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Wegegedanken: Jansloch

Eigentlich müsste dieser Pfad durch ein stilles, immer ein wenig düsteres und wirklich wunderbares Tal richtigerweise “Jans Loch” heißen. Denn hier hatte der Karl Stülpner der Sächsischen Schweiz, ein Wilddieb namens Carl Gottlieb Diettrich (1825 – ?) sein Versteck. Es gibt noch heute weitere Geländebezeichnungen, die an seinen Spitznamen “Jans” erinnern: den Janslochweg oder Jans Fang. Und an seinem Geburtshaus in Hinterhermsdorf (an der Beize) erinnert heute auch eine Tafel an den Wilderer. Schauen wir also mal auf einen wirklich romantischen Pfad, der seinesgleichen sucht.

DSCN9848 Im Jansloch

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Waldmöblierung

DSCN9859Ja, dieses schöne Wort gibt es tatsächlich. Gemeint sind Bänke, Schutzhütten oder Papierkörbe. Also Dinge, die der Wandersmann mag, die aber von Natur aus in einem Wald eher nicht vorkommen. Und so war es denn auch über Jahre Politik unserer Nationalparkverwaltung, solcherart “Fremdkörper” zurückzudrängen. Unter anderem auch bei einer Schutzhütte im Kirnitzschtal, an der Kreuzung, an welcher die Hollstraße und die Hühnerkropftreppe aus dem Tal abzweigt. Selbige Hütte wurde über Nacht einfach abgerissen. Und jetzt, ich traue meinen Augen nicht: jetzt steht dort plötzlich wieder ein wunderbarer Rastplatz. Massiv aus dicken Bohlen gebaut, für die Ewigkeit. Sollte da etwa ein Umdenken in der NPV stattgefunden haben?

Eigentlich, das ist klar, braucht man solche Rastplätze nicht. Um seine Bemmen auszupacken, kann man sich auch auf einem Baumstumpf oder einer Felsklamotte niederlassen. Aber solche Rastplätze haben für mich auch einen symbolischen Wert: sie zeigen: “Wanderer, du bist willkommen.” Und insofern habe ich mich richtig gefreut, nach Jahren der systematischen Ausdünnung, diesen neuen Rastplatz zu sehen.

Gute Idee: Standortnummern für den Notfall

DSCN9534Unsere tschechischen Nachbarn praktizieren das schon lange, und jetzt scheint sich diese eben so einfache wie nützliche Idee auch auf deutscher Seite der Sächsischen Schweiz durchzusetzen: kleine Täfelchen mit Nummern an zahlreichen Wegweisern. Sinn des Ganzen: wenn man nur mäßige bis gar keine Ortskenntnis hat, dann fällt es im Notfall schwer, den genauen eigenen Standort zu beschreiben. Und die Bergwacht kann mit einer Aussage wie: “Ich bin hier auf dem Reisteig. Oder hieß der Roßsteig? Na, jedenfalls auf der Bastei waren wir heute auch schon.” nicht allzu viel anfangen. Dank der Nummern wird das einfacher. Jetzt lautet die Ansage am Notruf: “Ich hab mir den Knöchel verknackst / Mein Kreislauf macht es nicht mehr / Mir ist das Bier ausgegangen – und ich befinde mich bei 2064.” Simpel, einfach und im Zweifelsfall lebensrettend.

Unverständlich nur: während in der Böhmischen Schweiz diese Nummern deutlich sichtbar angebracht sind, verstecken sie sich hierzulande ganz klein an den Wegweisern. Wer es nicht weiß, der sieht sie nicht. Und bisher gab es auch noch keine offizielle Mitteilung über diese sinnvolle Einrichtung. Ist das System etwa noch im Aufbau? Dann schnell weiter aufbauen, denn hier ist wirklich mal etwas Gutes passiert.

