Der Nationalpark und seine Tücken

Verboten – die Aussicht am Neuen Kanapee

Da die Thematik in letzter Zeit in den sozialen Medien wieder ein wenig hochgekocht ist, und weil der BUND jetzt sogar ein generelles Boofenverbot sowie weitere Wegesperrungen fordert (HIER), hab ich mir mal ein paar Gedanken gemacht. Zum Nationalpark als solchen. Interessant dabei, dass sich in den sozialen Medien die Meinungen, wie derzeit in unserer Gesellschaft leider üblich, in zwei Extreme spalten. Das reicht von, Zitat: „richtig so“ und „wird auch Zeit“ bis, Zitat: „Umwelt-Faschismus!“. Es wird also ein längerer Text. Ich bitte ausdrücklich darum, diesen auch kontrovers zu diskutieren, zensiert wird garantiert nicht.

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Die Boofe und der Heimatsender

Der MDR gibt auf seiner Homepage Tipps zum boofen. HIER. Und ich sehe diesen Text mit gemischten Gefühlen, ich halte ihn für ziemlich grenzwertig. Zum einen vergisst der Autor zu erwähnen, dass boofen nur im Zusammenhang mit dem Klettersport betrieben werden soll. Mir ist klar, das kann niemand kontrollieren. Und irgendwelche Restriktionen, wie etwa die Zwangsmitgliedschaft in einem Kletterverein oder sogar ein Ticketsystem lehne ich rundweg ab. Ganz zu schweigen von einem generellen Boofenverbot, Hand in Hand mit einer Sperrung zahlreicher weiterer Wege, wie es die Aktivisten, nein besser: die Öko-Extremisten vom BUND fordern. (HIER) Und der MDR-Text bringt zumindest ein paar wichtige Regeln (Feuer; Müll…) ins Spiel.
Was mich aber stört, ist erstens die Auswahl der Boofe und zweites die detaillierte Beschreibung des Anmarsches. Die Auswahl: dies ist eine Höhle, die man lockeren Schrittes sogar mit Flipflops erreichen kann. Da kann man einen drauf lassen, dass viele Hobbyausflügler dem folgen werden.

Einwurf: man kann jetzt natürlich sagen, dass auch ich hier auf diesem Blog Geheimtipps breittrete. Aber erstens beschreibe ich die nur ganz selten im Detail, und zweitens sind die in aller Regel nicht so leicht zu erreichen, sondern weit weg vom Schuss. Und drittens, das wollen wir nicht vergessen: das hier ist ein Blog, dessen Stammleser sich im Zweifelsfall zur Vollversammlung in der Telefonzelle treffen könnten. Und die in aller Regel wissen, wie sie sich in der Natur zu benehmen haben. Auch, wenn sie auf „Abwegen“ sind. Bei der Homepage des MDR sieht das anders aus, die hat Zugriffszahlen, die in Größenordnungen über denen dieser Seite liegen. Und beim MDR lesen eben nicht nur Naturenthusiasten, sondern auch eventorientierte Besucher.

Symbolbild: ausgebaute Boofe in der Böhmischen Schweiz

Zurück zur Höhle: Mit der detaillierten Wegbeschreibung  würde es mich nicht wundern, wenn die in den nächsten Wochen die eine oder andere Heimsuchung ertragen muss. Sie wird es überstehen. Vor einigen Jahren nutzte der Wirt vom Papststein die Höhle sogar in der Weihnachtszeit für kostenpflichtige Events mit Glühwein, Fackeln, vielen Teelichtern und geführter Wanderung. Ob er das jetzt noch macht, weiß ich nicht. Aber der Höhle hat es kaum geschadet.

Dennoch: wenn ich da mal vorbeikomme und eine lärmige Schulklasse mit Bluetooth-Boxen erwische, die gerade versucht, ein Feuerchen zu entfachen, dann vergreife ich mich ganz sicher im Ton. Aber das mache ich ja sowieso.

