Affensteine–mal einsam, mal überlaufen

 

Region: rechtselbisch, Affensteine, Kirnitzschtal
Dauer: gut sieben Stunden mit mehrmals rasten
Entfernung: 17 Kilometer
Höhenmeter (Hoch und Runter): 1210 Meter
Schwierigkeit: etwas anstrengender, aber noch kein Leistungswandern
Bemerkungen: Imbiss auf dem Großen Winterberg, Wirtshäuser am Kuhstall und am Lichtenhainer Wasserfall

 

Derzeit ist die Sächsische Schweiz ja so voll von Touristen, dass man lange grübeln muss, wo es noch stille Ecken geben könnte. Ich denke, mit dieser Runde in den Affensteinen hab ich einen einigermaßen vernünftigen Kompromiss gefunden. Ein paar – sehr volle – gängige Höhepunkte sind dabei. Und auch ein paar sehr ruhige Ecken. Ich habe auch wieder den ÖPNV genutzt, und, man staune, der klappte recht gut. S-Bahn und Bus waren zwar voll, aber nie übervoll. Das funktioniert halt noch bis Ende August, solange meine Dresdner Monatskarte im gesamten Verbundraum gilt. Danach hat der ÖPNV wieder sein altes Problem: er ist zu teuer. Schon mit zwei Mann im Auto reist man dann wieder billiger an als in der Bahn. Parkticket schon eingerechnet. Aber das ist schon ein anderes Thema.

Jetzt also erst einmal auf eine wirklich schöne Runde. Wir sehen: einen Graben, der böse sein will, aber eigentlich schön ist. Eine Hölle, in der es zahm zugeht. Eine herrliche, aber überlaufene Aussicht, die wir alternativ erreichen. Und zu der wir gar eine Alternative finden. Eine weitere wunderbare Aussicht, auf der wir komischerweise allein waren. Einen neuen Imbiss. Eine Ausweichbewegung bei Rangeralarm. Und zu guter Letzt den Kuhstall, der weniger voll war, als befürchtet. Man möge mir folgen.

Verlassen wir den Bus (Linie 241 ab Bad Schandau Bahnhof) am Beuthenfall. Da kann man auch mit der Kirnitzschtalbahn hinfahren, ist romantischer, aber auch langsamer und teurer. Und parken kann man da auch. Wozu man aber wirklich früh aufstehen sollte. Denn hier beginnt der kürzeste Anmarsch zur allseits beliebten Häntzschelstiege, was ganz schnell für Überfüllung sorgt.

Wir gehen also über eine kleine Brücke…

…und danach die Kirnitzsch abwärts auf dem ausgeschilderten Flößersteig. Komischerweise lässt da schon das Aufkommen an Mitwanderern spürbar nach. Und dabei ist das ein wirklich schöner Weg, besser schon: Pfad, der sich immer an der Kirnitzsch lang zieht. Sogar eine Ministiege mit satten zwei Eisen gibt es hier.

Am Rande stehen immer mal wieder Erklärtafeln eines Lehrpfades herum. Auf einer davon wird über den “Bösen Graben” referiert. Und knapp 50 Meter danach bemerken wir tatsächlich ein Seitental. Ein alter Nistkasten am Baum gibt zusätzliche Gewissheit: hier beginnt der Vordere Böse Graben, den wir für den ersten Teil des Aufstiegs nutzen.

  Hier geht es los.

Auf den ersten Metern ist der Pfad hier etwas schlecht zu erkennen, aber schon bald wird er deutlich sichtbar. Obendrein gibt es hier, immer aufwärts schnaufend, schon mal eine geballte Ladung Natur.

Schließlich erreichen wir ein erstes Plateau und damit auch einen bequemen Forstweg, dem wir nach links folgen.

  Blick zurück

Jener Forstweg wiederum mündet in einen grün markierten Wanderweg, die Untere Affensteinpromenande. Wir gehen nach rechts. Um schnell an eine weitere Kreuzung zu gelangen, an der es ausgeschildert in die Wilde Hölle geht. Das ist an sich ein sehr schöner Weg mit ein paar Leitern und Eisenklammern. Allerdings herrschte schon an der Kreuzung einiger Auflauf, da war Stiegenstau zu befürchten. Wir gehen also noch ein Stück geradeaus und schlagen uns dann bei nächster Gelegenheit links den Hang hoch. Anfangs ist das ein breiter Weg, der aber alsbald zum Pfad wird. Hier am Hang hat Oberförster Borki ordentlich gewütet. Was aber auch ein paar völlig neue Sichtachsen eröffnet. Gar nicht so übel.