Zweimal Bielhorn, einmal Elisalex

Die Aussicht vom Bielhorn auf Herrnskretschen (Hřensko) war mir bisher eher wage bekannt. Genauer: ich hatte, im Herrnskretschener Biergarten sitzend, schon mal eine Art ummauerten Aussichtspunkt am Fels erblickt, ihn aber nicht einordnen können. Jetzt sind einige Veröffentlichungen zu dieser Aussicht erschienen, so etwa im Heimatbuchverlag oder auch auf Ingo Geiers Homepage. Also auf, erkunden wir das Ganze mal, und bauen es noch nach Möglichkeit in eine nette Tour ein.

DSCN9782 Aussicht vom Bielhorn

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Doppelt Mist

Hmm, jetzt gibt es also erste greifbare Ermittlungsergebnisse zu dem Überfall auf Hamburger Schüler in der Jugendherberge zu Ostrau. Mein komisches Bauchgefühl bei der ganzen Sache scheint sich zu betätigen: Hier der Bericht der Leipziger Volkszeitung. Also kein Neonazi-Überfall, sondern eine Prügelei unter besoffenen und Testosteron-geschwängerten Halbwüchsigen. So etwas, zumal in Verbindung mit Fußball, gibt es leider schon solange, solange es Dorffeste gibt. Natürlich haben sich schon jetzt verschiedene Politiker zu Wort gemeldet: Vertreter des linken Lagers beschuldigen die Ermittler, hier etwas unter den Tisch zu kehren, Vertreter der konservativen Parteien sagen: alles halb so wild. Ich kann, darf und will hier nicht einem endgültigem Ermittlungsergebnis vorgreifen. Aber eines gibt mir doch denken: alle Medien deutschlandweit hatten oder haben von meiner Lieblingsregion ein derartiges Bild, dass sie ohne weitere Reflexion einen rechtsradikalen Hintergrund sofort für möglich und wahrscheinlich hielten. Die Wahlergebnisse der NPD in der Region sprechen da leider ihre eigene Sprache. Und so bitte ich euch, liebe Einwohner der Sächsischen Schweiz: zeigt dieser Partei die kalte Schulter. Schon einmal haben wir hier die geballte Ladung von Klischees gnadenlos um die Ohren bekommen, und einen zweiten Joseph Kantelberg-Abdulla können wir einfach nicht gebrauchen.

Es geht nicht darum, ob ihr wirklich in diesen Maße rechtsradikal seid. Sondern es geht darum, wie andere darüber denken, dass ihr es seid. Zugegeben, das ist eine mediale Falle. Und es ist auch nicht unbedingt fair. Aber es ist nun mal so, dagegen kommt man nicht an, indem man auf “die Medien” als solche schimpft. Dagegen kommt man nur an, indem man ganz offensiv jede gefühlte oder auch tatsächlich vorhandene rechtsradikale Tendenz im Keim erstickt.

Ich bin als Großstädter schon hunderte Male in eurer Region unterwegs gewesen. Und ich habe durch die Bank weg nur liebenswerte Menschen kennen gelernt, denen jedwede faschistische Tendenz sehr fern lag. Also überzeugt bitte auch die Medien deutschlandweit davon, dass ihr allesamt gute Gastgeber seid, die jeden willkommen heißen, egal woher und wie er aussieht. Und mal ganz ehrlich: das seid ihr doch eigentlich jetzt schon. Macht also, und das ist eine kleine Bitte, euer Kreuzchen bei den nächsten Wahlen irgendwo, nur nicht bei der NPD. Dann werden solche medialen Vorverurteilungen sicher demnächst weniger werden oder gar ganz ausfallen.

Manuel Andrack

Ja, da hab ich mich mal richtig gefreut: Manuel Andrack, seines Zeichens medialer Wanderpapst Deutschlands, ist Mitglied der IG Stiegen- und Wanderfreunde geworden. Jenes  losen Zusammenschlusses von Sandsteinbegeisterten, die sich gegen Wegesperrungen, schwere Forstmaschinen inmitten des Nationalparks oder den Abriss historischer Wege einsetzen. Und in welcher IG ich mich, wie der eine oder andere hier sicher weiß, auch selbst engagagiere. Willkommen Manuel, wir wünschen dir noch viele tolle Erlebnisse im Elbsandstein.

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Manuel Andrack ließt aus seinem neustem Buch – in der Amselfallbaude, bei göttlichem Gulasch.