Besser wandern–Lilienstein

Der Lilienstein ist sozusagen das Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz, er ziert sogar das Logo des Nationalparks. Ein sehr großer Parkplatz direkt am Felsfuß, gute Wege von Königstein aus, prächtige Aussichten und ein Wirtshaus auf dem Gipfel – kein Wunder, dass hier immer gut was los ist. Zumal auch die beiden Auf- und Abstiege zwar knackig, aber nicht wirklich schwer und auch nicht lang sind. Also, so möge man denken, kann man sich hier zwar einen Tag lang wunderbar ergehen, aber nicht mehr viel entdecken. Pustekuchen, auch hier gibt es die kleinen, geheimnisvollen Orte. Und obendrein auch noch die eine oder andere Sache zu vermelden. Man möge mir folgen.

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Besser wandern–Johannespromenade

Von Schmilka nach Herrnskretschen (Hřensko)– fußläufig macht das keinen Spaß. Knappe zwei Kilometer geht es an der vielbefahrenen Straße lang. Zwar gibt es einen Seitenstreifen für Fußgänger, aber eine Freude ist das nicht. Nun, unsere Altvorderen haben für Abhilfe gesorgt. Ein fast vergessener, stiller Weg verläuft parallel zur Straße auf der Höhe des Hanges – die Johannespromenade. Wie wir noch sehen werden, wurde die einst speziell für die Sommerfrischler im Hotel Herrenhaus angelegt. Selbiges existiert aber schon rund 83 Jahre nicht mehr, und so geriet der Weg in Vergessenheit. Vor rund zwei Jahren wurde er aber genutzt, um von hier aus die Fangzäune rund um Herrnskretschen zu bauen – und bei der Gelegenheit frei geräumt. Man kann ihn also gut laufen – und sollte es auch. Gehen wir also los.

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Wege-Video der Nationalparkverwaltung–mit Update

https://www.youtube.com/watch?v=irmyqz3W9vk

Unter diesem Titel hat die NPV jetzt ein Video ins Netz gestellt. Thema ist ein Apell, auf den erlaubten Wegen zu bleiben. Man möge es sich HIER anschauen.

Ein paar Gedanken von mir dazu:

  1. Handwerklich gar nicht mal so übel.
  2. Allerdings scheinen sämtliche Einstellungen mit Tieren zugekauft. Dafür spricht, dass man erstens außer bei den Falken ganz am Ende nie erkennen kann, wo die Bilder aufgenommen sind. Zweitens sind alle Einstellungen mit der Wandergruppe “gut”, während die Tierbilder “Hochglanz” sind. Gerade bei den Uhu-Bildern scheint es mir unmöglich, solche im Nationalpark aufzunehmen. Und den Luchs gibt es als sesshaftes Tier im Nationalpark gar nicht, es sei denn, jene Tiere im Bad Schandauer Gehege zählen mit.
  3. Bei 0:12 – 0:16 ist die Kirnitzschklamm zu sehen. Und zwar an genau der Stelle wo sich einst die Schönlinder Brücke – der Kerbensteig befand. Das ist eine Stelle, an welcher dem Wanderer, so er ertappt wird, ein Bußgeld droht. Eben weil er, wie im Video thematisiert, dort die Fauna beeinträchtigt haben soll. Es erschließt sich mir nicht, weshalb der Wanderer durchaus, ein Kamerateam aber keineswegs schädlich für die Natur sein soll.
  4. Jetzt wird es ein wenig albern: “Der Luchs riecht fünf mal besser als der Mensch” heißt es da. Nein, stimmt nicht. Der Mensch riecht fünf mal besser als der Luchs, zumindest, wenn er sich gewaschen hat. Eine Rose dagegen riecht besser als ein Mensch. Der Luchs stinkt einfach wie ein Luchs. “Der Luchs hat einen fünfmal besseren Geruchssinn…” wäre eine saubere Formulierung gewesen. Aber dafür hätte man nachdenken müssen.

Fazit: “Gut gemeint” war schon immer das Gegenteil von “Gut”. Tieraufnahmen irgendwo eingekauft – na ja. Luchs ohne Luchse im Nationalpark – problematisch. Eine verdrehte Formulierung mit “riechen” – geschenkt. Aber die Sache mit der Kirnitzschklamm ist eine Frechheit. Und niemand möge mir sagen, da wäre ein Fehler passiert. Ein Fehler wäre es, wenn man zufällig an einer problematischen Stelle vorbei gekommen wäre und die dann im Film gelandet wäre. Aber um da runter zu kommen, bedarf es aktiven Tuns. Wie schon  so oft: Einige sind gleicher!

