staatliche tschechische Behörde kann solche Daten erheben, und das ganz sicher nicht ganz anonym. Denn wären es tatsächlich gänzlich anonyme Daten (also rein die Anzahl der registrierten Handys im Nationalpark) dann wäre wohl kaum eine Unterscheidung nach Nationalität möglich.
Jetzt weiß ich natürlich nicht, wie detailliert die Daten tatsächlich sind. Aber eines sagt mir die Erfahrung, die ich seit meinem ersten Computer im Jahre 1990 (war ein C 64)gesammelt habe: was technisch möglich ist, wird auch irgendwie gemacht, egal ob erlaubt oder nicht und egal wie groß die Sauerei.
Oder, um es mal drastisch auszudrücken: von der reinen Zählung und Sortierung nach Nationalitäten ist es technisch nur ein kleiner Schritt zum automatisch erstellten Busgeldbescheid beim “Falschwandern”. Was machbar ist, wird irgendwann gemacht.
Was wäre also zu tun? Böhmen meiden? Das ist derzeit eh angesagt, aber wenn die Grenzen denn mal wieder offen sind? Ich zumindest habe keine Lust, mich samt meiner Bewegungsdaten ausspähen zu lassen. Zumal ich keine Ahnung habe, welche Daten die schnüffelnde Behörde genau bezieht, und von wem.
Also erstens: Flugmodus im Handy aktivieren! Das Gerät sendet dann keinerlei Daten mehr. Hat natürlich zur Folge, dass man auch nicht mehr anrufen, SIMSen, WhatsAppen, daddeln oder irgendetwas anderes tun kann, was einen Netzzugang braucht. GPS funktioniert aber weiter, so dass man zumindest mit offline gespeicherten Karten navigieren kann.
Besser ist aus meiner Sicht aber dieses: zunächst mal eine gescheite Wanderkarte zulegen. In Vor-Smartphone-Zeiten ging es damit nämlich auch sehr gut. Sodann in alten Schränken kramen und ein Uralt-Handy suchen, welches nur anrufen kann. Selbiges mit einer Prepaid-Karte wieder in Gang bringen. Ich hab da bei mir schon was gefunden:
Mal sehen, ob ich Teil wieder zum Laufen bekomme.
Falls nicht: dieses Modell kostet neu 12 Euro. Die kratzen wir noch zusammen.
Und jetzt, ganz wichtig: dieses Telefon dann ausgeschaltet im Rucksack lagern und nur einschalten, wenn wirklich nötig. Also im Notfall. Hat den zusätzlichen Vorteil, dass im Wald weder die Meschpoke noch der Chef nerven kann.
Findet ihr, ich übertreibe hier? Bin ich etwa ein wenig paranoid? Da freue ich mich auf eure Kommentare.