Auf Quandts Spuren rund um Dürrröhrsdorf Wesenitztal - Schöne Höhe - Zwergenhöhle - Lieblingstal

Johann Gottlob von Quandt

Quandt? Was fällt uns dazu ein? Klar, Quantenphysik. Und im Sächsischen nennt man ein paar streng riechende Füße auch gern “Quanten”. Dem Technikhistoriker fällt vielleicht auch noch jene Firma ein, die einst ein Pionier der elektronischen Bildbearbeitung war und heute nicht mehr existiert: Quantel.
Mitnichten und Neffen, keine Physik, keine digitalen Bilder und erst recht keine müffelnden Füße. Wir begeben uns heute auf die Spuren des Johann Gottlob von Quandt (1787 – 1859). Der wurde mit einem silbernen Löffel im Mund geboren und konnte so eine exzellente Privatausbildung genießen, Europa bereisen und Kunst und Kultur der Welt kennenlernen. Er konnte das Rittergut von Dürrröhrsdorf samt umliegender Dörfer kaufen und erfolgreich bewirtschaften. Und er konnte sich vor allem als Kunstmäzen in der Dresdner Region einen Namen machen. Obendrein war er ein glühender Verehrer von Goethe. Rund um Dürrröhrsdorf – Dittersbach hat er zahlreiche Spuren hinterlassen.
Also genug geschwätzt und losgewandert.

Wir fahren nach Dürrröhrsdorf und spähen dort, gleich an der Hauptstraße, nach einem “Diska – Markt” unterhalb der Kirche. Den Parkplatz des Marktes ignorieren wir aber und fahren noch ein Stück weiter. Nach einer scharfen Rechtkurve sehen wir dann schon einen großen Wanderparkplatz, der obendrein kostenfrei ist. Sehr schön, hier kann die Karre stehenbleiben.

Unser erstes Ziel soll der Schlosspark sein. Leider sind die direkten Zugänge (gleich am Parkplatz oder durch das Schloss) versperrt. Das Schloss ist in Privatbesitz. Wir müssen also zurück zur Hauptstraße laufen und dann an der Kirche vorbei. Dort sehen wir zunächst ein Kriegerdenkmal des Ersten Weltkrieges…

…und sodann noch eine Gebäudeinschrift, die des Ostalgikers Herz höher schlagen lässt.

  Vorwärts zur Ernteschlacht!

Wenn wir uns mal umdrehen, können wir auch einen Blick auf das Schloss werfen. Die Sanierung scheint hier gut voran zu gehen.

Schließlich kommen wir zu einem Buswendeplatz, und dort, zur Rechten, beginnt dann auch unsere Tour. Zahlreiche Wegweiser zeigen mannigfaltige Ziele an.

Es wird sogleich kühl und schattig, die Wesenitz plätschert im Tale dahin.

  Schön ist es hier

Einwurf, die erste: die zahlreichen Wegweiser am Beginn der Tour sollen eine Ausnahme bleiben. Hin und wieder findet man zwar auch im weiteren Verlauf einen, aber meist dort, wo man ihn nicht braucht. Ein vernünftige Karte der Ecke konnte ich auch nicht finden. Und so sind wir, als es pusselig wurde (beim Zugang zur Zwergenhöhle, folgt später), nach GPS gewandert. Obwohl mir das eigentlich widerstrebt, es hat so was unpersönlich-automatisiertes an sich.

Jetzt aber sehen wir zu unserer Rechten erst mal eine kleine Brücke, die uns in den öffentlichen Schlosspark führt. Das Tor am Ende der Brücke droht zwar mit einem Biss in die Wade durch den Hausköter, aber Bange machen gilt nicht.

Den Park können wir jetzt gegen den Uhrzeigersinn umrunden. Dabei sehen wir schon einige Statuen – so die der Jagdgöttin Diana – und den Nachbau eines römischen Tempels. Herr Quandt lässt grüßen.

  Kultur tanken

Einwurf, die zweite: das alles war Anfang der 1990er Jahre völlig heruntergekommen oder schlicht nicht mehr vorhanden. Sowohl hier im Schlosspark, als auch auf der Schönen Höhe (Tourhalbzeit) und im Lieblingstal (Tourziel). Der unermüdlichen Arbeit eines örtlichen Vereins ist es zu verdanken, dass es wieder manierlich aussieht. Also unbedingt mal auf deren Homepage vorbeischauen und mehr über Quandt, aber auch über die mühselige Rekonstruktion seines Erbes, erfahren.

Wir zumindest sehen nach einer Runde um den Park dieses Tor, gehen durch und sind jetzt auf einem stillen Waldpfad. Die Wesenitz begleitet uns weiterhin.

Es geht ein wenig hoch und runter, und schließlich sehen wir einen Abzweig zur Teufelskanzel angeschrieben. Da gehen wir ein Stück nach unten und sehen einen mächtigen Brocken samt kleinem Rast- und Aussichtsplatz im Wasser liegen. Da rasten wir auch mal.