  Frei gefressen.

Der Pfad kommt wieder im dichteren Wald an und windet sich jetzt im Zickzack nach oben. Passenderweise heißt er Zahme Hölle. Es geht durch ein paar Spalten, alte Treppenreste und Felsinschriften kann man auch noch finden.

  Zahme Hölle.

Wir kreuzen wieder einen breiteren Wanderweg. Ein einsamer Wegweiser zeigt uns nach rechts die Richtung “Schrammsteine” an. Lange folgen wir dem aber nicht. Es heißt aufpassen, denn schon nach wenigen Minuten zweigt nach links ein anfangs kaum zu erkennender Pfad ab. Eine markante Klamotte direkt am Wegesrand kann hier als Orientierung dienen. Am Felsfuß angelangt wird der Pfad deutlich klarer, es geht in einer Spalte weiter nach oben. Man nehme zur Orientierung am besten eine historische Karte zur Hand, denn dies ist der frühere Hauptaufstieg zum Carolafelsen.

  Auf alten Pfaden aufwärts.

Oben angekommen ist es vorbei mit der Ruhe, denn diese Aussicht steht nun in so gut wie jedem Wanderführer beschrieben und ist entsprechend überlaufen. Aber sie ist eben auch sehr schön, weshalb man sie ruhig mal bewundern kann.

  Carolafelsen

Für den Abstieg nehmen wir dann den markierten Weg über ein paar Stufen runter, dann über ein paar weitere Stufen nach rechts wieder hoch. Übrigens gibt es ganz in der Nähe noch eine weitere Aussicht. Die ist nicht ganz so spektakulär, dafür aber viel ruhiger. Man nehme auch hier am besten wieder eine historische Karte zur Hand.

  Alternative Aussicht.

Wir sind endgültig auf der Höhe angekommen und folgen jetzt dem blau markierten Reitsteig in Richtung Großer Winterberg. Dieses Stück Weg ist nun mal sehr bequem zu gehen, breit und fast ohne Höhenunterschied. Und obwohl ein Hauptwanderweg, verteilen sich die Besucher hier ganz gut. Wir passieren unterwegs noch einen Gedenkstein (Forstarbeiter vom Blitz erschlagen) und die Aussicht an der Wenzelwand. Kleines Wunder: an der waren wir fast allein.

  Auf dem Reitsteig.

Nach einer ganzen Weile geruhsamen Wanderns erreichen wir eine große Kreuzung, an der sich mehrere Wege treffen und gleich an ganzes Dutzend Wegweiser herumstehen. Wir nehmen einen breiten, aber unmarkierten Weg scharf nach rechts: die Weiberfähre. Der führt jetzt im weiten Bogen gegen den Uhrzeigersinn um den großen Winterberg herum. Um schließlich auf die befestigte Winterbergstraße zu treffen, der wir nur ein kleines Stück weiter nach rechts folgen. Dann ist auch schon die Kipphornaussicht ausgeschildert. Ganz ohne Zweifel eine der schönsten ihrer Art im Elbsandstein. Und, ein neuerliches Wunder: wir waren allein!

Von der Aussicht gehen wir zurück auf die Straße und diese dann aufwärts. Jetzt sind wir natürlich mit der Kirche ums Dorf gelaufen, aber diese Aussicht war den Umweg wert. Wir kommen auf den Gipfel des Großen Winterbergs. Das Wirtshaus hier oben ist immer noch geschlossen, aber immerhin gibt es wieder einen Imbiss. Wie immer, wenn eine Tränke in der Nähe ist, herrscht auch Betrieb. Aber es war keineswegs störend, die zahlreichen Besucher wussten sich zu betragen.

Wir gehen geradeaus am Wirtshaus vorbei und steigen, immer noch auf breitem Weg, wieder ab. Markierung ist unter anderem ein grüner Strich. Prompt landen wir wieder an der großen Kreuzung, an der wir kürzlich zur Weiberfähre abgebogen sind. Nur eben “hinten rum”. Hier steht noch eine alte Wegesäule, die unter anderem zum Prebischtor weist. Ach ja, das waren Zeiten.

  Bessere Zeiten.

Wer jetzt brav auf dem Pfad der Tugend bleiben will, der folgt ab hier weiter dem grünen Strich in das Heringsloch. Der Weg ist wahrlich zu empfehlen. Wer ein wenig zu sündigen gedenkt, der geht erst mal ein Stück nach rechts (grüner Punkt). Nach einer kleinen Strecke geradeaus kommen wir an den sehr markanten Katzenstein, der wieder mitten auf einer Kreuzung steht.