Update am 5.8.2021

Das Thema machte auch in diversen sozialen Medien die Runde. Jetzt hat die NPV auf Facebook und auf Youtube gleichlautende Stellungnahmen veröffentlicht, die ich hier auch gern noch einmal wiedergebe:

“Wir danken für diesen Hinweis. Es stimmt, dass die Szene von einem Fluss ab Minute 0:13 von einem nicht offiziell zugänglichen Ausschnitt im Nationalpark stammt. Dies widerspricht unseren Grundsätzen und wir werden in einer überabeiteten Version den Ausschnitt ersetzen. Es handelt sich um eine 2010 für einen Dokumentarfilm des NDRs gedrehte Szene, die unter Auflagen hinsichtlich der Zeitdauer der zulässigen Störung und des Zeitraums außerhalb der Brut- und Aufzuchtperiode gedreht wurde. Derartige Aufnahmen sind Ausnahmen, die wir seither nicht mehr in Anspruch genommen haben. Die Weiterverwendung solcher Aufnahmen spart der Natur unnötige neue Störungen und uns Zeit und Kosten.
Vor allem der erste Aspekt ist auch ausschlaggebend dafür, dass wir die Tieraufnahmen angekauft bzw. nachgenutzt haben. Es ist für die Botschaft des Clips auch nicht relevant, ob wir für die Tierszenen neue oder alte Aufnahmen verwenden. Es geht um die Aussage: „Wildtiere haben so überragende Sinnesleistungen, dass sie auch noch so rücksichtsvolle Wanderer*innen lange vorher wahrnehmen können, bevor die Menschen auch nur die Chance haben, selbst die Tiere zu sehen. Und nur wenn Wanderer*innen für die Tiere verlässlich auf den gekennzeichneten Wegen bleiben, werden wir für sie berechenbar und sie fühlen sich in diesem Lebensraum ausreichend sicher. Vielleicht sogar so sicher, dass sie sich hin und wieder auch mal wieder für uns blicken lassen.“
Mit freundlichen Grüßen
Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz

Mist im Rabenauer Grund–aber auch Erfreuliches

Gerade wenn man in Dresden wohnt, ist der Rabenauer Grund immer mal wieder einen Besuch wert. Schnell zu erreichen, auch mit den Öffis, dazu jede Menge Grün, die plätschernde Weißeritz und der eine oder andere Höhepunkt am Wegesrand. Neben dem Hauptweg direkt im Tal gibt es hier links und rechts an den Hängen noch ziemlich spannende und wenig begangene Pfade mit der einen oder anderen Aussicht. Die sind zwar nichts für Stöckelschuh-Wanderer, machen aber einen Heidenspaß. Und genau da schleift es derzeit beträchtlich, weshalb ich zunächst zu den unerfreulichen Neuigkeiten komme.

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Update – Lesetipp: der Nationalpark in Jahrhunderten Und: wo sind die Wanderfahrpläne?

Heute mal was zum Lesen für regnerische Tage: Rolf Böhm und Axel Mothes haben ein wenig im Kaffeesatz gelesen und spekuliert, wie es im Nationalpark in den nächsten Jahrhunderten weitergehen könnte. Wobei: so ganz spekulativ ist das Ganze gar nicht, denn man schreibt hier nur konsequent fort, was wir schon seit Gründung dieser Kopfgeburt erleben: es gibt sukzessive immer weniger Natur, die wir legal und guten Gewissens betreten dürfen. Dabei gibt es natürlich auch eine ganze Menge trockenen Humor, der einem aber gelegentlich schon im Halse steckenbleibt. Wenn etwa aus Kuhstall zunächst Kuhstall – leerstehend und später Kuhstall – renaturiert wird. Oder aus der Buschmühle erst der Geländepunkt Alter Gernert und später der Hubschrauberlandeplatz Forschungsstation Einsiedler wird.

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