Zurück auf dem Hauptweg haben wir zwei Alternativen: rechts gehen zahlreiche Treppen auf direktem Weg zur Schönen Höhe. Geradeaus ginge es nach Elbersorf und von dort dann weiter. Wir haben uns für Elbersdorf entschieden. Was im Nachhinein vielleicht doch nicht so glücklich war, der Weg über die Dorfstraße zieht sich und steigt dabei stetig an.

Aber gejammert wird nicht, zumal das Dorf sehr schön ist. Also gleich nach dem Dorfeingang rechts einen Weg nach oben und dann auf der Bergstraße (nomen est omen) weiter hoch.

An einem Kreuz biegt dann links der Zugang zur Schönen Höhe ab. Hier steht auch eine Bank.

  Hier abbiegen und rasten

Oben angekommen fällt uns natürlich sogleich das Belvedere ins Auge. Dieses pittoreske Türmchen hat Herr Quandt zu Ehren Goethes bauen lassen. Im Grundstein soll gar ein handschriftlicher Brief Goethes eingelassen sein.

  Belvedere

Die unterste Etage beherbergt einen Saal mit Fresken, die sich auf bekannte Werke des Dichterfürsten beziehen, die erste Etage zeigt eine kleine Ausstellung. Beides kann man Sonntags von 13.00 – 17.00 Uhr ohne Anmeldung besichtigen. Außerhalb dieser Zeit kann man mit dem Quandt-Verein einen Termin absprechen, Kontaktdaten finden sich auf der Homepage.

Während der Öffnungszeiten der Gaststätte nebenan kann man aber jederzeit auf die Aussichtsplattform des Turms steigen. Der Eintritt ist mit einem Euro sehr günstig, die Aussicht sehr schön. Nur Richtung Sächsische Schweiz leider etwas zugewachsen. Da ist dann der Blick von der Terrasse der Gaststätte sogar besser.

  Hoher Schneeberg von der Terrasse

  Blick vom Turm

  Wirklich günstig

Im Gasthaus nebenan kann man sich stärken. Hier ist ein wenig die Zeit stehen geblieben. Was nicht nur für die Einrichtung und den Freisitz gilt, sondern erfreulicherweise auch für die Preise. Für kleines Geld reicht man einfache, bodenständige Gerichte. Uns hat es wirklich geschmeckt. Und die Bedienung war obendrein superfreundlich. Öffnungszeiten auf der Homepage.

  Gasthaus Schöne Höhe

Ab jetzt kam ich mit meiner miserablen Karte (Maßstab 1:50 000 – eine Schande) nicht mehr weiter und fragte deshalb die Kellnerin, wo es zur Zwergenhöhle geht. Sie zeigte grob die Richtung und meinte, es sei ausgeschildert. Pustekuchen, war es nicht. Jetzt kam also das GPS zum Einsatz, die Pfade, auf die es uns führte, waren teilweise ziemlich schmal und zugewachsen. Aber wir kamen ans Ziel.

Die Höhle selbst ist eine Felsspalte, die Herr Quandt, wohl gerade in romantischer Stimmung, oben hat mit einem Gewölbe zumauern lassen. Man kann einmal durchlaufen.

  Zwergenhöhle

Komisch, wieso so ein kleiner wandermäßiger Höhepunkt nicht besser ausgeschildert ist. Hinter der Höhle hielten wir uns dann scharf links, ehe wir einen breiten Waldweg erreichten. Ab hier war dann unser letztes Ziel, das Lieblingstal, wieder sehr gut ausgeschildert.

Der Weg durchs Tal beginnt zunächst als Pfad, sehr schön schattig und einsam.

  Lieblingstal

Alsbald aber treffen wir auf Quandt’sche Hinterlassenschaften. Ein Denkmal widmet sich ersten sächsischen Verfassung von 1831, ein weiteres zeigt deren Stifter, Sachsenkönig Anton.

Nur nochmal zur Erinnerung: das alles war mehr oder weniger verschwunden. Was der Quandt-Verein hier geleistet hat, kann nicht oft genug erwähnt werden.

Auch von der Hubertuskapelle links am Wegesrand standen nur noch ein paar Mauerreste. Jetzt strahlt sie wieder wie einstmals zu Zeiten Quandts.

  Hubertuskapelle

Schließlich kommen wir zum Talausgang, wo uns ein Felstrumm nochmal anzeigt, wo wir gerade waren.

  Aha!

Den Parkplatz haben wir jetzt schon vor Augen, womit sich die Runde geschlossen hätte.

Fazit: Zehn Kilometer bei geringen Höhenmetern. Gut an heißen Tagen, weil viel Schatten und Wasser in den Tälern. Die Leistungen des Herrn Quandt nötigen genau so viel Respekt ab wie jene des Vereins, der sein Erbe bewahrt. Den Aufstieg zur Schönen Höhe würde ich aber nicht mehr durch Elbersdorf, sondern über die Treppen machen. Dadurch wird die Tour sogar noch ein wenig kürzer.

Zum Nachwandern:

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