  Keine Mietz gesehen.

Genau am Katzenstein beginnt in nördlicher Richtung der Abstieg durch Försters Loch. Hier hat die Nationalparkverwaltung mal wieder frisch gewerkelt und den Beginn des Weges neu mit eigens gefällten Bäumen zugeworfen. Ist aber kein Problem, diese Bäume liegen so auffällig herum, dass sie prima zur Orientierung dienen können.

 Dahinter beginnt der Weg.

Kleiner Einwurf: am Katzenstein parkte doch tatsächlich einer der großen Waldpanzer der Nationalparkverwaltung. Da überlegt man natürlich, ob man auf Abwege geraten sollte. Prompt sahen wir aber auch den zugehörigen Ranger in der Nähe schleichen. Also geschwind ein wenig Interesse am Katzenstein geheuchelt. Nach kurzer Zeit dann das Klappen der Autotür, das Brummeln des Motors und das abfahrende Auto vernommen. Noch kurz gewartet und ab in des Försters tiefes Loch.

Welches keineswegs ein Trampelpfad ist, wie man vermuten könnte. Vielmehr entdecken wir altes Pflaster, welches auf eine frühere große Bedeutung des Weges hinweist. Obendrein ist es hier ein wenig düster. Romantiker kommen voll auf ihre Kosten. Da der Weg seit Gründung des Nationalparks nicht mehr unterhalten wird, liegt natürlich immer mal etwas Holz quer. Ist aber alles unproblematisch, und der Weg ist auch jederzeit gut zu erkennen. Was beweist, dass er gut begangen wird.

Schließlich kommt von links das oben erwähnte Heringsloch zu unserem Weg dazu, und wir sind wieder auf tugendhaften Pfaden. Stur geradeaus erreichen wir die satt grünen Queenenwiesen.

 Queenenwiesen

Dort gehen wir links auf der breiten Zeughausstraße weiter. Es geht wieder aufwärts. Bis zu einer kleinen Schutzhütte, dort halten wir uns rechts. Ausgeschildert ist hier schon der Kuhstall.

Zur Namensfindung: Kuhstall heißt eigentlich nur das berühmte Felsentor, der ganze Fels heißt Neuer Wildenstein. Und den erreichen wir jetzt “von hinten”. Es geht noch mal hoch, über eine kleine Leiter und Steinstufen in einer Spalte.

Und schon stehen wir vor dem Felsentor samt Gastwirtschaft. Merkwürdig: im Biergarten war ordentlich Betrieb, an den Aussichten und auf dem Gipfel dagegen war es ruhig. Sollte der eine oder andere nur zum Saufen hier rauf kommen? Wollen es nicht hoffen.

Auf den Gipfel kommt man über die Himmelsleiter (eng und steil) oder über bequeme Treppen. Die Aussicht von oben lohnt sich auf jeden Fall.

Sehr nett für Kinder ist hier auch noch der Blick vom Schneiderloch. Erst in eine Höhle, dann über ein paar Eisen nach oben zum Ausguck. Alles hervorragend abgesichert und macht Spaß.

Auch ein paar unmarkierte An- und Aussichten gibt es hier noch. Ruhig mal ein wenig herumstromern.

Zu guter Letzt schließen wir uns den zahlreichen Besuchern an und nehmen den markierten Abstieg zum Lichtenhainer Wasserfall. Es geht vorbei an einer ganzen Kompanie der berühmt – berüchtigten Steinmännchen.

 Kunst am Kiesel.

Unten angekommen können wir gern noch warten, bis der Wasserfall gezogen wird. Passiert aller 30 Minuten.

 Lichtenhainer Wasserfall.

Hier fährt dann auch wahlweise die Kirnitzschtalbahn oder der Bus zurück. Wer mit dem Auto kam, muss noch ein paar Meter auf der Straße zum Beuthenfall zurück laufen.

Fazit: rund 17 Kilometer. Der aufgezeichnete GPS-Track wackelt wie Lämmerschwanz links und rechts des Weges, so dass ich mal einen Kilometer abgezogen habe. Ganz ordentlich Höhenmeter. Auf weiten Teilen der Strecke war es trotz derzeitigem Besucheransturms sehr ruhig, wenn nicht gar einsam. Am Kuhstall war mehr los, aber nicht übervoll. Störend fand ich lediglich die Massen auf dem Carolastein. Also alles in allem eine wirklich empfehlenswerte Runde.

Zum Nachwandern:

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2 Gedanken zu „Affensteine–mal einsam, mal überlaufen

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